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Soziale Projekte in Südamerika

Soziale Projekte in Südamerika

Während wir in unserem gemütlichen Büro sitzen, ab und an die Kaffeetasse zum Mund führen, auf unserer Tastatur rumhacken und auf den Bildschirm starren, kämpfen manche am anderen Ende der Welt mit heißen Temperaturen, Tieren und Fremdsprachen. Zwei Frauen, die sich ins tropische Südamerika begeben haben, um sich dort sozial zu engagieren. Welche Erfahrungen man im Dschungel von Costa Rica und Ecuador machen kann, berichten sie nachstehend.

Südamerika verfügt über eine fantastische und atemberaubende Flora und Fauna, wie sie in dieser Vielfalt wohl einzigartig sein dürfte: Patagonien, Feuerland, Gletscher, Salzwüsten, Seen, Vulkane und Wasserfälle, um nur einige Highlights zu nennen. Dem noch nicht genug legt es noch ein paar Joker wie die Pyramiden in Mexiko und Machu Picchu in Peru auf den Tisch, begleitet von alten Kulturen, einzigartigen Stränden und rassiger Musik.

Als ich das erste Mal allein nach Südamerika (Costa Rica) reisen wollte, haben mich alle für verrückt erklärt – zu gefährlich. Leonie und Miriam haben die weite Reise angetreten. Welche Erfahrungen sie gemacht haben? Lest selbst:


Soziales Projekt EcuadorWas machst du beruflich oder was möchtest du studieren?

Ich möchte Medizin studieren.

Wo ist dein soziales Projekt und wie lange dauert es?

Zurzeit in Tena in Ecuador. Die Dauer des Projektes beträgt insgesamt 6 Monate.

Wie kam es dazu, dass du dich für ein Hilfsprojekt im Ausland entschieden hast?

Mein Wunsch war es, nach der Schule noch nicht direkt zu studieren, sondern die Zeit zu nutzen und etwas anderes (Soziales) machen – und das nicht in Deutschland. Reisen, andere Länder und besonders Südamerika haben mich schon immer sehr gereizt und ich finde, dass man weiter weg von zuhause ganz andere, neue, wertvolle und intensivere Erfahrungen macht.

Hattest du vorher irgendwelche Bedenken oder Ängste?

Ich hatte Angst davor, keinen Anschluss zu finden, keine netten Leute zu treffen und mich einsam zu fühlen.

Beschreibe kurz den Inhalt und Umfang deiner Arbeit. Was genau machst du vor Ort?

Zurzeit arbeite und lebe ich in einem ökologisch geführten Hostel am Rand vom Amazonas Gebiet. Die Aufgaben von uns Freiwilligen hier sind, sich um die Gäste und den Haushalt zu kümmern. Das bedeutet: Essen zubereiten, kochen, spülen, Wäsche waschen, Betten beziehen, Zimmer vorbereiten, im Garten arbeiten. Ich plane allerdings, das Projekt bald zu wechseln und in einem Krankenhaus in Riobamba zu arbeiten.

Wie sind deine Erfahrungen mit diesem Projekt?

Die Arbeit an sich gefällt mir gut, auch der Umgang mit vielen verschieden Gästen aus der ganzen Welt ist interessant. Außerdem macht es Spaß, so eng mit dem Projekt verbunden zu sein und hier nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu leben und so einiges an Verantwortung zu tragen. Allerdings bedeutet das in dem Fall auch, dass wir fast ausschließlich hier im Hostel sind und so der Kontakt mit dem Rest der Stadt und ihren Einwohnern begrenzt ist. Deshalb möchte ich auch nicht meine ganzen 6 Monate hier verbringen, sondern noch anderswo das Leben in Ecuador genauer kennen lernen.

Ecuador Sozial engagierenWürdest du dieses Thema nochmals wählen? Oder müsste etwas anders/besser sein? Würdest du auf etwas genauer achten?

