Aussteigen

Aussteigen – Chancen und Risiken

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Mal angenommen, jemand würde dir 50.000 € in die Hand drücken und du könntest nochmal ganz von vorn anfangen. Du hättest keinen lästigen Ballast mehr an den Füßen, um den du dich kümmern müsstest und keine nervigen Verpflichtungen, die dir ständig deine kostbare Freizeit rauben. Plötzlich hättest du viel Zeit, um dich den schönen Dingen des Lebens widmen zu können. Es wäre ein Neubeginn, bei dem du einerseits deine Umgebung mit deiner heutigen Erfahrung ganz bewusst gestalten könntest und andererseits aber bereits über die wichtige Basis Familie und Freunde verfügen würdest. Klingt doch traumhaft, oder?

Wer erst einmal so richtig in die Spirale Konsum, Versicherungen und weitere stark bindende finanzielle Verpflichtungen hineingeraten ist, wird es ebenso schwer haben, da wieder herauszukommen. Im Laufe der Zeit – eigentlich direkt nach dem Erwachsenwerden – häufen sich leise aber stetig immer mehr Dinge und Verträge an, die zum Leben irgendwie dazu gehören zu scheinen. Und dann kommt bei dem einen oder anderen vielleicht mal der Punkt, an dem er sich seine Kontoauszüge vornimmt und feststellt, dass ihm monatlich unnötig viele hundert Euro einfach so durch die Finger rieseln, für die er ebenso unnötig viel und hart arbeiten musste.

Neben der Tatsache, dass ich mir unbedingt eine längere Weltreise und Auszeit gönnen wollte, war dieses schwarze Loch namens »Unnötige Ausgaben« ein weiterer Faktor, dem ich unbedingt einen Riegel vorschieben wollte, denn ich bräuchte nicht mehr Geld verdienen und ausgeben als notwendig und das würde mir gleichzeitig mehr Freizeit bescheren. Besonders auf meinen Reisen mit 30 kg Gepäck fragte ich mich damals immer häufiger, wofür ich eigentlich so viel arbeite und gleichzeitig Geld ausgebe, wenn ich doch mit so wenig eigentlich völlig zufrieden sein kann. Die beiden Hauptgründe waren früher schlicht und ergreifend Status und weil es scheinbar eben so zum Leben dazu gehört.

Immer mehr verdienen, immer mehr ausgeben und von diesem Zustand doch nicht erfüllt sein war am Ende der Grund, warum ich fast alles verkauft und jegliche laufenden Kosten auf ein Minimum reduziert habe. Ein Jahr Weltreise und ein weiteres halbes Jahr Auszeit in Deutschland sind vergangen und haben fast alles, was mich umgibt, auf den Prüfstand gestellt. Eine Reise, die sich nicht nur räumlich durch das Unterwegssein in der Ferne auswirkte, sondern auch intensiv nach innen ging und manchmal einer Achterbahnfahrt glich, die viele Veränderungen und neue Einsichten herbeigeführt hat:

Einkünfte und Ausgaben Aussteigerin

Der Blick auf das Leben, wie es wirklich ist

Wenn man sich aus dem riesigen Gerüst seiner festen Strukturen löst, also Wohnung, Job, Kleider, Möbel und sonstige Besitztümer loslässt, ist das zwar einerseits ein wahnsinnig befreiender Zustand, aber man wird sich andererseits zunächst auch förmlich nackt fühlen. So, als würde man nochmal auf die Welt kommen mit dem Unterschied, dass man bereits ein paar Sachen dabei hat und über einen gewissen Erfahrungsschatz verfügt. Der bisherige Schutzmantel der eigenen vier Wände, des festen Einkommens und gewohnter Tagesabläufe ist plötzlich nicht mehr da und damit gilt es erst einmal umzugehen.

Und dann ist da diese Menge an Zeit. Zeit, um alles um sich herum intensiver wahrzunehmen: Menschen, Abläufe, Verhaltensmuster, Werbung, Stimmungen. Sobald man sich nicht mehr im stressigen Alltag befindet, wird man früher oder später feststellen, dass wir uns von Medien und Trends sehr stark leiten und manipulieren lassen, weil es schlichtweg bequem ist und uns die Zeit zum Nachdenken und Reflektieren erspart. Daher machen auch die meisten das, was alle anderen machen, denn das kann so falsch ja nicht sein. Denken wir zumindest.

Auch diverse früher als normal empfundene Situationen bekommen teilweise skurrile Züge: Leute warten auf den Aufzug, um ins Fitnessstudio im nur 1. Stock zu kommen. Man geht an Läden vorbei, in denen junge Menschen im Stehen per Elektrostimulation Muskeln aufbauen möchten. In einer Frauen-Runde mit ausschließlich Geringverdienenden wird darüber diskutiert, wo man sich am besten die 700 € teure Daunen-Jacke kauft. Oder bei McDonald’s fragt die Mitarbeiterin ihren Kollegen nach 2 Minuten genervt, wie lange es denn noch dauert mit dem Burger. Irgendwie schon eine total verrückte Welt!

Was sind eigentlich meine Sachen wert?

Es war die wahrscheinlich einschneidendste und zugleich frustrierendste Erfahrung, denn die Antwort auf diese Frage lautet: Wenig! Während ich mir im Laufe der Jahre hochwertige Möbel und sonstige Werte angeschafft hatte, war ich immer der Meinung, dass ich viel besitze – aber Fehlanzeige. Kleidung (selbst ungetragen) will keiner mehr haben, Möbel haben Gebrauchsspuren, Technik und Elektrogeräte gelten heute schon nach kurzer Zeit als veraltet, Bücher und Bildbände verkauft man nur mit Glück und hohen Gebühren über Amazon und der klägliche Rest landet am Ende zwangsläufig auf dem Müll.

