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Let’s do it: Flüge kompensieren

Let’s do it: Flüge kompensieren

Flüge kompensieren - CO2 Klimaschutzprojekt - Reiseblog Bravebird

Für fünf Tage nach Phuket in ein Luxus-Resort am Meer reisen, für drei Tage mal schnell nach Marokko für ein kurzes Wüsten-Abenteuer in einem neuen Off Road-Fahrzeug oder eine Woche Sightseeing-Marathon in Japan und Südkorea – so könnte heute mein Alltag als eine der renommiertesten, deutschsprachigen Reiseblogger:innen aussehen.

Regelmäßig rauschen verlockende Pressereisen-Angebote in mein Email-Postfach und bis auf maximal zwei Flugreisen im Jahr gilt es zu widerstehen. Unmittelbar nach meiner flugintensiven Weltreise vor drei Jahren habe ich mich mit den Konsequenzen des Reisens für unsere Umwelt vertraut gemacht und seitdem kann und mag ich das Vielfliegen nicht mehr gutheißen und schon gar nicht verantworten.

Wie wir es seit langem beim Thema Plastik oder nun auch bei der Braunkohle mitbekommen, reagiert unsere Politik bzw. Regierung gar nicht bis extrem schleppend auf unsere Wünsche, Plastik und Einwegartikel zu verbannen oder alte Wälder zu erhalten. Und genauso deprimierend werden alle anderen Umwelt-Themen behandelt, weshalb wir „Kleinen“ in der Pflicht sind, aktiv zu werden!

Warum ist Fliegen überhaupt so schädlich für die Umwelt?

Schonmal vorweg: Fliegen ist die klimaschädlichste Fortbewegungsart! Durch das Verbrennen des Kerosins entsteht Kohlendioxid (CO2), das zu den Treibhausgasen gehört. Eigentlich schützen natürliche Treibhausgase die Erde; es sei denn, es steigt die Konzentration an unnatürlichen Treibhausgasen durch Verkehr, Industrie, Massentierhaltung usw. – dann steigt auch die Temperatur der Erde.

Des Weiteren verursachen Flugzeuge Stickoxide, Wasserdampf und Rußpartikel, die ebenfalls teilweise zur Erderwärmung und Veränderung der Atmosphäre beitragen. Da die Weltbevölkerung ständig steigt und daraus resultierend immer mehr Menschen produzieren, konsumieren und reisen, steigt die Temperatur der Erde zu schnell und zu stark an und das kann die Erde auf Dauer nicht verkraften.

Durch die Erderwärmung entstehen viele Probleme, die wir bereits jetzt schon weltweit in beängstigendem Ausmaß beobachten können: Dürren, Waldbrände, Stürme, Überschwemmungen, Wasserknappheit sowie Arten- und Korallensterben. Daraus resultierend ergibt sich für die Menschen u. a. mehr Hungersnot und natürlich ergeben sich daraus über die Jahre immer größere Flüchtlingsströme.

Die Temperatur ist seit 1850 schon um fast 1° Celsius angestiegen und dieses Wachstum wird durch Industrie, Technologie & Co. in den nächsten Jahren wesentlich rasanter ansteigen. Daher haben sich die Industrieländer zum Ziel gesetzt, die 2° C Marke nicht zu überschreiten, was aufgrund der bisher geringen Klimaschutz-Maßnahmen seitens der größten Emittenten China, USA und EU unmöglich scheint.

Was habe ich als Einzelne:r damit zu tun?

Nun, da wir uns alle diesen Planeten teilen, muss jeder mit seinen Emissionen entsprechend haushalten, damit wir gemeinsam diese 2° C Grenze einhalten können. Mit dieser Vorgabe wurde errechnet, dass wir bis 2050 ein globales Emissionsbudget von ca. 750 Milliarden Tonnen CO2 haben (eine durchschnittliche Weltbevölkerung von 8,2 Milliarden Menschen bis 2050 angenommen).

