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Eine Entdeckungsreise durch Zentral-Japan

Eine Entdeckungsreise durch Zentral-Japan

Warum es mich bisher nicht stärker in dieses asiatische Land gezogen hatte, ist mir im Nachhinein schleierhaft. Tokio war damals eine tolle und beeindruckende Erfahrung, aber mehr reizte mich seltsamer Weise nicht. Umso mehr freute ich mich daher über die Einladung des Tourismusamtes, um eine Region im Zentrum des Landes kennenzulernen, von der ich bis dato noch nie gehört hatte: Die Mie Präfektur!

Genau das sind heute die Reisen für mich, die mein Herz höher schlagen lassen – wenn meine Füße Neuland jenseits von tief eingetretenen Pfaden des Massentourismus betreten können. Und bereits während des Fluges über Japan wunderte ich mich über die wunderschön hüglige Landschaft und war kurze Zeit später noch überraschter zu wissen, dass Japan zu 70% aus Bergen besteht!

Mich erwartete eine einwöchige Rundreise, beginnend in der viertgrößten Stadt Nagoya und im Anschluss daran Richtung Süden zu verschiedenen Spots auf der Halbinsel Honshū. Ich kann hier schon einmal vorwegnehmen, dass dieses – wenn auch recht kurze – Erlebnis in der Landesmitte wahnsinnig viel Lust auf mehr Japan gemacht hat! Die ganz besonderen Aspekte sind für mich folgende:

  • Die Freundlichkeit der Menschen: Während ich damals in der bombastischen Großstadt Tokio nicht so den Zugang zu Einheimischen gefunden habe, ist es in kleineren Städten und auf dem Land ganz anders. Die Japaner sind sehr herzlich, hilfsbereit und unwahrscheinlich höflich und respektvoll. Man fühlt sich dadurch überall gut aufgehoben, es gibt immer ein freundliches Lächeln und bei etwas näherem Kontakt wird man überrascht sein, wie viel Spaß man gemeinsam haben kann. Diese wunderbare Harmonie überall werde ich sehr vermissen.
  • Das besondere Essen: Die Fotos weiter unten sprechen eigentlich schon für sich, aber ich möchte trotzdem diese unglaublich tollen Gerichte und Menüs erwähnen. Während wir bei japanischem Essen in erster Linie an Sushi denken, ist die Vielfalt doch um Welten größer und alleine deshalb schon eine Reise wert. Und was ich noch überraschender fand, waren die Preise. Während wir bei einem japanischen Restaurant-Besuch eher an ein kostspieligeres Vergnügen denken, kosten Mehrgang-Menüs selbst in sehr guten Restaurants oft nicht mehr als 20-30 Euro.
  • Die einzigartige Sauberkeit und Ordnung: Es mag sich komisch anhören, aber ich empfand das als etwas ganz Besonderes. Nirgends liegt Müll herum und selbst öffentliche Toiletten – übrigens eine herrliche Erfahrung: der beheizte Toilettendeckel – sind immer blitzsauber. An vielen Orten wird man seine Straßenschuhe ausziehen müssen, um in nicht ganz so hübsche Pantoletten zu schlüpfen, aber dafür ist immer ein Maximum an Hygiene angesagt.
  • Die angenehme Sicherheit: Um bei der Harmonie zu bleiben – hier ist es unglaublich sicher. Japan hat eine sehr geringe Kriminalitätsrate und man wird sich immer total sicher fühlen. Es gilt also auf nichts zu achten, man kann getrost seine Kamera um den Hals hängen und muss an nichts Böses denken, was ich ebenfalls sehr entspannend finde.

Genug geschwärmt – hier nun meine Erlebnisse der sehr schönen Rundreise:

Nagoya Marriott Associa Hotel Japan - Reiseblog Bravebird

Bei dem unendlichen Blick über das Häusermeer von Nagoya aus meinem Zimmer des Marriott Associa Hotels könnte man annehmen, die Stadt habe mehr als 2,3 Millionen Einwohner. Wenn man sich dann aber durch die Straßen der Großstadt bewegt, verändert sich der Eindruck. Entgegen meiner Erwartung von Staus und Menschenmassen war das Gegenteil der Fall, es war ruhig, geordnet und unerwartet geräuscharm. Was hatte die Stadt also noch zu bieten?

Japan Nagoya Station - Japan-Rundreise - Reiseblog Bravebird

Nun, zumindest muss man als Frau erstmal die Shopping-Möglichkeiten erkunden und die gab es in meinem Fall gleich reichlich einige Etagen tiefer im Haus. Die besten Möglichkeiten gibt es unter anderem in der Nähe der Nagoya Central U-Bahn-Station, also direkt bei meinem Hotel. In der Takashimaya Mall oder im Meitetsu Department Store kann man sich stundenlang austoben – alleine Süßigkeiten und Pralinen umfassen eine ganze Etage im Untergeschoss.

