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Aussteigen und 5 Jahre chillen – Warum jetzt Schluss ist

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Aussteigen und fünf Jahre Chillen - Reiseblog Bravebird

Es sollte eine Art Experiment werden. Ich wollte meinem stressigen Alltag entkommen, in dem es in erster Linie darum ging viel zu verdienen, um mir möglichst viel leisten zu können. Der Preis dieses arbeitsintensiven Lebensmodells war im Laufe der Jahre jedoch zu hoch geworden: Psychosomatische Beschwerden, Schlaflosigkeit, Erschöpfung an den kurzen Wochenenden und auch die Frustkäufe brachten immer seltener den gewünschten Effekt.

Nochmal ganz von vorne anfangen, nur anders – das war mein Wunsch vor mehr als sechs Jahren. Weniger arbeiten oder Jobwechsel hätte mich nicht weitergebracht, weshalb ich meinen Job kündigte und mir zehn Monate Zeit gab, um mich auf den freien Fall vorzubereiten. In diesem Zeitraum löste ich meine Wohnung auf, lagerte den Rest in einer kleinen Lagerbox ein und tauschte mein Auto gegen einen VW Bus. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch einen einzigen Schlüssel – ein zugegebenermaßen merkwürdiges Gefühl!

Mit meinem Ersparten und dem Erlös meines verkauften Hab und Guts, der wesentlich geringer ausfiel als erhofft, wollte ich mir in den darauffolgenden 1 ½ bis 2 Jahren in aller Ruhe Gedanken darüber machen, wie eine optimale Lebensgestaltung für mich aussehen könnte.

Mein Lebenstraum Weltreise

Endlich nicht mehr nur für ein paar Wochen verreisen, sondern mit ganz viel Zeit unterwegs sein. Dieser Wunsch hatte sich schon einige Jahre in meinem Kopf manifestiert und in der weiten Welt sollten nun zugleich die gewünschten Antworten auf mich herunterprasseln. Vielleicht würde ich auch auf einen Ort stoßen, an dem ich hängenbleiben würde. Aber es kam anders. Anfangs musste ich erstmal feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, von meinen bisherigen 200% auf vielleicht 80% runterzufahren.

Und entgegen meiner sonstigen Reisen hatte ich mich hier gegen das Vorausplanen entschieden, wodurch ich orientierungslos kreuz und quer reiste. Bereits nach ein paar Monaten musste ich daher für mich feststellen, dass meine Annahme – ich sei für das Langzeitreisen geboren – nicht stimmte. Es machte mich rastlos und die schönsten Highlights begannen zur Normalität zu werden. Immerhin verlangsamte sich meine Art zu reisen im Laufe der Monate und ich kam nach einem Jahr zurück. Mit Hund.

Rückblickend – mit meinem heutigen Mindset – war die Art und Weise, wie ich diese Weltreise gestaltet habe, total bescheuert. Ohne Sinn und Ziel wild durch die Gegend zu fahren oder fliegen zeigt mir heute meine damalige, innere Planlosigkeit und die Fehleinschätzung, dass man irgendwo da draußen sein Heil oder Antworten auf seine Fragen oder Probleme finden könnte. Was ich eigentlich wollte, war Freiheit – und dafür musste ich nicht um den Globus jetten. Im Gegenteil:

Je lauter die Stimmen draußen, umso leiser wird die innere Stimme - Reiseblog Bravebird

Zurück in Köln. Neues Leben in alter Heimat.

Da war ich nun wieder. Jetzt aber ohne diese schöne, große Wohnung mit Balkon und ohne einkommensstarken Job. Ein Faktor, den ich vollkommen unterschätzt hatte, war die Frage, wie man seinen Tag sinnvoll verbringen kann, wenn man sehr viel Zeit hat. Früher vollgepackt mit Terminen und Verpflichtungen konnte ich darüber gar nicht nachdenken und jetzt war da nur noch der Spaziergang morgens und abends mit Hund an der Tagesordnung.

Ausgestiegen war ich mit dem Vorhaben, nun endlich aus jedem Tag etwas ganz Besonderes machen zu können. Ein netter Spruch, wie sich schnell herausstellte, denn auf Dauer ist nichts wirklich besonders, wenn man es täglich macht. Gleichzeitig sind diese täglichen Entscheidungen unfassbar anstrengend, weil ich jeden Tag entscheiden muss, ob ich wieder das Gleiche oder etwas Neues machen möchte. Und wenn letzteres, was sollte das sein?!

Ein weiteres Bedürfnis, das alsbald aufkam, war Anerkennung. Wenn Mitarbeiter:innen oder Chef:innen einem nicht mehr auf die Schulter klopfen, kommt über kurz oder lang die Frage auf, wofür man eigentlich auf diesem Planeten ist. Gepaart mit der Tatsache, dass ich meinem Kontostand bei seinem kontinuierlichen Schrumpfvorgang zuschauen konnte, meldete ich ein Kleingewerbe an und begann – wie ursprünglich geplant und erhofft – über diesen Blog kleinere Einnahmen zu generieren. Mit diesem Schritt konnten aus 1 ½ bis 2 geplanten Jahren Auszeit entspannte 5 ½ Jahre werden!

Jenseits des Hamsterrads. Eine fremde Welt.

Wenn man aus dem gewohnten Hamsterkäfig springt und sich nicht in anderen Ländern ablenkt, sondern das ursprünglich Gewohnte und Bekannte als stiller Beobachter wahrnimmt, verändert sich das gesamte Denken, Fühlen und Handeln. Früher ging es schließlich in erster Linie darum, tagsüber im Job möglichst viel Geld für das Unternehmen zu generieren und somit auch für mich zu sorgen; in meiner Freizeit stand dann die Frage an, wie ich Geld in Glück umwandeln oder besser gesagt kompensieren könnte.

Für kritisches Hinterfragen war mit meinen 200% Einsatz am Tag keine Zeit und kein Platz. Das sollten andere machen. Und erst hier fiel mir auf, wie egoistisch mein früherer Lebensstil gewesen war. Es ging nur um mich: mein Verdienst, mein Beruf, meine Klamotten, mein Status, meine Reisen, meine Suche nach dem Glück. Noch schlimmer war dabei eigentlich, dass ich mich für all das auch noch selbst bemitleidete, weil ich ja nie Zeit für etwas hatte, immer gestresst war und körperliche Beschwerden hatte.

Und dann waren da viele merkwürdige Äußerungen, die mir entgegengebracht wurden. Es sei so mutig, diesen Schritt zu gehen. Jetzt mal im Ernst: Ist es wirklich so mutig, mit einem sicheren, finanziellen Polster von mehreren zehntausend Euro und einem Camper alles andere loszulassen? Sicher nicht. Mutig sind Menschen, die ihr Leben riskieren, z. B. Ärzt:innen und Helfer:innen in Krisengebieten, Kriegs-Fotograf:innen oder Flüchtlinge, die sich in überfüllten Schlauchbooten über das Mittelmeer trauen.

