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BRAVEBIRD – Ein Blog wird zur Marke

BRAVEBIRD – Ein Blog wird zur Marke

Als ich vor etwa drei Jahren darüber nachdachte, die Erlebnisse meiner Reisen in einem Online-Tagebuch zu veröffentlichen, hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, dass dieser Reiseblog irgendwann einmal meine berufliche Zukunft darstellen würde. Zuerst haderte ich lange Zeit mit der nicht unberechtigten Sorge, dass meine Privatsphäre mit diesem Webauftritt beeinträchtigt werden könnte; dann aber überwog der Wunsch, andere mit meinen Reisezielen zu inspirieren und gleichzeitig Frauen zum Alleinreisen zu bewegen, was ich bis heute als wichtige Lebenserfahrung ansehe.

Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch voll berufstätig und hatte zeitintensive Hobbys. Rückblickend weiß ich nicht mehr, wie ich es zeitlich geschafft habe, eine eigene Webseite zu erstellen, die sozialen Kanäle zu bedienen sowie alle ein bis zwei Wochen einen umfangreichen Artikel zu veröffentlichen. Aber immerhin hat es die Kombination meiner Fotos, meines Schreibstils und irgendwo auch meiner Persönlichkeit geschafft, mehr und mehr Leser zu gewinnen – und das motiviert! Ob ich mit dem Blog später mal Geld verdienen würde, war nicht primär geplant, aber ich wollte es mir offen lassen. Für den Fall, dass ich mal meinen Job aufgeben sollte, wäre es eine gute Möglichkeit, mit diesem Blog als digitale Visitenkarte ortsunabhängig Geld verdienen zu können. Wie sich heute zeigt, haben sich die vielen Gedanken im Vorfeld ausgezahlt:

Der Blog-Name

Wie es begann… das Layout und Logo

Wer sich auf die Suche nach einem eigenen Blog-Namen begibt, wird schnell feststellen, dass der Markt nur noch wenige freie Domains hergibt. Hier ist Phantasie gefragt und gerade zum Thema Reisen gibt es am Ende nur einen begrenzten Spielraum an Worten und Kombinationen. Möchte ich nur auf Deutsch schreiben oder später eventuell auch mal auf Englisch? Es reicht also nicht nur, einen geeigneten Namen für seine Seite zu finden, sondern dieser Name muss gleichzeitig auch noch als Domain frei sein.

Meine Suche dauerte damals mehrere Monate. Ich suchte nach einem englischen, kurzen und einprägsamen Namen. Unzählige Zettel habe ich mit den kuriosesten Wort-Kombinationen vollgekritzelt, aber es wollte einfach nicht passen. Irgendwann habe ich dann im Internet einen Test gemacht, welche Disney-Figur ich sei und das Ergebnis war Merida des Films »Brave«, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahm und mit Leidenschaft und Temperament aufbrach und Freiheit leben wollte. Das passte! Und dann ging alles ganz schnell – das »Bird« noch hinten dran gehangen und den erfreulicher Weise noch freien Domain-Namen reserviert. Jetzt musste ich nur noch die passende Webseite gestalten.

Das Blog-System

Obwohl ich mich intensiv mit den verschiedenen Systemen beschäftigt hatte, fiel meine Entscheidung auf das unbekanntere Baukasten-System Weebly statt auf den Blog-Giganten WordPress. Leider stellte sich diese Wahl als nicht so gut heraus (mehr dazu in diesem Artikel), was kürzlich einen sehr aufwändigen und nervenaufreibenden Wechsel zu WordPress zur Folge hatte. Es war anfangs wie gesagt nicht unbedingt mein Ziel, später mal professionelle Bloggerin zu werden, aber unabhängig davon sollte man sich am besten direkt mit dem größten und bewährtesten System auseinandersetzen, das einem ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung stellt.

Das Logo

Logo Bravebird Entwicklung

Es begann mit einem einfachen Schriftzug, den ich selbst über 1001 fonts ausgesucht hatte. Anfangs fand ich das Logo nicht so entscheidend, denn bevor ich nicht wusste, ob ich mit meiner Seite überhaupt Leser finden würde, machte es meiner Meinung nach keinen Sinn, in die Erstellung eines Logos zu investieren. Später dann folgte ein weiteres, das ebenfalls nur aus einem Schriftzug bestand. Das war auch sehr schön, aber als es dann darum ging, einen Rucksack zu entwickeln, musste eine Bildmarke her.