Nagoya Shopping Takashimaya Mall - Japan-Reise - Reiseblog Bravebird

Ein weiterer sehenswerter Ortsteil ist das Viertel Osu. Hier empfangen einen Vintage- und Second Hand-Läden, kleine Cafés, eine Menge Kleinkram und Restaurants. Wer zum Beispiel als Souvenir einen guten und vor allem originalen Kimono mit nach Hause nehmen möchte, sollte diesen hier suchen und finden. Ein tolles, bunt gemischtes Plätzchen, das etwa 10 Autominuten von der Central Station entfernt ist. Einen Besuch wert ist auch der buddhistische Ōsu Kannon Tempel.

Japan Nagoya - Osu Viertel zum Shoppen - Reiseblog Bravebird

Was hat Nagoya aber nun noch zu bieten? Ich hatte zwar nicht so viel Zeit, alles zu besichtigen, aber wenn man eine Sehenswürdigkeit in dieser Stadt nicht verpassen darf, dann ist es die Burg Nagoya (engl. Nagoya Castle). Sie wurde ursprünglich im 16. Jahrhundert errichtet, dann aber leider im zweiten Weltkrieg gänzlich zerstört. 1959 wurde sie dann wieder neu errichtet und ist wahrscheinlich besonders in der Kirschblütenzeit ein toller Ort zum Fotografieren.

Japan Nagoya Castle - Rundreise Japan - Reiseblog Bravebird

Kommen wir jetzt zu meinem liebsten Ort in Nagoya: Dem Pottery Town in Tokoname! Es liegt ganz in der Nähe vom Flughafen und damit südlich von Nagoya. Erreichbar entweder per Auto in etwa einer halben Stunde oder per Zug mit dem Meitsetsu „Tokoname Line“ Express. Von der Tokoname Haltestelle sind es nur 5 Minuten bis zum Pottery Village. Tokoname ist eins der sechs historischen Töpfer-Dörfer in Japan und das größte und älteste dazu, weshalb man es einfach sehen muss.

Japan Nagoya - Pottery Village - Reiseblog Bravebird

Den Footpath gibt es seit den 70ern und man hat weitestgehend versucht, das Dorf Tokoname authentisch zu erhalten. Das Dorf besteht weitestgehend aus dunkelbraunen und schwarzen Holzhäuser, was dem Ganzen einen stylishen Charakter verleiht und zudem wahrscheinlich einer der wenigen Orte ist, in dem man – selbstverständlich künstlerisches – Chaos und Unordnung auf den Wegen und in den Höfen vorfinden wird.

Japan Nagoya Must See Tipps - Töpferdorf Tokoname - Reiseblog Bravebird

Des Weiteren finde ich klasse, dass es sowohl alte traditionelle Töpfereien gibt, aber auch sehr moderne Shops mit Produkten, wie wir sie heute gerne auf dem Tisch oder im Schrank stehen haben. Aus meiner Sicht sind dies wahrscheinlich die besten Souvenirs, die man aus Japan mit nach Hause nehmen kann. Zwischendurch wird man auch immer mal wieder auf Vintage-Kitsch stoßen und das macht das Dorf für mich persönlich zu einem unglaublich tollen Ort – absolutes Must Visit!

Japan Sightseeing Tipps für Nagoya - Pottery Village Tokoname - Reiseblog Bravebird

Nach diesem Erlebnis sollte diese Stadt aus meiner Sicht auf jeden Fall in keinem Reiseführer fehlen, aber es gibt noch ein paar Dinge, die bei einem Besuch nicht fehlen sollten: Natur, gutes und besonderes Essen (was wie gesagt nirgends schwer fällt) und den Einblick in die Traditionen des Landes. Den Besuch des nicht sonderlich großen, dafür aber sehr schönen Tokugawa Gartens würde ich besonders im Frühling bei der Kirschblüte oder im Herbst empfehlen, wenn sich die Blätter rot färben.

Japan Nagoya - Rundreise - Tokugawa Garden - Reiseblog Bravebird

Wer nach Gartenspaziergang und Besuch des zugehörigen Kunstmuseums hungrig geworden ist, sollte sich den Luxus des Tokugawaen Garden-Restaurants gönnen! Man sitzt in sehr schöner Atmosphäre mit Blick auf den See des Gartens und kann sich hier mit einem französisch angehauchten Menü verwöhnen lassen. Preise für ein Mehrgänge-Menü z. B. zum Lunch beginnen ab 3.000 Yen – im Verhältnis zur Qualität und der tollen optischen Präsentation der einzelnen Gänge nur 23 Euro!