Damit stünden jedem Menschen dieser Erde ein Ausstoß von jährlich rund 2,3 Tonnen CO2 zu. Unser ökologischer Fußabdruck zeigt allerdings, dass wir in Europa bereits massiv darüber liegen. Unser Lebensstandard, also Energie-Verbrauch, Verkehr, Nahrung, Konsum und viele weitere Aspekte tragen dazu bei, dass der deutsche Durchschnitt bei 11,63 Tonnen CO2 im Jahr liegt, also 5x so hoch!

CO2 Fußabdruck durch das Fliegen - DEHST - Reiseblog Bravebird

Kürzlich forderten verschiedene Länder und somit der Klimarat sogar eine Reduktion der Grenze auf 1,5° C, die allerdings noch unrealistischer erscheint, da hierfür drastischere Klimaschutz-Maßnahmen oder negative Emissionen (z. B. Planzungen von Bäumen) notwendig wären. Letzteres dürfte sich ebenfalls durch unseren ständig wachsenden Konsum von Möbeln, Papier, Brennholz usw. ausschließen.

Fliegen: Bei nur einer einzigen Reise nach Thailand verursachen wir bereits 6,0 t CO2, bei einer Reise nach Australien ganze 11,5 t CO2 oder bei dem so beliebten Bali 8,5 t CO2. Bei diesen Summen ist noch kein einziger Tag unseres Alltags (Nahrung, Verkehrsmittel, Heizen, Klimaanlage etc.) im Jahr enthalten. Gäbe es ein reales CO2-Konto, dürften wir nur alle paar Jahre ein einziges Mal eine Fernreise buchen.

Da es bei unserem persönlichen CO2-Konto weder einen Dispo noch einen Kredit gibt, kann jeder sein Konto bis ins Unendliche überziehen. Und so gibt es aktuell bedauerlicher Weise nichts, das Menschen davon abhält, der Umwelt mit ihrem Verhalten massiv zu schaden. Die Deutschen fliegen so viel wie nie – kein Wunder, wenn man schon für 1,99 Euro nach Mallorca fliegen kann.

Diese Statistiken beinhalten zum einen Menschen, die so gut wie nie fliegen, aber auch eine Menge von Vielfliegern: Bei Lifestyle- und Reisebloggern, Instagrammern und Influencern ist dies besonders bedenklich, weil sie mit ihrem so begehrenswerten Lifestyle und einem Jahres-CO2-Konto von mehreren zehntausend Tonnen eine große Anzahl Menschen dazu inspirieren, es ihnen gleichzutun.

Warum soll ich Rücksicht nehmen, wenn andere es nicht tun?

Viele haben sich mit den Ursachen des Klimawandels noch überhaupt nicht auseinandergesetzt, andere sehen schlichtweg keinen Grund sich einzuschränken. Gleichzeitig hat sich das Reisen zu einer der großen Säulen der persönlichen Statussymbole entwickelt und da gilt es neben Auto, Kleidung, Wohnung, Marken und Technik mitzuhalten. Aber es gibt da noch eine paar andere wichtige Aspekte:

  1. Fairness: Stell‘ dir vor, du würdest in Bhutan oder auf Fidschi wohnen. Dort leben die glücklichsten Menschen der Welt, die interessanter Weise das Reisen bzw. Fliegen gar nicht brauchen, um persönliche Zufriedenheit zu erlangen. Sie halten ihre CO2-Grenzen ein. Wie würden wir es wohl finden, wenn wir uns reduzieren – und Menschen in anderen Ländern so gedankenlos mit der Natur umgehen würden? Wäre es fair, dass wir die Konsequenzen des Klimawandels genauso mittragen müssten wie die, die ihn verursacht haben? Wohl kaum!
  2. Soziale Verantwortung: In vielen Ländern dieser Erde haben Menschen nicht mal eben die Möglichkeit, sich im Falle von Flut, Dürre oder Brand für sich und ihre Familie ein neues Zuhause oder eine neue Arbeit zu suchen. Wir müssen uns alle der Tatsache bewusst sein, dass während wir irgendwo weit weg vergnügt an unserer Kokosnuss schlürfen, an einer anderen Stelle jemand aufgrund einer Naturkatastrophe, Wassermangel oder Hunger großes Leid erlebt.

Wichtig: Je mehr CO2 wir heute und in Zukunft durch unseren eigenen, hohen Lebensstandard verursachen, umso härter wird es die treffen, die vollkommen mittellos sind!

