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Feinstaub – Wie unsichtbare Partikel unser Leben beeinflussen

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Feinstaub durch Verkehr, Industrie
Foto © Kunj Parekh / Unsplash

Feinstaub umgibt uns fast überall – und doch wird kaum darüber gesprochen. Dabei ist er kein seltenes Phänomen, sondern Teil unseres Alltags. Ich selbst merke mittlerweile sofort, wenn die Werte draußen zu hoch sind: durch ständiges Räuspern. Vergangenes Jahr in Südtirol fiel mir das zum ersten Mal auf. Drei Wochen lang hatte ich eine verstopfte Nase, ohne erkältet zu sein. Dort wurde mir klar, dass Feinstaub die Ursache war.

Rückblickend sind mir dann weitere Symptome bewusst geworden, die ich früher nicht einordnen konnte und letztlich auf die schlechte Luftqualität zurückzuführen waren. Zum Beispiel hatte ich nach Reisen nach Indien und Nepal wochenlang mit Verschleimung in den Bronchien zu kämpfen. Aber auch in Köln habe ich regelmäßig mit diesen Beeinträchtigungen zu tun.

Unsere Gesundheit ist kostbar und deshalb möchte ich in diesem Artikel ein Bewusstsein dafür schaffen, woran auch du erkennen kannst, dass die Luftqualität nicht gut ist, und wie man sich bestmöglich schützt. Denn nur weil wir Feinstaub nicht sehen, heißt das leider nicht, dass er keine Auswirkungen hat.

Abgase Auspuff SUV Verbrenner
Autos & Feinstaub: Abgase, Reifen- und Bremsabrieb belasten die Luftqualität – und unsere Atemwege

Was ist Feinstaub eigentlich?

Feinstaub ist ein Sammelbegriff für winzige Partikel in der Luft. Man unterscheidet dabei verschiedene Größenklassen:

  • PM10: Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 10 Mikrometern. Sie können tief in die Atemwege gelangen.
  • PM2,5: Feinere Partikel, kleiner als 2,5 Mikrometer. Sie dringen bis in die Lunge vor.
  • Ultrafeinstaub: Noch kleinere Partikel, die sogar in den Blutkreislauf gelangen können, z. B. Tabakrauch, Außenluft, Drucker, Kopierer, Räucherstäbchen, Holzöfen, Lagerfeuer.
Felder und Landwirtschaft im Wendland - Reiseblog Bravebird
Erntezeit & Feinstaub: In der Landwirtschaft entsteht Feinstaub u.a. durch aufgewirbelten Bodenstaub, Pflanzenreste und Düngemittel-Rückstände

Kinder, die an stark befahrenen Straßen leben, leiden häufiger an Atemwegserkrankungen als ihre Altersgenossen in der „besseren Gegend“. Was sich daraus erklärt, dass sie tagtäglich Abgase, insbesondere diese winzigen Partikel wie Dieselrußteilchen, aber auch Straßenabrieb einatmen.

– aus dem Buch „Sind wir noch zu retten?“ von Hans-Peter Hutter und Judith Langasch

Woher kommt Feinstaub?

Feinstaub entsteht durch viele verschiedene Quellen. Besonders im Winter ist die Belastung oft höher. Das liegt unter anderem daran, dass in der kalten Jahreszeit mehr geheizt wird – vor allem mit Holz und Kohle. Außerdem kommt es häufiger zu Inversionswetterlagen, bei denen kalte Luft in Bodennähe gefangen bleibt und sich Schadstoffe nicht so leicht verflüchtigen.