Japan Rundreise - Nagoya Tokugawaen Restaurant - Reiseblog Bravebird

Neben dieser tollen Erfahrung fehlen noch zwei Dinge, an der man aus meiner heutigen Sicht auf einer Japan-Reise nicht vorbeikommen sollte: Die Teilnahme an einer Tee-Zeremonie und die Herstellung von Sake! Zu ersterem kommt man zum Beispiel im Waku Waku Green Tea Museum. Hier lernt man die Qualitäten zu unterscheiden und auch die Zubereitung mit dem filigranen Schneebesen ist äußerst spannend. Den köstlichen japanischen „Baumkuchen“ aus grünem Tee gibt’s im Shop nebenan.

Japan Nagoya - Grüner Tee Zeremonie - Waku Waku Museum- Reiseblog Bravebird

Kommen wir zum japanischen Nationalgetränk – dem Reiswein Sake! Beim Besuch der Sawada Shuzo Brauerei in Tokoname hatten wir das Glück, an einem besonderen Event teilzunehmen, bei dem es Sake in allen verschiedenen Herstellungs-Prozessen (fermentiert, kalt, warm etc.) zu testen gab. Eine Übersicht über die verschiedenen Brauereien im Raum Nagoya gibt es unter diesem Link. Achtung: Bei 15-20 Prozent Alkohol sollte man lieber mit der Bahn als mit dem Mietwagen dorthin fahren.

Japan Nagoya - Sake Brauerei Tokoname - Reiseblog Bravebird

Bevor es in die Mie Präfektur geht – Nagoya gehört zur Aichi Präfektur -, möchte ich noch das Toyota Museum in Nagoya erwähnen. Das Unternehmen startete ursprünglich als kleine Abteilung eines Webstuhlfabrikanten und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem der größten Automobilhersteller weltweit. Super stylishes und modernes Museumsgebäude, das wahrscheinlich jedes Männerherz höher schlagen lässt und selbst für mich als Frau ein recht kurzweiliges Vergnügen darstellte.

Japan Nagoya - Toyota Museum - Reiseblog Bravebird

Und jetzt führte die Reise in die Stadt Iga im westlichen Teil der Präfektur Mie auf der Halbinsel Honshu. Hier dreht sich alles – so wirkte es jedenfalls auf mich – um die Geschichte der Ninjas. Im Iga Ninja Museum kann man sich einen Einblick über die Welt der als Kämpfer ausgebildeten Spione in Japan machen. Das hier abgebildete Haus zum Beispiel ist voller Verstecke und Tricks, die man in einer Vorführung vorgestellt bekommt. Durchaus interessant und sehenswert!

Japan Rundreise - Mie Präfektur - Ninja Museum - Reiseblog Bravebird

Wenn man nach dem Museum noch nicht genug von Ninjas hat, kann man sich in den speziellen Ninja-Zug setzen, der einen bis nach Iga bringt. Hier gibt’s leider keine besonderen Versteck-Möglichkeiten, ist aber dennoch eine lustige Erfahrung. Die Stadt selbst ist ein eher ruhiger Ort umgeben von Bergen. Die Temperaturen zu dieser Jahreszeit (Winter) sind unseren übrigens verhältnismäßig ähnlich, also Ende Februar waren es in der gesamten Region tagsüber zwischen 2-8° C.

Zentral-Japan Rundreise - Lokale Restaurants Iga - Reiseblog Bravebird

Eines der schönsten, täglihen Ereignisse war für mich das Essen! In wirklich jedem Restaurant gab es andere Gerichte bzw. Menüs und daher empfand ich es sowohl mittags als auch abends jedes Mal wie eine freudige Überraschung. Tofu kommt in der Küche relativ häufig vor, wobei er anders schmeckt und zubereitet wird als bei uns. Einen informativen Artikel dazu habe ich hier gefunden. Ich habe mich während der Reise vegan ernährt und war von der Vielfalt total begeistert!

Zentral-Japan Rundreise - Iga - Reiseblog Bravebird

Der Ort hat mir gut gefallen. Er ist auf den ersten Blick kein besonderes Highlight, versprüht allerdings eine sehr angenehme Ruhe. Hier hat man jedenfalls die Möglichkeit, ein 100% authentisches Leben der Japaner in den ländlicheren Gebieten fernab der Großstadt kennenzulernen. Auch die Fahrt hierher mit den Bergen am Horizont und dann kleineren Straßen durch teilweise sehr schöne Bambuswälder fand ich sehr schön.

