Nicht ganz unfroh, der lauten Hauptstadt Amman den Rücken kehren zu können, warteten auf dem Weg zur nächsten Destination sieben atemberaubende Stunden Landschaft auf mich. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass es sich ab jetzt bis zum Ende meiner Reise primär um drei Dinge drehen würde: Tee, Männer und Connections!
Der Taxifahrer, ein älterer untersetzter Jordanier mit buschigem Schnäuzer, lud meinen Rucksack in den Kofferraum, während ich auf der Rücksitzbank Platz nahm. Über den King’s Highway sollte es jetzt in die rote Felsenstadt Petra gehen. Und diese Nacht würde ich zum ersten Mal in einem Camp von Beduinen schlafen und ich war zugegebenermaßen aufgeregt!
Wenn ich schon nicht nicht den lokalen Bus, sondern das luxuriöse Taxi für die Strecke Amman – Petra nahm, wollte ich mir die diversen Sehenswürdigkeiten unterwegs nicht entgehen lassen. Ich legte die Route fest und vereinbarte mit dem Fahrer zahlreiche Stopps, die mit insgesamt 75 JD (78 €) zu Buche schlugen.
Das Tote Meer
Etwa eine Stunde von Amman entfernt erreichten wir den nördlichen Teil des Toten Meeres. Der Fahrer brachte mich in ein Spa abseits der teuren Resorts. Für eine Eintrittsgebühr von 20 JD (21€) gab es zwei große Pools und den etwas glitschigen Abstieg zum salzigen Strand. Warum heißt das Tote Meer eigentlich Totes Meer, fragte ich mich. Aber viel mehr war ich jetzt gespannt, wie es sich anfühlen würde, im Wasser zu schweben. Es gibt ja vieles, was man sich vorstellen kann, aber das nicht.
Die ersten Schritte im Wasser waren wie immer. Sobald man aber bis zum Bauchnabel ins Wasser eintaucht, fühlt es sich so an, als würde eine unsichtbare Kraft Beine und Hintern wieder nach oben drücken. Kurze Zeit später liegt man wie ein Käfer auf dem Rücken. Brustschwimmen unmöglich.
Sobald man sich normal fortbewegen möchte, flutscht man wieder zurück in die Rückenlage. Kleine Wunden brennen wie Hölle und wer das Salzwasser in die Augen bekommt, wird sich ein paar Tränchen nicht verkneifen können. Außerdem ist es eine sehr ölige Angelegenheit und es braucht Zeit, bis man sich das Salz rückstandslos vom Körper entfernt hat.
Die Stadt Madaba
Quirliges Marktleben und starker Verkehr dominieren diese kleine Stadt 35 km südwestllich von Amman. Nachdem ich gestern in der Hauptstadt erst einmal genug Stadtleben gesehen hatte, zog es mich jetzt in die Natur und entschied mich zur Weiterfahrt.
Wadi al-Mujib
Aus dem Auto aussteigen und aufatmen. In 700 m Höhe stehe ich auf einem Plateau und verliebe mich auf den ersten Blick in diesen riesigen, sandigen Canyon mit schlangenförmigen Straßen und dem dahinter liegenden Staudamm, dessen türkis-grünes Wasser sich in der Ferne abhebt.
Kurze Zeit später kam ich mit Blick auf den Staudamm in den Genuss meines ersten, jordanischen Chai-Tees. Na ja, ich bevorzugte eigentlich Kaffee, aber der stark gesüßte Tee mit Kardamom schmeckte fantastisch und so saßen wir im Schatten des Zelten auf Plastikstühlen, aßen trockene Kekse und die zarten Versuche des Kiosk-Betreibers, mir eines seiner Souvenirs aufzudrücken, scheiterten kläglich.
Burg Kerak
Inzwischen auf 1.000 m Höhe in der Stadt Kerak angelangt, setzte mich der Fahrer an der Burg ab und verabschiedete sich von mir, um beten zu gehen. Die Ruinen hauen einen nicht unbedingt vom Hocker, aber es ist auf der Fahrt nach Petra sicher ein Punkt, an dem man nicht vorbeifahren sollte. Ein Falafel-Sandwich später tauchte dann auch endlich mein Fahrer wieder auf.
Wadi Araba / Dana Nationalpark
Und noch ein Halteplatz, der einen Atemstillstand verursacht! Am liebsten wäre ich jetzt in irgendwas eingestiegen, was fliegen kann und dann über den Canyon des Dana Naturreservats gesegelt. Man hätte mich auch für einen Tag auf einem der beiden Stühle festkleben können. Leider blieb es aber beim Anblick an der steilen Klippe. Auch reichte die Zeit an diesem Tag nicht mehr aus, dem schönen Dana Village einen Besuch abzustatten.
Little Petra
Als langsam die Bäume verschwanden, traf ich auf eine Wüste mit einsamen Straßen zwischen riesigen, runden Felsen.