Was kann ich tun, wenn ich trotzdem fliegen muss oder möchte?

Abgesehen davon, dass Flüge im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln viel zu billig sind, wäre es unter den erwähnten Umweltschutz-Vorgaben unter anderem dringend notwendig, dass bei einer Flugbuchung automatisch und mindestens ein sogenannter Kompensations-Beitrag erhoben wird.

Warum ist Fliegen überhaupt so billig?
Weil der Flugverkehr seit Jahrzehnten staatlich subventioniert wird!
Weil in Deutschland bei Auslandsflügen die Mehrwertsteuer entfällt!
Weil die Airlines keine Mineralölsteuern auf Kerosin zu zahlen brauchen!
Weil die Umwelt bei unserer Regierung eine untergeordnete Rolle spielt!

Kompensation bedeutet: Man spendet entsprechend der durch den Flug verursachten Menge CO2 einen Betrag, der über eine gemeinnützige Organisation in ein Projekt investiert wird, um dort in Zukunft CO2 einzusparen. Simpel ausgedrückt macht man das, was man selbst an der einen Stelle verursacht hat, an einer anderen Stelle wieder gut.

Bei den Klimaschutzprojekten, die im globalen Süden durchgeführt werden, wird erfreulicher Weise sogar oftmals durch neue Technologien (spritsparende Pumpen, sauberer Strom, Biogasanlagen etc.) nicht nur CO2 eingespart, sondern oft wird dadurch gleichzeitig auch die nachhaltige Entwicklung gefördert, Armut in der Region verringert und die Gesundheit verbessert.

Wie kann ich meinen Flug kompensieren?

Allen Unternehmen in der Reisebranche ist das CO2-Problem bewusst, allerdings möchte sich natürlich niemand unbeliebt machen. Wenn eine Kompensation automatisch mit in den Reisepreis integriert werden würde, bliebe man nicht mehr konkurrenzfähig auf dem Markt der Billiganbieter. Also wird das Thema unter den Teppich gekehrt, obwohl es unsere eigene Zukunft maßgeblich negativ beeinflusst.

Bei einigen wenigen Anbietern gibt es zwar am Ende der Buchung die Möglichkeit, ein Häkchen für die freiwillige Kompensation (englisch „Offsetting“) zu setzen, allerdings fällt diese meist geringer aus als bei einer gemeinnützigen Organisation. Daher kann und sollte man seinen Hin- und Rückflug besser separat bei einem dieser Veranstalter mittels CO2-Rechner kompensieren:

  • Atmosfair: Gemeinnützige Organisation seit 2005, seit Jahren Testsieger. – Lt. Auskunft von Atmosfair werden 90% der Spenden in Projekte investiert, 10% werden zur Deckung der verwaltungsinternen Kosten verwendet.
    Testnote Stiftung Warentest: 0,6 (sehr gut)
  • Klima-Kollekte: Gemeinnütziger Kompensationsfonds christlicher Kirchen seit 2011. Projekte konzentrieren sich auf den Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz. – Investieren lt. Jahresbericht knapp 90% in Projekte.
    Testnote Stiftung Warentest: 1,1 (sehr gut)
  • PrimaKlima: Gemeinnütziger Verein seit 1991. Setzt sich für den Erhalt und die Mehrung von Wäldern ein. Jeder Baum filtert das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre. – Lt. Auskunft von PrimaKlima werden ca. 81% der Spenden in Projekte investiert.
    Testnote Stiftung Warentest: 1,5 (sehr gut)
  • myclimate: Initiative mit Schweizer Wurzeln, investiert in internationale Projekte. – Lt. Auskunft von myclimate werden 80% der Spenden in Projekte investiert.
    Testnote Stiftung Warentest: 2,2 (gut)

Für welches Projekt man sich letztendlich entscheidet, ist Geschmackssache – Hauptsache, man kompensiert überhaupt, wenn man fliegt! Die Spendenquittung/en kann man übrigens bei der Steuererklärung mit einreichen.