Japan Rundreise - Iga Schrein - Reiseblog Bravebird

Auch in punkto Religion gab es auf dieser Reise Neues zu lernen. Fast ausschließlich in Japan wird die Naturreligion Shintoismus praktiziert. In dieser Religion gibt es unendlich viele Götter, die in Form von Mensch, Tier, Pflanze oder sogar als Gegenstand verkörpert sein können. Der Sitz eines bestimmten Gottes wird als Schrein bezeichnet. Weitere ausführliche Informationen zum inneren Schrein Geku und äußeren Schrein Naiku gibt es auf dieser Seite.

Japan Rundreise - Okage Yockocho Fluss - Reiseblog Bravebird

Die Stadt Ise ist für die meisten Japaner Ausgangspunkt zum Besuch des inneren Schreins Naiku. Hier gibt es wieder ausreichend Gelegenheit, Shopping-Gelüsten nachzugehen. Hier stellte ich fest, dass die Japaner nicht nur „Fortune Telling“-Fans sind, sondern dass die uns aus Glückskeksen bekannten Sprüche sogar negativ sein können! Sollte dies der Fall sein, wird das Papier an eine dafür vorgesehene Wand an einen Faden geknüpft und damit verbleibt das Ungute eben auch dort.

Japan Rundreise - Okage Yokocho Shopping-Viertel - Reiseblog Bravebird

Die bekannte Okage Yokocho Street führt auf direktem Wege fußläufig zu dem großen, parkähnlichen Gelände des Schreins und besteht aus über 50 Geschäften. Die Häuser und das Straßenbild wurden der Ise-Tempelstadt aus der Edo-Periode nachempfunden und sind hübsch anzusehen. Selbst hier kann man Geld an einem ATM ziehen und bekommt am Ende einen Bon mit einem Fortune Telling… hoffentlich etwas Gutes!

Japan Rundreise - Okage Yockocho Area - Reiseblog Bravebird

Nach Sonnenuntergang wird die Stadt Ise angenehm ruhig. Die Häuser der Nachbarschaft auf der anderen Seite des Flusses, auf deren Straße ich zu dem besonderen Ryokan kam – in dem ich übernachten durfte -, wirkten teilweise wie aus einem Bilderbuch. Was ist überhaupt ein Ryokan? Das ist ein traditionell eingerichtetes, qualitativ hochwertiges Gästehaus. Meist wird auf Futons auf dem Boden geschlafen, der wiederum mit beigefarbenen Tatami-Matten ausgelegt ist.

Japan Rundreise Chubu - Ryokan in Ise - Reiesblog Bravebird

Das Western Style Zimmer meines Ryokans Ikyu Ise hatte ein normales Bett und auf dem Balkon ein eigenes, heißes Bad mit Blick in den Wald – eine unglaublich tolle Hotel-Erfahrung! Auch das Frühstück ist sehr umfangreich und bietet typisch japanische Gerichte. Den inneren Schrein kann man von hier aus in nur 15 Gehminuten erreichen und in meinem Fall war das früh morgens um 6 Uhr, was mit einem fast menschenleeren Park belohnt wurde.

Japan Rundreise Chubu - Ise Schrein Naiku - Reiseblog Bravebird

Zu dem riesigen Gelände des inneren Schreins Gingu Naiku gelangt man nach dem Passieren des Eingangstors und einer Brücke. Mit etwas Glück begegnet man unterwegs einem Shinto-Priester im langen Gewand. Nach dem Gebet vor einem Schrein klatschen die meisten Besucher laut in die Hände, um die Götter durch diese Geräusche auf sich und sein Anliegen aufmerksam zu machen. Danach verneigen sie sich, um Dank und Ehrfurcht zu erweisen. Ein sehr schönes Ritual, wie ich finde.

Japan Rundreise Chubu - Ise Gingu Schrein Naiku - Reiseblog Bravebird

Noch etwas, das mir extrem gut in Japan gefallen hat, waren die kastenförmigen Autos! Keine Ahnung, warum es diese Wagen bei uns nicht gibt – ich würde mir jedenfalls direkt eins zulegen. Viele Modelle sind vollkommen boxförmig, schmal und hoch und sind damit wohl den zum Teil engeren Straßenverhältnissen angepasst. Der Wagen auf dem Foto dürfte wohl die japanische Version des Mini sein und war mein absoluter Favorit.