Mit dieser Erkenntnis fragt man sich nicht nur, wie viel Geld man da eigentlich in den vergangenen Jahren unnötig zum Fenster rausgeworfen hat, sondern auch, wie man es zukünftig ausgeben wird. Was behält heute noch seinen Wert? Wofür lohnt es sich Geld auszugeben? Investiere ich besser in teurere Qualität oder kurzlebige, günstige Produkte? Wo spare ich lieber und wann gönne ich mir Luxus? Das Thema Geld bekommt ein ganz neues Gesicht und vor allem stellt sich immer wieder die Frage, wie viel bzw. wie wenig man zum Leben braucht, um möglichst viel Freizeit haben zu können – denn die ist unbezahlbar!

Die Sache mit der Ruhe…

In einer Auszeit oder nach einem Ausstieg wird es viele Momente geben, in denen man die Ruhe und den Frieden um sich genießt und süchtig danach werden könnte. Ohne Druck und Stress zu leben ist wie nochmal Kind sein: An nichts Böses denken, sich einfach nur im Tag verlieren und genießen. Problem ist nur, dass das uns umgebende Umfeld dafür auch mitspielen muss. Der aggressiv hupende Typ, weil ich in meiner Verträumtheit nicht das Umschalten der Ampel auf Grün mitbekommen habe, der alte Mann, der mich unverblümt über mein Falschparken belehrt, die genervte Kassiererin im Supermarkt – es ist Wahnsinn, wie viele Menschen unter einem extremen Stresslevel und mieser Laune leiden!

Letzten Endes wird das Problem der anderen ungewollt auch zu meinem Problem. Ich habe keine Lust auf Konfrontation und doch kann ich mich in den meisten Fällen nicht entziehen. Neid, Missgunst und Eifersucht kann man zwar ignorieren, aber dennoch sind sie da. Auch Beziehungen zu Freunden werden neu definiert, denn die eigene Lebensphilosophie ist eine andere geworden und die gilt es mit seinen Mitmenschen auf eine Ebene zu bringen. So kann es vorkommen, dass das Gegenüber an einem gemütlichen Abend permanent seine Frustration über Gott und die Welt ablässt, während man selbst vielleicht lieber über etwas Schönes oder Konstruktives reden würde.

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Reisen, um bei sich anzukommen?

Im Gegenteil! Reisen lenkt wunderbar ab, verbessert das Selbstbewusstsein und die Kommunikation mit anderen, weckt neue Leidenschaften und ermöglicht aus der Distanz heraus einen besseren Blick auf sein Leben daheim, aber Ankommen ist auf Reisen schwierig bis unmöglich. Unterwegs stehen die Einflüsse vor Ort und das Einstellen auf die aktuellen Gegebenheiten im Vordergrund und da widerspricht es sich fast, genau in dieser tendenziell eher rastlosen Situation mit Bedacht ankommen zu wollen oder seine Mitte finden zu können. Bei mir hat es sogar eher das Gegenteil bewirkt, denn das Weiterreisen und die ständige Ausschau nach dem nächsten Ziel förderten eher das Leben auf der Überholspur.

Das Ankommen bei sich selbst – sofern es das überhaupt gibt und nicht eigentlich der Weg das Ziel ist – kann nur in der Ruhe und Stille ohne Ablenkung von außen stattfinden. Und dabei öffnet sich plötzlich ein Tor, das möglicherweise nicht nur Schönes bereithält. Wir haben ca. 70.000 Gedanken am Tag, von denen sich etwa 90% wiederholen, weil die meisten Menschen fast jeden Tag das Gleiche erleben. Jeder Mensch hat seine Ängste, Probleme und Sorgen, nur werden diese oft durch den klassischen Alltag mit Job, Stress und Familie perfekt abgedeckt. Außerdem sind wir darauf getrimmt zu sagen, wie gut es uns geht, denn alles andere wäre undankbar.

Mit diesem Bewusstsein gilt es jetzt wieder zu lernen, sich auch mit seinen Schattenseiten zu akzeptieren. Sanft mit sich umzugehen und sich einzugestehen, dass man nicht perfekt ist und es auch nicht sein muss. Nicht jeder muss einen mögen. Niemand kann vom anderen erwarten, dass er ständig gute Laune hat. Nicht selten rutschen viele Menschen im Laufe der Zeit sogar in eine eigens kreierte Rolle in der Annahme, andere hätten einen lieber anders als man eigentlich ist – stärker, wohlhabender, cooler, schöner, interessanter, aber all das führt einen nur noch weiter von der eigenen Persönlichkeit weg.

Aussteigen – Back to Basic?

Obwohl ich nach mehr als 1 1/2 Jahren keinen einzigen Tag meiner Entscheidung für diesen einschneidenden Lebensweg bereut habe, war dieser Weg seitdem dennoch teilweise steinig. Eines der ganz besonderen Erfahrungen – neben den oben erwähnten – war das Erlernen des Vertrauens auf die innere Stimme, die zwar nicht immer nur schöne Worte für einen bereithält, dafür aber eine ganz andere Richtung bestimmt als die, die der Verstand auf der Basis erlernter Muster und Erfahrungswerte gewählt hätte. Es braucht einige Zeit, sich an diese Art zu leben zu gewöhnen, aber ich empfinde es als eine große Bereicherung. Und es ist vor allen Dingen eine Reise, die nicht mehr enden wird und gleichzeitig voller Überraschungen steckt, denn ich gebe meinem Leben die Möglichkeit, sich jeden Tag neu zu erfinden.

Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin und Inhaberin dieses Reiseblogs teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

55 Kommentare

  • Schöner Text :-)
    Nach dem Verkauf meiner Wohnung hab ich die 50.000…. starte im Mai und bin dann ebenfalls ein Jahr unterwegs… sag dir dann im nächsten Jahr, wie es mir ergangen ist ;-) … die 20 Dinge sind auch eine gute Idee!
    Merci, Robert.
    PS: deine 10 Empfehlungen für Alleinreisende hab ich eingeplant ;-)

    • Hi Robert,
      Glückwunsch zu dieser Entscheidung :) Freue mich dann auf deine Rückmeldung, kannst mir zwischendurch auch ruhig mal schreiben, ob das mit deinen Verkäufen gut geklappt hat, denn dieser extreme Wertverlust hat mich echt umgehauen. Versuche heute auch noch weitere Dinge zu verkaufen und habe das Gefühl, das wird immer schwieriger. Wünsche dir eine tolle Reise!! LG Ute

  • Salü
    Ich habs auch gemacht. Alles verkauft – nur noch das nötigste. Keine Verpflichtungen mehr, kein job mehr. Ich lebe jetzt in Spanien und habe soviel Zeit. Fast zuviel muss mich erst daran gewöhnen. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir was fehlt. Ich bin noch auf der Suche , was es ist. Ich muss mal meine Gedanken bündeln. Vorläufig lebe ich so vor mich hin ohne Ziel u Sinn. Lg u alles Gute

    • Hallo Moni,
      den Umgang mit viel Zeit muss man tatsächlich erst lernen, das hätte ich gar nicht erwartet. Ich denke schon, dass man irgendeine Aufgabe im Leben braucht oder zumindest ein Ziel haben sollte, damit man sich nicht verliert. Aber eine Zeitlang ohne Sinn und Ziel zu leben hat was, viel Freude noch dabei! LG nach Spanien, Ute

  • Das mit dem Wertverlust kommt mir ziemlich bekannt vor. Wir haben letztes Jahr unsere Wohnung aufgegeben und vorher versucht alles zu verkaufen. Für unser knapp zwei Jahre altes Sofa, das neu 500€ gekostet hatte, haben wir noch wahnsinnige 150€ bekommen. Immerhin, aber trotzdem ein enormer Verlust. Viel schlimmer war es dann beim Auto… 50% Wertverlust nach weniger als einem Jahr (Gebrauchtwagen). Und trotzdem geht es mir jetzt besser. Ich lebe den Minimalismus, reise zurzeit durch Asien bzw. jetzt gerade durch Indien und schreibe nebenbei fleißig an meinem ersten Buch. Ich habe ein Gewerbe angemeldet und versuche mir meinen Lebensunterhalt jetzt auf eigene Faust zu verdienen. Ich verdiene lieber nur so viel Geld wie ich wirklich brauche, als 40 Stunden pro Woche im Büro zu sitzen und mehr Geld zu haben als ich ausgeben kann. Das macht auf Dauer nämlich nicht glücklich.
    Danke für deinen schönen Artikel!
    Liebe Grüße, Silke

    • Hallo liebe Silke,
      vielen Dank für deinen Einblick, klingt aufregend! Wenn man wenig hat, kann man auch wenig verlieren. Drücke dir die Daumen für dein Buch und grüß‘ mir Indien! Liebe Grüße zurück und bis bald, Ute

  • Hi Ute,

    Nummer 21 der Dinge, die mich glücklich machen: großartige Blogposts lesen :) Ein sehr schöner, reflektierender Artikel, so angenehm geschrieben.

    Besonders bei den interessanten Verhaltensweisen „moderner“ Menschen musste ich schmunzeln. A) weil ich früher ähnlich war und B) weil ich heute nicht mehr verstehen kann, wieso die Menschen nicht auf die nahe liegendsten Dinge kommen (Jemand beschwert sich täglich über seinen hohen Blutdruck, seine Rückenschmerzen, seinen Bewegungsmangel, sein Übergewicht und das teure Benzin – und kommt nicht einen Tag auf die Idee, mit dem Rad in die Arbeit zu fahren).

    Danke für deine Sicht der Dinge, die meiner sehr ähnlich ist. Vielleicht lässt sich das gar nicht verhindern, wenn man mal länger unterwegs war und kaum etwas zum Glücklichsein gebraucht hat.

    Liebe Grüße
    Mischa

    • Hallo lieber Mischa,
      was für ein schöner Kommentar :) Das Jammern liegt uns glaube ich ein wenig im Blut und ich falle da selbst heute immer noch mal drauf rein. Bewusstes Leben ist nicht so einfach, selbst wenn man viel Zeit hat. Freut mich jedenfalls sehr, dass du ähnliche Erfahrungen gemacht hast. Viele Grüße zurück und bis bald, Ute

  • Deine Liste mit Dingen, die glücklich machen, würde ich direkt so unterschreiben, liebe Ute :)
    Ich habe auch die Entscheidung getroffen – nicht, auszusteigen, aber dennoch Deutschland zu verlassen. Und das mit dem Wertverlust habe ich auch mit Schreck feststellen müssen – obwohl ich selbst gern Second-Hand-Sachen kaufe, scheint der Großteil der Menschen immer noch alles neu und glänzend und teuer haben zu wollen – nur dann ist es was wert…. Hut ab dafür, dass du das eineinhalb Jahre schon durchziehst. Auch, wenn ich dir glaube, dass es nicht immer einfach war, schlussendlich kann ich auch nachvollziehen, dass man es nicht bereut :D
    Jetzt werde ich meinen Konsum die nächsten Monate auch extrem zurück fahren müssen – und wohne dafür bald am Meer! Was will man mehr ;)
    Alles Liebe,
    Kathi

    • Hi Kathi,
      das hört sich in der Tat ziemlich gut an :) Man muss auch nicht zwingend aussteigen – es ist nur ein möglicher Weg, um sich zu reduzieren und mal den Tatsachen in die Augen zu schauen. Wünsche dir eine ganz tolle Zeit am Meer, ich vermisse die Sonne und Wärme gerade auch ziemlich stark… Viele liebe Grüße!! Ute

  • Liebe Ute,

    so wahr, das kommt mir alles sehr bekannt vor.
    Das Trennen von Besitz, Job und Alltag in Deutschland, das Reisen, die Gedanken unterwegs, die Zeit, die Ruhe, das Entdecken von neuen Leidenschaften und Bedürfnissen auf Reisen, das sich frei fühlen und einfach in der Gegenwart leben.
    Dann das Zurücksein, das Infragestellen von Besitz, Versicherungen usw, die schlechte Laune vieler Menschen um uns herum, die ständige Unzufriedenheit von so vielen.
    Um dann endlich zu entdecken, wie hilfreich es ist auf die eigene innere Stimme zu hören, sie zu akzeptieren und mit ihr im Hier und Jetzt zu leben und so das beste aus dem eigenen Leben zu machen.

