Wie kann ich in Deutschland und Europa reisen und vor Ort möglichst mobil, flexibel und umweltfreundlich unterwegs sein? Klar – mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Oder mit einem eigens mitgebrachten Fahrrad! Durch meinen Wunsch, mich im Bereich Verkehr umweltfreundlicher fortzubewegen, habe ich mir vor drei Jahren ein Klapprad zugelegt: das nostalgische 60er Jahre Modell ‚Kwikstep‘ der Marke Gazelle.
Das kleine Fahrrad mit den 22“-Rädern, dessen Rahmen sich schnell mit zwei Handgriffen in der Mitte auseinanderbauen lässt, war seitdem ständig auf meinen Touren im Camper und im Alltag in meinem Kleinwagen mit dabei. Die Wahl für ein Klapprad stellte sich als richtig heraus, denn ab diesem Zeitpunkt habe ich das Auto häufiger stehengelassen und Erledigungen und Touren durch Stadt und Wald damit unternommen.
Mit der Zeit stellte sich jedoch einiges an diesem Klapprad als unpraktisch heraus: das sperrige Format der beiden Einzelteile, mit dem ich an Lack und Polster meines Autos kleinere Schäden angerichtet habe; die Mitnahme im zweiteiligen Zustand im Zug ist ausgeschlossen und es hat nur einen Gang und keine Handbremse, was sich bei längeren Strecken als mühsam erweist. Kurzum: Ich bin überzeugt von einem faltbaren Rad, aber es muss moderner und praktischer sein!
Vorweg noch ein paar Tipps & Hinweise
- Was ist der Unterschied zwischen einem Klapp- und einem Faltrad? Das Klapprad kann man, wie der Name schon vermuten lässt, in der Regel nur ein Mal zusammenklappen bzw. wie meins in zwei Teile teilen. Das Faltrad ist die modernere Variante, bei der sich das Fahrrad effektiv mehrfach falten lässt. Da das Faltrad praktischer ist, stelle ich hier ausschließlich Falträder vor.
- Welche Vorteile hat ein Faltrad gegenüber einem herkömmlichen Fahrrad? Es gibt wesentlich mehr Einsatzbereiche: Es kann permanent im Kofferraum liegen und ist damit ständig sofort einsatzbereit, im Zug kann es als Handgepäck kostenfrei mitgenommen werden und auf einem Campingtrip kann man den Wagen einfach stehen lassen und auf unkomplizierte Art und Weise die Umgebung erkunden.
- Warum stelle ich nur Falträder im höheren Preissegment vor? Mir ist Qualität sehr wichtig und ein Fahrrad sollte meiner Meinung nach eine langjährige Anschaffung sein, in die man ruhig investieren kann. Man hat mehr Freude an einem hochwertigen Fahrrad und wird es außerdem mehr hegen und pflegen.
- Sind alle Falträder unisex? Alle Falträder sind ebenso für Frauen als auch für Männer geeignet. Grundsätzlich sollte man aber nichtsdestotrotz das Faltrad seiner Wahl vorher einmal Probe fahren. Die Hersteller haben meist ausgewiesen, in welchen Fahrradläden ihre Marke geführt wird.
Nun zu meinen Top 5 der Falträder, die ich größtenteils selbst in Fahrrad-Läden getestet habe. Die Reihenfolge hat keine Bewandtnis.
1. Vello Bike
Neben dem sehr minimalistischen und zeitlosen Design gefällt mir an dieser Marke, dass sie mit sichtlich viel Liebe und Herzblut von einem mehrköpfigen Team in Österreich geführt wird. Das erste Vello Bike kam 2014 auf den Markt und seitdem hat das Unternehmen diverse Preise abgeräumt, darunter unter anderem den reddotaward best of the best oder den Bundespreis für ecodesign.
Angenehm sind die 20“-Räder und eine im Verhältnis dazu akzeptable Packgröße (4x kleiner, wenn gefaltet). Lässt sich sehr gut fahren und ist alles in allem eine runde und äußerst gut aussehende Angelegenheit.