Japan Rundreise - Autos in Chubu - Reiseblog Bravebird

Zurück zu meiner Lieblingsbeschäftigung: Essen und Genießen! Noch nie habe ich so viele ästhetisch und künstlerisch zubereitete Speisen gesehen. Da wundert es nicht, dass es in keinem Land mehr 3-Sterne-Restaurants gibt als in Japan. Zum Essen gibt es meist grünen Tee oder Sake. Was man übrigens nie tun sollte: Mit den Stäbchen auf jemanden zeigen oder sie in Speisen stecken lassen. Solange man sie nicht benötigt, werden sie einfach auf der kleinen Stäbchen-Bank abgelegt.

Japan Rundreise - Zentraljapan - Lokale Gerichte - Reiseblog Bravebird

Die Reise führte weiter Richtung Ostküste der Halbinsel Honshu, genauer gesagt nach Toba. Auf dem Weg dorthin gab es einen kurzen Stopp bei dem früheren Gästehaus Hinjitsukan, das ursprünglich für Besucher des Ise Schreins gedacht war und heute als kultureller Ausstellungsort dient. Ich würde besonders den Besuch des angrenzenden und wunderschönen, traditionell gestalteten Gartens empfehlen.

Japan Rundreise - Hinjitsukan Garten - Reiseblog Bravebird

Ganz in der Nähe befinden sich weitere Heiligtümer: Die sogenannten „Verheirateten Felsen“ namens Meoto-Iwa. Sie sind mit einem schweren Seil (Gewicht ca. 1 Tonne) miteinander verbunden und stehen für die Verbindung zwischen Mann und Frau. Der Frosch am Ufer, den man auch an vielen anderen Stellen in der näheren Umgebung finden wird, steht für das Glück und bedeutet so viel wie »Gehe dem Glück entgegen«. Ein schönes Plätzchen!

Japan Rundreise - Meoto Iwa Ehepaarfelsen - Reiseblog Bravebird

Leider gab es nicht genug Zeit, den Ise-Shima Nationalpark näher und vor allen Dingen intensiver kennenzulernen, denn dem Ausblick zufolge wäre er vermutlich eine längere Wanderung wert gewesen. Wer also mit dem Mietwagen unterwegs sein sollte, nimmt sich am besten ein wenig Zeit für eine Erkundung. Auf dem Weg von Toba Richtung Shima City im Süden kann man auf der Pearl Road am Toba Lookout Point für einen schönen Blick über die Küste einen Stopp machen.

Japan Rundreise - Nationalpark in Mie - Reiseblog Bravebird

Jetzt aber zu ein paar toughen Frauen, die einer herausfordernden Tradition folgen: Dem Apnoe-Tauchen! Die Ama (= Meerfrauen) gibt es seit vielen hundert Jahren, heute sind es noch geschätzt 700 aktive Taucherinnen. Sie suchen bis zu hundert Mal an nur einem Tag am Meeresgrund nach Schnecken, Muscheln und anderen Meerestieren, um damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Heute führen die älteren Damen ein Restaurant, um ihre Tradition an Reisende zu vermitteln.

Japan Rundreise - Ama Taucherinnen - Shima - Reiseblog Bravebird

In ihrem weißen Tauch-Anzug springt die gut gelaunte 86-jährige Ama heute nicht mehr ins Wasser, sondern kümmert sich lieber um die Betreuung ihrer Gäste im Restaurant. Das „Ama Hut Hachimankamado“ in Shima kommt zwar ziemlich touristisch rüber, ist aber dennoch durch die fröhlichen Damen eine amüsante Erfahrung. Die Gerichte sind einfach gehalten, vegetarische Gerichte sind möglich. Einen schönen Artikel über die Ama mit tollen Fotos gibt es hier.

Japan Shima Kanko Hotel - Bootstour - Reiseblog Bravebird

An manch ruhigem Gewässer wird man in Shima gelegentlich auf diese grünen Teppiche stoßen: Seegras! Es ist hierzulande die wichtigste Algenart und dementsprechend ein beliebtes Nahrungsmittel in Japan. In der japanischen Küche wird es vielseitig verwendet, zum Beispiel werden aus Seegras die grünen Nori erstellt, die als papierartige Blätter die uns bekannten Sushi-Röllchen zusammenhalten (z. B. Temakis). Nun aber zu einem anderen grünen Genussmittel: Tee!

Japan Shima Kanko Hotel - Reiseblog Bravebird

Im südlichen Teil der Halbinsel kann man sich umgeben von Wasser und grüner Natur z. B. im Shima Kanko Hotel verwöhnen lassen. Von der Lounge, der Bar oder des französischen Restaurants La Mer hat man einen fantastischen Ausblick auf die Bucht. Für mich gab’s eine kleine Tee-Zeremonie, die mir wieder zeigte, wie schön der respektvolle und bedachte Umgang mit Lebensmitteln in Kombination mit einer langsamen Zubereitung ist. Das Hotel bietet auch Yachtausflüge rund um die Bucht an.