Ja, ich würde mich nochmal dafür entscheiden, hier im Hostel zu arbeiten, da mir die Idee die dahinter steckt und die Umsetzung sehr gut gefällt. Da das Hostel selbst aber teils von Deutschen geleitet wird und die anderen Volontäre auch fast immer nur Deutsche sind, ist die interkulturelle Erfahrung mit Ecuador noch nicht so groß, was schade ist. Das wäre viel eher der Fall, wenn dieses Hostel nur von Ecuadorianern geführt wäre.

Wie fandest du bisher Ecuador? Hast du auch etwas vom Land sehen können?

An Ecuador gefällt mir am meisten die Natur und die Landschaft. Den Regenwald mit seiner Artenvielfalt fand ich wirklich sehr beeindruckend, aber auch die Anden in Ecuador mit Vulkanen und einer ganz eigenen Landschaft, haben mich sehr begeistert. Die Städte, die ich bisher besucht habe, fand ich (besonders im Vergleich zu Europa) allerdings nicht so schön.

Über welche Agentur/Vereinigung hast du das Projekt gebucht? Würdest du sie weiterempfehlen?

Ich habe das Projekt über private Kontakte gefunden, was mir insgesamt auch sehr zusagt. Es gab keine bürokratischen Umstände und keine damit anfallenden Kosten. Kost und Logis ist für uns Volontäre hier umsonst und wir können auch die angebotenen Ausflüge mitmachen. Wenn ich in einer Gastfamilie wohnen werde, wird das monatlich etwas kosten, allerdings fallen auch da kaum Kosten zur Vermittlung etc. an, womit ich einige unnötigen Ausgaben umgehe.

Gibt es etwas, was du anderen, die gerade auf der Suche nach einem sozialen Projekt sind, unbedingt empfehlen würdest?

Ich würde empfehlen, sich abseits von großen, meistens sehr teuren Organisationen auch mal umzuhören und im Internet zu suchen, weil sich so gute Projekte finden lassen und man das Geld nicht in Vermittlung steckt, sondern viel eher in die Projekte vor Ort.

Würdest du meinen, dass du dich durch die Erfahrungen bei diesem Auslandsaufenthalt irgendwie verändert hast?

Bis jetzt würde ich sagen, habe ich zu schätzen gelernt, wie gut es uns zuhause geht und welche Standards wir gewöhnt sind, die überhaupt nicht selbstverständlich sind. Ich glaube, dass wenn ich zurück in Deutschland bin, werde ich mich mehr über Dinge freuen können, die mir hier fehlen.

Leonie, du hast es tagtäglich mit großen Spinnen zu tun. Wie gehst du damit um?

Ich hatte noch nie große Angst vor Spinnen und war deshalb auch immer diejenige, die sie aus dem Zimmer entfernen musste. Die Spinnen in Deutschland sind aber vergleichsweise winzig zu den Exemplaren, auf die man hier trifft. Eine Vogelspinne ist hier überhaupt nichts Aufregendes und wenn ich eine sehe und denke „die ist aber groß“, bekommt ich als Antwort, das sei noch ein kleines Tier. Bevor ich hier eine Woche lang mit einer Vogelspinne im Zimmer gewohnt habe, dachte ich, sie seien gefährlich und böse. Die sind aber noch harmlos im Vergleich zu anderen Arten, die hier leben wie z. B. die Bananenspinne, deren Biss tödlich sein kann und die auch schon hier am Grundstück gesehen wurde.

Der Gedanke an die giftigen Tiere hier (auch Schlangen) beunruhigt mich etwas, aber ich habe hier noch nie eine gesehen. Insgesamt gewöhnt man sich in Ecuador an einiges, vor dem ich mich in Deutschland geekelt hätte. Es ist wirklich nichts Besonderes, wenn man eine Kakerlake in der (offenen) Küche sieht, auch mal im Spülbecken, oder wenn mir wirklich gigantische Motten, Heuschrecken o. ä. über den Weg laufen und im Zimmer rumschwirren. Es gibt hier wirklich sehr sehr viele Insekten, natürlich auch kleinere, die man überall trifft – tot oder lebendig, was mich öfter mal nervt, aber nicht groß stört.


Soziale Projekte Costa RicaWie kam es dazu, dass du dich für ein soziales Projekt im Ausland entschieden hast?

