Parfum ist für viele von uns ein fester Bestandteil der Morgenroutine. Man sprüht es auf, bevor man das Haus verlässt, nimmt den vertrauten Geruch wahr und denkt nicht weiter darüber nach. Was genau in diesem Duft steckt, den wir täglich auf die Haut auftragen, wissen vermutlich die wenigsten.
Als ich vor ein paar Jahren vegan wurde, hat es mich überrascht, wie viele Parfums weder tierfrei noch tierleidfrei sind. Noch überraschender fand ich aber, wie wenig über die Inhaltsstoffe gesprochen und aufgeklärt wird. Manche wirken befremdlich, andere gelten als potenziell gesundheitsschädlich. Ich habe mir gedacht, ich schreibe das mal auf. Vielleicht interessiert es ja auch dich.
1. Tierische Inhaltsstoffe in Parfums
In vielen klassischen Düften kommen tierische Stoffe zum Einsatz, entweder direkt oder als Bestandteil von Duftmischungen. Diese Inhaltsstoffe gelten im Zusammenhang mit veganer Kosmetik als problematisch:
- Ambra (Ausscheidungsprodukt aus dem Verdauungstrakt des Pottwals)
- Bienenwachs
- Honig
- Kastoreum (Drüsensekret des Bibers)
- Lanolin (Wollwachs, gewonnen aus der Wolle lebender Schafe)
- Milchbestandteile (z. B. Lactose, Milcharoma oder Milchextrakte)
- Moschus (z. B. aus dem Drüsensekret des Moschushirsches)
- Zibet (Sekret aus den Analdrüsen der Zibetkatze)
Diese Stoffe werden unter anderem zur Duftfixierung, als Basisnote oder zur Hautpflege eingesetzt. Viele Hersteller nutzen heute synthetische Alternativen, aber nicht alle verzichten konsequent auf tierische Rohstoffe.

2. Tierleid durch Tierversuche
Ob ein Parfum vegan ist, hängt nicht nur von den Inhaltsstoffen ab. Auch Tierversuche spielen leider immer noch eine Rolle und sind in vielen Fällen schwer nachzuvollziehen. Zwar sind Tierversuche für Kosmetikprodukte in der EU grundsätzlich verboten, doch es gibt Schlupflöcher. Manche Rohstoffe werden weiterhin an Tieren getestet, vor allem wenn sie auch in anderen Produktkategorien verwendet werden, etwa in Reinigern oder Arzneien.
Viele Hersteller geben sich tierversuchsfrei, beziehen sich dabei aber nur auf den letzten Schritt der Produktion. Ob einzelne Inhaltsstoffe zuvor an Tieren getestet wurden oder ob der Konzern insgesamt tierleidfrei arbeitet, bleibt oft unklar. Wer Tierversuche ausschließen möchte, sollte gezielt auf anerkannte Siegel oder unabhängige Prüfstellen achten, zum Beispiel PETA-Approved Vegan, Leaping Bunny, The Vegan Society oder das bekannte europäische V-Label.
3. Duftstoffe und ihre Wirkung auf den Körper
Parfums bestehen aus komplexen Duftmischungen, viele sind synthetisch hergestellt. Ein Großteil dieser Duftstoffe wird auf Basis von Erdöl produziert, also aus chemischen Verbindungen, die aus fossilen Rohstoffen stammen. Einige dieser Stoffe gelten als unbedenklich, andere stehen in der Kritik. Manche synthetische Moschus-Verbindungen und Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, hormonell zu wirken oder sich im Körper anzureichern. Aber auch natürliche Inhaltsstoffe sind nicht automatisch gut verträglich:
Ätherische Öle können die Haut reizen oder phototoxisch wirken, vor allem in höherer Konzentration. Typische Reaktionen auf Duftstoffe sind z. B. Hautrötungen, Juckreiz, Spannungsgefühl, Kopfschmerzen oder ein Brennen beim Auftragen. Auch das Gefühl, „den Duft nicht mehr loszuwerden“, kann ein Hinweis auf eine individuelle Unverträglichkeit sein. Mehr dazu in meinem Artikel Wie du gute Naturkosmetik erkennst – und Fehlkäufe vermeidest.

4. Wie findet man ein unbedenkliches Parfum?
Ein Blick auf die Verpackung hilft leider nur bedingt weiter. Parfums unterliegen keiner vollständigen Deklarationspflicht – viele Inhaltsstoffe dürfen unter dem Sammelbegriff „Parfum“ zusammengefasst werden. Das macht es schwer, einzelne Substanzen zu erkennen oder gezielt zu vermeiden.
Wenn dir tierversuchsfreie oder vegane Düfte wichtig sind, kannst du dich an den vier oben genannten Siegeln orientieren. Auch bestimmte Naturkosmetik-Zertifizierungen schließen problematische Duftstoffe und Tierversuche aus.
Im Hinblick auf die gesundheitliche Verträglichkeit ist es sinnvoll, deklarationspflichtige Duftallergene wie Linalool, Geraniol oder Citral im Blick zu behalten. Bei Hautreaktionen oder Kopfschmerzen hilft es, auf dezente oder parfümfreie Produkte umzusteigen.
Ich selbst werde mich jetzt auf die Suche nach einem Duft machen, der zu mir passt und keine Kompromisse verlangt. Wenn ich fündig geworden bin, stelle ich die besten veganen Parfums in einem weiteren Artikel vor. Bis bald.
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