Japan Rundreise - Nagoya Marriott Hotel - Business Center - Reiseblog Bravebird

Zurück in Nagoya kündigte sich die Rückreise an. Glücklich über so viele spannende Einblicke in diese außergewöhnliche Kultur und traurig, dass ich nicht mehr von Japan kennenlernen konnte. Denn da gibt es noch so viel Sehenswertes wie Mt. Fuji, Hokkaido, Kyoto usw. Daher bin ich durch meine Erlebnisse mit der Empfehlung nach Hause gereist, sich nicht nur für eine Reise in die Stadt Tokio zu entscheiden, sondern besonders den ländlicheren Gebieten eine Chance zu geben.

Tipps für die Reise nach Zentral-Japan (Nagoya und die Mie Präfektur)

  • Anreise: Direktflüge nach Nagoya (Chubu Centrair Airport) werden von Lufthansa und Ana Airlines angeboten, die Flugzeit beträgt ca. 12 Stunden. Vom Flughafen kommt man mit dem Zug in 30 Minuten nach Nagoya (Meitetsu Bhf. Nagoya). Ich habe zudem meine Co2-Belastung bedingt durch den Flug durch eine Spende bei Atmosfair kompensiert.
  • Visum: Es ist kein Visum vorher zu beantragen. Notwendig ist der noch 6 Monate lang gültige Reisepass. Bei der Einreise erhält man ein befristetes Touristenvisum für 90 Tage, das kostenfrei ist.
  • Beste Reisezeit für Zentraljapan: Am Schönsten ist die Reise besonders im Frühling während der Kirschblütenzeit (Mitte März bis Anfang April – genaue Infos dazu auf dieser Seite) oder im Herbst, wenn sich die Blätter dunkelrot färben (Oktober bis Novemb. Die Zeit von Juni bis September gilt bedingt durch die Regenzeit als weniger geeignet. Der Winter wiederum ist für Skifahrer in den „Japanischen Alpen“ auf der Insel Honshu eine tolle Abwechslung.
  • Verkehrsmittel und Transfers: Mein persönlicher Favorit wäre eine Rundreise mit eigenem Mietwagen, um nach Lust und Laune überall hinfahren und anhalten zu können. Hierfür bräuchte man einen internationalen Führerschein, den man übersetzen lassen muss (Infos hier). Einen Artikel über das, was man mit dem Mietwagen sonst noch beachten muss, gibt es hier. Die Navigation z. B. mit Google Maps funktioniert überall einwandfrei. Kostengünstiger geht es natürlich mit dem gut ausgebauten Verkehrsnetz von Zug, Bahn und Bus. Es gibt neben sechs Bahnunternehmen die Japan Railways (JR), mit denen man ganz Japan bereisen kann. Wichtig: Es gibt den Japan Rail Pass, der nur für Touristen gedacht ist und außerhalb Japans gekauft werden muss. Er ermöglicht die unbeschränkte Nutzung aller JR-Linien, angegliederter Busse usw. Ausführliche Infos dazu gibt es hier. Für Busse und Touren kann man hier einmal reinschauen: Bus Tours von Nagoya, SHORYUDO Bus Pass, Highway Bus Network von Nagoya. Taxis sind kostenmäßig in etwa vergleichbar mit unseren Preisen; man kann sie per Handzeichen heranwinken. Achtung: Türen öffnet der Fahrer automatisch.
  • Nützliche Apps: Mit „Navigate Shoryudo“ kann man sich alle Sehenswürdigkeiten in der Region anschauen und bekommt darüber viele Tipps. Mit Google Maps oder maps.me kann man problemlos von A nach B navigieren. Mit verschiedenen Übersetzungs-Apps ist es möglich, den Text in Deutsch einzugeben und dann sowohl den Text auf Japanisch anzeigen als auch hörbar aussprechen zu lassen. Eine Kommunikation, die Japanern immer ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Ich habe z. B. die kostenlose App „Japanisch Deutsch Übersetzer und Wörterbuch“ von Mikhail Paluyanchyk verwendet.
  • Meine Hotels: Marriott Associa (Nagoya) – besonders hervorzuheben ist die Lounge im 36. Stock, wo es neben Frühstück, Tea und Cocktail Time von 6 Uhr morgens bis Mitternacht freie Getränke (auch alkoholische) und Snacks gibt; Ryokan Rikyu (Ise); Shima Kanko Hotel (Ise-Shima).
  • Währung: Japanischer Yen (JPY), 1 € = ca. 130 ¥. Geldautomaten sind überall vertreten.
  • Trinkgeld: Eine sehr angenehme Regelung, denn Trinkgeld ist nicht üblich. Es ist in Hotel- und Restaurant-Preisen bereits enthalten und somit, sofern man nicht vielleicht einen Sonderwunsch hatte, nicht notwendig. Der Service ist allgemein immer sehr gut!
  • Strom: Die Netzspannung beträgt mit 100 V weniger als in Deutschland  und man braucht einen Reisestecker-Adapter, ich verwende den von SKROSS*. Mehr fachliche Informationen hierzu gibt es auf dieser Seite.
  • WLAN: Internet gibt es wie bei uns nahezu überall, oftmals sogar mit offenen Netzwerken ohne Notwendigkeit einer Passworteingabe. Zudem findet man an vielen Stellen öffentliche Hotspots. Alternativ bietet sich der Kauf einer Prepaid-Karte.
  • Zeitverschiebung: Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt +8 Stunden.
  • Vegetarische und vegane Ernährung: Als Veganerin wurde ich durchweg mit tollen Gerichten ohne tierische Produkte verwöhnt und daher stellt die vegetarische und vegane Ernährung in Japan offensichtlich und erfreulicher Weise kein Problem dar. Man wird sich immer bemühen, etwas Schönes zu zaubern oder auf die speziellen Bedürfnisse einzugehen.
  • Matsusaka: Für diejenigen, die Fleisch essen und mal das „beste Fleisch der Welt“ probieren möchten (die Rinder werden wohl bis zur Schlachtung sehr umsorgt, täglich massiert und mit Musik verwöhnt), gilt das Restaurant Wadakin als beste Adresse für das Matsusaka-Rind.
  • Strände: Empfehlenswert sind Cape Irago (Iragomisaki), Pacific Long Beach and Oishi Shore (Taiheiyo Long Beach, Oishi Kaigan) und Koijigahama Beach (Koijigahama)
Zentraljapan Rundreise - Karte mit Hot Spots - Reiseblog Bravebird