    Danke, dass du all diese Gedanken so schön zusammengetragen hast!

    Lieben Gruß
    Yvonne

    • Hi Yvonne,
      es ist immer gut, wenn man beide Seiten kennt, um sich dann für die bessere entscheiden zu können :) Wobei es da wahrscheinlich eher eine Mischung werden wird, denke ich. Hoffentlich klappt es bald einmal mit einem Treffen, melde mich bald! LG Ute

  • Hallihallo Ute,
    grandios geschrieben und auf den Punkt gebracht! :) Ich habe letztes Jahr im November mein Leben in London aufgegeben, davor war ich viel in der Welt unterwegs, hab immens viel gesehen und wie du sagtest, eigentlich vor allem bei dem Reisen in ferne Länder auch nie das Gefühl gehabt angekommen zu sein. Wieder hier, hat es mich schon etwas zerrissen, ja, manchmal fühle ich mich sogar echt ‚fehl am Platz‘. Nichtsdestotrotz, bin ich bis heute froh, dass ich bestimmte Entscheidungen aus dem Gefühl, der inneren Stimme heraus, gefällt habe. Ich habe sehr viel Zeit mit mir selbst verbracht und bin immer noch dabei meinen Weg zu finden. Das Gute ist, mittlerweile weiß ich genau was ich nicht will, und das ist unheimlich viel wert. Die Beschreibung von dir, über Menschen die alle nur in diesem Trott leben, die ist so unheimlich wahr, ich musste schmunzeln und an Situationen denken wo es mir auch so ging. Es ist sehr verrückt da draußen, und ein simples 0815 Leben am PC jeden Tag kann ich mir absolut nicht mehr vorstellen. Deshalb sitze ich hier momentan auch immer noch (manchmal mit den Händen über dem Kopf verschränkt) und frage mich, was ist meine Bestimmung? Wohin zieht es mich? Wie kann ich mir das aufbauen, was mich erfüllt ohne viel Geld? Das Leben ist ein Meisterwerk, und es komplett nach seinem eigenen Kopf zu gestalten, wohl die größte Aufgabe überhaupt. Dein Post hat mich gerührt, bewegt und ja einen kleinen Funken Licht am Horizont erleuchten lassen, dass ich, geschweige der Meinung anderer, auf dem Weg bin, der mich erfüllen kann und wird. Ob richtig oder falsch, es gibt wohl kein Rezept dafür. Inspirierend sind deine Erzählungen und ich freue mich schon bald auf den nächsten Eintrag!
    Schöne Grüße
    Kiki

    • Hallo liebe Kiki,
      Danke für deinen Einblick- klingt auch sehr spannend! Freut mich sehr, dass ich etwas bewegen konnte. Ich denke auch, dass es ein Richtig oder Falsch nicht gibt, aber durch Ausschluss dessen, was man nicht mehr will, kommt man jedenfalls schon mal weiter in die Richtung, die sich besser anfühlt :) Liebe Grüße zurück und weiterhin viel Erfolg! Ute

  • Hallo Ute!

    Es gibt so Augenblicke, da wird mir bewusst, wie anders die anderen doch sind. Bei uns um die Ecke ist z. B. ein Küchenstudio und ein Autohaus. Sonntags ist da „Schautag“. Da ist immer viel los. Und heute wurde mir klar, dass all die Leute, die da zum Schauen hingehen, wahrscheinlich ja die ganze Woche arbeiten und dann am Wochenende gucken, wofür sie ihr verdientes Geld ausgeben werden. Und wohlmöglich jammern sie darüber, dass sie soviel arbeiten müssen und dass das Wochenende viel zu kurz ist. Dabei ist es doch so einfach. Einfach beides lassen. Wer nichts ausgibt, braucht auch nicht arbeiten. Wer wenig ausgibt, braucht nur noch wenig zu arbeiten. Doch dieser Gedanke scheint so fern zu sein. Und ich frage mich warum? Vielleicht wollen die Menschen es eben einfach so. Sie wollen konsumieren, sie wollen arbeiten und darüber jammern. Sie wollen gar nichts daran ändern. Denn dann müssten sie sich ändern, dann würde sich die Welt ändern. Und dann?

    • Hey Steffi,
      interessanter Gedankengang. Ich kann diese Menschen einerseits verstehen, andererseits gruselt es mich dabei. Man kann es selbst nur besser machen :) Liebe Grüße! Ute

  • Toller Bericht! Ich bin zwar nicht ausgestiegen, aber habe mich in den letzten Jahren sehr viel reflektiert. Seit gut vier Jahren schau ich kein Fernsehen und seit gut einem Jahr verkaufe ich eher als zu kaufen. Es ist Super frustrierend, gut 40% meiner Sachen hab ich am Ende verschenkt. Und immer noch ist meine Wohnung voll. Ich Habe mich geändert. Interessant ist es für mich wie Freundschaften sich dadurch ändern. Es gibt Menschen mit denen war ich früher wie Pech und Schwefel, heut jedoch finde ich zu der gleichen Person keinen Zugang mehr.