Und inmitten dieser bizarren Landschaft war mein Camp. Es schien, als wäre ich auf dem Mond gelandet!
Tipps:
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man den King’s Highway nicht komplett entlang fahren. Da viele Reisende diese Strecke wählen, sollte man im Hostel in Amman nachfragen, ob evtl. noch andere dorthin fahren, um sich die Kosten für die Taxifahrt teilen zu können.
- Als Frau sollte man sich im Taxi immer auf die Rückbank setzen.
Schon schön. Ein Hinweis meinerseits: Im Orient sollte man sich auch als Mann im Taxi auf die Rückbank setzen, besonders, wenn man kurze Hosen trägt und nicht empfänglich ist für homophil kodierte Schmeicheleien. Persönlich setze ich mich natürlich immer nach vorne. Aber kurze Hosen stehen mir leider nicht so gut ;-)
Hi Robert, ach du liebe Zeit!! Ich habe zwar in Bezug auf die Details zwischen Mann und Frau im Islam viele Erfahrungen sammeln können, aber das Thema Homosexualität war dann doch eher außen vor. Daher vielen Dank für den Tipp! :)
Ja und warum heißt jetzt das Tote Meer Totes Meer??
Ach ja, hab ich ganz vergessen… Weil der Salzgehalt so hoch ist, dass darin so gut wie kein Leben stattfinden kann. Ich hoffe, dass dies deine Frage beantwortet :P
Hallo Ute,
toller Bericht!
Und dieses Licht in den Fotos ist ja mal der absolute Wahnsinn. Weiter so! :)
Viele Grüße,
Oli
Hi Oli,
ganz lieben Dank!
Das mit dem Licht lag wahrscheinlich daran, dass es keine Wolken gab :))
Liebe Grüße!!
oh, ich kann´s kaum erwarten auch dahin zu kommen
hab schon ein taxi gebucht, werde eine extra lange hose anziehen ((-:
gibt es für amman eine empfehlung von dir, der hamman-besuch klang nicht so überzeugend…live musik, gutes essen, würde gern ein schönes konzert mit orientalischen instrumenten hören….
Das Hammam war schon okay, angeblich ist es eines der teureren. Der Lonely Planet empfiehlt das Al-Pasha Turkish Bath (pashaturkishbath.com), allerdings soll das nicht mehr so toll sein, wie ich gehört habe. Die raue Behandlung ist normal (wenn auch ungewohnt), daher war es auf jeden Fall eine super Erfahrung und auch das Hammam – in dem ich war – kann ich definitiv empfehlen. Bezüglich Musik, Essen, Konzert & Co. würde ich mich mal bei tripadvisor erkundigen. Oder, wenn du in einem der bekannteren Hostels wohnst, bekommst du auch gute Infos.
Melde dich doch nach der Reise mal bei mir und berichte!
LG Ute
Hallo Ute,
bin im Rahmen meiner Reise Recherchen über Jordanien auf Deinen Blog gekommen. Ich finde Deine Post und Beschreibungen super hilfreich. Sehr toll, dass Du auch die ungefähren Preise vermerkst!
Ich überlege gerade, ob ich auf dem Rückflug von Asien über Amman fliege und mir endlich meinen Petra Traum erfülle. Dein Wadi Rum Beitrag hat mich zusätzlich neugierig gemacht. Wieviele Tage würdest Du mir empfehlen für diese 2 Orte einzuplanen? (um sie richtig zu erleben)
Danke und bin gespannt auf mehr aus Deinem Blog.
Synke
Hallo liebe Synke,
wenn du Petra und Wadi Rum in Ruhe kennenlernen möchtest, würde ich dir für beides 2-4 Tage empfehlen, mindestens aber jeweils zwei Nächte. Man kann Petra an ein oder zwei Tagen besichtigen (für den 2-Tages-Passe musst du deinen Reisepass beim Kauf des Tickets vorlegen). Übernachten kannst du in Wadi Musa, das ist direkt in der Nähe von Petra. Wenn du lieber in einem Beduinen-Camp übernachten möchtest, kann ich dir das 7 Wonders in Little Petra empfehlen. In Wadi Rum reichen eigentlich zwei volle Tage mit Kamelreiten, Jeeptour usw. Du kannst dort auf klettern und auf Pferden reiten, dann wäre ein längerer Aufenthalt auch noch sinnvoll. Wenn du nur die beiden Orte sehen möchtest, lohnt sich eher der Flughafen Aqaba im Süden als Amman im Norden. Die Strecke Aqaba-Wadi Rum kostet mit dem Taxi 25JD, die Fahrt würde ich von der Agentur bzw. dem Camp in Wadi Rum organisieren lassen. Wenn du noch Fragen haben solltest, melde dich nochmals.
Viele Grüße, gerade aus Wadi Rum :)
Ute