Wichtig ist allerdings, dass Nichtfliegen immer die bessere Alternative ist. Andererseits ist Fliegen und Kompensieren allemal besser als nur zu fliegen und ansonsten nichts zu tun! Und es ist natürlich nicht Sinn der Sache, mit Kompensationszahlungen zukünftig mehr zu fliegen als vorher, sozusagen mit Lizenz zum umweltschädlichen Agieren!

Wie ich das Fliegen und Kompensieren handhabe

Seit 3 ½ Jahren habe ich mir die Einschränkung auferlegt, nur noch 1-2x im Jahr zu fliegen – und das, obwohl Reisen mein Beruf ist. Seit diesem Jahr kompensiere ich meine Flüge und gleichzeitig auch meine Roadtrips. Fliegen innerhalb Deutschlands oder Europa Festland kommt für mich überhaupt nicht mehr in Frage, solange es eine Zugverbindung gibt oder das Ziel per Auto erreichbar ist.

Zertifikate Atmosfair - CO2 Kompensation von Flügen - Reiseblog Bravebird
Meine beiden Flüge in 2018 – mit 202 Euro kompensiert.

Einige Kritiker haben mir trotz meiner selbst auferlegten Einschränkung vorgeworfen, ich solle aufgrund meiner Vorbildfunktion doch gar nicht mehr fliegen. Das ist zwar einerseits nachvollziehbar, andererseits halte ich es für effektiver, realistische Ziele zu setzen. Zum „Gar-nicht-mehr-fliegen“ werde ich die wenigsten inspirieren können, zur Einschränkung auf ein gewisses Maß vielleicht und hoffentlich schon.

Mittlerweile bin ich auch dazu übergegangen, weitere CO2-intensive Aktivitäten zu kompensieren wie zum Beispiel meinen Ratgeber (Artikel). Jeden Tag lerne ich in Sachen Umwelt etwas Neues dazu und komme immer mehr zu der Überzeugung, dass wir uns selbst in Zukunft wesentlich aktiver für die Umwelt einsetzen müssen, damit wir und unsere Kinder – sofern vorhanden – überhaupt noch alt werden können.

Informationen zum Thema freiwillige CO2-Kompensation

[Hinweis zum Cover-Foto: Das Flugzeug ist ein Löschfahrzeug und somit wahrscheinlich eines der einzigen Verkehrsmittel in der Luft, die unserer Natur behilflich sind.]

Zeige Kommentare (17)
  • Wow, sehr schöner Artikel und ein Thema, dass mich auch schon viel beschäftigt hat. Gut recherchiert und aufbereitet hast du ihn auch.

    Nachdem ich aus dem Business(kasperbusiness) ausgestiegen bin, fliege ich grundsätzlich nicht mehr und benutze keine Schiffe, die mit Schweröl fahren. Als „Businessman“ bin ich früher viel geflogen, habe Zertifikate gekauft und mein Gewissen war trotzdem nicht rein. Dann habe ich es dann eines Tages komplett gecancelled, als ich drüber nachdachte.

    Warm? Ich empfinde diese Zertifikate als „modernen Ablasshandel“, um irgendeine Rechtfertigung zu finden, eben doch die tolle (Blogger-)reise zu machen. Wie du schon schreibst, einsparen ist besser als kompensieren. Licht aus statt LED.

    Was wäre denn, wenn der Travelblogger nach {beliebige Destination weit weg} flöge und dort mal drei oder sechs Monate bliebe, sich langsam von Ort zu Ort oder Land zu Land bewegte und sich auch mal etwas Zeit ließe? Wir hätten enorme Einsparungen beim Schadstoffausstoß, tiefere Einblicke in Kultur, Landschaft und Erlebnisse des Reisenden, daraus dann wieder bessere Reiseblogs – winwinwinwin sozusagen ;-)

    Ja, wir reisen viel in unserem 3-Liter-V6-Diesel-3-Tonnen-Reisemobil. Aber gleichzeitig bemühen wir uns, wenig Schadstoffe zu verursachen. Ein Prinzip davon ist die „100km-Regel“, die besagt, dass wir pro Reisetag nur maximal 100km reisen. Bedeutet zum Nordkapp und zurück 6000km = 60 Tage Reisezeit. Da bekommt man dann auch was mit von der Welt.

