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Wie viele Bäume braucht man für ein Buch?

Wie viele Bäume braucht man für ein Buch?

Wie viele Bäume braucht man für ein Buch - Bravebird

Seit diesem Jahr darf ich mich offiziell Autorin nennen. Viele Jahre habe ich davon geträumt, mein eigenes Werk in Händen zu halten und andere Menschen auf irgendeine Art und Weise inspirieren zu können. Es ist wirklich etwas Besonderes und zugleich ein tolles Gefühl, wenn man sein eigenes Buch im Regal einer Buchhandlung stehen sieht oder Leser einem ein Foto zusenden, das sie zusammen mit dem Ratgeber zeigt.

Nur hat das gedruckte Buch leider auch eine Schattenseite, denn zum einen braucht es für die Herstellung von Papier Holz und zum anderen verursacht der Herstellungs-Prozess klimaschädliches CO2. Ich wollte wissen, wie viele Bäume für mein Buch benötigt und welche Menge CO2 verbraucht wurden. Gleichzeitig interessierte es mich, wie ich die Bäume ersetzen und die entstandenen Emissionen kompensieren kann.

Für die 1. Auflage meines Buchs (5.000 Stück) lässt sich diesen Angaben zufolge sagen, dass etwa 3-7 Bäume für die Papier-Herstellung verwendet wurden.

Holzstapel - Bravebird

Wie viel CO2 wird bei der Buchproduktion verursacht?

Neben der Ressource Baum werden für die Herstellung von Büchern große Mengen Wasser und Strom verbraucht. Hinzugerechnet werden müssen auch noch die verschiedenen Transportwege. Dieser Aufwand erzeugt in all seinen Facetten CO2-Emissionen. Mittlerweile sieht man immer häufiger auf der Rückseite von Büchern ein oder zwei Zeichen bzw. Siegel, welche die Klimaneutralität oder nachhaltige Produktion belegen.

Wie macht man ein Buch klimaneutral? - Bravebird

Mein Verlag hat diesen Wunsch abgelehnt, weshalb ich mich selbst darum kümmern musste. Allerdings kann ich im Nachhinein natürlich nur die entstandenen Emissionen kompensieren; das FSC-Siegel erhält ein Buch nur bei entsprechender Papierwahl.

Bei den Parametern meines Buches (256 Seiten, 148 mm x 210 mm, 5.000 Bücher) errechnen sich insgesamt etwa 4,8 t CO2.

Diese Summe fand ich einerseits recht viel; andererseits entsteht zum Beispiel die gleiche Menge bei nur einem einzigen Hin- und Rückflug nach/von Florida für eine Einzelperson.

Wie lassen sich CO2-Emissionen kompensieren?

Zunächst sei erwähnt, dass es viele Kritiker der CO2-Kompensation gibt und hier muss man ganz klar sagen: Natürlich ist es besser nicht zu fliegen, kein Auto zu fahren, nicht zu heizen, keinen Strom zu verbrauchen, kein gedrucktes Buch zu veröffentlichen, keine Produkte von Übersee zu kaufen – die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.

Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt und man dennoch verantwortlich handeln möchte, ist die Kompensation seiner eigens verursachten Emissionen die sinnvollste Alternative. Die Möglichkeiten für eine CO2-Kompensation sind inzwischen recht vielfältig und drei davon möchte ich hier vorstellen.

1. Die gemeinnützige Klimaschutzorganisation Atmosfair

Auf Atmosfair kann man neben seinen Flügen auch eine individuelle Wunschmenge CO2 kompensieren. In meinem Fall ergaben 4.800 kg CO2 einen Kompensationsbetrag in Höhe von 110 Euro. Während der Eingabe kann man entscheiden, ob man ein bestimmtes Klimaschutzprojekt auswählen oder Atmosfair die Entscheidung überlassen möchte.

Atmosfair CO2 Ausgleich - Bravebird

Ich wollte gern ein Projekt in Nepal mit dem Bau von Biogasanlagen unterstützen. Unmittelbar nach der Zahlung folgt eine Email mit Zertifikat und Zahlungsbestätigung. Diese Bestätigung kann man später als Spendenquittung und Zuwendung bei der Steuer einreichen. Wer regelmäßig kompensiert (z. B. Flüge, Autofahrten, sonstige Reisen etc.), erhält am Ende des Jahres zusätzlich eine Sammel-Spendenbescheinigung.