Camping in Polen - Reiseblog Bravebird
2016 – Ganz einfach und ganz glücklich – in einem Wald in Polen

Die Blase in der First-World

Eine der größten Bereicherungen in den vergangenen Jahren ist die Erfahrung, mit wenig Geld bzw. Einkommen zurechtzukommen. Für die kritischen Leser:innen hier sicherheitshalber der Hinweis: Da dieser Weg mein persönlicher Wunsch war und ich durchaus mehr hätte arbeiten und verdienen können, habe ich selbstverständlich keine sozialen Leistungen vom Staat in Anspruch genommen (übrigens noch nie in meinem Leben).

Es hat mich eine ganze Weile lang große Überwindung gekostet, hier und da sagen zu müssen, dass ich mir etwas nicht leisten kann. Oder dass dafür gerade das Geld nicht reicht. Und so saß ich manchmal in denselben Cafés wie früher und beobachtete die Menschen, die ihren Status leben. Im Daunenmantel, mit teurer Markentasche und Ugg-Boots, immer in der Hoffnung dazuzugehören. Und ich? Ich brauche das alles nicht mehr, weil es mich schlichtweg nicht zu einem besseren oder wertvolleren Menschen macht.

So lebt jeder Mensch auf dieser Welt in seiner eigenen Blase. Für viele Frauen in Afrika besteht der Tag z. B. darin, in acht langen Stunden Trinkwasser zu besorgen – während wir nur belanglos den Wasserhahn aufdrehen. In unserer Gesellschaft hingegen geht es um das „immer noch billiger“, damit man sich in seinem so schweren Alltag immer noch mehr leisten kann. Was viele dabei vergessen: unser „immer noch billiger“ basiert immer auf Ausbeutung von anderen: Tieren, Menschen und Umwelt.

Sozialer werden. Herz öffnen.

Wie mir geht es erfreulicher Weise vielen, die den Schritt des Ausstiegs oder einer längeren Auszeit gehen. Das Auge für das, was um einen herum geschieht, wird wacher. Man hinterfragt mehr und wird vielleicht auch wesentlich mehr lesen und wissen wollen als früher in dem von Kommerz getriebenen Alltag. Bei mir kam dann irgendwann der Tag, an dem ich mir die erste Dokumentation über Massentierhaltung angesehen habe. Dann die nächste und noch ein paar weitere – und dann war ich plötzlich vegan.

Auch was das Reisen angeht, veränderte sich einiges. Die rosarote Reisebrille war nicht mehr da und so fielen mir plötzlich überwiegend die negativen Dinge der Fernreisen auf: die Massen an Einwegplastik im Flieger, die Unmengen unbenutzter Nahrungsmittel, die nach einem Flug weggeworfen werden, oder das halbleere Flugzeug auf dem Rückflug aus der Karibik, das meinen CO2-Ausstoß mal eben um ganze 1,7 t CO2 verdoppelte (- was nun allein über 70% meines jährlichen Gesamtbudgets ausmachte).

Dann das Schnorcheln am Riff, dessen Korallen nur noch grau und abgestorben mit Sand überdeckt waren. Der Besuch einer chinesischen Seidenfabrik, in der Seidenraupen lebendig in ihrem Kokon ins Wasser geworfen werden – mit der stolzen Botschaft, dass für eine einzige, beknackte Bettwäsche etwa 8.000 Raupen benötigt werden. Oder die kleine Auszeit in Südfrankreich in einer vermeintlich idyllischen Weinregion, in der ich bei meinen Spaziergängen durch die versprühten Pestizide regelmäßig tote Hummeln aufsammeln musste. All das löst in mir eine große Traurigkeit aus. Herz offen!

Anders leben in Stagnation?

Mir eingestehen zu müssen, dass mein Leben früher im Prinzip ein totaler Wahnsinn in vielerlei Hinsicht war, ist nicht einfach. Um den Ganzen aber etwas Gutes abzugewinnen, konnte ich immerhin sagen, dass ich damals dem klassischen FOMO-Strom (= Fear of missing out) gefolgt bin, in dem selbst heute noch viele das große Glück suchen. Und noch besser ist für mich persönlich das Wissen, dass ich tatsächlich ganz anders bin und über eine erfreulich große Menge Empathie verfüge.

Mehr Sensitivität und Sensibilität zuzulassen erfordert einiges an Kraft. Wenn man sich beispielsweise die gesamte Tragweite der „Produktion“ tierischer Produkte vergegenwärtigt (Tierleid, enormer Beitrag zum Klimawandel, Rodung riesiger Flächen Regenwald, Grundwasser-Verunreinigung usw.), empfinde ich besonders diese Hilflosigkeit extrem belastend. Die Natur ist die Grundlage für unser Überleben; da ist es einfach schwer zu ertragen, warum gerade bei der heutigen Informationsflut so wenig passiert.

Wie kann man in einer Gesellschaft leben, die im Großen und Ganzen so weitermacht wie bisher? Für diejenigen, die gerne zurückrudern und etwas verändern wollen, ist diese Frage extrem schwierig zu beantworten. Das Problem ist, dass die meisten erst etwas ändern werden, wenn sie selbst betroffen sind. Paradox ist dabei, dass wir als Versicherungsweltmeister eigentlich durch und durch ängstlich sind, dennoch aber die bereits existierenden, eklatanten Probleme nicht sehen wollen. Australien brennt – aber es ist ja weit weg.

Erfolgreich. Was bedeutet das eigentlich heute für mich?

Diese Frage oder besser gesagt Diskussion kam in den vergangenen Jahren häufig auf. Immer wieder wurde ich insbesondere von Männern auf die vielen Möglichkeiten und Chancen angesprochen, die dieser Blog bieten würde. Für viele ist es schwer zu verstehen, dass man einfach mal eine Zeitlang sehr wenig tun möchte. Die Wahrscheinlichkeit, mit mehr Arbeit wieder zurück in den alten Hamsterkäfig zu springen, ist relativ hoch, weshalb es Zeit braucht, um seine eigene und vor allem passende Work-Life-Balance zu finden.

Bei den meisten Reiseblogs wird Erfolg über die Reichweite und Follower interpretiert. Regelmäßig werden die hohen täglichen oder monatlichen Besucherzahlen eingeworfen, aber was sagt das heute bzw. spätestens seit der Fridays for Future-Bewegung aus? Genau genommen spiegelt die hohe Reichweite eines Bloggers gleichzeitig 1:1 die hohe Multiplikator-Funktion für Flugreisen, Kreuzfahrten oder ähnliches wider. Das ist für mich in Zeiten des Klimawandels exakt das Gegenteil von Erfolg und übrigens ein Grund für mich, viele meiner Fernreise-Artikel von meinem Blog zu löschen.