    „Die Schildkröte sieht mehr vom Weg als der Hase“

    In diesem Sinne: reisen wir langsam und mit offenen Augen!

    • Hi Matthias,
      vielen Dank für deine Meinung und Sichtweise. Es sind natürlich nicht nur die Blogger, sondern auch die vielen Business-Menschen (wie du es auch beschreibst), die alle paar Tage oder Wochen Inlands- oder Europaflüge in Anspruch nehmen. Und da ist noch eine ganz große Menge an Menschen, die eben für kleines Geld Wochenend-Städte-Hopping mit den Billigfliegern machen. Und so weiter und so weiter. Ich denke, dass Spenden (so würde ich es lieber nennen als Zertifikate) nie falsch sein kann und solange die Politik hier nichts ändert, eine persönliche Notwendigkeit gesehen werden sollte, der Natur etwas zurückzugeben. Ich habe für mich auch das langsame Reisen entdeckt, schön, dass es euch auch so geht.
      Viele Grüße!
      Ute

  • Hallo Ute,
    regelmäßig schaue ich bei dir vorbei. Hab deinen Blog auch schon etwas länger in meinem RSS Feed gespeichert. Ich finde es so toll wie du dich wandelst und dabei immer mehr die Umwelt im Blick behältst. Wirklich großartig, denn Reisen und Nachhaltigkeit ist ein großer Spagat, aber es geht, wenn man nur will!

    Daher ist auch dieser Beitrag super! Man kann nicht zu wenig darauf hinweisen, wie schädlich fliegen ist. Ich bin da selbst noch kein Engel, aber so langsam komme ich mit meinem CO2 Fußabdruck in einen Bereich der gesund ist. Da ich seit kurzem auch beruflich öfter mal durch Deutschland reisen muss, habe ich beschlossen, längere Zeiten in Kauf zu nehmen und meine Kollegen und unsere Kunden Stück für Stück zu sensibilisieren, dass es auch anders geht. ?

    Ganz liebe Grüße

    Stefanie

    • Liebe Stefanie,
      ja, dieser Wandel braucht in der Tat Zeit :) Ich lerne auch heute noch jeden Tag etwas dazu, was ich wieder verändern und verbessern möchte und es freut mich dabei sehr, meiner Umwelt wieder etwas zurückzugeben, was ich früher mangels Wissen oder Interesse falsch gemacht habe. Ich schaue auch immer gern bei dir vorbei und toll, dass du andere auch zu einer anderen Sichtweise verhelfen möchtest! <3
      Ganz liebe Grüße
      Ute

  • ich gebe Dir Recht, dass Fliegen sehr schädlich für die Umwelt ist. Du sprichst von Fairness und sozialer Verantwortung. Ja das stimmt und ich finde auch gut wie Du den Bericht darüber geschrieben hast, aber die sozial schwachen Länder müssten wir unterstützen das dort die Müllproduktion gestoppt wird. Da helfen auch keine Glasstrohhalme in Deutschland (wie ich Sie in meiner Bar derzeit einführe). Weißt Du wie ich das meine? Ich werde trotzdem weiterhin reisen und auch fliegen, auch gerade wenn es preiswert ist da ich auch auf jeden Taler schauen muss. Ichh offe nur das es sich irgendwann mal bessern wird auf der Welt. Alles Liebe für Dich. Grüße Marcel

    • Hi Marcel,
      Danke für deine Meinung! Müll und Plastik ist natürlich ein anderes großes Thema. Wenn selbst Deutschland den Plastikmüll z. B. zum „Recyceln“ nach Polen bringt, wo er zum Teil illegal verbrannt wird (Doku), kann man sich düster ausmalen, wie es in anderen Ländern zugeht… Bin auch gespannt, wann hier endlich Maßnahmen ergriffen werden, die diesen Plastikwahnsinn stoppen.
      Viele Grüße
      Ute

  • Hej Ute!
    Du setzt dich sehr leidenschaftlich für verantwortungsvolles Handeln und gelebten Umweltschutz ein. Das ist auch bitter nötig, wenn man sich die zunehmenden Probleme durch Massentierhaltung, Artensterben, Umweltverschutzung etc. ansieht. Ich kann dich da nur unterstützen. Du recherchierst sehr umfangreich und vieles was du schreibst ist vollkommen richtig. Trotz allem muss ich heute auch mal etwas loswerden.