2. Bäume pflanzen mit Plant for the Planet

Eine andere Alternative ist die Organisation Plant for the Planet. Mit 9 Jahren gründete Felix Finkbeiner eine Schülerinitiative, um neue Bäume zum Kampf gegen den Klimawandel zu pflanzen. Im Alter von 10 Jahren trug er sein Anliegen vor dem europäischen Parlament vor, mit 13 Jahren dann vor den Vereinten Nationen in New York. Heute hat die Organisation weltweit über 100.000 aktive Kinder, die sich für das Pflanzen von Bäumen einsetzen.

Die Idee: »Weil Reden allein das Schmelzen der Gletscher nicht stoppt, fordern wir Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet, dass bis zum Jahr 2020 jeder Mensch auf der Erde 150 Bäume pflanzt. Ein Baum bindet im Durchschnitt ca. 10 kg CO2 im Jahr. Wenn jeder mitmacht, sind das 1.000 Milliarden neue Bäume.« Da jeder gepflanzte Baum der Atmosphäre CO2 entzieht, macht dieser Gedanke definitiv Sinn!

Nachtrag vom 07.04.2021: Leider ist diese Organisation durch eine Recherche des ZEIT Magazins in die Kritik geraten und daher mittlerweile wahrscheinlich auch nicht mehr wirklich empfehlenswert…

Baumspenderurkunde - Bravebird

Seit 2015 hat die Organisation eine eigene Pflanzfläche auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko, wo bald auch ein paar Bäume von mir stehen werden (falls das wirklich eingelöst wird – s. Hinweis oben). Die Berechnung lautet wie folgt: Pro Tonne pflanzt Plant for the Planet 5 Bäume. In meinem Fall war demnach die Rechnung: 4,8 t x 5 Bäume = 24 Bäume. Jeder Baum kostet 1 Euro, d. h. die Spende betrug in diesem Fall 24 Euro.

3. ECOSIA – die Suchmaschine, die Bäume pflanzt

Es gibt keinen einfacheren Weg etwas Gutes zu tun, als diese Suchmaschine zu verwenden. Mit nur einem Knopfdruck kann man sie als Standard-Suchmaschine einrichten und rechts oben einer ständig steigenden Anzahl Bäume beobachten, die Ecosia durch meine Sucheingaben verspricht zu pflanzen. Ecosia nutzt mindestens 80 Prozent des Gewinns aus Werbeeinnahmen, um Bäume in der Wüste in Burkina Faso zu pflanzen.

Ecosia Bäume pflanzen - Bravebird

Im westafrikanischen Burkina Faso kostet das Pflanzen eines Baums ca. 0,28 Euro. Mit jeder einzelnen Suchanfrage trägt man mit etwa 0,5 Cent dazu bei. Auch für das Handy gibt es eine kostenlose App, kann also in allen Momenten praktisch rund um die Uhr etwas Gutes tun, indem man diese Suchmaschine verwendet.

Warum sind Bäume eigentlich so wichtig?

Gerade sehr präsent durch die Proteste gegen das Abholzen des Hambacher Forsts stellen immer mehr Menschen fest, dass ein Wald nicht etwas Selbstverständliches ist. Ohne Bäume können wir nicht leben, denn abgesehen davon, dass sie unseren Tieren eine Heimat und Nahrung bieten, sind sie wahre Multitalente.

Waldwunder Buch

Bäume spenden uns den lebensnotwendigen Sauerstoff, nehmen das für den Klimawandel verantwortliche Kohlendioxid auf, filtern Staub und Partikel, spenden kühlenden Schatten und senken die Windgeschwindigkeit. Und wie wir spätestens seit Peter Wohllebens Büchern wissen, können Bäume sogar miteinander kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen.

Worin liegt das Problem, Papier zu verbrauchen?

Wie in vielen anderen Bereichen leben wir in Deutschland im totalen Überfluss. Wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir an dafür notwendigen Ressourcen drei Erden. In Sachen Papier und Zellstoff bedeutet das in Fakten: Deutschland verbraucht so viel Papier wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen (Quelle: WWF).