Für mich ist es nach wie vor ein Phänomen, dass dieser Reiseblog bei einem verhältnismäßig geringen Arbeitsaufwand so viele Leser und auch Redakteure von Zeitschriften und Magazinen erreicht. Von mir existieren seit inzwischen fast sieben Jahren nicht mehr als 2-3 Gesichtsfotos, ich habe so gut wie keine attraktiven Massentourismusziele zu bieten, bin nicht auf Youtube vertreten und mein Entertainment auf Instagram hält sich – um es freundlich auszudrücken – schwer in Grenzen.

Was ist für mich Erfolg? - Reiseblog Bravebird

Was habe ich in den vergangenen Jahren gemacht?

Mein ursprüngliches Vorhaben, mit möglichst wenig Aufwand den größtmöglichen Effekt zu erzielen, ist erfreulicher Weise aufgegangen. Ich habe in den vergangenen Jahren vielleicht 4-5 Stunden täglich in meinen Blog oder andere Jobs investiert, wobei ich das Schreiben nicht wirklich als Arbeit empfinde. Rückblickend habe ich in den vergangenen Jahren trotz dieses sehr entspannten Lebensstils einiges auf die Beine gestellt:

  • Entwicklung zweier Frauen-Reiserucksäcke mit erfolgreichem Crowdfunding
  • Gründung von 3 Facebook-Gruppen mit inzwischen über 16.000 Frauen zu den Themen Alleinreisen, gemeinsames Reisen und nachhaltiges Reisen
  • Ein dazu passender Reiseblog namens Bravegirls für reisende Frauen und Autorinnen
  • Ein Alleinreise-Ratgeber und Mitwirken an zwei Büchern als Co-Autorin
  • Ein Mindset-Blog über meine Reise nach innen

Bei all diesen Dingen stand für mich Spaß – und nicht Geld im Vordergrund. Bis auf die Rucksäcke und Bücher habe ich eher viel Zeit und Geld investiert als etwas dafür zu bekommen. Bei allem war mir wichtig, dass es einen Sinn ergibt und andere Menschen in irgendeiner Form weiterbringt. Bei einem Nischen-Ratgeber verdient man im Prinzip viel zu wenig für den investierten Aufwand und würde ich (insbesondere mit diesem Verlag) nicht nochmals machen.

Bei der Entwicklung der Rucksäcke erscheint die Crowdfunding-Summe zunächst hoch, jedoch muss man hier ein Jahr Arbeit, Reisekosten und einen längeren Aufenthalt im Produktionsland Vietnam sowie Markenschutz, Steuern, Produktions-, Liefer- und Versandkosten abziehen und dann bleibt am Ende nicht viel übrig. Alles in allem waren die Erfahrungen insgesamt lehrreich, jedoch ist eben wichtig zu wissen, dass das auch alles seinen Preis hat.

Meine 2020 Work-Life-Money-Balance

1. Life: Zeiten ändern sich – und ich mich mit!

Zum Ende meiner Weltreise begannen bereits die Fragen nach dem Sinn an mir zu nagen. Ich war jahrelang fest davon überzeugt, dass ich zum Langzeitreisen geboren sei und hatte mich total getäuscht. Später dachte ich, ich könnte langfristig ganz minimalistisch in meinem VW Bus mit meiner Hündin leben und durch Europa tingeln. Doch ebenfalls Fehlanzeige. Und je länger ich auf kleinem Raum lebe, umso mehr sehne ich mich nach mehr Platz. Das Gesetz der Balance braucht also offenbar mehr das Mittelmaß.

Auch das vergangene Jahr hat mir viele lehrreiche Momente beschert (⌲ Artikel). In den drei letzten Monaten, in denen sich meine Mutter von dieser Erde verabschiedet hat, konnte ich mir wieder die Sinn-Frage stellen. Was resümiert man am Ende seines Lebens? Hier spricht man nicht über Geld, die tollsten Reisen, die größten Leistungen und Erfolge, sondern über gemeinsame Erlebnisse. Hier zählt nur die Zeit, die man miteinander hat, von der man jeden Moment bestmöglich zu genießen versucht. Darum geht’s!

„Wenn man jung ist, möchte man richtig leben und fragt sich »Was ist der Sinn des Lebens?« – in der Hoffnung, dass man dem halbwegs entspricht. Aber wenn Sie mal auf dem Sterbebett liegen, werden Sie sich nicht die Frage stellen »Was war der Sinn des Lebens?«, sondern Sie werden sich die Frage stellen »Habe ich sinnvoll gelebt? Was war der Sinn meines Lebens?«. Dann müssen Sie sich fragen, ob Sie das, was Sie gesagt und was Sie gemacht haben, was Sie Gutes, was Sie Schlechtes getan haben. Dann fragen Sie sich in einer persönlichen Bilanz. Aber Sie fragen sich nicht mehr nach dem Sinn des Lebens, mit dem Sie nichts zu tun haben.“

– Richard David Precht, Philosoph

Die Frage nach dem Sinn für mein Leben ist für mich insofern wichtig, weil ich in den klassischen Reiseberichten keinen wirklichen Sinn mehr erkennen kann. Es gibt sie wie Sand am Meer und sie sind ebenso gewöhnlich wie austauschbar; der viel wichtigere Aspekt ist, dass mir die Folgen des Klimawandels und viele weitere Umweltprobleme große Sorgen bereiten und es mich irgendwie antreibt, hier meinen persönlichen Beitrag zu leisten. Ich habe mich daher genug ausgeruht und kann jetzt die Ärmel hochkrempeln.

Klimawirkung des Fliegens - Quelle Umweltbundesamt - Reiseblog Bravebird
5-8% trägt der Luftverkehr zur globalen Erwärmung bei – verursacht von nur 5-10% der Weltbevölkerung – und natürlich unserem Konsum (Quelle: Umweltbundesamt)

2. Work: Nur sinnvoll macht mich glücklich!

Bereits seit 2-3 Jahren quält mich die Frage, wie es mit meinem Blog weitergehen kann. Pressereisen sind zu schnell und zu wenig individuell und mittlerweile hat fast jeder Reiseblog einen „Van“, weshalb auch dieses Thema uninteressant geworden ist. Aus meiner Sicht macht es daher am meisten Sinn, sich für Umwelt und Soziales einzusetzen, wenngleich es viele Schwierigkeiten birgt, die mit meiner Persönlichkeit gar nicht so leicht vereinbar sind:

  1. Für mehr Einsatz in diesem Bereich muss ich mehr in die Öffentlichkeit und das harmoniert nicht gerade mit meiner introvertierten Zurückhaltung, mit der ich lieber in Ruhe im stillen Kämmerlein oder im Café vor meinem Laptop sitze.
  2. Auch, wenn ich versuche, viele Themen möglichst positiv zu verpacken, haben Sie tendenziell mit Reduktion und Einschränkung zu tun. Dass das gerade im Freizeit-Sektor bei den meisten nicht gut ankommt und mir ein gewisses Spielverderber-Image verleiht, ist mir bewusst, aber wie sollte eine andere Lösung aussehen? Ich würde mir auch gern weiter enthusiastisch die Welt anschauen, aber die Situation bringt es leider nicht mehr mit sich.
  3. Ich bin grundsätzlich ein Verfechter des Leitspruchs „Leben und Leben lassen“ und interessiere mich nicht für das, was andere in meiner Kategorie machen. Hier stellt sich allerdings heute die Frage, ob das Gemeinwohl nicht an erster Stelle stehen muss, denn viele Influencer und somit Multiplikatoren für Flug- und Fernreisen fliegen nach wie vor fröhlich rund um den Globus. Wenn z. B. Reiseblogger gerade in Australien unterwegs sind und ihren Lesern »Hey Ho, macht was draus, denn das Leben ist geil und ihr habt davon nur eins.« zurufen, während in den letzten Wochen nicht weit entfernt 27 Menschen und unfassbare 1,25 Milliarden Tiere in den Flammen ihr Leben lassen mussten, macht mich das sprachlos (siehe hier eine eindrucksvolle Grafik zu Australien des Klimawissenschaftlers Ed Hawkins.) Inspirierend finde ich hier z. B. Niko Rittenau, der zur Aufklärung veganer Fehlinterpretationen fachlich und sachlich Stellung bezieht. So könnte es gehen, sorgt aber möglicherweise für Spannungen, die nicht wirklich mein Ding sind, aber vielleicht irgendwie notwendig erscheinen.
  4. Die Themen rund um Umwelt- und Naturschutz erfreuen sich bei vielen Menschen, die gegen Veränderung und Wandel sind, nicht gerade einer großen Beliebtheit. Man hat es häufig mit Hatern und Trollen zu tun, die niemand gerne auf seinem Blog hat. Ich habe hier vor einiger Zeit schon Artikel darüber geschrieben wie »Tue etwas Gutes und werde… kritisiert« und »Nachhaltigkeit – ich bin raus!«. Aber auch hier habe ich mich persönlich weiterentwickeln können und wünsche mir heute mehr und mehr, dass wir kritischer werden und uns stärker einbringen, denn so abgedroschen es mittlerweile klingen mag: Wir haben nur diesen einen Planeten. Hierzu habe ich gerade einen Artikel auf meinem anderen Blog geschrieben »Kommentieren auf Augenhöhe – So geht’s«. Auch nicht zu vergessen sind die wahnsinnig vielen positiven Kommentare und Nachrichten zu meinen kritischen Beiträgen z. B. zu Bali, Kreuzfahrten, AirBnb usw., die mir das Gefühl vermitteln, dass der unbequeme Weg sinnvoll zu sein scheint.

3. Geld: Dauerhaft minimalistisch ist für mich nicht erstrebenswert!

Ich bin keine Mutter Theresa, habe kein ausgeprägtes Helfersyndrom und brauche keine Öffentlichkeit oder Schulterklopfen (sonst sähe mein Instagram-Kanal anders aus). Es macht mir große Freude, andere Menschen mit meinen Gedanken und Themen zu inspirieren, allerdings muss auch hier das Geben und Nehmen im Verhältnis stehen – nicht nur für mein persönliches Wohlbefinden, sondern auch für ein solide Basis, die meinen Lebensunterhalt sichert.

Dennoch treibt es mich aus den vorhin genannten Gründen an, mich für unsere Natur einzusetzen. Es passiert im Bereich des umweltfreundlicheren Reisens und Umdenkens einfach viel zu wenig und wahrscheinlich unter anderem auch aus dem Grund, weil man mit dieser Zielrichtung bislang nur wenig Geld verdienen kann. Interviews und Referententätigkeiten werden entweder gering oder gar nicht bezahlt und das ist für mich, die den Blog als Haupteinnahmequelle hat, eigentlich ein No-Go.

Wie dem auch sei, ich nehme es als Challenge. Ende letzten Jahres habe ich aus einer Laune heraus mein Büro in Köln zum 1. März gekündigt und wider Erwarten noch keine neue Bleibe gefunden. Daher werde ich meine Sachen nun ein zweites Mal nach 5 ½ Jahren einlagern und vorübergehend in meinem VW Bus wohnen. Bis Herbst werde ich mich auf die Suche nach einer Wohnung begeben, aber auch hierfür muss erstmal ein schöner, passender Ort gefunden werden und das Einkommen stimmen.

Um mehr Menschen zu meinen Themen erreichen zu können, wurde mir ans Herz gelegt, diesen Blog um einen Podcast zu erweitern, weshalb dieser Beitrag hier auch schon bald über meine Stimme zu hören sein wird. Ansonsten hoffe ich, in diesem Jahr ein neues Buch schreiben und einen Weg für einen guten Lebensunterhalt finden zu können, der mir weiterhin ein authentisches Leben und die Aufrechterhaltung dieses Blogs ermöglicht.

Alles Liebe, Ute

Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin und Inhaberin dieses Reiseblogs teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

33 Kommentare

  • Liebe Ute
    Ich war vor einigen Jahren an einem ähnlichen Punkt, wie du heute, wenngleich ich sicher nie so „erfolgreich“ war wie du. Ob du deinen Weg als Erfolg siehst, weiss ich natürlich nicht. Ich habe 2014 weitgehend aufgehört zu schreiben und bin wieder „zurück auf Start“ … in einen Job. Ich habe es nicht bereut, aber! Alles ist heute anders und ich bin dabei, wieder eine Alternative zu suchen. Bloggen wird es nicht sein, aber irgendwas ergibt sich.
    Danke für deine inspirierenden Gedanken. Ich werde sie teilen.
    Liebe Grüsse
    Jürgen

    • Lieber Jürgen,
      vielen Dank wiederum für deine Gedanken! Die Rückkehr in einen regulären Job kann ich durchaus gut verstehen, denn die darin wohnende Sicherheit (Einkommen) ist rückblickend schon sehr entspannend. Ich denke heute, dass alles immer seine Zeit hat und wir Veränderungen einfach als etwas Normales ansehen sollten und nicht als Hürde, die etwas Schlechtes mit sich bringt oder bringen kann.
      Ich drücke dir die Daumen und gutes Gelingen bei deinem Weg!
      Viele Grüße
      Ute

  • Liebe Ute, was soll ich sagen… außer: I feel you! Mit deiner Reise, den Gedanken, den Sorgen, der Entwicklung! Du bist eine wunderbare Inspiration und auch wir haben unseren Blog genau für diese Themen gegründet. Bewusstsein, Lebensfreude und grosse Träume. Wir sind mehr als gespannt, was dieses so kraftvolle Jahr 2020 für dich bringt! Alles Liebe! Laura?