Webseite: Vello Bike
Preis: ab 1.290 Euro
Gewicht: ab 8,9 kg
2. Brompton
Die Marke aus London gilt als der ultimative Klassiker unter den Falträdern und gibt es bereits seit 1975. In Großbritannien wird das Rad gefeiert und hier gibt es sogar jedes Jahr eine Brompton-Weltmeisterschaft in London. Auch bei uns ist es meines Wissens das gängigste Faltrad in den Fahrradgeschäften und die Shop-Besitzer, mit denen ich über Falträder gesprochen habe, schwärmten von dieser Marke in den höchsten Tönen – auch für mehrwöchige Radreisen!
Ich habe bisher nicht alle Falträder getestet, aber bisher habe ich jedenfalls keins gesehen, dass sich so perfekt auf eine extrem kleine Größe zusammenfalten lässt. Das liegt sicher auch auch den den kleinen 16“-Rädern. Ich für meinen Teil fahre lieber mit Falträdern mit größeren Rädern, aber das ist Geschmacksache, wie ich mir habe sagen lassen. Und man solle ruhig länger damit fahren, um das auszuprobieren. Ein Bike-Shop in Köln hat mir einen Test sogar gleich für zwei Tage angeboten – ein super Service!
Webseite: Brompton Deutschland
Preis: ab 1.148 Euro
Gewicht: ab 10,5 kg
3. Tern
Was mir bei dieser Marke besonders gut gefällt? Dass der Fokus auf eine maximal praktische Anwendung gelegt wird. Laut Tern ist es ihr Bestreben, die Art und Weise, wie sich die Menschen fortbewegen, zu verändern. So gibt es als Reisezubehör z. B. einen passenden Koffer „AirPorter Slim“, in dem man sein Faltrad ganz einfach am Flughafen als normales Gepäck aufgeben kann; ein „Pop Cover“, das man im Zug oder unterwegs einfach überstreift, oder eine „StowBag“ zum sicheren Verstauen.
In diesem Youtube-Image-Video wird das Modell BYB vorgestellt, das im gefalteten Zustand zu den kleinsten aller Falträder gehört – und das trotz der 20“-Räder. Einfach mal bei einem Händler in der Nähe ausprobieren.
Webseite: Tern Bicycles
Preis: ab 699 Euro
Gewicht: ab 10,2 kg
4. Birdy
Ein Faltrad, das mir ebenfalls ins Auge gefallen ist, ist das Birdy der renommierten Marke Riese und Müller. Es gibt hier drei Modelle: das Birdy City, das Birdy Touring und das Birdy Rohloff. Riese und Müller beschreibt die Falträder selbst als die Schweizer Taschenmesser zum Draufsetzen und Wegfahren. Riese und Müller steht für eine sehr hohe Qualität, die sich auch im Preis bemerkbar macht. Alle Modelle haben 18“-Felgen.
Auf der Webseite erhält man nicht so viele Informationen und Detail-Einblicke, z. B. über den gefalteten Zustand, weshalb vielleicht das Youtube-Video dieses sympathischen Fahrradhändlers weiterhilft. Hier wird alles Notwendige und Wissenswerte ruhig erklärt. Lt. Webseite lässt sich das Faltrad für mehrere Tage kostenlos testen.
Webseite: Riese & Müller (gute Übersicht auf der Händlerseite Birdy by Velo)
Preis: ab 2.299 Euro (ggf. gebraucht schauen)
Gewicht: ab 10,9 kg
5. Tyrell
Das in Japan von Hand gefertigte Faltrad fällt durch sein minimalistisches Design auf. In Deutschland noch recht neu und zur Auswahl stehen hier drei Modelle: IVE, FX und FSX. Das IVE mit 18-Zoll Rädern ist superleicht und hat zusammengefaltet praktische Maße von nur 70 x 59 x 33 cm. Das nur 9 kg schwere FX ist mit einer 11-Gangschaltung sportlicher und hat 20-Zoll-Räder. Das FSX ist ein faltbares, stylisches Rennrad und wiegt nur 8,6 kg.
In ihrem Blog Radelmädchen hebt Juliane in einem Testbericht über drei Falträder das grandiose Fahrgefühl mit dem IVE hervor.
