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Der Norden Madagaskars: Diego Suarez

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Nach den bisherigen Ortswechseln wollte ich es jetzt gerne einmal etwas ruhiger angehen lassen und würde daher die nächsten sechs Nächte im Norden Madagaskars verbringen. Warum ausgerechnet der Norden? Der Süden schien mir nicht sicher genug, im Westen sind nach der Regenzeit teilweise noch Straßen überflutet und im Osten sprach mich irgendwie nichts so richtig an. 

Die Insel Nosy Be im Nordwesten zum Beispiel ist in Madagaskar das Hauptreiseziel vieler Franzosen und Italiener, die allerdings in der Mehrzahl nicht wegen des schönen Wetters oder der paradiesischen Strände dorthin fliegen, sondern wegen der einheimischen Frauen. Aber das sollte meine Reise nicht beeinflussen.

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Am Abend zuvor hatte ich per Email bei fünf Hotels in Diego Suarez nach einem freien Zimmer gefragt und nur eine Antwort erhalten. So lautete mein Schicksal nun Meva Plage Hotel. Es lag etwas außerhalb der Stadt an einer Küstenstraße kurz vor dem Ort Ramena. In einem klapprigen Renault fuhr mich der Taxifahrer zunächst durch Diego, das ein anderes Leben als das in der Hauptstadt widerspiegelte.

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In dem netten kleinen Städtchen warteten Obst- und Gemüsestände auf sandigen Bürgersteigen auf Kundschaft, größere Waren wurden auf Holzwagen von schweißgebadeten Männern durch die Straßen geschoben und überfüllte Taxis und Tuktuks transportierten ihre Gäste umtriebig durch die übersichtlich angelegten Gassen.

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Zwischendurch traten üble Gerüche in meine Nase. Der gesamte Müll wird hier einfach verbrennt, weil sie kein großes Loch hätten, in dem sie den ganzen Müll hinein werfen könnten, erklärte der Taxifahrer. Ob das Verbrennen von Plastik- und Restmüll nun die richtige Lösung war? Inhalieren mochte ich die Dämpfe jedenfalls nicht und kurbelte das Fenster hoch. Und das, obwohl die hohe Luftfeuchtigkeit die ohnehin nicht leicht zu ertragende Hitze nicht gerade besser machte.

Auch im Norden scheinen die Renaults – wie in der Hauptstadt – reparaturanfällig zu sein. Mein Taxifahrer meinte, dass es auf der Insel kein einziges Auto gäbe, das ausrangiert wird. Es wird immer und immer wieder repariert, bis es irgendwann auseinander fällt.

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Aber nun ging es endlich zu meiner neuen Unterkunft. Nach Betreten meines Bungalows entschied ich mich sofort für einen dreitägigen Aufenthalt. Wo hat man schon die Gelegenheit, nur wenige Schritte vom Strand entfernt zu wohnen? Zum Entspannen war das hier der perfekte Platz.

Für den nächsten Tag buchte ich auch gleich eine Tour zu den sogenannten „Les Trois Baies“ (= die drei Buchten). Für 100.000 Madagaskar Ariary entsprechend 35 € holte mich ein französisch sprechender Fahrer ab. Englische Guides sind hier eher die Seltenheit.

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Was ich mir als einfaches Abfahren dreier Strände vorgestellt hatte, gestaltete sich etwas anders. In einem Geländewagen ging es fernab der Straßen durch sandige und zum Teil schwer passierbare Wege, bei denen man ordentlich durchgeschüttelt wurde.

Ein Teil der Strecke war militärisches Gebiet, weshalb die Strände wahrscheinlich auch menschenleer waren. Immerhin gab es unterwegs meine ersten Baobab-Bäume, deutlich zu erkennen an dem dicken und extrem bauchigen Stamm und kleinen Vogelnestern im Geäst, gefolgt von einigen ungewöhnlichen Früchten.

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Nach einer 20-minütigen Schütteltour erreichten wir die erste Bucht namens Baie de Sakalava. Und die war nicht gerade das, was man sich unter einem Traumstrand vorstellen würde. Große Mengen Blätter oder Algen säumten den gesamten Abschnitt und luden nun nicht gerade zum Baden ein.

Dennoch sind hier offensichtlich ganz gute Bedingungen für Kitesurfer, wie ich gelesen habe. Der Wind bläst in dieser Zeit ordentlich und zum Beispiel die Babaomby Island Lodge ganz im Norden hat einen super Ruf für Kitesurfer.