Ich brauchte noch einen Vogel oder etwas dergleichen, das man neben dem Schriftzug mit dem Namen Bravebird in Verbindung bringen würde. Wie sich nach einigen Versuchen herausstellte, würde das handschriftliche brave gedruckt oder gestickt nicht gut erkennbar sein und so ging es nun an ein professionell gestaltetes Logo, das die Illustratorin Nadine Werjant erstellte und das zukünftige Markenzeichen meines Blogs und meiner Produkte sein wird.

Mit dem Blog Geld verdienen

Gewerbeanmeldung

Im Sommer letzten Jahres habe ich meinen Job aufgegeben, um erstmal nur noch reisen zu können. Ich hatte gespart und das würde aller Voraussicht nach für 1 bis 1 1/2 Jahre ohne Einkünfte ausreichen. In dieser Zeit wollte ich in Ruhe herausfinden, ob ich meine Leidenschaften – das Reisen, Fotografieren und Schreiben – zu meinem Beruf machen könnte und dabei würde mir mein in Deutschland bereits etablierter Reiseblog hoffentlich behilflich sein.

Mit Pressereisen verdient man als Blogger eher selten Geld, aber es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten, über den Blog Geld zu verdienen. Man kann zum Beispiel Gastartikel für andere Unternehmen schreiben, die sozialen Kanäle für Firmen bedienen, Webseiten gestalten, Vorträge über seine Erfahrungen halten, Bücher schreiben oder – wie ich jetzt – eigene Produkte entwickeln.

Natürlich muss man seine Einnahmen auch versteuern und so wurde ich mit den ersten Aufträgen nach 14 Monaten Auszeit wieder wohnhaft in Deutschland und gleichzeitig Gewerbetreibende. Selbstständig! Aus meinem kleinen Lagerraum, in dem meine Sachen verstaut waren, wurde inzwischen ein kleines Büro. Wenigstens kann ich jetzt die gar nicht so unbeträchtlichen Kosten eines Reisebloggers absetzen.

Der Blog als Marke

Fast ein Jahr lang habe ich an der Entwicklung von zwei qualitativ hochwertigen Rucksäcken für Frauen gearbeitet, deren Prototypen ich bald auf einer Crowdfunding-Plattform vorstellen werde und auf möglichst großen Anklang hoffe. Aber nicht nur aus diesem Grund habe ich mittlerweile die Markenanmeldung für BRAVEBIRD vorgenommen – es werden auch immer häufiger Blog-Inhalte und Fotos kopiert und gegen die missbräuchliche Verwendung muss man sich rechtlich wehren können. Ohne Schutz der Marke kann das in manchen Bereichen schwierig werden.

Rucksack Logo Bravebird

Die Markenanmeldung kann deutschland- (DE-Marke) und/oder europaweit (Gemeinschaftsmarke) vorgenommen werden. Umfangreiche Informationen hierzu gibt es zum Beispiel auf der Internetseite der Kanzlei IT-Recht. Die Anmeldung einer Marke ist natürlich kostenpflichtig, wird aber durch einen Rechtsanwalt (in meinem Fall durch RA Felix Barth) übernommen, der sich um die gesamte Abwicklung kümmert und somit für maximale Sicherheit bei der Anmeldung sorgt.

Aus einem sogenannten Waren- und Dienstleistungsverzeichnis muss man bei der Anmeldung neben seinen persönlichen Angaben noch den Umfang des Markenschutzes bestimmen. Hier entscheidet man sich für drei Klassen (oder gegen Aufpreis für mehr); bei einem Blog kann das dann z. B. „Erstellen von Texten für Blogs, Werbung“ sein, aber dafür sollte man sich am besten persönlich beraten lassen und dem Fachanwalt seine Bedürfnisse mitteilen.

Beruf Reiseblogger?