Für die Herstellung von Papier werden auf der ganzen Welt Wälder und Ökosysteme zerstört, die Vielfalt von Tierarten reduziert und Menschenrechte verletzt. Auch Raubbau und illegale Abholzung ist in vielen Ländern gang und gäbe. Obwohl man annehmen müsste, dass der Verbrauch durch Email-Verkehr, E-Books und Internet weniger werden würde, ist gerade in den Industrieländern das Gegenteil der Fall.

Buch Baum pflanzen - Bravebird

Den größten Anteil Papier haben dabei Verpackungen unserer extremen Produktvielfalt in den Einkaufsregalen, unnötige Werbepost und natürlich die Versandkartons, da immer mehr Menschen online shoppen und somit den Postweg gegenüber dem lokalen Einkauf im Geschäft bevorzugen. Daher liegt das Problem auf der Hand: Je mehr Papier wir verbrauchen, umso mehr Bäume müssen gefällt werden.

Was kann ich als Konsument*in besser machen?

Bereits von Kleinauf gehört Papier in jeglicher Form zum Alltag. Malblöcke, Bücher, WC-Papier, Kartons, Zeitschriften, Geschenkpapier und so weiter. Was wir oft nicht bedenken ist die Tatsache, dass es immer mehr Menschen auf der Erde gibt und wir die meisten natürlichen Ressourcen miteinander teilen müssen oder besser gesagt sollten.

In unserer heutigen Zeit gibt es daher eigentlich vielfältigen Möglichkeiten, Papierprodukte zu vermeiden und/oder einzusparen. In diesem Fall beschränke ich die Tipps allerdings nur auf das Thema Bücher:

  • E-Books: Ein Handy, ein Laptop oder ein Kindle ist natürlich auch nicht wirklich nachhaltig, aber da man eins dieser Produkte meist ohnehin verwendet, ist die Kindle-App oder ein PDF sicher die beste Möglichkeit, papierlos zu lesen.
  • Hörbucher: Mittlerweile meine liebste Art, Bücher zu konsumieren. Während meiner Spaziergänge im Wald gehen Geschichten oder Ratgeber ins Ohr und hat den Vorteil, dass ich neben dem Hören noch viele andere Dinge nebenher tun kann (bei Bedarf) als auf das gedruckte Blatt Papier zu schauen. Leider gibt es viele Bücher nicht als Hörbuch. PS. Eingroßer Vorteil vom Audible-Abo ist, dass man Hörbücher günstiger erhält und auch wieder zurückgeben kann. Probeabo gibt’s unten per Link. Eine Alternative ist BookBeat. Ab 14,90 Euro monatlich kann man so viele Hörbücher hören, wie man möchte.
  • Bücher mit FSC-Label: Das oben abgebildete FSC-Logo bedeutet, dass nur zertifizierte Frischfaserpapiere zur Anwendung kamen. Das bedeutet, dass das verwendete Papier bzw. Holz ausschließlich aus Wäldern stammt, die nach anspruchsvollen ökologischen und sozialen Standards bewirtschaftet wurden. Das FSC-Label reicht nach Ansicht von Umweltschützern dennoch nicht aus, wie diese Doku im Ersten eindrücklich zeigt. Einige Bücher sind außerdem mit dem “Blauen Engel” ausgezeichnet, dem höchsten derzeit möglichen Ökostandard bei Printprodukten.
  • Oekom-Verlag: Dieser Verlag hat nicht nur wertvolle Bücher rund um das Thema Umwelt, Soziales & Co., sondern er ist auch Vorreiter und Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Mehr über die interessanten Hintergründe, wie ein Verlag überhaupt nachhaltig sein kann, berichtet Oekom auf dieser Seite.
  • Alternativen zu Amazon: Wer unbedingt nachhaltig online bestellen möchte, dem stehen neben dem Oekom-Verlag noch verschiedene andere Alternativen zum Giganten Amazon zur Verfügung. Das sind zum Beispiel ecobookstoreBuch7 und Booklooker zur Verfügung. Der bessere Weg, wenn man auf das gedruckte Buch nicht verzichten möchte, wäre allerdings der kurze Anruf in der lokalen Buchhandlung mit der Frage, ob das Buch vorrätig ist. Ansonsten kann eigentlich fast jedes Buch innerhalb weniger Stunden bestellt werden und lässt sich einfach am nächsten Tag dort abholen. Das spart immerhin den Versandkarton.
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