Ein Gastbeitrag von Ines und Sam. Wenn man an Amsterdam denkt, dann kommen einem sofort das weit verzweigte Grachtensystem, Hausboote, Coffeeshops, Tulpen, „lekker“ Käse, viele Museen und noch viel mehr Fahrräder in den Sinn. Doch ist das das wahre Amsterdam? Und wo verbringen die Einheimischen eigentlich am liebsten ihre Freizeit?
Entdecke mehr als das weltberühmte Rotlichtviertel, Windmühlen und Gouda – entdecke das wahre Amsterdamer Leben! Noch ein kleiner Hinweis vorweg: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links.
1. Übernachte dort, wo die Einheimischen leben
Stay @ Stayokay Amsterdam Oost. Das Besondere an diesem Hostel ist: Es liegt östlich des Zentrums in einem typisch einheimischen Stadtviertel (Zeeburg) – also in bester Lage, um Amsterdamer Luft zu schnuppern. In der näheren Umgebung triffst du nicht auf Souvenirshops und Touristenmassen, sondern erlebst wie die Locals so leben, wo sie einkaufen, wie der Alltag dort aussieht.
Die Stayokay-Hostels gibt es 22 Mal in den Niederlanden, alle an besonderen und außergewöhnlichen Orten und mit einem tollen Konzept. Die Schlafräume, egal ob Gemeinschaftszimmer oder Privatzimmer, sind alle recht einfach ausgestattet (was einen attraktiven Preis der Schlafoptionen ermöglicht), jedoch hat es überhaupt nichts von dem typischen Mehrbettzimmer-Charakter, wie man es oft von Hostels kennt.
Vielmehr ist es sehr stylish, mit einem persönlichen Interior und dort wird großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. An der Eingangstüre kannst du dir beispielsweise deine Wasserflasche kostenlos auffüllen, sie halten Bienen und produzieren ihren eigenen Honig und organisieren regelmäßig Projekte wie Plastik-aus-den-Kanälen-fischen.
Das Herzstück – der große, gemütliche Aufenthaltsraum mit dem Restaurant „The 5th“ – lädt zum Verweilen ein. Hier kannst du entspannen, dich mit anderen austauschen, Gesellschaftsspiele oder Tischkicker spielen, lecker trinken & essen oder auch arbeiten oder lernen.
2. Ein cooles Fleckchen Kreativität
Wo einmal die größte Schiffswerft Europas lag, findet man heute auf dem NDSM-Gelände Künstlerateliers, großartige Street Art, coole Strandbars und alles andere als 0815-Cafés. Wir sind aus dem Entdecken gar nicht mehr rausgekommen. Ausgefallene Kunstwerke zwischen rostigen, alten Containern und einem zu einem Hotel umfunktionierten Kran. Mittendrin ein Café in einem Treibhaus und Graffiti über Graffiti.
Wer keine Lust auf die vollgestopfte Innenstadt hat, macht es einfach wie die Amsterdamer und chillt hier auf der anderen Seite der Ij, mit einem kühlen Getränk am Wasser.
Zweimal im Monat finden hier in den IJ-Hallen übrigens auch einer der größten Flohmärkte Europas statt, auf dem sich Vintage-Liebhaber und Schnäppchenjäger austoben können. Im Sommer kannst du auf dem Gelände viele Konzerte, Open-air-Film-Veranstaltungen und Festivals besuchen.
Wie du dort hinkommst? Vom Hauptbahnhof „Amsterdam Centraal“ kannst du kostenlos in ca. 15 Minuten mit der Fähre 906 zur NDSM-Werft fahren.
3. Erkunde die Stadt mit dem Fahrrad
In Amsterdam fährt nahezu jeder mit dem Fahrrad. Sowohl die Touristen als auch die Einheimischen. Egal, ob im schicken Anzug in die Firma, mit dem Stadtplan unter dem Arm zur nächsten Sehenswürdigkeit, auf dem Weg in die Uni oder zum Frühstücken ins nächste Café. Rund 60% der Einwohner nutzen ihr Rad täglich und der Anteil mit 32% vom Straßenverkehr ist so hoch, wie nirgendwo sonst.
Das Einzige, was die Touristen von den Einheimischen unterscheidet: Die Farbe des Fahrrads. Die Fahrräder der Fahrradverleihe sind in leuchtenden Signalfarben und die der Locals in unauffälligeren Farben. Wer also nicht gleich als Touri rausstechen möchte, leiht sich am besten ein schwarzes oder dunkelgraues Fahrrad aus. Jedoch haben die bunten Farben auch einen großen Vorteil: Die Amsterdamer erkennen so sofort einen Touristen, der sich natürlich noch nicht so perfekt auskennt wie sie und können so Gefahrensituationen früher erkennen.
Du bist kein Profi Radfahrer? Das macht gar nichts. Die Gegebenheiten für Fahrradfahrer sind in Amsterdam perfekt. Mehr als 400km Radwege, keine Steigungen und die Fahrräder haben hier eindeutig den Vorrang. Trotzdem solltest du dich natürlich an die Regeln halten, nie abrupt stehen bleiben oder ohne Handzeichen die Richtung wechseln. Auch wichtig: schließe dein Fahrrad immer gut ab und parke nie auf Fußgängerüberwegen oder im Parkverbot. In allen drei Fällen wäre dein Fahrrad sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit weg. Bei ersterem gestohlen und bei den letzten beiden von der Polizei mitgenommen.
Kleiner Tipp: Im Stayokay Amsterdam Oost kannst du für 12,50 € (+ 25 € Kaution) ein Fahrrad ausleihen.