Die größten Feinstaub-Quellen sind:

  • Straßenverkehr: Feinstaub entsteht nicht nur durch die Abgase von Benzin- und Dieselmotoren, sondern auch durch den Abrieb von Reifen, Bremsen und Straßenbelägen. Besonders an viel befahrenen Kreuzungen oder in Tunneln sammelt sich Feinstaub in hoher Konzentration. E-Autos haben zwar keine direkten Abgase, verursachen aber ebenso Feinstaub durch Brems- und Reifenabrieb.
  • Schiffsverkehr: Containerschiffe, Frachter und Kreuzfahrtschiffe verbrennen meist schwefelhaltiges Schweröl, das besonders hohe Mengen an Feinstaub und anderen Schadstoffen freisetzt. In Hafenstädten kann die Belastung enorm sein, da viele Schiffe während des Aufenthalts weiterhin ihre Motoren laufen lassen. Besonders betroffen sind große Häfen wie Hamburg, Rotterdam oder Venedig.
  • Landwirtschaft: In der Landwirtschaft entsteht Feinstaub vor allem durch das Ausbringen von Düngemitteln, aufgewirbelten Bodenstaub und Emissionen aus der Tierhaltung. Besonders Ammoniak aus Gülle kann in der Luft chemische Reaktionen auslösen, die Feinstaubpartikel bilden.
  • Holzöfen und Heizungen: Holz- und Kohleöfen, Kamine sowie Pellet- und Hackschnitzel-Heizungen gehören in der kalten Jahreszeit zu den größten Feinstaubquellen. Auch Lagerfeuer setzen große Mengen Feinstaub frei. Besonders feuchtes oder unbehandeltes Holz erzeugt viel Rauch, der Ruß und Feinstaub enthält.
  • Industrie und Kraftwerke: Produktionsprozesse in Fabriken sowie der Betrieb von Kohle- und Gaskraftwerken setzen große Mengen Feinstaub frei. Besonders Zementwerke, Metallverarbeitung und Müllverbrennungsanlagen tragen zur Feinstaub-Belastung bei.
  • Baustellen: Auf Baustellen entstehen Feinstaubpartikel durch das Schneiden, Schleifen und Bohren von Materialien wie Beton oder Stein, aber auch durch Baumaschinen und aufgewirbelten Staub.
Heizen mit Holz und der Feinstaub
Heizen mit Holz sorgt für Wärme, setzt aber auch Feinstaub frei (Foto: Andre Govia / Unsplash)

Laut Umweltbundesamt emittiert ein neuer Kaminofen üblicher Größe, wenn er bei Volllast betrieben wird, in einer Stunde etwa 500 mg Staub. Das entspricht rund 100 km Autofahren mit einem PKW der Abgasnorm Euro 6.

– Tagesschau „Gemütlich – aber problematisch“ (Quelle)

Woran erkenne ich, dass die Luft schlecht ist?

Feinstaub ist fürs Auge unsichtbar, aber unser Körper kann darauf reagieren. Typische Anzeichen für eine hohe Belastung können sein:

  • Häufiges Räuspern oder ein trockener Hals
  • Eine verstopfte oder laufende Nase (ohne Erkältung)
  • Brennende oder tränende Augen
  • Müdigkeit oder Kopfschmerzen, besonders in belasteten Gebieten
  • Schleimbildung in den Bronchien

Nicht jede:r reagiert sofort spürbar auf Feinstaub, aber wenn man die Anzeichen kennt, kann man bewusster darauf achten.

Levoit Luftreiniger für die Wohnung gegen Feinstaub
Mittlerweile eins meiner wichtigsten Elektrogeräte in der Wohnung: Luftreiniger mit integriertem Sensor für die Luftqualität, per App steuerbar (Auf Amazon ansehen (Affiliate-Link))

Wie kann ich herausfinden, wie hoch die Feinstaubbelastung in meiner Umgebung ist?

Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, sich über die aktuelle Luftqualität drinnen und draußen zu informieren:

  • Luftreiniger: Moderne Luftreiniger (wie abgebildet) filtern nicht nur Feinstaub, sondern messen mit integrierten Sensoren auch die Luftqualität in Echtzeit.
  • Luftqualitäts-Apps wie „IQAir“ (zeigt auch andere Belastungen in der Luft an) oder „Breathe“ bieten Werte in Echtzeit. Es gibt auch die App „Luftqualität“ vom Umweltbundesamt, allerdings meiner Meinung nach mit nur wenigen Messwerten. Die Webseite World Air Quality Index (WAQI) zeigt weltweit Messwerte mit mehr als 500.000 Messstationen an. Am einfachsten: Die klassische Wetter-App zeigt beim Scrollen nach unten meist auch die aktuelle Luftqualität am Wohnort an.
  • Eigene Messgeräte: Wer es genauer wissen will, kann sich ein kleines Feinstaubmessgerät für zu Hause anschaffen. Ich würde allerdings eher einen Luftreiniger mit integriertem Messgerät empfehlen, denn da ist die Lösung ja gleich integriert.

Besonders wichtig: Die Werte sind nicht immer gleich. Schon ein leichter Wind kann die Belastung senken, während windstille Tage, wenig Regen oder ein hohes Verkehrsaufkommen die Feinstaubkonzentration erhöhen.

Anzeigen wie diese in den Apps sind keine Seltenheit:

Feinstaub Werte Google Wetter App
Screenshot @ Wetter App
Feinstaubwerte UBA App
Screenshot © UBA Luft

Wie kann ich mich vor Feinstaub schützen?

Es gibt einfache Möglichkeiten, die eigene Belastung zu reduzieren:

1. Feinstaub in der Wohnung

  • Luftreiniger nutzen: Mit einem modernen Luftreiniger lässt sich die Belastung über eine App jederzeit ablesen: Ob beim Kochen, nach Räucherstäbchen oder anderen Einflüssen – sobald die Feinstaubwerte steigen, bekomme ich eine sofortige Meldung, und der Reiniger schaltet sich automatisch ein. Diese Funktion hat mir gezeigt, wie stark alltägliche Aktivitäten die Luftqualität beeinflussen. Mein Luftreiniger ist von Levoit*, der gut aussieht (s. Foto weiter oben) und den man auch in eine Ferienwohnung mitnehmen kann. (* Affiliate-Link)
  • Pflanzen aufstellen: Einige Pflanzen wie Efeutute oder Bogenhanf können Schadstoffe aus der Luft aufnehmen. Es gibt Bücher, die da weiterhelfen.
  • Richtig lüften: Stoßlüften, aber nicht in Zeiten mit hoher Außenbelastung (z. B. morgens oder abends an verkehrsreichen Straßen).
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Buchtipp – Saubere Luft mit Zimmerpflanzen

Zimmerpflanzen können nicht nur das Raumklima verbessern, sondern auch Schadstoffe aus der Luft filtern. Die Autorin zeigt, welche Pflanzen besonders effektiv Feinstaub, Chemikalien und Schadstoffe abbauen.

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2. Feinstaub draußen

  • Grüne Orte bevorzugen: Parks und Wälder haben meist eine viel bessere Luftqualität als Straßen oder Industriegebiete.
  • Straßen meiden: Wenn möglich, Seitenstraßen statt Hauptverkehrswege nehmen – die Feinstaubbelastung kann dort deutlich niedriger sein.
  • Schutzmasken nutzen: In stark belasteten Gebieten (z. B. in Großstädten oder auf Reisen in Asien) kann eine FFP2-Maske helfen, die Belastung zu reduzieren.

3. Feinstaub auf Reisen

  • Luftqualität vorher checken: Apps wie oben erwähnt zeigen aktuelle Feinstaubwerte für viele Reiseziele. So kann man sich bei Bedarf besser darauf einstellen oder sogar eine Gegend wählen, die weniger belastet ist.
  • Schal oder Maske nutzen: Falls die Luft sichtbar schlecht ist oder es staubig wird (z. B. an Hauptverkehrsstraßen oder in trockenen Gegenden), kann ein Schal oder Tuch über Mund und Nase helfen, etwas weniger Feinstaub einzuatmen.
  • Verkehrsreiche Straßen meiden: Spaziergänge durch Parks oder entlang von Gewässern bieten oft eine bessere Luftqualität als stark befahrene Hauptstraßen.
  • Unterkunft in ruhiger Lage wählen: Wer empfindlich auf Feinstaub reagiert, kann eine Unterkunft in einer verkehrsruhigen Gegend oder mit guter Belüftung wählen. Übernachtungen in Hafennähe mit Schiffsverkehr eher vermeiden.
  • Schiffahrt: Vor allem bei Kreuzfahrten auf moderne Schiffe mit Landstromanschluss achten, die im Hafen nicht mehr mit Schweröl laufen.
  • Camping: Beim Stellplatz darauf achten, nicht direkt neben Fahrzeugen (Wohnmobilen, Vans) mit Dieselheizung zu stehen. Besonders in kalten Nächten laufen diese oft durchgehend und setzen Feinstaub und gesundheitsschädliche Abgase wie Stickoxide frei.