Weitere Sehenswürdigkeiten und Ausflüge rund um Nagoya und auf der Honshu Halbinsel

  • Kyoto – Du hast bestimmt schonmal das Foto von dem Tunnel aus unzähligen roten Schreintoren gesehen. Das ist der Fushimi Inari-Taisha Schrein, wo Gläubige um Glück im Geschäftsleben bitten. Wer der ehemaligen Hauptstadt Japans einen Besuch abstatten möchte, kann von Nagoya aus einfach in 1 1/2 Stunden mit dem Zug dort sein. Tokio erreicht man übrigens in nur 3 Stunden Zugfahrt.
  • Central Alps Komagatake Ropeway (Senjojiki Cirque) – Mit der Seilbahn rauf auf 2.000 m zum Mt. Komagatake kann ein schöner Ausflug sein. Von hier aus kann man den Mt. Fuji und die südlichen Alpen sehen. Empfehlenswert allerdings nur bei gutem Wetter.
  • Senjojiki Cirque Seilweg – Einer der populärsten Plätze, um die Blumenwiesen in den japanischen Alpen zu fotografieren, auf 2.600 m Höhe wohlgemerkt.
  • Shinhotaka Ropeway – Japans einzige zweistöckige Gondel! Sie verbindet die Thermalquelle Shinhotaka Onsen mit dem Berg Nishi Hotakadake.
  • Senjojiki Cirque Hiking Trail – Die Tateyama Kurobe Alpenroute ist von Nagoya aus gut zu erreichen. Manche sagen, es ist einer der schönsten Plätze Japans!
  • Jigokudani Schneeaffenpark – In diesem Nationalpark leben diese schön anzusehenden Schneeaffen frei und natürlich, sind aber dennoch freundlich zu den Besuchern. Wichtig zu beachten: Es sind Wildtiere – daher ist füttern, hochheben, das Verwenden von Selfie-Sticks usw. verboten.
  • Kumano Kodo – Das spirituelle Herz Japans und einer von nur zwei Pilgerwegen weltweit, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. Deutsche Informationen gibt es auf dieser Seite.

Japan Rundreise rund um Nagoya - Reiseblog Bravebird

Werberechtlicher Hinweis: Das Tourismusamt Japan hat mich auf diese Reise für einen authentischen, journalistischen Beitrag über die Region unentgeltlich eingeladen. Der Text und meine Empfehlungen spiegeln meine persönliche Meinung wider.

Ökologischer Hinweis: Die auf dieser Reise verursachten CO2-Emissionen habe ich über Atmosfair kompensiert (Zertifikat).