    • Hallo liebe Janett,
      das geht mir ähnlich! Bei mir sind auch einige Freundschaften zerbrochen, dafür kamen aber wiederum einige neue Menschen in mein Leben, die viel besser zu mir passen. Gehört wahrscheinlich zum Leben dazu… Ich habe auch noch eine Menge Sachen, die ich gerne verkaufen möchte, aber das läuft heute noch schleppender als früher :( Viele Grüße und Danke für deinen Kommentar! Ute

  • Hallo bravebird,

    schön zu lesen dein bericht,! Ich habe auch ein paar Jahre im Ausland verbracht, habe dort aber auch gearbeitet, bin auch viel gereist, aber irgendwann merkte ich, dass einen egal wo, irgendwann die gleichen sorgen oder Probleme einholen wie zuhause… Man kann überall glücklich oder unglücklich sein… Inzwischen lebe und arbeite ich wieder in Deutschland und weiß mein Heimatland und meine Heimat sehr zu schätzen!!! Klar haben andere Länder tolles Wetter und tolle Strände, aber auch viel Armut und hohe Kriminalität… Klar ist in Deutschland alles so „spießig“ geregelt, Behörden, Versicherungen, etc, aber dafür bekommt man auch sehr viel! Diese vermeintlichen Reglementierungen schenken uns sehr viel Freiheiten. Durch gute kostenlose Bildung und Ausbildung seht einem sozusagen die Welt offen!! In vielen Ländern der Welt ist gute Bildung das Privileg der Reichen, die ihre Kinder auf teure Privatschulen schicken, eine Minderheit der gesamten Bevölkerung des Landes… Der Rest bleibt relativ ungebildet… Durch Gesetze sind Arbeitnehmer gut geschützt, man bekommt sogar Lohnfortzahlung bei Krankheit, es gibt Mutterschutz und Elterngeld! Als inzwischen. Mutter von 2 Kindern habe ich davon auch schon profitiert! Man kann sich als Frau angstfrei nachts in der Stadt bewegen (zumindest noch)…. Ich habe in Südamerika gelebt. Ich finde Reisen und Auslandserfahrung toll, aber man sieht auch die Armut und Missstände…. Ohne Geld geht es einem in einem Land wie Deutschland besser als in anderen Ländern! Meine Erfahrung, die ich im Ausland gemacht habe ist: es ist schön und interessant andere Länder und Kulturen kennenzulernen, ich weiß dadurch aber auch unser Land und unsere Gesetze wieder zu schätzen, sie ermöglichen uns sehr viel Freiheiten und Freizeiten! Vielleicht hat man eine 40 Stunden Woche, aber dann hat man das Wochenende und 30 Tage Urlaub im Jahr, in Amerika sind es was? 10??? Mein hostdad beim Schüleraustausch mit Amerika hatte 2 Jobs: von 8h bis 16h war er Dachdecker, von 16h bis Mitternacht Polizist… Und er hatte 1 Tag die Woche frei… Nur 1 Beispiel…
    In einem kleinen Ort in Bolivien traf ich einen schweizer Aussteiger, der in der Schweiz alles verkauft hatte und davon gut leben kann, er erzählte mir: ich bleibe immer ein paar Monate an einem Ort, in einer Pension, hostel oder was auch immer. Sehenswürdigkeiten schaue ich mir keine mehr an: ich habe schon so viele alte Steinhaufen gesehen, mit anderen Reisenden spreche ich nur selten, es sind immer die gleichen Gespräche…
    Er erschien mir recht einsam und lebensmüde, des Lebens unterwegs überdrüssig…
    Ich finde es schön ein soziales Netz zu haben, Freunde zu treffen, mit ihnen mein Leben zu teilen! Mal bin ich glücklich, mal unglücklich, aber das wäre ich woanders auch! Hier genieße ich die Sicherheit, mich frei bewegen zu können, ohne Angst haben zu müssen, überfallen zu werden!
    Am Titicacasee in Bolivien sah ich Europäer barfuß auf dem Gehweg hocken, im Winter, selbst geknüpfte Bändchen verkaufen… Damals dachte ich schon, dass so ein Leben aber nichts für mich wäre.

    • Hallo liebe Ella,
      Danke für die schöne Reflektion! Ich denke nach all den Erfahrungen auch, dass es einem in Deutschland extrem gut geht und man sich da eigentlich nicht beklagen dürfte. Daher bleibt meine Basis auch hier in good old Germany und freue mich auf kurze und lange Trips in die schöne weite Welt. Viele Grüße, Ute

      • Nett dass du auf jeden Kommentar antwortest! Sehr sympathisch :) alles gute dir bravebird :) sehr schöner Name! Was ich noch sagen wollte: Bin zwar inzwischen Mama von 2 kleinen Kindern und auch schon 40 ;) fühle mich aber noch genauso wie vor 12 Jahren als mein Abenteuer in Chile begann :) mein bedarf an rucksackreisen in klapprigen Bussen mit stark riechenden Mitreisenden und krass ekelhaften Toiletten ist jedenfalls seither gedeckt ;) call me boring, aber wenn ich kõnnte würde ich mir jetzt auf die Malediven fliegen in eine luxuriöse Hütte mit infinity pool und das ganz ohne kinder ;) mit spa und täglicher ganzheitlicher massage :) gõnnen!

  • Ganz hervorragend geschrieben! Ein wichtiger Faktor bei Dingen die glücklich machen, ist auch anderen zu helfen. Deshalb werde ich in Zukunft Menschen, die nicht soviel Glück hatten wie ich, dabei helfen, ein schöneres Leben zu haben.