Ich wollte einmal eine ganz andere Tätigkeit ausüben, eine neue Sprache lernen, eine andere Kultur kennenlernen, die Welt entdecken und eine Reise alleine machen.

Hattest du vorher irgendwelche Bedenken oder Ängste?

Da war die Angst, mich alleine nicht zurecht zu finden an einem fremden Ort. Außerdem konnte ich kein Wort Spanisch.

Was genau hast du vor Ort gemacht?

  1. Projekt: Arbeit mit verletzten und kranken Wildtieren (Füttern, Käfig putzen etc.), landwirtschaftliche Arbeit mit Kühen und Hühnern, Arbeit mit Pflanzen, d.h. eine Baumschule errichten.
  2. Projekt: Schutz der Meeresschildkröten. Nachts am Strand entlang gehen, um die Schildkröten bei der Eiablage zu sichten und zu markieren sowie die Schildkröten-Eier einzusammeln. Zudem Arbeit in einer Brutstation, Strandsäuberung, Erstellen eines Kräutergartens…

Wie waren deine Erfahrungen mit dieser Arbeit?

Das war eine super Erfahrung und ich habe viele neue nette Leute kennengelernt. Alle waren hilfsbereit und die Arbeit war sehr interessant.

Würdest du dieses Hilfsprojekt nochmals machen? Oder müsste etwas anders/besser sein? Würdest du auf etwas genauer achten?

Ich würde ein solches Projekt jederzeit wieder machen.

Costa Rica Hilfsprojekt TiereWie fandest du dein Reiseland? Hast du auch etwas vom Land sehen können?

Costa Rica ist meiner Meinung nach ein superschönes Reiseziel. Das Reisen mit den Bussen ist einfach und die Leute sind nett und hilfsbereit. Das Land ist schön, vor allem die zahlreiche Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen ist toll. Habe das Land zu einem späteren Zeitpunkt nochmals bereist, da ich beim ersten Mal aus Zeitmangel nur die Projekte besucht habe und dort keine Zeit verblieb, das Land zu sehen. Mein Tipp: Anschließend ans Projekt noch etwas Reisezeit einplanen.

Über welche Agentur/Vereinigung hast du dein Thema gebucht? Würdest du sie weiterempfehlen?

Das Projekt bzw. die Projekte habe ich über Boa Lingua gebucht. Es war eine gute Erfahrung, allerdings gibt es auch preiswertere Angebote, wie ich im Nachhinein erfahren habe.

Gibt es etwas, was du anderen, die gerade auf der Suche nach einem sozialen Projekt sind, unbedingt empfehlen würdest?

  • Genügend Zeit einplanen für die Reisevorbereitungen.
  • Projekte vergleichen.
  • Etwas wagen.
  • Nicht nur ein Projekt wählen bzw. besuchen.

Habe durch die Reise und das Projekt  noch mehr Selbstsicherheit gewonnen. Wurde mutiger und reiselustiger. Bin aber auch zufrieden mit meinem zu Hause und komme immer wieder gerne zurück.

Gibt es sonst noch etwas, was du zu diesem Thema loswerden möchtest?

Ich habe im Projekt viele nette Leute kennen gelernt und es haben sich tolle Freundschaften daraus ergeben.  Ich habe viel Neues gesehen und viele tolle Erfahrungen gemacht. Ich würde jedem empfehlen eine solche reise zu machen.   

Costa Rica Tortugueros
Zeige Kommentare (3)
    • Hi Nadja, ich möchte mich in Zukunft auch gerne mehr damit beschäftigen. Finde es auch toll, dass es so viele Möglichkeiten gibt, sich sozial zu engagieren. Dein/Euer Blog ist übrigens echt klasse! LG Ute

  • Hallo Ute und Pura Vida aus Costa Rica!
    Morgen geht es für mich hier auf eine Finca und etwas für den Naturschutz u d Regenwald zu tun. Das Land ist so schön und ich bin froh, allein als Belohnung nach meinem Studium, diesen Schritt gewagt zu haben! Liebe Grüße Anne

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