    Ich finde es falsch, dass sich fast die ganze Umwelt- und Klimadebatte am CO2 orientiert. Der CO2 Ausstoß ist nicht das grundlegende Problem der Umweltzerstörung. CO2 ist ein Spurengas, dessen Anteil in der Atmosphäre ca. 0.04% beträgt. Der Anteil welcher durch menschliche Aktivitäten verursacht wird ist ca. 3% von diesen gesamten 0.04% und damit verschwindend gering. CO2 wird landläufig immer als Treibhausgas bezeichnet was aber irreführend bzw. schlicht und ergreifend falsch ist. Ein Treibhaus setzt ein geschlossenes System voraus, welches unsere Atmosphäre nicht ist und CO2 ist schwerer als Luft, sinkt also ab. Das von uns erzeugte CO2 befindet sich demnach hauptsächlich in den tiefen Atmospärenschichten, wo die ihm nachgesagte Treibhauswirkung gar nicht stattfinden kann.
    Ich finde die politischen Diskussionen um ein 2.0°C oder 1.5°C Ziel sehr befremdlich. Wir können über mehr als 3 Tage hinaus keinen vernünftigen Wetterbericht erstellen, weil die atmosphärische Zirkulation äußerst komplex ist, aber wir können errechnen wieviel CO2 man angeblich einsparen muss um eine Erwärmung der Atmosphäre unter 2°C zu halten. Das kann kein vernünftiger Mensch glauben.

    Die CO2-Treibhaus-Diskussion ist vor allem eins – eine gewollte Desinformation um den Umweltschutz als Mittel zur weiteren Umverteilung des Vermögens zu instrumentalisieren. Die deutsche Politik und die Automobilindustrie beweisen doch gerade tagtäglich, wie man mit dieser verlogenen CO2 Debatte Ängste schürt und beiläufig möglichst effizient den Fahrzeugbestand der gesamten BRD erneuert. So lange wir nicht begreifen, dass wir einfach nur benutzt werden um die unermessliche Gier der Reichen zu stillen wird sich nichts ändern. Wie Matthias in seinem Kommentar sehr richtig erwähnt ist der Handel mit Zertifikaten ein „moderner Ablasshandel“ und damit ein weiteres Mosaiksteinchen, was die Reichen reicher und die Armen ärmer macht.

    Mit den Möglichkeiten der CO2 Kompensation habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt, aber ich gehe davon aus wenn zur Kompensation tausende Bäume gepflanzt werden, geschieht dies nicht durch die Hand eines Bauern mit Spitzhacke und Esel sondern durch mächtige Landmaschinen, die widerrum CO2 erzeugen.

    Ich persönlich glaube die Hauptprobleme liegen in der unersättlichen Gier der Menschheit nach immer mehr. Wir wurden jahrzehntelang dazu erzogen immer mehr zu konsumieren. Dass sich das bis heute nicht geändert hat beweist der heutige „Black Friday“. Am heutigen Freitag wird die Menschheit einmal mehr unter Beweis stellen, wie unsäglich sinnbefreit sie Fitnesstracker, Flachbildschirme, Hasenschnuffeltücher und Beauty-Adventskalender zu kaufen bereit ist, wenn nur der Hinweis „Sonderangebot“ daran haftet. Und das ist nur der Start in eine jährlich stattfindende, grenzenlose Jahres-End-Konsum-Rallye die im verschießen von tonnenweise Silvesterknallern gipfelt. Das ist doch der wahre Grund für ein Massensterben der biologischen Vielfalt, der zunehmenden Vergiftung der Umwelt, der masslosen Plünderung des Planeten als würde es noch einen weiteren geben.