4. Ernährung & Gesundheit

  • Antioxidantienreiche Ernährung: Lebensmittel wie Brokkoli, Beeren oder Nüsse helfen dem Körper, Schadstoffe besser abzubauen.
  • Viel trinken: Wasser unterstützt den Körper dabei, Feinstaubpartikel über den Schleim zu binden und auszuscheiden.
  • Sport clever planen: Nicht direkt an Straßen joggen – in Parks oder im Wald ist die Luft sauberer.
Buchtipp: Sind wir noch zu retten - Feinstaub

Buchtipp – Sind wir noch zu retten?

In diesem Buch wird aufgezeigt, wie Umweltverschmutzung, auch Feinstaub, unseren Körper beeinflusst. Das Buch liefert wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Einblicke und erklärt, welche Gesundheitsrisiken bestehen und wie wir uns schützen können.

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Warum wird so wenig über Feinstaub gesprochen?

Obwohl Feinstaub so weit verbreitet und auch nicht neu ist, wird das Thema völlig unterschätzt. Vielleicht, weil man keine direkten Folgen sieht oder hört. Wenn wir an Umweltprobleme denken, haben wir oft Bilder von Plastikmüll im Meer oder schmelzenden Gletschern im Kopf – aber Luftverschmutzung? Die ist leider unsichtbar.

Hinzu kommt, dass kaum jemanden kennen dürfte, der offiziell an „Luftverschmutzung“ gestorben ist. Dabei sind es weltweit jährlich Millionen Menschen. Anders als bei einem Autounfall oder einer Krankheit gibt es hier keinen direkten Nachweis. Natürlich stirbt man nicht plötzlich an Feinstaub, sondern an Folgeerkrankungen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Lungenproblemen. Wie wird das berechnet?

Für manche klingt es fragwürdig, wenn Wissenschaftler:innen sagen, dass jedes Jahr Millionen Menschen durch Luftverschmutzung sterben. Solche Berechnungen basieren auf Studien, die zeigen, dass Menschen in stark belasteten Gebieten eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krankheiten haben. Feinstaub allein ist selten die einzige Ursache, aber er kann bestehende Erkrankungen verschlimmern und das Sterberisiko erhöhen.

Winzige Stäube überwinden alle körpereigenen Barrieren und können so in

nahezu jede Region des Körpers gelangen. Von den feinen Lungenbläschen

wandert der „Giftcocktail“ weiter in den Blutkreislauf, verstärkt dort die

Gefäßverkalkung – die Folge können vorzeitige Todesfälle etwa durch Herz-

infarkte sein. 

– aus dem Buch „Sind wir noch zu retten?“ von Hans-Peter Hutter und Judith Langasch

Fazit

Feinstaub ist zwar unsichtbar, aber alles andere als unproblematisch. Wer sensitiv ist und seine eigenen Körperreaktionen kennt, kann bewusster darauf achten. Einen vollständigen Schutz gibt es leider nicht – besonders in Stadtnähe lässt sich Feinstaub nicht ganz vermeiden. Doch man kann immerhin beeinflussen, wie viel man davon abbekommt, und in belasteten Zeiten gezielt Maßnahmen ergreifen. Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn die Werte oft höher sind, lohnt es sich, noch mehr auf sich zu achten.

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Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin dieses Online-Magazins teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

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