    • Liebe Laura,
      so toll, dass ihr auch einen anderen Weg als den klassischen eingeschlagen habt! Ich wünsche euch ganz viel Erfolg dabei und freue mich auf einen weiteren Kontakt.
      Alles Liebe und bis bald
      Ute

  • Liebe Ute, bleib dran! Ich finde es unglaublich sympathisch, dass du so aufrichtig von deiner eigenen Entwicklung schreibst und uns teilhaben lässt. Und gerade auch aufzeigt, dass sich das Leben ständig verändert und es voll OK ist, da mit zu gehen. Denn es ändert sich nie zurück, sondern nur nach vorne. So war mal dein Traum, nur zu Reisen und keinen festen Wohnsitz zu haben. Jetzt wünschst du dir ein schöne Bleibe und es hat sich doch so viel dazwischen verändert. Mache weiter so, mit den Themen dir dir am Herzen liegen. Die Welt braucht solche Leute, die ehrlich sind und aufzeigen was ist. Selbst die, die kritisch sind werden erinnert. Danke für deinen Beitrag, alles Gute weiterhin, Annika

    • Liebe Annika,
      so schöne, aufmunternde Worte – vielen Dank dafür! Ja, wir müssen vielleicht wirklich mehr lernen und akzeptieren, dass sich die Zeiten ändern, die andere Herausforderungen und Chancen mit sich bringen als vielleicht noch vor fünfzig Jahren, wo der Lebensweg mehr oder weniger von Vornherein festgelegt war. Daher mag ich diesen (nicht immer ganz steinlosen) Weg und freue mich, dass er offensichtlich auch andere weiterbringt.
      Vielen herzlichen Dank und viele Grüße!
      Ute

    • Hey Jens,
      mmh… Conchi ist mein 4. Hund :) Der Hund davor ist kurz vor meinem Ausstieg verstorben, daher ist es ehrlich gesagt nicht neu für mich. Aber sie hier ist trotzdem was ganz Besonderes!
      Viele Grüße und bis bald
      Ute

  • Wow! 5 1/2 Jahre, liebe Ute! Mir kommt es so vor als wäre es gestern gewesen, dass Du losgezogen bist. Seitdem ist so viel passiert und ich folge Dir noch immer und kann so viele Gedanken und Grübeleien bestens nachvollziehen.
    Danke fürs Mitnehmen auf Deine innere, wie äußere Reise. Ich bin gespannt, wo es weiter für Dich hingeht ?

    • Hallöchen liebe Mandy,
      ja Wahnsinn, oder? Ein bisschen unheimlich, wie schnell die Zeit vergeht… Freue mich, dass du (entgegen einiger anderer) auch noch so aktiv bist und so viele Menschen ermutigst, ihren Weg zu gehen. Von deiner positiven Energie kannst du mir gerne was abgeben :)
      Ganz liebe Grüße und auch Danke für die lieben Worte!
      Ute

  • Liebe Ute,

    mit diesem Beitrag sprichst Du mir aus der Seele. Ich hatte auch meinen Job und meine wunderschöne Wohnung aufgegeben, weil für mich alles unerträglich wurde. Ich wollte nur noch so viel haben, wie in mein Auto passte und ganz weit weg. Es kam alles anders als geplant. Ich fühlte auf meiner Reise auch diese Rastlosigkeit, nicht mehr zu wissen, wo man hingehörte und wo der Sinn liegt. Ich sehnte mich irgendwann nach Stabilität, auch für meinen Hund. Ich bin nun zurück in der Heimat und sehe vieles aus einem anderen Blickwinkel. Das hilft. Alles Gute für Dich und Deinen Hund ?

    • Liebe Cathleen,
      dein Weg hört sich auch sehr spannend an! Der Hund ist dabei tatsächlich auch in meinem Fall ein Aspekt, denn sie braucht genauso wie ich Stabilität und das dauernde Wechseln bekommt ihr nicht so gut. Toll, dass du mit anderen Augen nun wieder in deiner Heimat lebst! Auch ich wünsche dir alles Liebe und Gute weiterhin und freue mich, mal wieder von dir zu hören!
      Bis bald, viele Grüße
      Ute

  • Hallo Ute.
    Der von dir beschriebe Lebensstil, vor allem nach dem Ausstieg aus dem Hamsterrad, in all seinen Umfang mit all den intensiven Momente, Erinnerungen ,ob negativ oder positiv, formen einen Menschen und dies ist gut so. Wenn man diesen wertvollen Moment, diese Schnittstelle des Lebens erreicht hat, ist dies mit Erfahrungen verbunden, die leider nicht jedem möglich sind.
    Nach einer gewissen Zeit, sieht man sich irgendwie als Beobachter und versucht dann doch wieder mit den gesammelten Erfahrungen aus dieser Zeit am alten Hamsterrad anzudocken. Nur dies funktioniert nicht mehr.
    Man hat sich verändert. Man hat über den Weg gelernt loszulassen. Von physischen Dingen aber auch von Menschen und Tieren, gewollt oder ungewollt.
    Es ist wie ein blinder Fleck der nach dir schreit. Ganz weit draußen aber doch in deinem Sichtfeld. Dann rückt er näher. Durch das Loslassen rückt er näher. Und dann ist er da.
    Was fällt dem ein, ich wollte doch bis an mein Lebensende ein freies, unbeschwertes Leben führen, weit weg von all dem Blödsinn. Dahin soll ich zurück?
    Ich sehe für mich diesen Fleck als eine Probe. Dem nächsten Schritt. Bei jeden anders, aber eine ziemliche Herausforderung wenn man sich ihr stellt.
    Egal in welcher Form es mit deinem Blog weitergeht, ich bin froh das es ihn gibt. Deine Gedanken erden mich immer wieder.
    Liebe Grüße
    Gerald Kratky

    • Lieber Gerald,
      vielen Dank für diesen schönen Text und Gedanken. Es ist in der Tat oft ein zweischneidiges Schwert… manchmal möchte ich dem Ganzen entkommen, einfach wieder einen ganz normalen Job annehmen, nach 17 Uhr in den Feierabend gehen und mich auf ein unbeschwertes Wochenende und den nächsten Urlaub freuen. Und dann denke ich mir, dass das gar nicht geht und ich meine Verantwortung – die jeder Mensch auf dieser Erde hat – nicht so einfach verschleudern kann. Aber wer weiß, vielleicht findet sich auch hier noch die Mitte :)
      Viele Grüße und ich freue mich auf weitere Anregungen deinerseits
      Ute

