Ein neuer Tag in der Hauptstadt Ungarns Budapest wartete auf mich. Gleich um die Ecke befand sich eine Hop On Hop Off-Haltestelle vor der Oper, wo ich mich für den Giraffe Bus entschieden habe. Der Verkäufer hat mir freundlicher Weise eine Studentenermäßigung gegeben, wodurch ich nun für etwa 16 Euro zwei Tage lang bei zwei verschiedenen Bus-Routen und einer Schiffsroute überall in Budapest ein- und aussteigen kann. Auch, wenn sich das sehr touristisch anhört, ist das eine sehr praktische, günstige und einfache Art, eine Stadt in ihrem Ausmaß besser kennenzulernen.
Und so fuhr ich vorbei am Budapester Broadway, dem Andrássy-Boulevard, dem Heldenplatz, dem traditionellen New York Café, dem beeindruckende Burgschloss, dem Gellértberg, der Zitadelle und dem riesigen Parlament. Ein Nachteil eines solchen beheizten und gemütlichen Buses kann unter Umständen die Entstehung einer gewissen Trägheit sein, die einen am Ausstieg zum Schutz vor der Kälte hindert.
Bei der Zitadelle hoch oben auf dem Berg lohnt sich ein Ausstieg! Zu sehen gibt es ein nebliges Panorama auf die Donau, die Kettenbrücke (das Wahrzeichen von Budapest), die Buda (der hügelige Teil der Stadt westlich der Donau) und die Pest (der flache Teil der Stadt östlich der Donau). Des Weiteren kann man hier die 14 m hohe ungarische Freiheitsstatue aus nächster Nähe sehen, die zum Gedenken an die Befreiung von Faschismus und Krieg errichtet wurde.
Zugegebenermaßen ist dieser Städtetrip nicht so spannend wie in manch anderer Hauptstadt und das mag viele Gründe haben. Die Ungarn sind ausnahmslos freundlich, jedoch irgendwie unauffällig. Die Stadt hat eine gute Infrastruktur, ist nicht gefährlich und bietet viel kulturelle Abwechslung- aber es machte auf mich bisher nicht wirklich einen spannenden Eindruck. Wahrscheinlich hätte ein erfahrener Guide hier einiges gebracht und Budapest in ein etwas anderes Licht gerückt. Manchmal hat man aber auch einfach nicht das richtige Händchen unterwegs oder einfach Pech. Aber wer weiß, vielleicht würde sich meine Meinung noch ändern.
Es mag sein, dass man in Budapest gut ausgehen und shoppen kann, aber ein großer Schwerpunkt liegt hier auf den kulturellen Gegebenheiten und der Besichtigung der „prächtigen“ Schlösser, Burgen und Festungen und das ist – in diesem Ausmaß – tendenziell weniger interessant für jüngere Menschen. Auch das Angebot von Museen und künstlerischen Veranstaltungen wie Oper und Ausstellungen halte ich für überdurchschnittlich.
Straßen wie die der Leopoldstadt hinterlassen einen ordentlichen und gepflegten, fast sterilen Eindruck. Dennoch fehlen mir persönlich in der ungarischen Hauptstadt die Hotspots für junge, moderne Menschen wie gute Cafés oder individuelle Shops für Kleidung oder Design. Oder anders gesagt, ich vermisse hier irgendwie Leidenschaft.
Mittags landete ich durch einen schicksalhaften Stop des Busses wieder am Weihnachtsmarkt auf dem Platz Vörösmarty tér und konnte nun endlich dieses ominöse Brot mit dem Eintopf probieren. Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei nicht um ein klassisches ungarisches Gericht, sondern es ist schlicht und einfach ein ausgehöhltes rundes Brot mit Gulasch-Einlage. In jedem Fall eine nette und gut schmeckende Idee.
Auf dem nahe gelegenen Platz Deák F. tér bewachten zwei überdimensionale Holz-Dobermänner die Kunstgalerie mit aktuell öffentlicher Ausstellung. Eine gelungene Abwechslung, auch mit dem darin befindlichen kleinen Café und Shop, in dem ich mir gleich eine ausgefallene Kette für etwa 20 Euro unter den Nagel gerissen habe. Und dann schnell wieder auf den Bus aufgehopt und zum Liszt Ferenc Platz, wo sich gut aussehende Restaurants und Bars aneinander reihen.
Um viertel nach vier nachmittags beginnt hier im Herbst schon wieder die Dämmerung und setzt dem Tag erneut ein frühes Ende. Immerhin brach zum guten Schluss die Sonne kurz durch die Wolken und erleuchtete die Freiheitsstatue vor Sonnenuntergang. Was morgen noch kommen soll, bleibt überschaubar.
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