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Touri-Falle Miami Everglades-Tour

Touri-Falle Miami Everglades-Tour

Mit mehr als zwanzig gemein juckenden Moskito-Stichen verließ ich Fort Lauderdale. In den nächsten Tagen galt es nun herauszufinden, was Miami zu bieten hat. Was läge da näher, als sich im nahe gelegenen Everglades Nationalpark mit Alligatoren und Schlangen anzufreunden? Im Lonely Planet wird der Besuch des Parks so beschrieben: „In dieser einzigartigen subtropischen Wildnis gibt es eine unglaubliche Vielfalt wundervoller Kreaturen…“. Also nichts wie hin! Für 35 US $ buchte ich bei Miami Adventures eine 5-stündige Tour. Und dann wurden meine Nerven auf die Probe gestellt.

Da ich mich vorher nicht sonderlich damit beschäftigt hatte, was man bei einer Tour in den Everglades Nationalpark überhaupt erwarten könne, wichen meine Vorstellungen ziemlich stark von den Tatsachen ab, vor die ich am Ende gestellt wurde.

Tourbeginn war laut Itinerary 9 Uhr. Die 30 Teilnehmer mussten aber erstmal alle einzeln aufgepickt werden, wodurch bereits eine Stunde ins Land verstrich. Dann kam noch knapp eine Stunde Fahrtzeit hinzu. Diese beiden Stunden für die Rückfahrt noch mal drauf gerechnet, blieben für einen Nationalpark jetzt nur noch eine Stunde übrig?!

An einem unscheinbaren Souvenir-Shop am Straßenrand hielt der Fahrer an. Jeder bekam einen Aufkleber und Ohrstöpsel in die Hand gedrückt und mit der Anweisung, sich im Shop noch mit Getränken, Repellent und sonstigen Utensilien auszustatten, schickte uns der Fahrer zum Bootssteg.

Everglades Bootstour

An den dominanten und autoritären Tonfall vieler Amerikaner musste man sich erstmal gewöhnen. So auch bei unserem Luftkissenboot-Fahrer, der diesen Job wohl schon seit seiner Kindheit macht. Nach kurzen, prägnanten Anweisungen – Hände nicht ins Wasser, während der Fahrt nicht aufstehen – ging es los.

Everglades Reise

Nachdem wir erst durch ein paar ruhigere Kanäle tuckerten, legten wir endlich einen Zahn zu. Eine sehr lässige Art, sich fortzubewegen. Und dass der Driver das nicht zum ersten Mal machte, konnte man unschwer feststellen. Leider dauerte das Vergnügen nur etwas mehr als eine ½ Stunde.

Bei den Fahrten über Gras hatte ich allerdings ständig Angst, dass wir über einen Alligator oder sonstiges Getier fahren könnten, das im Propeller unseres Bootes in tausend kleine Teile zerrissen werden würde. Aber das passierte glücklicher Weise nicht.

Ich hatte ohnehin das Gefühl, dass sich diese Tiere nicht in einem Gebiet aufhalten würden, in dem unentwegt laute Boote durchjagen, als wenn’s kein Morgen gäbe. Und so blieb es auch leider nur bei der Hoffnung, Alligatoren oder Schlangen zu sehen. Obwohl sich die Ausbreitung der burmesischen Python hier wohl inzwischen zu einer Plage entwickelt hat.

Everglades Bootstour

Was hat eine burmesische Python in den Gewässern Floridas zu suchen? Die bis zu 5 m großen Tiere wurden wohl von Liebhabern exotischer Tiere eingeführt, sind entwischt und haben sich offensichtlich derart stark fortgepflanzt, dass es mittlerweile eine regelrechte Jagd auf diese Tiere gibt. Allerdings sind sie in diesem riesigen Gebiet so schwer zu finden, wodurch es wohl eine Plage bleiben wird.

Der zweite und zugegebenermaßen richtig schlechte Teil dieser kurzen Tour war eine „Show“:

Everglades Tiershow

Für 3 US $ musste man sich mit einem kleinen Alligator, der das Maul mit einem Klebeband verbunden hatte, fotografieren lassen… Der Typ versuchte witzig zu sein, indem er den kleinen Vierbeiner durch die Gegend schwang und mit dem Vorderbein den Besuchern zuwinkte.

Everglades Krokodile
Tierquälerei in Reinform

Dann setzte sich ein Ranger auf einen halb blinden Alligator und küsste von hinten die umklammerte Maulspitze… Zwischendurch holte er immer wieder einen Papagei mit einem Stab von einem Ast und schleuderte ihn wild durch die Gegend. Absolut geschmacklos!

Angeekelte Frauen sollten eine Riesenkröte küssen. Die würde sicher zum Prinzen werden… Dann noch der wenig lustige Kommentar des Rangers: „Froschschenkel dürft ihr immer essen, aber niemals Krötenschenkel.“

Und dem Ganzen wurde letztendlich noch die Krone aufgesetzt, indem man im Souvenir-Shop Schlangen- und Krokodils-Leder kaufen konnte.

Das alles in einem Nationalpark, in dem es eigentlich um den Schutz von Tieren gehen sollte.

Im Affenzahn traten wir den Rückweg an. Ein absoluter Flop! 35 US $ sind zwar einerseits nicht viel, andererseits lohnt sich der Zeitaufwand für letzten Endes etwa ½ Stunde Bootsausflug nicht.

Worauf sollte man bei der Buchung einer Tour achten?

Man sollte sich dann lieber eine Tour aussuchen, die ein vielseitigeres Programm bietet und auch wirklich in den Nationalpark fährt. Auch sollte sie möglichst keine Shows auf Kosten der Wildtiere beinhalten. Hier lieber ggf. etwas mehr bezahlen, dafür aber mehr Qualität bekommen.

Tipp: Vorher am besten in Repellent baden!!!

Zeige Kommentare (7)
  • Der Artikel ist jetzt zwar schon ein paar Jahre alt, dennoch möchte ich gerne für andere Leser eine Empfehlung hier lassen….den mein Eindruck von den Everglades ist ganz hervorragend. Ich erlebte eine der besten Touren, die ich je gemacht habe…dafür muss man allerdings auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Ich habe damals eine privat geführte Kajaktour gebucht. Ich bin mit meinem eigenen Guide durch die Everglades gepaddelt, er konnte mit detailliertem Fachwissen all meine Fragen beantworten und wir haben so viele Alligatoren (bis zu 2 m nah) gesehen, dass ich irgendwann nicht mehr gezählt habe. Es war unbeschreiblich und jeden Cent wert.

    • Liebe Juli,
      vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht – der klingt wesentlich besser als meiner :) Falls du einen Tipp für einen Guide oder eine Agentur haben solltest, wäre es toll, wenn du sie noch hier hinterlassen könntest.
      Vielen Dank und viele Grüße
      Ute

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