  • Liebe Ute,
    ich habe gerade überlegt, wie lange ich hier schon mitlese, und ich vermute, um die fünf Jahre sind es auf jeden Fall. Obwohl ich kaum Interesse am Reisebloggen habe oder hatte. Stattdessen lese ich diesen Blog aufgrund deiner Authentizität, Ehrlichkeit und des bewusstens Ruhens, also nicht ständig einfach Content rauszuhauen oder auch nicht belangloses Reden in den Insta-Stories. Ich habe da gar nichts grundsätzlich gegen, manchmal denke nur darüber nach, dass diese Leute oft davon reden wie wenig Zeit sie haben…
    Heute finde ich deine Schlüsse sehr interessant. Auch wir haben für uns festgestellt, dass zu klein sich auch nicht gut anfühlt. Im Sommer leben wir an den Wochenenden zu dritt auf ca. 25 qm und das funktioniert bei gutem Wetter sehr gut. Zu Zweit würde uns das tatsächlich auch komplett reichen, davon träumen wir, so ein Holzhaus, was wir da haben nochmal wetter- und jahreszeitenfest für uns zu zweit zu bauen (aktuell ist das ein offiziell so genanntes Wochenendhaus, mit Strom und Wasser von April bis Oktober). Ich schätze es gleichzeitig sehr, dass wir im Alltag mehr Raum als nötig haben, was einfach Zufall gewesen ist (120 qm), aber diese Rückzugsräume zu haben, einfach Freiraum, den wir nicht vollstellen haben zu können, das schätze ich in der Stadt sehr. Gleichzeitig wäre es auch problemlos mit weniger gegangen… Und wir könnten jederzeit umziehen, was ein Gefühl ist, was ich sehr mag, obwohl wir komplett sesshaft sind, und nicht mal in den Urlaub fahren.
    Wir leben was, dass auf dem Youtube Kanal von Exploring Alternatives mal schön als „comfortable minimalism“ bezeichnet wurde. Wir haben möglichst wenig, aber genug, dass es auch gemütlich ist und wir uns wirklich wohlfühlen. Wir kommen eine Woche ohne Waschen aus, wir können spontan Menschen einladen und verpflegen, der Sohn kann jederzeit auch mehrere Freunde einladen… Familie kann hier übernachten. Ich reduziere immer wieder, wenn ich merke, dass wir irgendwas nicht nutzen, und gleichzeitig habe ich mehr Teekannen und viele verschiedene Tees zur AUswahl, einfach weil ich das mag. Das ist nach ca. 7 Jahren Minimalismus-Orientierung meine Lösung. Beruflich habe ich mich bewusst für die Arbeit im sozialen Bereich entschieden, wo ich mir auch sehr gezielt meine Nische ausgesucht habe.
    Womit ich mich übrigens schlecht anfreunden kann, ist der Name edgy. Obwohl es ja eher das Gegenteil von belanglos bedeutet, finde ich den Namen unglücklich (nicht griffig). Ich bin mir sicher, dass du dir viele Gedanken dazu gemacht hast, und du hast irgendwo auch beschrieben, wieso caqtus definitiv nicht ging. Für mich würden an sich die Themen echt genauso unter den Namen Bravebird passen, weil du das für mich bist, ein Bravebird, egal ob mit oder ohne viele Reisen. Gleichzeitig kann ich verstehen, dass du das thematisch trennst. Ich verfolge den Blog so oder so, den Namenszusatz – liebe dein ändern, mag ich übrigens sehr. Passt auch gerade gut zu dem Buch was ich gerade lese „Auf dem Weg. Eine Reise zum wahren Sinn des Lebens“ von Yongey Mingyur Rinpoche. Sehr empfehlenswert!
    Ich bin sehr gespannt auf deinen weiteren Weg.
    LG Nadine

  • Liebe Ute!

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem sehr ehrlichen, nachdenklich stimmenden und durchaus auch provozierenden Artikel. Alle Achtung! Seit Jahren lese ich schon deine Beiträge und bin dankbar, dass du uns Leser an deiner Entwicklung teilhaben lässt.

    Einen Reiseblog, welcher von Reisen in die Ferne oder von Kreuzfahrten abrät und darüber hinaus öffentlich diverse Berichte über Fernreisen wieder löscht, findet man selten. Dazu gehört schon Mut und ich gratuliere dir dazu, diese Entscheidungen getroffen zu haben. Ich stehe bei diesen Themen voll hinter dir und kann dir nur Recht geben. Es ist einfach unerträglich, Bescheid über die Folgen unseres Handeln zu wissen, und dennoch einfach weiterzumachen – eben nach dem Motto: Bitte erst nach uns die Sintflut!

    Wir leben in einer derart ICH-bezogenen Welt (Stichwort: Instagram, Selfi-Stick, Geldverdienen bzw. Geld sparen ohne Rücksicht auf Andere, u.v.m.), dass es echt schwierig ist, seinen eigenen Weg zu finden und dabei authentisch zu bleiben. Die Wahrheit auszusprechen, war schon immer unbequem, aber nur für denjenigen, der dabei erkennt, dass es notwendig ist, sich zu ändern und es dann doch nicht wagt. Aber es stimmt schon, beliebter wird man dadurch nicht. Gegen den Strom zu schwimmen, kostet viel Kraft, führt aber letztendlich zur Quelle.

    Ich wünsche dir weiter Mut und Erfolg aber auch Freude auf deinem Weg – es ist DEIN Weg und wir begleiten dich sehr gern darauf. Herzliche Grüße, Detlef

  • Hallo Ute

    Vielen Dank für deine Artikel. Lehrreich und lesenswert.

    Ich bin vor 40 Jahren mit einem Unimog von der deutschen Armee von Zürich nach Kapstadt gefahren und wieder retour. 64‘000 Kilometer, 23 Länder.
    Damals waren Machthaber wie Idi Amin oder Bokassa an der Macht.
    Die Reise dauerte 2 Jahre.
    Damals gab es fast keine Autobahnen und somit war das Reisen langsamer und auch beschwerlicher.

    Auch GPS. Handy, Facebook, WhatsApp etc. etc. gab es nicht.
    Noch nicht einmal der FAX war da……

    Nach der Reise dachte ich auch daran eine Reiseführer über Afrika zu schreiben. Internet war ja unbekannt.

    Na ja. Das Schreiben liegt mir nicht. Deshalb habe ich mich wieder ins Hamsterrad integriert. Familie gegründet, 3 Kinder.

    Mit 56 Jahren bin ich alleine mit 2 Koffern nach Kolumbien ausgewandert. Und weisst Du warum ? Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. 3 A4 Blätter das reicht. Was will ich. Was möchte ich. Was brauche ich.
    Mein Körper braucht Wärme. Somit war die Schweiz keine Option mehr für mich.
    Am 1.11.2011 bin ich nach Kolumbien geflogen. Seitdem war ich nie mehr in der Schweiz……
    Wenn ihr mehr erfahren wollt dann sucht einfach mal nach Hostal Capurganá.
    Ich persönlich hab’s gefunden. Mein Ziel.
    Viel Erfolg bei deiner Weiterreise.
    Silvio

  • Freue mich sehr über deine aufgeschlossenen Worte und Einsichten,
    Verdienst, Erfolg, Sinn, vegan alles gut. Doch bitte steige nicht in den CO2 Wahnsinn ein. In der Römerzeit war es 4 Celsius wärmer als heute. Die Römer nannten diesen Zeitraum Optimum. Ja, nur weil diese Römer die ganze Welt mit Kohlekraftwerken, Autos und Flugzeugen ruiniert hatten…..und dann noch über 7 Mrd. Bewohner zum Konsum angetrieben haben.
    Es wird und wurde seit Urzeiten wärmer und kälter…..mit oder ohne uns…..und CO2 folgt immer der Temperatur und nicht umgekehrt wie Klima-Gläubiger berichten….je wärmer, um so mehr CO2 entweicht aus Ozeanen…..das war schon immer so und war noch nie in Menschenhand ! Liebe Grüße aus Bayern. Oliver Werner