    Ute, ich hoffe Du verstehst meine Worte nicht falsch. Du engagierst dich in vielen Bereichen und setzt dich sehr vielfältig für eine bessere Welt ein. Bei mir löst nur diese CO2 Debatte Unverständnis aus, da dies meiner Ansicht nach die kleinste Schraube im Getriebe ist. Ich finde es grundsätzlich richtig sich bei Flugreisen einzuschränken und gegebenenfalls Kompensationsmaßnahmen zu treffen. Ich finde Matthias „100km-Regel“ für den Urlaub eine wirlich super Idee. Aber wir sollten uns nicht durch die politisch gewollt angefachten CO2 Diskussionen täuschen lassen und auf dieses Pferd aufspringen, da es dazu führt dass wir weiter ausgenutzt werden. Wir sollten dort ansetzen wo wir alle gemeinsam wirklich mächtig sind – beim Konsum. Wir können jeden Tag entscheiden wo wir kaufen und was wir kaufen. Wir können unseren Konsum massiv einschränken, nur noch Dinge kaufen, die wir wirklich benötigen. Dinge kaufen, die fair und nachhaltig produziert wurden. Auf Fleisch weitestgehend verzichten. So wie Du es in vielen anderen Artikeln sehr schön beschrieben hast. Wenn wir uns auf künstlich entfachte Diskussionen einlassen fangen wir an uns selber in gut und böse zu unterteilen. Fleischesser – Veganer, Kreuzfahrttourist – Pilger, Fertighausbesitzer – WG-Bewohner. Und wenn wir mit uns selber beschäftigt sind und uns selber schwarz und weiß sehen, dann sind wir keine Gefahr für Politik und Wirtschaft. Dann geht alles so weiter wie bisher.

    Wir sollten uns gegenseitig Lust auf Umweltschutz und ein besseres Leben machen anstatt uns auf Pseudo-Diskussionen einzulassen. Wir sollten den BASF’s, VW’s und EON’s zeigen, dass wir sie nicht brauchen um ein gutes Leben zu führen. Wir sollten in das Flugzeug, dass sie uns anbieten einfach nicht mehr einsteigen.
    Wir sollten uns gegenseitig Alternativen aufzeigen, Kollektiven gründen, in solidarische Landwirtschaften einsteigen, C2C Projekte fördern, wieder mehr laufen und Fahrrad fahren und uns für das Leben einfach wieder mehr Zeit nehmen.

    Liebe Grüße
    Hans-Jörg

    • Hallo Hans-Jörg,
      Danke für deinen Beitrag, wenngleich ich ungern die CO2-Berechnungen und dargelegten Fakten unzähliger Wissenschaftler auf der ganzen Welt in Frage stellen möchte. Und selbst wenn all diese Werte tatsächlich nicht richtig wären, halte ich sie dennoch für extrem wichtig, damit wir wenigstens irgendeine Richtlinie haben, die ein Alarmsignal auslöst – wir sehen ja, wie wenig selbst das bei den meisten zur Veränderung beiträgt. Bäume pflanzen funktioniert übrigens in der Regel per Hand und ist entsprechend CO2-arm, also nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen :) Und meiner Meinung nach schließt die Reduktion von CO2 nicht alles andere aus, was wir noch tun können und sollten. In diesem Sinne, viele Grüße
      Ute

      • Liebe Ute,

        Du möchtest die Berechnungen und Fakten unzähliger Wissenschaftler nicht in Frage stellen! Das musst Du auch gar nicht!
        Aber man sollte die Berechnungen als das sehen was sie sind. Die Vorgänge in unserer Atmosphäre sind äußerst komplex und Berechnungen zu Klimaveränderungen folgen daher immer nur einem Modell. Die Ergebnisse sind immer rein hypothetisch und weder Fakt noch Beweis für irgendetwas. Ich denke schon, dass man das beachten sollte um die Aussagen richtig zu bewerten.

        Wenn es Dir um die Verbesserung der Luftqualität geht ist der Verzicht auf Flug- und Schiffsreisen sowie Autofahrten ein probates Mittel. Kompensierungen sind das nicht. Die stehen eher für ein „Weiter so“ in Bezug auf unseren ungestillten Konsumrausch.

        Abgase aus jeglicher Art von Verbrennungsmaschine sind giftig. Das ist nachweisbar richtig ohne dass modellhafte Berechnungen notwendig sind. Das versteht jeder und das sollte als Argument für Verzicht ausreichen.