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Auch der Schatten half dem Auto leider bei dieser extremen Hitze nicht viel. Auf den Ledersitzen schwitzt man sich die Seele aus dem Leib…

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Erfreulicher Weise gab es Steigerungen. Der nächste Strand namens Baie de Dunes war schon weißer, sauberer und einladender.

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Bis dann das eigentlich Besondere dieser drei Buchten folgte: Schwarze Gesteins-Formationen im Baie des Pigeons. Ein Riesenmaul aus Stein wollte eigentlich meinen Guide verschlingen… Gott sei Dank konnte er sich retten, denn wie ich später gelesen habe, ist diese Gegend ohne Begleitung gar nicht so ungefährlich und wird gern von Männern heimgesucht, die einem um sein Hab und Gut bringen.

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Viele Korallen, Seeigel und kleine Fische befanden sich in kleinen Pools, wirklich ein klasse Plätzchen war das. Und das waren sie nun, die drei Buchten. Noch in der Meinungsfindung, ob ich diese Tour nun gut oder mittelmäßig finden sollte, stellte sich glücklicher Weise heraus, dass wir noch lange nicht fertig waren.

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Auf dem Rückweg gab es zwei Leuchttürme, von denen einer sogar bewohnt war, sowie diverse vom Zyklon im Jahr 1984 zerstörte Militärgebäude. Ein paar Kanonen waren in einem riesigen Bunker mit entsprechenden Wagen vertreten und ehrlich gesagt nicht so mein Ding. Da waren mir doch die alten Männer, Ziegen und Hühner rund um den Leuchtturm lieber.

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Dieser Ausflug war jedenfalls alles in allem ein guter erster Einblick in eine unberührte Natur im Norden der Insel. Leider kühlt es hier abends nicht so angenehm ab wie in der Hauptstadt – tagsüber liegen die Temperaturen bei etwa 30°C (gefühlt sind es 40°C), nachts geht es runter auf ca. 23°C. Aber ich sollte mich nicht beschweren, denn in Deutschland würde ich gerade immer noch mit Minusgraden zu kämpfen haben. Hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung der Tour:

Ich habe festgestellt, dass die Madagassen gerne am frühen Abend zum Meer kommen und dann dort in größeren Gruppen oder Familien baden gehen. Sie bleiben dann für ein bis zwei Stunden hockend im Wasser und vertreiben sich dort die Zeit, lachend und planschend. Zugegebenermaßen ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber irgendwie ganz witzig.

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Endlich war ich also in Madagaskar angekommen, denn so hatte ich mir dieses Land eigentlich vorgestellt. Nicht für Touristen aufgetakelt, sondern roh und natürlich. Getränke und Essen sind hier angenehm günstig, ein paar Cocktails werde ich mir heute gönnen.

Djoser - Weltweite Gruppenreisen
Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin und Inhaberin dieses Reiseblogs teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

7 Kommentare

  • Hey, das sieht ja toll aus, das hätte ich irgendwie gar nicht erwartet! Aber ist das sehr touristisch dort oder wie muss man sich das vorstellen?

    • Hallo Biggi, stimmt- das hatte ich noch gar nicht erwähnt. Hier sind nur wenige europäische Touristen. Es ist eigentlich nicht üblich, alleine durch die Gegend zu laufen, entweder reist man in einer Gruppe oder in Begleitung eines Guides. Schon gewöhnungsbedürftig…

  • Madagaskar steht schon lange bei mir weit oben auf der To-Do-Liste. Ich möchte allerdings selbständig und nicht in einer Tour reisen. Wie anstrengend hast das AlleineReisen empfunden? Ich spreche einigermassen französisch – hatte auch etwa sechs Jahre Franz in der Schule büffeln müssen.

  • Hallo Ute,
    „Aber nun ging es endlich zu meiner neuen Unterkunft. Nach Betreten meines Bungalows entschied ich mich sofort für einen dreitägigen Aufenthalt..“ weisst du noch wie diese Unterkunft heisst? Ich plane im Sept. den Norden Madagskars zu erkunden.

    • Hallo Michèle,
      das Hotel heißt „Meva Plage“ und liegt etwas außerhalb vom Ort Diego Suarez. Trotzdem sehr schön! Eine weitere sehr schöne Unterkunft, die ich einige Tage später ausprobiert habe, war das Suarez Hotel. Etwas teurer, dafür aber schicker und mit einem tollen Blick!
      Viele Grüße und eine wunderschöne Reise!
      Ute

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