Zeige Kommentare (13)
  • Japan ist so faszinierend! Wenn Du so herrlich über das Essen schreibst, erinnere ich mich sofort zurück an die vielen großartigen kulinarischen Erlebnisse. Ich war genauso überrascht, dass man Tofu so lecker zubereiten kann.
    Danke für den Einblick in diese nicht so bekannte Region. Wir hatten letztes Jahr das Land zur Kirschblüte besucht und ich möchte unbedingt im Herbst nocheinmal hin. Den übersetzten Führerschein kann man übrigens gut online beantragen, es dauert dann ca. drei Wochen bis er da ist.

    • Liebe Tabitha,
      vielen Dank für deinen Kommentar und den Tipp zum Führerschein – diesen Hinweis hatte ich im Internet nicht gelesen. Und auch witzig, dass du das zum Tofu schreibst. Ich mag Tofu eigentlich nicht so gerne und hätte mich in diese unzählige, kreativen Varianten reinlegen können. Einfach herrlich! Ich drücke uns beiden die Däumchen, dass wir bald nochmals eine Reise in dieses schöne Land antreten können <3
      Viele liebe Grüße
      Ute

  • Ich fasse es nicht, dass sie dir das Ninja-Museum gezeigt haben! Das war immer mein ganz persönlicher Geheimtipp, der in kaum einem Reiseführer steht… ;-)
    Schön, dass es dir in Japan so gut gefallen hat. Ich kann alle deine Gründe dick und fett unterschreiben. Wir haben uns nach unserer ersten Campervan-Tour durch Honshu und Shikoku total in das Land verliebt und sind letztes Jahr nochmal durch Tohoku gefahren. Könnten direkt ein drittes Mal losfahren…
    Für dich war es sicher auch nicht die letzte Reise, oder? ;-)

    LG
    Jenny

    • Hallo liebe Jenny,
      oh wow, ihr seid mit dem Campervan dort gereist? Das klingt nach Abenteuer – toll!!! Du hast genau richtig geschätzt – für mich war diese Reise sozusagen eine Art Teaser und ich hoffe sehr, im Laufe der nächsten Jahre nochmmals einen anderen Teil dieses wunderschönen Landes kennenzulernen.
      Liebe Grüße und Danke auch für deinen Kommentar
      Ute

  • Hallo liebe Bravebrid

    Ich finde deinen Artikel über Japan richtig super.
    Er war mit dafür Verantwortlich ( neben der liebe zu Animes und dem Wunsch Japanische Nudelsuppe zu probieren =D ) mich für eine Reise im Frühjahr 2019 nach Osaka und Tokio zu begeistern.
    Freue mich jetzt schon drauf,
    gleichzeitig wird’s mein erster Auslandsaufenthalt als Alleinreisende.

    Viele liebe Grüße
    Nessaja

    • Liebe Nessaja,
      wow, superklasse und Glückwunsch, dass du dich für dieses wunderschöne Land entschieden hast! Wünsche dir eine tolle Reise und viele schöne Eindrücke!
      Alles Liebe, Ute

  • Hallo liebe Bravebird,
    Ich bin auch total begeistert von deinem Japan Artikel.
    Bin auch auf der Suche nach jemand der/ die mich dorthin begleiten könnte da es auch für mich die erst Alleinreise als Single sein wird.

    Meinst du ich könnte von dir die E-Mail von Nessaja bekommen?
    Vielleicht würde sie sich freuen eine Reisepartnerin zu haben ?

    Herzliche Grüße Stefanie

    • Hallo liebe Stefanie,
      das freut mich und toll, dass du die Reise nach Japan antreten möchtest! Ich kann dir folgende Tipps geben: Wenn du alleine dorthin reisen möchtest, schau‘ mal in meiner Facebook-Gruppe „BRAVEGIRLS“ nach oder wenn du nach einer Reisepartnerin suchst, gibt es die Facebook-Gruppe „Frauen reisen gemeinsam„. Wünsche dir eine tolle Reise!! <3
      Liebe Grüße,
      Ute

  • Danke für diesen Artikel! Ich habe bisher nur Tokyo, Kyoto und Osaka gesehen – gerne würde ich mal querfeldein über Land reisen, habe bei dir doch recht hohen Sprachbarriere aber immer so meine Sorgen gehabt. Aber es scheint ja zu gehen!

    Viele Grüße!
    Stefan

  • Vielen Dank für diesen tollen Artikel über Japan, er war eine Inspiration und große Hilfe für mein Schreiben, vor allem wenn man grade selbst nicht Budget hat, dorthin zu reisen, sondern nur plant und träumt. =) Die vielen Tipps und persönlichen Eindrücke sind gerade das informationsreichste und unterhaltsamste zu lesen.
    Viele Grüße, Pubea

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