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Die Insel Djurgarden in Stockholm

Die Insel Djurgarden in Stockholm

Wenn einem nach Abzug der Reisezeit nur 2 ½ Tage in einer Stadt wie Stockholm zur Verfügung stehen, kommt man um die quälende Frage nach den besten Sehenswürdigkeiten nicht herum. Die Hauptstadt Schwedens ist zwar nicht so groß, aber durch die Verteilung auf insgesamt 14 Inseln dennoch recht weitläufig.

Am ersten Tag also besser Kultur, Natur, Stadtrundfahrt oder Shoppen in der Stadt? Als Fortbewegungsmittel am besten zu Fuß, mit Fahrrad, Hop On Drop Off-Bus oder Taxi? Ich weiß nicht, ob es anderen Vielreisenden auch so geht, aber die klassischen Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Museum & Co. sind irgendwann nicht mehr so interessant wie die Besonderheiten einer Stadt oder Region, die es woanders nicht gibt. Und das ist in Stockholm zweifelsohne.

Der einzige Nationalpark der Welt in Citylage: Die Insel Djurgarden!

In der Umwelthauptstadt Europas wollte ich mich natürlich entsprechend umweltbewusst verhalten und entschied mich für das Fahrrad. Der Weg nach Djurgarden würde über die Insel Södermalm mit dem angesagtesten Viertel Sofo führen sowie über die Insel Stadsholmen mit der Altstadt Gamla Stan, dann weiter durch Nörrmalm und Östermalm, dem exklusiveren Teil der Stadt. Damit würde ich gleich am ersten Tag einen groben Überblick über die fünf interessantesten Viertel der Stadt bekommen und könnte meine Pläne zwischendurch bei Bedarf auch umstellen.

Man muss sich nicht sonderlich lange in der Hauptstadt Schwedens aufhalten, um ein paar Besonderheiten festzustellen: Zum einen ist es unglaublich sauber und aufgeräumt. Man hat sogar das Gefühl, dass die Luft hier irgendwie besser ist. Zum anderen sind die Menschen wesentlich entspannter, viele haben ein Lächeln auf dem Gesicht und nur selten sieht man hektisch herumlaufende Männer oder Frauen. 

Die Fahrradwege sind gut ausgebaut und verlaufen häufig separat zu den größeren Straßen, was ein relaxtes Fahren verspricht. Entlang der vielen Ufer-Promenaden war die Strecke ein echtes Vergnügen. Gemütliche Cafés und Restaurants gibt es gefühlt an jeder Ecke, die allesamt sehr einladend wirken. Alles in allem war es der perfekte Tag in dieser Stadt mit einem fantastischem Wetter.

Beim Übergang auf die Insel Djurgarden hatte ich erst die vierte der über fünfzig Brücken der Stadt passiert. Und dann hatte ich den Ekoparken endlich erreicht, den man natürlich auch mit der Straßenbahn oder mit der Fähre von verschiedenen Stellen der Stadt aus anfahren kann. Die grüne Insel ist auch für die Stockholmer ein beliebtes Ausflugsziel.

Ich habe ohnehin das Gefühl, dass die Natur hier eine wesentlich bedeutendere Rolle spielt als bei uns. Selbst die coolen Musiker kommen gern zum Picknick hierher, um die langen Nächte im Sommer am Wasser ausklingen zu lassen. Hierzu gibt es auch einen interessanten Artikel in der Zeit mit Ausgeh-Tipps bekannter Stockholmer Musiker.

Ob in U-Bahnhöfen oder Parks – an Kunstausstellungen kommt man in Stockholm nicht vorbei. In diesem Fall waren es überdimensional große Bananen, die aufgrund ihres realistischen Aussehens gar nicht so unnatürlich wirkten.

Auf Djurgarden gibt es neben zahlreichen Museen und Galerien ein Schloss mit einem königlichen Park, zwei große Vergnügungsparks namens Gröna Lund und Junibacken, eine historische Villa, ein Aquarium sowie verschiedene Restaurants und Cafés.

Am Vasa-Museum vorbei, in dem ein 70 m langes Schiff aus dem 16. Jahrhundert steht, das aufgrund eines Konstruktionsfehlers nie zum Auslaufen kam, führte der Weg wieder ans Wasser. Auch das Spritmuseum (welches die Beziehung der Schweden zum Alkohol näher bringen möchte) mit seinem stylischen Restaurant ließ ich links liegen und landete letzten Endes im südlichen Teil der Insel an einem kleinen Park, der zu der Villa des schwedischen Malers Prins Eugen führte. Mich interessierte allerdings weniger der Maler als das kleine Café Ektorpet, das etwas versteckt auf einem kleinen Berg lag.