4. Lebe die Gezelligheid
Ein Adjektiv trifft auf das Lebensgefühl der Holländer besonders zu: „gezellig“. Eine perfekte deutsche Übersetzung gibt es dafür nicht, aber man kann es mit gesellig, behaglich, angenehm beschreiben. Wie das jeder für sich auslegt ist völlig individuell – ob gemütlich mit der Familie zu Hause oder bei einem Amstel in einem traditionellen Bruin Café.
Diese urigen Kneipen erkennt man am dunklen Holz, einer urigen Einrichtung und dass sich nur selten Touristen hierher verirren. An den Wänden hängen nostalgische Fotos, Teller und Gemälde und an der Theke sitzen die Amsterdamer bei einem Bierchen zusammen. Schnell kommt man mit ihnen ins Gespräch und man fühlt sich sofort aufgenommen, so dass die Zeit wie im Flug vergeht und plötzlich die Glocke schellt, die die letzte Runde einläutet.
Wo finde ich ein Bruin Café? Die Bruin Cafés sind in der ganzen Stadt verstreut. Wir waren in einem der ältesten der Stadt, im Café Chris (Bloemstraat 42, 1016 LC Amsterdam), das 1624 als Bierstube eröffnet wurde.
5. Amsterdam ist nicht nur „oranje“
Die Hauptstadt Hollands möchte zur grünsten Hauptstadt Europas werden und sie ist auf einem guten Kurs: „Urban Gardening“ (urbaner Gartenbau) wird in Amsterdam in Reinform gelebt. Die kleinen Flächen, die den Bewohnern zur Verfügung stehen, werden komplett ausgenutzt und jeder Quadratzentimeter wird bepflanzt. Liebevoll angelegte Beete, Efeu, das die Hausmauer hoch kraxelt und Blumentöpfe an den Hauseingängen.
Was sich außerdem lohnt, ist ein Besuch auf einem der vielen Märkte, wie zum Beispiel dem „Noordermarkt“, der samstags und montags im Stadtteil Jordaan statt findet. Von Touristen meist übersehen, sind die Märkte vor allem Anlaufstelle für die Einheimischen. Hier kaufen sie Bio-Produkte, Blumen, „lekkere“ holländische Spezialitäten, Kleidung, Schmuck, Antiquitäten, Haushaltswaren und Spielsachen (samstags & montags).
Wie komme ich dorthin?: Der Noordermarkt findet jeden Samstag von 9-17 Uhr und Montag von 9-13 Uhr vor der Kirche „Noorderkerk“ statt. Adresse: Noordermarkt 42B, 1015 NA Amsterdam, Niederlande
6. Ein Picknick über Amsterdam
Das schräge Dach vom NEMO Science Center ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein beliebter Treff- und Aussichtspunkt. Von dort oben hast du einen richtig tollen Ausblick auf die Stadt und das sogar kostenlos! Zumindest außerhalb der holländischen Schulferien und mit Ausnahme einiger Feiertage. Es ist ausdrücklich erlaubt, sich ein Picknick mitzubringen und so machen es nicht nur Touristen, sondern gerade eben auch einige Amsterdamer. Wer nichts mitbringen möchte, kann dort oben auch etwas kaufen.
Öffnungszeiten Aussichtspunkt: täglich 10-17:30 Uhr, auch montags geöffnet, obwohl das Museum geschlossen hat. Bei sehr schlechtem Wetter und besonderen Events, wie dem Königstag oder Silvester, bleibt die Dachterrasse geschlossen.
Weitere Reisetipps für Amsterdam
- Anreise mit dem Auto: Nur knapp 120 km liegt Amsterdam hinter der deutsch-niederländischen Grenze und vom Ruhrgebiet aus brauchst du ca. 2 h, bis du in der Hauptstadt bist. Für Landstraßen und Autobahnen gibt es keine Mautgebühren.
- Anreise mit den Öffis: Von vielen deutschen Städten kannst du auch bequem mit dem Fernbus oder dem Zug anreisen. Flixbusse gibt es ab dem Ruhrgebiet schon ab 10 €, von weiteren Städten ab ca. 15-30 €.
- Parken in Amsterdam: Parken kann in Amsterdam richtig teuer werden, es sei denn, du parkst auf einem der vielen Park & Ride-Parkplätze am Rande der Stadt. Dort gelten folgende Preise: Wenn du an einem Wochentag vor 10 Uhr ankommst 8 € für die ersten 24 h, dann 1 € für die folgenden 24 h. Wenn du an einem Wochentag nach 10 Uhr ankommst kostet es 1 € pro 24 h. Kommst du am Wochenende an kostet es dich auch nur 1 € pro 24 h. Allerdings, ganz wichtig, musst du genau die Richtlinien einhalten. Machst du einen Schritt falsch, musst du die normalen Gebühren bezahlen.
- Beste Reisezeit: Von April bis September. Mitte April blühen die Tulpen übrigens am schönsten.
Fotos: © Ines und Sam von @_gobackpacking
Toller Artikel!
1. Übernachte dort, wo die Einheimischen leben
Das ist eine ideale Idee von dir. Vor allem, wenn man mit fremden und neuen Menschen in Kontakt kommen möchte, habe ich mir eben gedacht.
Ich habe eine gewisse Morgenroutine und da kann ich die Ideen aus diesem Artikel richtig gut mit einbauen.
6. Ein Picknick über Amsterdam
In Amsterdam war ich bisher noch nicht. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn ich mir das mal ansehe.
Vielen Dank für die tollen Worte
Liebe Grüße, Steffen
Hallo lieber Steffen,
vielen Dank für deinen Kommentar! Wäre toll, wenn es dich mal nach Amsterdam verschlägt :)
Viele Grüße!
Ute