  • Ein toller Bericht!
    Ich finde es unglaublich mutig und spannend diesen Schritt zu wagen – aber auch erstrebenswert. Mein größter Traum ist es auch einmal unabhängig mein Geld zu verdienen und von jedem Ort der Erde aus arbeiten zu können.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und tolle Impressionen auf deinen Reisen! :)

    Liebe Grüße,
    Nathalie

    Mein Travel-Blog ist http://www.voyagefox.net ! Ich freue mich über jeden Besucher :)

  • Toller Beitrag! Es stimmt, wir arbeiten um zu arbeiten. Ich bezahle Miete um irgendwo schlafen zu können damit ich am nächsten Tag auf die Arbeit darf. Ich kaufe mir ein Smartphone weil die Gesellschaft es so möchte und erkaufe mir obendrein auch noch Verantwortung. Ich muss an Telefon gehen und es ständig laden. Schau dir die Welt an. Ohne Akku werden sie ganz hektisch. Versicherung usw. alles bindet!!

    Ich würde mit 50t€ auch los wollen. Einfach weg, mit einem Boot, Wohnmobil oder einfach einem Rucksack. Ohne Verpflichtung, ohne Last einfach das tun was man möchte!

    Geile Vorstellung!

    • Hallo Janni,
      es erschreckt mich selbst ehrlich gesagt auch oft, wie sehr ich von digitalen Geräten abhängig bin… das ist noch meine persönliche Challenge :) Wohnmobil und Rucksack sind eine super Lösung! Viele Grüße

  • Toll, toll, toll ! Einfach wunderbar geschrieben und so präzise analysiert. Ich sehne mich auch danach alles einmal links liegen zu lassen und woanders neu anzufangen und auch wenn ich weiß, dass ich das einmal machen werde, ist der finanzielle Aspekt ein Punkt der mich davon hindert, bzw ich will mehr sparen, um bessere Rücklagen zu haben. Ich finde es toll, dass du solange „den Absprung“ aus all unseren Konventionen gewagt hast auch wenn das nicht immer Positiv oder einfach war.

    Liebe Grüße
    Gitta
    http://www.gittawitzel.com

    • Hi Gitta,
      Rücklagen sind in der Tat wichtig, wenn man sich mal eine Zeitlang aus der Arbeitswelt zurückzieht. Für mich war zudem gut zu wissen, dass ich beruflich etwas vorweisen kann, dass ich immer und jederzeit wieder anwenden kann, um im Falle eines Falles Geld zu verdienen. Bis heute musste ich darauf noch nicht zurückgreifen, aber es ist eine gute – gefühlte – Sicherheit! Drücke dir die Daumen für gutes Gelingen bei der Umsetzung, Ute

  • Naja, 50.000 sind genug um ein paar Jahre schick und sorgenfrei zu leben, aber auch schneller weg als man denkt. Die finanzielle Unabhängigkeit fürs Leben ist damit aber bei weitem nicht möglich, wenn nicht eine gute Rente quasi kurz bevor steht.
    Für mich persönlich gehört da noch ne Null dran, oder alternativ ein Plan auch weiterhin Einkommen zu haben.

    • Wenn man keinen Goldesel oder Lottogewinn verzeichnen kann – was ich persönlich auch nicht erstrebenswert fände – muss man natürlich irgendwann wieder Einkünfte verzeichnen können. Von einem Ausstieg, ohne jemals wieder zu arbeiten, war nicht die Rede und wäre zudem nicht das Ziel, denn ich halte eine Aufgabe mit entsprechender Entlohnung für einen wichtigen und bestenfalls erfüllenden Bestandteil im Leben. Die finanzielle Unabhängigkeit für einen gewissen Zeitraum ist eine bereichernde Erfahrung und kann ich nur jedem an’s Herz legen, der mal einen anderen Blick auf sein Dasein werfen möchte.

      • Ja, eine Ruhe- und Neuorientierungsphase ist damit dann sicher drin, wenn man es etwas überlegt anstellt.
        Ich bin derzeit auch mitten in sowas drin und hoffe doch sehr, weniger als 50.000€ dabei lassen zu müssen. Aber es ist natürlich ungemein beruhigend wenn man ein gutes Polster auf der Seite hat, um sich Freiheiten leisten zu können.

  • Ach wisst ihr Leute…

    Junge, hübsche Frauen haben leicht reden. Reden vom Aussteigen, von Selbstfindung, vom Reisen…Als junger Mensch aus dem Rucksack zu leben ist einfach. Die Gelenke machen noch alles mit, Schlaf braucht man auch nicht viel und man muss nicht dauernd die Brille suchen. Also los, wir schmeißen diesen langweiligen Bürojob einfach hin, drehen dem Chef eine Nase und fahren unsere Mitte suchend nach Indien. Äh, nein, wir fliegen natürlich, und natürlich mit der Kreditkarte, am besten nach Goa. Das hat zwar mit Indien so viel zu tun wie ein Sägefisch mit ner Hobelbank, aber egal, wir sind draußen! Ausgestiegen! Und wir können drüber reden! Das scheint das Tollste überhaupt zu sein.

    Tja, nur die meisten Leute sind keine jungen, hübschen Frauen. Die wahrscheinlich auf ihren Reisen des öfteren eingeladen, hofiert, mitgenommen, beköstigt und befördert werden, ohne mehr dafür tun zu müssen als nett zu lächeln. Und nach ein paar Jährchen, vielleicht auch nur Monaten, wenn man die Zeiten abzieht, die man sich im Elternhaus wieder erholt hat (Weihnachten, Ostern, Mutter Geburtstag, Oma Geburtstag, Vater Geburtstag usw) wird dann der Blick dieser Frauen seltsam gierig in der Nähe von Kinderspielplätzen, wachen sie nachts auf, weil eine imaginäre kleine Dreckpfote in ihr Gesicht patscht und der Whatsapp-Kontakt zu alten Freundinnen, die schon den zweiten Kinderwagen kaufen, wird wieder aufgenommen. Hm.

