Laos

Laos – Die Hauptstadt Vientiane

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Die Fahrt im Minivan von Vang Vieng in die Hauptstadt von Laos dauerte knapp 4 Stunden. Die Landschaft war zwar, wie ich auch mehrfach gelesen hatte, nicht so beeindruckend wie die Strecke von Luang Prabang nach Vang Vieng, aber dafür gab es nun reales Leben in Form von Landwirtschaft.

Vientiane (ausgesprochen: Vieng Chan) liegt im Westen des Landes unmittelbar an der Grenze zu Thailand und verläuft, wie die anderen Städte auch, größtenteils entlang des Flusses Hat Don Chan. Der Van hielt am späten Nachmittag im Zentrum, wo sich auch mein Hostel Vientiane Travellers House befand.

Die Unterkunft stellte sich nicht gerade als optimale Entscheidung heraus. Irgendwie hatte man meine Buchung übersehen, mein Zimmer hatte kein Fenster usw. Allerdings stellte sich das kleine Zimmer als geringeres Problem dar als die Lautstärke, die bis tief in die Nacht in und um das Hostel herum herrschte.

Während ich in Laos bisher fast ausschließlich zurückhaltende Reisende angetroffen habe, steppte hier der Bär. Gekreische, knallende Türen und Musik sorgten für eine unruhige Nacht. Und selbst, wenn eine Billardkugel auf den gefliesten Boden im Erdgeschoss fiel, klirrte das bis nach oben, als würde ich direkt daneben stehen. Das war jetzt nicht gerade Entspannung, aber offensichtlich der Preis dieser sehr zentralen Lage.

Die Francois Ngin Road führt direkt auf die Uferpromenade des Hat Don Chan-Flusses. Anfangs konnte ich gar nicht glauben, dass dies hier tatsächlich ein Teil des Zentrums sein soll, denn die Straßen rundherum sind relativ eng und alles hat mehr oder weniger einen dorfähnlichen Charakter. Auch das Einkaufszentrum hat zwar drei Etagen, ist aber alles andere als das, was man sich in einer Groß- bzw. Hauptstadt vorstellt. Es gibt hier keine exklusiveren Geschäfte, keine Einkaufsmeile und auch alles andere wirkt eher einfach. Aber ich finde das eigentlich ganz angenehm.

Manche Läden haben trotz ihrer einfachen Aufmachung dennoch Charme. Andere Geschäfte wiederum haben optisch wenig zu bieten und sind randvoll mit chinesischem Billigkram vollgestopft. Designer-Fakes inbegriffen, Louis Vuitton, Lacoste, Calvin Klein und Gucci liegen ganz weit vorne.

Vor der Uferpromenade befindet sich ein Nachtmarkt mit Klamotten, Souvenirs und anderen Dingen, die man eigentlich nicht braucht und wahrscheinlich nur aus einer Urlaubslaune heraus kauft. Der erste Sonnenuntergang war unglaublich.

Der Fluss ist an dieser Stelle hier nicht voll ausgeprägt, wodurch sich kleine Seen gebildet haben, in denen Fischer tagsüber ihrer Arbeit nachgehen. Eine friedliche Stimmung herrscht hier. Abends sitzen Einheimische und Touristen auf den hohen Treppenstufen und warten auf den Sunset.

Schräg gegenüber von meinem Hostel befindet sich neben vielen anderen ein gut besuchtes Restaurant namens Full Moon. Ich wollte unbedingt das laotische Nationalgericht probieren: Laap, ein Salat aus mariniertem Fleisch oder Fisch sowie Gemüse, Kräutern und Gewürzen. Überraschender Weise ist in Laos das Essen mit Gabel und Löffel üblich und nicht – wie eigentlich überall in Asien – mit Stäbchen. Minze ist außerdem eine sehr beliebte Zutat, entweder gekocht oder roh als Salatbeilage.

In der Hauptstadt standen mir zwei volle Tage zur Verfügung. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass Laos das  entspannteste und friedlichste Land all meiner bisherigen Reisen ist. Das mag ein subjektiver Eindruck sein, aber ich fühle mich unglaublich wohl hier. Alles ist so einfach und günstig zu regeln, man wird von Einheimischen nicht belästigt, bedrängt oder über’s Ohr gehauen, das Essen ist fantastisch, es ist nicht so überfüllt wie in anderen asiatischen Ländern, die Landschaft ist atemberaubend, es bietet viel Kultur und das Klima ist mit diesen kühlen Abenden und Nächten absolut mein Ding.