    • Hallo Oliver,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Der Bitte, zu einem Leugner des menschengemachten Klimawandels zu werden, kann ich leider nicht entsprechen. Laut Studien teilt eine übergroße Mehrheit von „90 bis 100 Prozent“ der Klimaexperten den Konsens, dass der Mensch hauptverantwortlich für den gegenwärtigen Klimawandel ist (Klimafakten) – und da würde ich mich ungern lächerlich machen ;) Was die Erderwärmung in der Vergangenheit angeht, gibt es hier einen schönen Focus-Artikel, in dem z. B. erläutert wird: „So dauerte es 5000 Jahre aus der letzten Eiszeit zu kommen: Pro 1000 Jahre erwärmte sich die Erde um etwa ein Grad Celsius. Heute finde der gleiche Temperaturanstieg in 100 Jahren statt, einem Zehntel der Zeit, erklärt Jochem Marotzke, Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, getrieben vom Anstieg von CO2 und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre.“ Das sollte einem meiner Meinung nach (neben vielen vielen anderen wissenschaftlichen Studien) schon zu denken geben. Abgesehen von den vielen anderen Umweltproblemen.
      Viele Grüße ins schöne Bayern
      Ute

  • Dear Ute

    Ich habe deine Zusammenfassung nun mehrmals gelesen. Und ja. Es gibt zich Leute die das Hamsterrad verlassen haben, rum- oder herumreisen, schreiben, Fotos hochladen und schreiben es macht super Spass.
    Und auch. Es gibt viele Leute, wie ich auch, die das lesen und vielleicht denken wow.
    Ich denke doch, das es Mut braucht aus zu steigen aus dem Hamsterrad.
    Wenn nicht, dann ist es einfach eine Flucht……
    Ich bin vor 40 Jahren durch Afrika gefahren. 64‘000 Kilometer, 23 Länder, 2 Jahre.
    Damals fand ich in vielen, kleinen Dörfern Coca Cola Flaschen aus Glas. Ich war sehr überrascht. Bier und Coca Cola beinahe in jedem Dörfchen. Und die Rücknahme hat funktioniert.
    Und dann ? Dann haben die Staaten was verschlafen.
    Die Firmen haben die Einwegflasche lanciert.
    Also keine Rücknahme mehr des Leergutes. Sondern nun ist es dem Käufer überlassen ob er die Flasche oder Dose auf der Strasse entsorgt, ins Meer wirft oder in der Erde verbudelt.
    In Asien werfen viele Menschen die Flaschen, Dosen irgend wo hin.
    Wenn’s dann regnet ist ja alles weg………

    Sicher ist es erstrebenswert im kleinen anzufangen. Aber was diese Einwegproduktion an Abfall generiert hat ist einfach unvorstellbar.
    Ich bin sicher, dass mehr Leute auf Fleisch verzichten werden, wenn sie persönlich mal sehen wie produziert wird und wie der Mist und und das Grundwasser verschmutzt.
    Aber ich denke es sind einfach zu wenige die was ändern wollen.
    Vielen Dank, dass mit dir nun eine Stimme mehr dabei ist.
    Ich brauche noch etwas mehr Zeit, bis ich auf ein gutes Stück F….. verzichte.
    Vielen Dank für deinen Einsatz und für deinen Willen, was zu ändern.
    Es grüsst
    Silvio
    Hostal Capurgana

  • Hallo Ute,

    durch meine Recherche zu einer Reise durch Polen, bin ich voriges Jahr auf Deinen Blog gestoßen.
    Deine Entscheidung weg vom reinen „Umweltblog“, hin zum Blog der Menschen hilft, den Weg zu mehr persönlicher Freiheit zu finden, finde ich wirklich sehr intelligent und richtig!
    Deine Artikel sind wirklich der Hammer, Danke für das Teilen Deiner Gedanken!
    Selbst bin ich kein Aussteiger oder Vielreisender. Mir hat eine Neuseelandreise und das lesen vieler Blogs dazu, in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet, meine Sinnsuche bestärkt und auch etwas Mut verliehen mein Leben mehr selbst zu gestalten.
    Finde deinen Ausstieg aus dem Erwerbsleben trotz deiner gesicherten Existenz damals sehr mutig. Viele, wie auch ich, können ihre Angst zu solch einem Schritt nicht nur aufgrund des Wegfalls des sicheren Einkommens nicht überwinden. Vielmehr auch aufgrund der Sorge, danach nie mehr zu einem gleichwertig anspruchsvollen Job und den Annehmlichkeiten die mit einem gutem Einkommen zusammenhängen, zu kommen.
    Der Arbeitsmarkt in Deutschland, vor allem in konservativen Branchen wie dem Maschinenbau, wird vermutlich für viele auch genau das zur Folge haben.
    Ehrlicherweise spielt auch zu wenig Mut und Bequemlichkeit eine Rolle. Außerdem leben wir ja, zumindest materiell, nicht schlecht.
    Aktuell ist mein ( Arbeits- ) Leben nicht so wie ich es für Jahrzehnte führen will, doch eine wirkliche Alternative habe ich für mich auch noch nicht gefunden. Leider kommt man im Arbeitsalltag nicht wirklich zu sich, möchte aber nicht jammern, da ich wohl zu den wenigen Prozent der Menschen auf dem Planeten gehöre, die sehr gut leben und tausend Möglichkeiten der Entfaltung haben.
    Also versuche ich einigermaßen unabhängig zu bleiben, zu reisen und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
    Meine nächsten Schritte sind ebenfalls, mich mehr mitzuteilen und mehr nach draußen zu gehn, um auch Menschen zu finden, die mich weiterbringen. Meine Bequemlichkeit und introvertiertheit zu verringern.
    Mein Ziel ist es langfristig, das Hamsterrad der 40 Stunden-Angestellten Woche zumindest zu verkürzen. Weniger Konsum dafür aber mehr Zeit ( für mich und für Andere ), zu erhalten. Denn ich glaube, dass wir in diesem Lande sicherlich umweltfreundlicher und empathischer zusammenleben könnten, wenn die Leute mehr Zeit mit sinnvollen erfüllenden Tätigkeiten verbringen würden.
    Viele, die als Tarif-Angestellte bei 28 bis 35 Stundenwoche ein Heidengeld verdienen, Sabbatjahr und Elternzeiten in Anspruch nehmen können, haben sicher auch schon das erreicht, wovon ich schreibe und verspüren daher auch wenig Druck hier auszusteigen. Doch Work-Life-Balance ist nicht alles, die persönliche Entwicklung und das Wachsen mit Anderen ist auch etwas das mir fehlt.
    Tja, leider alles gar nicht so leicht getan wie gesagt.
    Deine Ehrlichkeit bezüglich deines Ausstieges und Deiner Sinnsuche, zum Thema Einkommen und Lebensunterhalt, finde ich jedenfalls sehr erfrischend.
    Deine Entwicklung und die Erfahrungen der letzten Jahre kann Dir niemand nehmen und Du bist für mich wirklich eine große Inspiration!
    Du bist Dir deiner Begabungen sicherlich bewusst, trotzdem möchte ich dir noch sagen:
    Setz dich Selbst nicht zu sehr unter Druck!
    Mit Deinen Erfahrungen und Fähigkeiten wirst du immer eine sinnvolle Aufgabe und ein Einkommen haben!
    Deine Liebe für die Menschen und die Schöpfung zeigt sich in vielem was Du tust und ich wünsche Dir, dass auch Du viel Liebe erfährst!