    Dann muss natürlich ein Kerl her. Gab ja genug unterwegs und gibt immer genug für eine junge, hübsche…ach, das hatten wir schon. Also, es wird sich auch ein Kerl finden. Und dann wird wieder, über kurz oder lang, aus der selbstgefundenen Mittigen eine Mutti im Reihenhaus, die ihren Vati zu seiner richtigen Arbeit schickt, damit die Kredite bezahlt werden, und die sich derweil den Kindern und wenn diese älter sind, ihrer neuen Karriere als (haha) freie Texterin, Tupperlady oder triste Büroangestellte widmet. Was mich nicht, da es der Lauf der Welt ist, stören würde, wenn mir diese ehemals hübsche, ehemals junge Frau nicht ihr ganzes restliches Leben lang mit ihren Reisewissen, ihren Findungserfahrungen und ihrer gottverdammten falschen Gelassenheit auf den Sack gehen würde. Denn diese „Gelassenheit“ kommt nicht von Wissen, nicht von Erfahrungen und schon gar nicht von langjährigen anstrengenden Tätigkeiten, sondern schlicht und einfach daher, dass sie zeitig genug für sich herausgefunden hat, wie man auf Kosten anderer lebt und reist und Dinge erfährt, immer mit der Sicherheit im Rücken, jederzeit in die Welt derer zurückkehren zu können, die mit ihrer Arbeit und ihren Steuern diese Sicherheit erst schaffen und aufrecht erhalten.

    Wer was über minimalistisches Leben wissen will, sollte mit Obdachlosen reden und mit Straßenkindern. Warum finden die sich eigentlich nicht einfach selber und sind glücklich? Könnte da irgendwas nicht stimmen?

    Ich wünsche jedem Glück auf seinen Reisen. Aber ich habe nur wenige getroffen, die das richtig gut hinkriegten, über viele Jahre. Und nicht eine einzige davon war jung und hübsch und weiblich.

    • Lieber Tobias,
      dein Kommentar ist ein perfektes Beispiel für das, was ich unter dem Punkt »Ruhe finden« meinte: Ein Pessimismus, der einen erschlagen könnte. Es gibt leider heute unglaublich viele Menschen, die sich selbst (und damit auch anderen) nicht zutrauen, dass sie mit Verstand ein etwas anderes Leben jenseits des Mainstreams führen können. Mit Pessimismus bekommst du leider gar nichts auf die Beine gestellt. Es gibt im Netz viele tolle Foren, in denen Menschen ihren Frust loswerden und sich gegenseitig runterziehen können – hier ist dafür leider der falsche Platz. Besser wäre allerdings, sich helfen zu lassen und seine negative Einstellung abzustellen…

  • Liebe Ute,
    schon seit einiger Zeit verfolge ich Deinen Blog und freue mich immer sehr, wenn es wieder Neuigkeiten gibt. Deine letzten Beiträge haben mir ganz besonders gut gefallen und erinnerten mich auch ein wenig an ein (schon etwas älteres) Buch, das ich gerade gelesen habe „the big five for life“.
    Der Kommentar von Tobias ließ mich schmunzeln. Es ist seine Sicht auf dieses Thema, zeigt aber, dass er nicht verstanden hat, worum es geht. „Aussteigen“ bedeutet nicht unbedingt alles aufzugeben, zu reisen und auch nicht, auf Kosten anderer zu leben! Das Reisen ist ja nur eine Möglichkeit des Ausstiegs und wie man sieht, für Dich der erfüllende Weg. Ausstieg fängt schon viel früher an – so wie bei Dir. Mir selbst die Frage zu stellen, ob ich wirklich all das brauche, was ich kaufe (weil die Werbung mir vermittelt, dass ich es haben muss), ob ich mich noch immer gern mit den Menschen umgebe, mit denen ich es seit Jahren tue, dass ich bewusst wahrnehme, wie viel Schönes es jeden Tag kostenlos gibt – überall – sei es das Lächeln eines Menschen, die ersten Knospen im Frühjahr bis dahin, meinem „Baugefühl“ zu vertrauen und „einfach“ achtsam mit mir selbst und anderen umzugehen. Auch das ist schon ein großer Ausstieg! Und so habe ich mich auch über Deine 20 Dinge gefreut, die glücklich machen.
    Deine Zeilen machen Mut und regen Menschen dazu an, nachzudenken und zu reflektieren und vielleicht mit ganz kleinen Schritten anzufangen bewusst zu leben. Dafür ein herzliches Dankeschön! Und wenn ich dann sagen kann, ja, ich brauche hin und wieder Luxus und dafür arbeite ich gern, weil ich mich daran erfreue…und mich das glücklich macht, dann ist das auch ok. Pessimismus (und vielleicht etwas Neid?) aber kosten Energie und verschließen die Augen vor den Dingen, die sich uns bieten.
    Ich wünsche Dir auf Deinen weiteren Reisen viele neue Erfahrungen und freue mich auf weitere Beiträge (und hoffe, dass Du auch bald ein Buch schreibst…;o) )
    Herzliche Grüße
    Andrea

    • Hi Andrea,
      Danke für diese sehr schöne Interpretation und Ergänzung! All diese Themen muss man sich zwangsläufig ständig wieder ins Gedächtnis rufen, weil Mensch eben ein Gewohnheits- und Herdentier ist :) Es geht eben, wie du ja auch sagst – um die kleinen Schritte, die einen schon enorm weiterbringen können; es muss kein Ausstieg sein. Das Buch wird mein nächstes Projekt, aber erstmal Rucksäcke… Alles Liebe auch für dich und viele Grüße, Ute

  • Hallo Reinsch,
    deine Gedanken verfolgen mich schon die ganze Zeit hier beim lesen.
    Dennoch finde ich ich Tobias Ansichten für nicht so abwegig. Ich habe selbst in den 70ern auf den Malediven gelebt, als diese noch ein Geheimtipp waren und noch vom Club Med mit Strohhütten touristisch besiedelt waren
    hakopa

  • Ein wundervoller Artikel! Ehrlich gesagt bin ich darauf gestoßen, weil ich gerade an einem ähnlichen Artikel arbeite. Wir haben es vor 2 Jahren ähnlich gemacht und haben 13 Monate die Welt bereist – ich kann es nur Jedem empfehlen. Diese Erfahrungen sind mehr wert als es Materieller Besitz je sein kann. Finde es super, wie du die Leute inspirierst ihre Träume zu leben! Danke! Lasst uns Geschichten erleben, die wir später gerne erzählen!