Die einschlägigen Fast Food Ketten wie Mc Donalds und Burger King wie auch Starbucks & Co. haben hier noch keinen Einzug gehalten, was ein weiterer sehr angenehmer Pluspunkt ist.

Dafür gibt es kleine, individuelle Läden wie mein Lieblings-Café Sinouk, das sich ebenfalls auf der Ecke meiner Straße Francois Ngin befindet. Guter Kaffee, sonniges modernes Interieur und hammermäßig guter Kuchen. Die Philadelphia-Torte (heißt hier Cheesecake) ist die beste, die ich je gegessen habe! Der Brownie ist okay, aber kein Highlight.

Mein Hostel-Besitzer bot mir die Tagestour für 45 US$ an, was ich persönlich bei einer Gruppentour für völlig überteuert hielt. Lunch war zwar inklusive, aber der kostet ja nicht die Welt. Daher nahm ich mir ein Tuktuk zum gleichen Preis und ließ mich zu den sechs Sehenswürdigkeiten von einem netten Fahrer transportieren.

Der Buddha-Park oder in Landessprache Wat Xieng Khuan hatte mich bereits auf den Fotos der Reiseführer interessiert und lag mit 25 km Entfernung etwas außerhalb. Meines Erachtens der lohnenswerteste Ausflug in Vientiane aufgrund einer absolut außergewöhnliche Zusammenstellung von etwa 200 buddhistischen und hinduistischen Gottheiten mit einer Größe von bis zu 30 m! Mit dem öffentlichen Bus kommt man auch hierher, wie ich später gesehen habe.

Der Park wurde im Jahre 1958 von einem Yogi-Priester und Schamanen entworfen und stellt in drei Ebenen den Himmel, die Erde und die Hölle dar. Die Hölle habe ich Gott sei Dank nicht gefunden oder nicht deuten können. Das von außen einem Kürbis ähnelnde Gebäude kann man durch das Maul hindurch von innen mittels Treppen besteigen. Nichts für beleibtere Menschen, würde ich mal sagen. Höhenangst ist auf dem schlecht gesicherten Dach auch nicht gerade optimal. Der Eintritt für alle Tempel kostet in Vientiane übrigens jeweils 50 Cent.

Während des Monsuns ist der gesamte am Fluss gelegene Skulpturen-Park überflutet. Dann erweckt es den Eindruck, dass diese zum Teil mysteriös anmutenden Figuren im Wasser schwimmen. Sicher ein noch beeindruckender Anblick als zur jetzigen Zeit mit etwas spärlichem Rasen. Ein weiteres Highlight ist der 50 m hohe Patuxai, der im Geschäftsviertel Vientianes offensichtlich die Antwort auf den L’Arc de Triomphe in Paris sein soll. Ein tolles Motiv und natürlich ein supertouristischer Ort. Leider habe ich übersehen, dass man ihn auch besteigen kann.

Das wichtigste Denkmal und Nationalsymbol von Laos ist die große buddhistische Stupa Pha That Luang. In allen vier Himmelsrichtungen zu diesem goldenen Tempel befindet sich jeweils ein weiterer, großer Tempel. Wenn ich nicht schon so viele gesehen und inzwischen eine gewisse Besichtigungs-Müdigkeit entwickelt hätte, wäre ich auch noch auf weitere Erkundungstour gegangen. So beließ ich es mit einem interessierten Blick aus weiter Entfernung.

Neben der laotisch-thailändischen Freundschaftsbrücke, die wir bereits auf der Rückfahrt vom Buddha-Park passierten, brachte mich mein Tuktuk-Fahrer noch zu den letzten beiden, dem Zentrum nahe gelegensten Tempel namens Wat Sisaket und Haw Pha Keo. Die beiden liegen auf gegenüber liegenden Straßenseiten.

Auch hier gab es natürlich wieder Unmengen von Buddha-Figuren in allen Größen und Formen zu besichtigen. Meine Aufmerksamkeit galt aber eher einem kleinen Jungen, der wie ein Profikiller mit einer Pistole in der Hand von seiner Oma durch die Menschenmengen geschleust wurde. Einen weiteren Tempel hätte ich heute auch nicht überlebt.