»Das ist ja kein richtiger Beruf!« würde der ein oder andere sagen. Während ich früher sozusagen nur nebenberuflich Schreibende war und das von meinem Umfeld als Hobby angesehen wurde, ist es heute ein richtiger Job. Aber kann man denn davon leben? Ja, man kann – und die Möglichkeiten sind extrem vielfältig (s. Artikel »Aussteigen und die Zukunft gestalten«). Es gibt inzwischen viele Blogger, die ihre Einnahmen öffentlich darlegen und zudem beschreiben, wie man am besten Umsätze erzielen kann. Für mich war bisher für die eigene Authentizität immer wichtig, dass ich zu empfohlenen Produkten und Dienstleistungen stehe und sie nicht nur empfehle, weil sie lukrative Einnahmen versprechen.

Blogger werden für Unternehmen zunehmend interessanter und man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass solch ein Blog überall auf der Welt eine Art Visitenkarte darstellt: Kann ich gut schreiben, werden sich meine eigenen Bücher vielleicht gut verkaufen. Kann ich gut fotografieren oder filmen, bekomme ich vielleicht schon einmal den einen oder anderen guten Auftrag. Bin ich extrem reiseerfahren, wird man mir wahrscheinlich glauben, dass ich gute Reisetipps gebe oder in der Lage bin, gut durchdachte Reiseprodukte zu entwickeln. So kann man sich vom Blogger zum Autor, Fotografen, Reiseberater oder ähnlichem entwickeln und das ist eine tolle Chance!

Zeige Kommentare (21)
  • Großartig, dass du das alles noch mal so aufgeschrieben hast. Ich verfolge deinen Blog erst seit ca. einem Jahr und verschlinge jeden deiner Beiträge. Ich wünsche dir weiterhin so viel Erfolg und Spaß an der ganzen Sache :)

  • Hey Ute,
    ich finde Deine Erfolge wirklich großartig. Hoffentlich klappt alles mit Deinem Projekt. Sieht jedenfalls vielversprechend aus :-)

    Gruß Markus

  • Eine tolle Zusammenfassung von deinem Weg als Bloggerin bis zur Produktenwicklerin (inkl. eigene Marke). Das ist wahnsinnig inspirierend. Alles Gute weiterhin, ich bin sehr auf den Rucksack bzw. die Rucksäcke gespannt!

  • Hallo Ute,
    ich finde deinen Unternehmergeist gewaltig. Ich selbst habe vor drei Monaten gemeinsam mit meinem kleinen Sohn (5) alle Zelte in Deutschland abgebrochen und nach 15 Jahren Firmenzugehoerigkeit kann ich genauso gut nach empfinden wie sich das damals bei dir amgefuehlt habe muss. Meine Ersparnisse würden dem normalen Backpacker vermutlich nicht einmal sechs Monate reichen und trotzdem ist mein Ziel solange wie möglich unterwegs zu bleiben, mehr Zeit mit meinem Sohn zu verbringen, über den Tellerrand zu schauen und neue Ideen für ein anderes Lebensmodell zu entwickeln. Reisen ohne wirkliche Ersparnisse ist auch mit Kind möglich. Frei leben ist meine Devise und genau darüber schreibe ich auch, dabei schaue ich besonders gerne hinter die Fassaden und hinterfrage mich selbst oft am allermeisten. Wo ich mich in einem Jahr sehe, muss ich für mich erst noch definieren. Ich freue mich wahnsinnig für dich, dass du für dich ein tolles Ziel gefunden hast und bin gespannt auf dein Werk.
    Liebe Grüße von einer begeisterten Leserin und ihrem Sohn :)

    • Hallo liebe Stephie,
      wow, das klingt aber auch sehr spannend – Hut ab! Du wirst wie ich bestimmt auch feststellen (wenn nicht schon passiert), dass es irgendwie immer einen Weg gibt und wir uns viel zu viele Sorgen und Gedanken über den „Worst Case“ machen. Genieße die Zeit, sie ist einfach wunderschön! Liebe Grüße zurück, auch an den Sohnemann :)

  • Hi Ute,
    tolle Geschichte! Vor allem das Ende fand ich richtig gut!! Meine Frau und ich reisen gerade mit unseren vier Kindern für ein Jahr um die Welt, und durch das Bloggen öffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten. Zum Beispiel habe ich dadurch entdeckt, dass ich gerne schreibe, was wiederum dazu geführt hat, dass ich angefangen habe Ideen und Geschichten für ein zu sammeln. Das hätte ich vor der Reise nie gedacht! Und für meine Frau, die seit kurzem als selbstständige Videografin arbeitet, ist der Blog eine tolle Platform, um Kunden zu gewinnen. Allerdings sind wir noch ganz am Anfang, haben noch nichts wirklich erreicht, und da ist es einfach schön, deine Geschichte zu lesen und zu sehen, wie du deinen Weg gegangen bist. Mal schauen, vielleicht kann ich ja in einigen Jahren einen ähnlichen Artikel schreiben! :)