    • Hallo Ducky,
      vielen Dank und toll, dass ihr auch diese Erfahrung gemacht habt. Es ist toll, wenn man seinem Leben eine so tolle Erfahrung bieten kann – und wenn sie auch nur zeitlich begrenzt ist. Viele Grüße, Ute

  • Ein echt toller Beitrag, den ich so gut nachvollziehen kann. Danke, dass du all das so gut in Worte fassen konntest!

  • Liebe Ute, wieder mal ein grandioser Artikel! Was mich interessieren würde (wenn nicht zu persönlich), wo wohnst du denn in Deutschland? Deine Wohnung hast du aufgegeben, wenn ich das richtig verstanden hatte.

    • Hi Melanie,
      Dankeschön! Momentan lebe ich in Köln sozusagen zur Untermiete und ansonsten habe ich ein kleines Büro, in dem meine diversen Projekte angehe und bis auf weiteres meine wenigen Habseligkeiten ausgebreitet habe. Viele Grüße, Ute

  • Hallo du kleiner tapferer Vogel,
    bin 73 Jahre jung, ursprünglich von München , nach Kalifornien ausgewandert in den sechziger Jahren , nach Jahren in Spanien, Italien und Nord Afrika. Jetzt lebe und arbeite ich in Vietnam, helfe blinden Kindern und Angeheorigen der verschiedenen Minority-Menschen-Gruppen mit Englisch, persönlicher Gesundheit und Leben’s skills Unterricht . So nur für mich allein dahin zu leben wear für mich zu langweilig und zu egoistisch, ich mag Menschen zu sehr, ganz egal wo. Es ist wunderbar erfüllend anderen konstruktive helfen zu dürfen . Du hast aber ein paar gute Selbstbeobachtungen erwähnt . Gehen nur zu und schau und du wirst noch mehr sehen . Gott behüt. Bob

    • Hallo Bob,
      das hört sich fantastisch an! Menschen zu helfen ist in der Tat eine wunderbare Sache, die nicht nur andere, sondern auch einen selbst bereichert. Wünsche dir noch eine tolle Zeit in Vietnam, weiterhin alles Gute und ich werde weiter in den Tiefen des Seins wühlen – und darüber schreiben. Beste Grüße, Ute

    • Hallo Mathias,
      es ist ja auch nicht die ultimative Lösung für Jedermann. Ich merke mittlerweile, dass man seinen Alltag auch so ganz gut gestalten kann, ohne dass man dafür aussteigen müsste. Bald mehr dazu :) Viele Grüße, Ute

  • Danke für diesen wundervollen Artikel! So etwas zu lesen baut auf und lässt einen um so mehr an die eigene Sache glauben, auch wenn man selbst oft mal zweifelt und nicht immer alles perfekt läuft. :-) Ich finde, es ist wirklich enorm wichtig zu erkennen, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist. Auch ist Rückhalt in der Familie von unschätzbarem Wert. Glück auf Deinen Wegen.

  • Wirklich tolle Worte, die einem zum Nachdenken animieren. Vielen Dank dafür! Meiner Meinung nach sollten viel mehr Menschen ihrem inneren Gefühl und Wunsch folgen, anstatt ständig nach irgendwelchen Vorgaben zu leben. Man muss ja nicht direkt sein ganzes Leben hinter sich lassen und aussteigen, aber alle paar Monate einen kleinen Querschnitt. Einfach raus für ein paar Wochen oder auch nur ein paar Tage. Back to the roots! So dass man sich immer wieder auf die Einfachheit besinnt. Wer schon einmal pilgern war oder alleine mit seinem Rucksack durch die Weltgeschichte gereist ist, weißt was ich meine. Dieses Gefühl, was auch du in deinem Artikel beschreibst, der Einfachheit, der Besinnung auf das Wesentliche. All das macht uns am Ende glücklich.

    • Hallo Giorgios,
      sehr schön in Worte gefasst! Und stimmt natürlich, man muss keinesfalls extra aussteigen und alles hinter sich lassen, um diese Erfahrung zu machen. Aber es lohnt sich, einmal über den „analogen“ Tellerrand zu schauen und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Für viele heutzutage nicht einfach :) Viele Grüße!

  • Nach fast 30 Jahren Selbstständigkeit wollten wir für 1-2 Jahre mal raus aus dem Trott…Firma verkauft, alles vermietet…das war 2005. Jetzt sind wir immer noch nicht wieder ‚eingestiegen‘!
    Wenn man erstmal den Geschmack der Freiheit geschmeckt hat, wirds schwierig!
    Inzwischen in D alles verkauft und z.Zt in Südfrankreich auf Segelboot.

  • Hallo Ute,
    großartiges Projekt hier! Super gemacht. Ich habe alle Seiten sehr neugierig gelesen. Vieles war mir auch schon bewusst (Wir, 2 Erwachsene, 2 Kinder, sind vor 1 Jahr auch ausgestiegen, haben alles verkauft und wohnen jetzt auf Zypern), bei anderen Sachen konntest du mir ein paar kleine Denkanstöße geben. Mach weiter so!
    sonnige Grüße aus Zypern
    Martin

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