        Liebe Grüße
        Hans-Jörg

  • Danke schön! Ich bin im Februar nach Indien geflogen und im Hinterkopf war das natürlich immer: du solltest bei atmosfair ……. Nun habe ich es gemacht und unterstütze ein indisches Klimaprojekt.

  • Prima Artikel! Ich reise ja oft mehrmals im Jahr nach Finnland/Skandinavien. Und eine Anreise ohne Flugzeug bedeutet dennoch mindesten eine Fährfahrt. Ich liebe sowohl das Fliegen als die Reise auf dem Schiff, dabei finde ich die Kompensation richtig wichtig. Und ich finde es einen echten Aufreger, dass die alternativen, umweltverträglicheren Antriebsformen so ausgebremst werden. Das wäre doch der konsequente nächste Schritt, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen.
    Im Grunde finde ich sollte nicht das Ziel sein das Reisen zu einzuschränken oder zu verbieten, es muss nur verträglicher gestaltet werden – und das jetzt langsam mit Nachdruck auf Hochtouren, sonst fliegt uns alles um die Ohren.

    ?

    • Hallo liebe Christine,
      ja, du hast vollkommen Recht! Die Menschen sind immer schon gereist und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Drücken wir uns die Daumen, dass die Politik doch irgendwann zur Vernunft kommt!
      Viele Grüße!
      Ute

  • Hallo Ute,
    Danke für den Artikel! Schön, dass du das Thema fliegen als weitreichende Reisebloggerin aufgreifst. Ich möchte dazu eine kurze Geschichte aus „Andreas Altmann in Mexico“ beisteueren.

    “ Der Wald brennt, die Tiere fliehen, nur der Kolibri fliegt vor und zurück zu einem See, immer wieder, nimmt einen Wassertropfen in den Schnabel und lässt ihn auf das Feuer fallen. „Was machst du denn da“, fragt ihn ein schöner Adler, „das nützt doch nichts.“ Un der Kolibri: „Ich weiß, aber ich erfülle meinen Teil.“

    … So kann jeder seinen kleinen Beitrag leisten. Und ich denke es ist das was zählt. In unserem Alltag können wir alle, mit vielen kleinen Entscheidungen, zu einem besseren Ganzen beitragen. Das schöne ist ja, dass wir nicht auf das Fliegen verzichten müssen. Sondern wir können es als Geschenk der modernen Gesellschaft sehen und es ganz bewusst einsetzen. Und zum Beispiel nur alle paar Jahre eine Fernreise planen. Und sich dann, wie Matthias vorschlägt, mehrere Monate in einem Land oder Kontinent aufhalten und tiefer in die Kultur eintauchen. Die Qualität des langsamen Reisens genießen.

    Danke Ute für deine inspirierenden Blogbeiträge.

    Liebe Grüße,
    Jean-Marc

    • Hallo Jean-Marc,
      vielen Dank für deinen Beitrag und deine Meinung! Und schöne Geschichte mit dem Kolibri, ich kannte sie bisher nur mit dem kleinen Jungen, der die Seesterne wieder zurück ins Meer wirft. Beides ist traurig. Ich kann dir nur zustimmen, wir können durchaus verzichten und trotzdem ein sehr schönes Leben führen, ohne die Umwelt so sehr zu belasten. Aber es wird noch wesentlich schlimmer kommen, bis etwas passiert.
      Liebe Grüße zurück
      Ute

  • Hallo Ute, auch ich habe jetzt das nachhaltige Reisen entdeckt und stelle meinen Reiseblog um auf Reisen ohne Flugzeug und ohne Kreuzfahrtschiff. Im Moment bin ich auf der Suche nach virtuellen Orten, in denen ich meinen neuen Blog promoten kann. Meine erste Zugreise von Berlin nach Metz (mit Hindernissen…) ist schon geschafft! Viele Grüsse Der Gute Reisende

    • Hallo Dirk, finde ich super! Mach‘ weiter so, das ist der richtige Weg. Mein nächster Artikel dazu kommt in den nächsten Tagen, vielleicht gibt dir das auch nochmal ein paar Impulse.
      Viele Grüße und weiterhin gute Reise
      Ute

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