    Liebe Grüße aus Perth,
    Thor

    • Hallo Thor, tolle Story, ein hübsches Paar und mit 4 Kindern absolut bewundernswert – ich drücke beide Daumen, dass ihr euch über den Blog verwirklichen könnt! (Was ich so gesehen habe, sieht es ja ganz gut aus :)) Es sagt sich zwar immer so leicht, aber es ist am besten, wenn man ohne Druck an die Sache rangeht… dann kommt der Rest meist ganz von alleine. Schöner Blog, ich bin ein neuer Fan :) Liebe Grüße und eine gute Weiterreise, Ute

  • Sehr interessanter und motivierender Artikel! Danke für den Einblick! Wie lang hat es denn circa gedauert bis du die ersten Einnahmen hattest? Machst du auch Einnahmen mit Affiliate-Programmen und wenn ja mit welchen?

    Ich find dein Logo übrigens großartig! Sehr schöne Arbeit!

    Liebe Grüße,
    Nela

    • Hi Nela, vielen Dank für das Kompliment – ich finde das Logo auch absolut stimmig für die Rucksäcke! Zum Thema Einnahmen bin ich kein Profi, denn ich habe lange Zeit bewusst keine Affiliate-Programme eingebunden. Bisher habe ich lediglich Amazon-Links verwendet. Die ersten nennenswerten Einnahmen hatte ich ab dem 2. Blog-Jahr mit Gastartikeln und Vorträgen. Viele Grüße zurück!

  • Liebe Ute,
    spannende Einblicke in Deine aktuellen Entwicklungen! Vielen Dank dafür.
    Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und freue mich schon sehr auf die Crowdfunding Aktion und die Rucksäcke.
    Sonnige Grüße
    Mandy

  • Hi Ute,
    ich mag deine Berichte gern lesen – vor allem auch, weil ich viel Ehrlichkeit und Offenheit entdecke. Und damit z. B. Unklarheiten unklar bleiben dürfen, bis sich vielleicht etwas klärt. Nicht alle Fragen willst Du zwanghaft sofort klären. (Leider) finde ich bei vielen männlichen Reisebloggern entweder einen missionarischen Eifer oder lehrerhaften Beiklang – beides mag ich inzwischen überhaupt nicht mehr.
    Ich hoffe, Du wirst bei aller Wichtigkeit von frauenzpezifischen Reisethemen auch weiterhin reisenmögende Männer als Zielgruppe nicht ausschließen. Zumindest die etwas sensibleren oder weicher gebliebenen werden sich freuen.
    Von Herzen alles Gute Dir und echten Erfolg bei der Suche nach Deiner Art von Heimat.
    Liebe Grüße
    Matthias

    • Hi Matthias,
      keinesfalls werde ich Männer als Zielgruppe ausschließen :) Schön, dass du das sagst! Ich lese nicht viele andere Blogs, aber die von dir angesprochenen Entwicklungen habe ich auch schon festgestellt. Meine Meinung ist dabei eigentlich immer „Leben und leben lassen“ – es muss jeder selber wissen, worüber er schreibt, über wen er sich aufregt etc. Nobody is perfect… Viele Grüße!! Ute

  • Liebe Ute,

    ich bin gerade zufällig auf deinen Blog gestoßen. Toll, wie offen du hier schreibst. Auch als männlicher Reisender fühle ich mich berührt. Das mit dem Branding finde ich besonders spannend, denn darüber habe ich für meinem Blog auch schon nachgedacht. Da werde ich dir auf jeden Fall weiterhin folgen :)

    Alles Liebe und Gute,
    Olli

    • Hi Olli,
      hört sich gut an! Danke auch für das Kompliment :) Ich bin selbst auch gespannt, wo die Reise in Sachen Branding noch hinführen wird. Alles zu seiner Zeit. Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg, Ute

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