Zurück im Zentrum hieß es noch mal Geld abheben (ATMs bzw. Geldautomaten gibt es hier an jeder Ecke), dann frisch machen, Sonnenuntergang genießen, essen und leider auch mental auf meine Abreise morgen früh vorbereiten. Mein letzter Tag in Laos neigte sich dem Ende zu. Nach Souvenirs hatte ich gestern schon Ausschau gehalten, aber das Ergebnis fiel mager aus.

Das Café Sinouk und das Restaurant Full Moon sind noch nicht die einzigen guten Lokale in meiner Straße. Die recht große Garküche am Straßenrand mit den schicken roten Tischdecken bietet fantastisches Essen! Ein Mal minced chicken mit sticky rice und heute frischer Fisch mit Gemüse, weißen Nudeln und einer leckeren scharfen Sauce.

Entgegen der Redewendung „Chaos in Laos“ hat bei mir alles super geklappt und das Land hat klasse Eindrücke hinterlassen. Ich denke, dass insbesondere der französische Einfluss einen Großteil des Charmes ausmacht, den ich hier empfunden habe. Auch die Tatsache, dass Laos zu einem der dünn besiedelsten Länder der Erde gehört, trägt dazu bei, dass es hier entspannter und stressfreier zugeht als in wahrscheinlich allen anderen asiatischen Ländern.

Während des Abendessens keimten schon Gedanken in mir auf, wie eine nochmalige Reise nach Laos aussehen könnte. Schließlich hatte ich nur drei Orte gesehen und da gab es noch so viel im Norden und Süden, abseits der touristischen Gegenden, zu sehen. Ob mir Kambodscha wohl auch so gut gefallen würde?

Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin und Inhaberin dieses Reiseblogs teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

4 Kommentare

  • Hach, da werden Erinnerungen wahr. Laos und die Hauptstadt Vientiane sind äußerst „reisenswert“.
    Warst du auch bei den Khouang-Wasserfällen nahe Luang Prabang? Sehr empfehlenswert.

    • Hi Christina,
      finde ich auch! :) Laos wird als Reiseland immer noch völlig unterschätzt, denke ich. Die Wasserfälle hab‘ ich mir nicht angesehen, irgendwie reizt mich das nicht so sehr… Aber Danke für den ergänzenden Tipp!!
      Bis bald und liebe Grüße
      Ute

  • Hallo,
    interessant wie unterschiedlich Eindrücke sein können. Nach 9 Monaten Südostasien (Vietnam, Kambodscha, Thailand, Indonesien, Malaysia, Laos) finde wir Laos am meisten überbewertet. Wir sind jetzt 2 Wochen hier. Im äußersten Norden (nördlicher als Luang Prabang) war es ja noch relativ schön. Luang Prabang bis Vientiane haben uns überhaupt nicht nehr gefallen. Die Landschaft ist zwar ganz nett alles andere aber eher Touristen Parks ohne Identität. Im Gegensatz zu den anderen Ländern weniger Sehenswertes, schlechtes Preis/Leistungsverhältnis (Beispielhaft Kaffee für 3€, identischer Schal in Indonesien 2€ hier mir für 20€ angeboten! , Transport auch verhältnismäßig teuer). Auch im Vergleich sind die Einheimischen (natürlich mit Ausnahmen) oft schlecht Gelaunt und wenig hilfsbereit ausser man bezahlt dafür. Aber selbst dann sind Serviceleistungen meist schlecht. In den touristischen Zentren haben wir mit ausgewanderten vietnamesischen und thailändischen Laoten die besten Erfahrungen gesammelt.
    Und wir erwarten nicht überall mit offenen Armen erwartet zu werden, es geht um normale Höflichkeit. Den übermäßigen Einsatz von Zäunen, Stacheldraht und Mauern bei Einheimischen lässt auch auf ein gewisses Misstrauen untereinander schließen was unseren Gesamteindruck von Laos zuspielt.
    Naja, auch nur unsere Erfahrungen und nur in Vergleich zu den anderen Ländern. Es gibt auch immer wieder sehr nette und schöne Erlebnisse und Begegnungen vor allem weit abseits der üblichen überfüllten TukTuk/VIP-Van/Touristenagency-routen!
    Vielleicht waren unsere Erwartungen auch zu hoch und die letzten Monate zu schön ;-)
    Wir hoffen jetzt auf den Süden und Osten…
    Schöne Grüße
    Fabian

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