    Alexander

  • Hej Ute,

    es tut so unglaublich gut diesen Artikel von Dir zu lesen. Ich habe bei jedem Satz „Ja, ja JA“ gedacht.
    Mein Lebenslauf klingt Deinem sehr ähnlich. Ich liebe das Reisen, das Schreiben, mein Buch darüber kennst Du ja. Und die Misere, in der Du Dich nun befindest, kenne ich zu gut. Dass ich nun einen Sohn habe, gibt meinem Leben zwar einen fabelhafte Sinn. Das Problem, mit der Verantwortung unserer Umwelt gegenüber, ist dadurch leider noch viel größer geworden.

    Ich bin sehr gespannt darauf wie Du weiter machst. Ich werde Deinen Weg gebannt verfolgen. Und hoffe, dass er sich mal mit meinem kreuzt.

    Alles Gute! Lena

  • Ich finde Deine Herangehensweise und Ehrlichkeit mit existenziellen Themen sehr erstrebenswert. Mir gefallen auch die Grafiken. Die Texte zu löschen ist schon ein krasser Schritt und zeigt auch das du Worten Taten folgen lässt. Mein Schatz ist in etwa auch so getaktet. Als wir das Haus verkauften um ins Wohnmobil zu ziehen, haben wir nochmal mit allen Freunden gegrillt. Da machte er den Grill an und es qualmte überall. Ich fragte Ihn was er da macht, da sagte er zu mir: ,, Schatz ich verbrenne meine Zeugnisse ( Abitur, Ausbildung, Studium) . Auf die Frage warum er das macht sagte er: ,, Ich bin nicht meine Zeugnisse.“ Vielen Dank für Deinen inspirierenden Bericht.

  • Liebe Ute,
    wiederum ein sehr inspirierender Text in unruhigen Zeiten….herzlichen Dank dafür. Ich wünsche Dir bei der Verwirklichung Deiner Pläne in diesem Jahr das Allerbeste! Vielen Dank, dass Du Deine Leser teilnehmen lässt an Deinen inneren Erlebnissen, Auseinandersetzungen, Verwirklichungen und weitergehenden Ideen. Es geht uns allen doch gleich und Du machst immer wieder Mut für weitere Schritte in eine Richtung, die jeder für sich selbst entscheiden muss. Packen wir es an! Ich bin dabei!
    Herzlichst,
    Karin

  • Liebe Ute, du kannst die gar nicht vorstellen wie sehr ich mit dir fühle! Das alles erscheint mir das Los der „Suchenden“…vielen Dank für diesen wunderbaren Text! Liebe Grüsse Rebekka

  • Liebe Ute,
    vielen Dank für deine Gedanken und den Mut, die so offen in diesem Blog zu posten. Insbesondere, da du schreibst, dass dir Selbstdarstellung gar nicht so sehr liegt. Manches ist zu wichtig, als dass man nicht über seinen Schatten springt. Dass du andere inspirierst, gerade weil dein Weg dich nicht da lang geführt hat, wo du dachtest, davon zeugen allein schon die Kommentare unter diesem Artikel. Für eine deiner Antworten habe ich auch lang gebraucht, um sie zu verinnerlichen: Reisen kann nicht die Antwort darauf sein, dass man unzufrieden ist und es macht einen auch nicht automatisch zu einem anderen Menschen. Mach weiter so und alles Gute!

  • Du hast eine sehr informative Seite mit tollen Berichten. Super!
    Wir wollten eigentlich jetzt erst richtig anfangen und unseren Blog umgestalten und unsere Erlebnisse sortieren … dann kam Corona :(
    Wir haben unsere Weltreise leider vorzeitig beenden müssen und sind mit dem letzten Flieger aus Australien (Rückholprogramm) zurück nach Deutschland.
    Aber, wir sind froh über das, was wir in den letzten 8,5 Monaten noch erleben durften … unsere Reiseberichte haben wir auf http://www.weltweg.de dokumentiert.
    Bleib gesund und viel Erfolg weiterhin …
    Kirsten & Thomas

  • Liebe Ute,

    ich habe deinen Blog vorhin erst entdeckt und komme jetzt gar nicht mehr weg vom Lesen. Super inspirierend dein Weg. Warum ich es so inspirierend finde ist aus folgendem Grund: ich bin Freiberufler und habe seit dem ich aus der Schule raus bin ( 19 Jahre) nur an meiner Karriere gefeilt. Es hat sich auch wirklich gelohnt. Ich bin anerkannt in meinem Business und habe viel mehr erreicht als ich mir selbst zugetraut habe. Seit ca 3 Jahren frage ich mich nun allerdings “was nun?”. Mein Job erfüllt mich nicht mehr und die meisten Menschen in meinem Business widern mich an.
    Dazu kommt, dass ich seit 1 Jahr nun Mama bin und sich mein Fokus komplett verändert hat. Mein Sinn des Lebens hat sich vollkommen verändert.
    Die Sehnsucht nach Veränderung wird immer größer und Dank Corona, habe ich gerade ganz viel Zeit meinen Plan B auszuarbeiten und zu überlegen was ich wirklich will vom Leben. Dabei helfen mir Deine Blogbeiträge ungemein. Mach weiter so.

  • Hallo Ute,

    Dein letzter Beitrag hat mich sehr berührt – insbesondere aufgrund Deiner letzten Entwicklung mit den damit einhergehenden Fragen und Richtungen. Reduktion – auch Verzicht, Stopp der Ablenkung durch Reisen, Wiedereingliederung mit geänderten Paradigmen.

    Bitte schreib weiter wie es Dir zu dem letzten Punkt geht. Findest Du Deinen Platz in der alten Welt mit neuer persönlicher Ausrichtung? Was erlebst Du dabei?

    Lieben Gruss, Rudi

  • Dear Ute

    Wie geht es dir heute ? Der Virus hat sicher auch bei deiner Lebensplanung was durcheinander gebracht.

    Nun wird ja weniger bis gar nicht mehr geflogen. Die riesigen Touristenkreuzer sind alle standby.

    Die Politiker und auch viele Konsumenten wollten den nötigen Umweltschutz nicht unterstützen..weil zu teuer.

    Nun bezahlen wir es Alle indirekt. Die Welt braucht uns nicht.
    Hoffentlich gibt es nach dem Virus ein Umdenken.

    Es grüsst
    Silvio
    Hostal Capurgana, Kolumbien

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