Ich hatte mir in dieser Stadt bereits abgewöhnt, die schwedische Währung jeweils in Euro umzurechnen. Das Ergebnis würde mich jedes Mal frustrieren und beschloss daher, das Leben hier in den wenigen Tagen zu genießen, ohne auf Preise zu achten. Daher nahm ich auch die 4 Euro für ein einziges Hefeteilchen regungslos hin, das gefüllt mit Nutella, Zimt und Kardamom unfassbar lecker schmeckte.

Verschiedene Wege am Ufer sind auf der Insel für Radfahrer nicht zugelassen, worüber ich mich allerdings in vorgespielter Unkenntnis hinwegsetzte. Es war ohnehin wenig los auf den Wegen, weshalb ich niemanden stören würde. Dann bildete ich irgendwann das Ende einer Touri-Radgruppe, der ich mich eine Zeitlang anschloss, bis ich das populäre Restaurant Djurgardsbrunn erreichte und sodann eine andere Richtung einschlug.

Die riesigen Herrenhäuser mit noch größeren Gärten drumherum und direktem Blick auf das Wasser würden wahrscheinlich Rosamunde Pilcher-Fans Freudentränen in die Augen treiben. Die Anwesen im Norden sind zwar leider oft nicht gut einsehbar, aber die Gärtner scheinen alle Arbeit zu leisten. Die perfekte Idylle!

Auf dem Rückweg kam ich an weiteren einladenden Cafés vorbei, die Kaffee, Cidre, Waffeln und anderen Süßigkeiten anboten. Jogger und Radfahrer legen hier Halt ein, andere wiederum starten einen Kajak-Ausflug, den ich mir allein ehrlich gesagt nicht zutraute. Das Fahrrad ist aber auf dieser Insel definitiv das beste Fortbewegungsmittel.

Nach sieben Stunden zurück im Hotel hätte ich für den nächsten Tag am liebsten gleich wieder Djurgarden geplant. Wem mehr Zeit in dieser Stadt zur Verfügung steht, kann auf dieser Insel gut und gerne zwei volle Tage verbringen. An Unterkünften gibt es zwar meines Wissens nur ein ziemlich teures Hotel, aber durch die gute Erreichbarkeit und Nähe zur Stadt muss man nicht zwingend hier wohnen.

Hier meine etwa 20 km lange Route mit dem Start auf der Insel Langholmen:

(c) Google Maps

Den kommenden Tag werde ich in verschiedenen Vierteln verbringen und bin schon gespannt, ob mich die Stadt selbst ebenso begeistern kann wie die dieser kleine, romantische Ausflug in Schwedens Natur. Und auch dieser Abend ist länger als jeder andere bei uns in Deutschland, da es nicht dunkel wird…

Zeige Kommentare (9)
  • Das weckt schöne Erinnerungen, tolle Fotos! Ich war vor etwa einem Jahr auch auf der Insel und war wie du hin und weg von dieser schönen Natur und dieser Ruhe, die man dort erlebt. Genau in dem Djurgardsbrunn war ich auch essen und habe das relaxen auf der Terrasse sehr genossen. Unvergesslich…. :-)

    • Hi Sabine, ich könnte auch sofort wieder hin. Habe selten so viele nette, coole und einladende Restaurants gesehen, die so einladend wirken. Allerdings würde ich auch wahnsinnig gern den Winter in Stockholm kennen lernen. Liebe Grüße ;)

    • Ich. Will. Da. Auch. Unbedingt. Nochmal. Hin. :)
      Beim nächsten Mal aber vielleicht in der Winterzeit. Habe heute übrigens gelesen, dass Helsinki die lebenswerteste Stadt der Welt sein soll. Dies wäre zu überprüfen…

      • Okay… das kann ich allerdings nicht bestätigen… Stockholm fand ich da spannender. Meine persönliche Toplist der Städte, in denen ich gerne leben würde, wird angeführt von Trondheim – gefolgt von Oslo. Bergen ist leider raus, da regnet es praktisch IMMER.
        Im Winter muss ich wohl auch nochmal nach Norwegen – mit Telemarkskiern durchs Telemark: Hüttenwandern!

  • Liebe Ute,
    hast Du mein sehnsuchtsvolles Seufzen von Düsseldorf bis auf Deine Fähre nach Island gehört? ;-)
    Djurgarden ist wirklich ein Traum! Daß man mitten in einer Metropole so abtauchen kann, ist wunderbar!
    Mit dem Rad hast Du ja wirklich eine wahnsinnige Strecke zurückgelegt! Respekt!
    Wer etwas weniger sportlich ist, kann mit der Straßenbahn Nr. 7 vom Nybroplan rüberfahren oder mit dem Bus 69 mal bis zur Endstation Blockhusudden. Das ist ein recht unbekannter Teil der Insel. Ca. 200m von der Endstation wohnen Prinz Carl Philip und seine Sofia in einem grünen Haus. (Für die Royal-Fans.. ;-) )
    Liebe Grüße von einer sehnsuchtsvollen Pia, die sich nun weiter durch Deine tollen Berichte lesen wird..

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