Webseite: Tyrell Bikes (Vertrieb über Boxbike Faltrad-Shop Berlin)
Preis: ab 1.699 Euro
Gewicht: ab 8,6 kg
Abschließend noch eine Empfehlung
Ich habe mich in den vergangenen Monaten in mehreren Fahrradgeschäften informiert und diverse Gespräche über Falträder geführt. Da es sich um eine längerfristige Anschaffung handelt, würde ich auf jeden Fall empfehlen, das Fahrrad mindestens ein Mal ausgiebig Probe zu fahren. Wenn der Händler oder Fachberater selbst ein bestimmtes Faltrad besitzt, wird es mit einer objektiven Einschätzung eher schwierig. Daher lohnt sich durchaus die Recherche bei mehreren Händlern oder auch die telefonische Beratung beim Hersteller.
Copyright © Alle Fotos sind Eigentum der jeweiligen Hersteller. Titelfoto © Vello Bike
Bin seit etwa 2,5 Jahren Bromptonaut und kann es uneingeschränkt empfehlen. Ob in der Stadt oder auf einer Mehrtagestour, es ist von meinen sechs Fahrrädern mir das Liebste. Durch den Taschenträgerblock vorne, hat man sehr vielseitige Gepäckmöglichkeiten, vom Einkaufskorb bis zum großen Gepäck für die Reise. Die 16″ fahren sich sehr gut, obwohl ich mit meinen 193cm Größe aussehe wie eine Giraffe auf dem Tretroller ;-) Und wenn man keine Lust mehr hat weiterzufahren, dann wird es einfach zusammengefaltet und weiter geht es mit dem ÖPNV. Das Bompton dürfte das kleinste Packmaß haben.
Qualitativ sind die Modelle von Tern auch sehr gut. Hatte mal eines, das aber unfreiwillig den Besitzer gewechselt hat.
Hallo Christian,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! Ein Brompton wird es für mich persönlich nicht werden, da ich mit den 16“ nicht so gut zurecht komme, aber wir werden sehen. Eine Giraffe auf dem Tretroller hört sich jedenfalls interessant an :)
Du hast eine tolle Webseite mit sehr schönen Polaroids! Habe Polaroid einige Male ausprobiert, aber leider sind mir die Bilder nie so gut gelungen. Wünsche dir weiterhin viel Freude mit der Fotografie – und natürlich mit dem Zweirad!
Viele Grüße
Ute
Falträder sind einfach so unglaublich praktisch! Vor allem in Hafengegenden sehe ich sie am meisten. Aber generell für Reisefreunde durchaus eine Empfehlung wert, da sie einfach auf hervorragende Art und Weise in das Auto passen. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag!
Hallo Frank, ich bin davon (sichtlich) auch sehr begeistert! Schön, dass es dir auch so geht. Viele Grüße und Danke an dich für dein Feedback!
Danke für den Artikel, ich werde mir defintiv ein Zweitrad kaufen, bin mir aber noch nicht sicher was. Ein Hollandrad (ich mags vom Fahrgefühl einfach super gerne) ist ebenso im Rennen wie ein Faltrad (einfach cool, dass immer mitnehmen zu können -> ich habe nach einer Woche ohne Rad fahren Entzugserscheinungen aka schlechte Laune, und lebe extra in Bremen. Ohne Rad, ohne mich…
Von der Optik gefällt mir das Vello am Besten…
Hallo liebe Nadine,
ich habe da ganz ähnliche Entscheidungsprobleme :) Wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung und eine sichere Fahrt – auf welchem Rad auch immer!
Viele Grüße in den Norden
Ute
moin zusammen!
fahre seit 2 Jahrzehnten mein Prompton Basismodell – früher im Schwarzwald einige hundert Höhenmeter waren kein Problem und ich fuhr häufig Bahn… Jetzt bin ich im wirklich schönen Wendland als Rinder- und Gemüse-Bauer mit Heuhotel – da ist das Prompton nicht mehr häufig in Gebrauch aber ich freue mich immer noch daran, wenn ichs mal eben ins Auto packe oder es sogar beim trampen mitnehme . das geht eben alles und durch die enorme Qualität – ganz wichtig z.B. 6 bar- Reifen! – ist das Fahren eine Freude! und das sage ich, obwohl ich auch lange ein gutes Rennrad gefahren bin… trotzdem bin ich der Meinung, daß die anderen Qualitätsanbieter ganz sicher ähnliche Fahrfreuden ermöglichen! jetzt würde ich deswegen eher ein regionaleres Produkt vorziehen!