Wenn ich manchmal gefragt werde, wie denn heute nachhaltiges Reisen aussehen kann, wenn es Spaß machen und zugleich unvergesslich werden soll – dann ist es eine Reise wie diese hier: Eine einwöchige Kanutour durch die wunderschöne Landschaft Schwedens! Ich habe das Kanufahren im vergangenen Jahr für mich entdeckt und habe mir vorgenommen, zukünftig mindestens ein Mal im Jahr irgendwo viel Zeit auf dem Wasser zu verbringen.
Was ist an einer Kanutour denn so besonders, wirst du vielleicht fragen. Nun, es sind gleich mehrere Dinge. Das Beste ist die extreme Nähe zur Natur: das friedliche Gleiten über das Wasser und das Campen in freier Wildbahn mit Blick auf den überwältigenden Sternenhimmel. Und dann morgens mit Vogelgezwitscher aufwachen, den Gaskocher anwerfen und mit der Tasse Kaffee aufs Wasser schauen… all das ist meiner Meinung nach nur schwer mit anderen Erlebnissen zu toppen.
Wie plane ich eine Kanutour?
Wenn man nicht nur einen Tagestrip unternehmen, sondern für längere Zeit mit dem Kanu unterwegs sein möchte, empfiehlt sich meiner Meinung nach die Buchung über einen erfahrenen Tour-Anbieter. Der Grund liegt hierbei schlicht und ergreifend darin, dass wir heute nicht mehr lernen in der Natur zu leben. Das hat mich als erfahrene Reisende auf meiner eigenen Kanutour total überrascht. Ohne einen guten Freund, der ein erfahrener Outdoor-Enthusiast ist, wäre ich in vielen Situationen überfordert gewesen.
Für die Tour durch eins der unberührtesten Naturreservate im Süden Schwedens namens Värmland (Skåne län) hat The Canoe Trip eine mehr als vielversprechende Tour anzubieten: 6 Tage lang geht es mit dem Kanu rund um den Immeln-See. Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad gibt es drei verschiedene Routen zur Auswahl: 70 km Route für eine gemütlichere Tour, 90 km für Abenteurer und 120 km für die ganz Sportlichen.
Wie ist der Ablauf dieser Kanutour?
Besonders klasse finde ich, dass man sich nicht um die Hin- und Rückreise zum bzw. vom Basiscamp kümmern muss, denn man kann für diese Tour im Zeitraum bequem in Köln oder Hamburg in den für diese Reise organisierten Royal Class Bus einsteigen. Am Basislager angekommen, wirst du bzw. werdet ihr für bevorstehende Tour mit der notwendigen Ausrüstung vertraut gemacht und natürlich auch mit den notwendigen Informationen und Tipps ausgestattet.
Wichtig zu wissen ist, dass du die Tour mit einer Begleitperson antreten solltest. Ein Kanu kann man am besten zu zweit bewegen und wäre allein viel zu schwierig und anstrengend. Zu den jeweiligen Terminen – die Touren starten wöchentlich ab dem 20.06. bis zum 12.09.20 – werden jeweils 15 Kanus auf dem Wasser unterwegs sein. Man ist demnach zwar unabhängig mit seinem eigenen Kanu und Zelt unterwegs, kann sich bei einer guten Connection aber auch mit anderen zusammentun und einen Konvoi starten.
Noch etwas Besonderes hat diese Tour an sich: es wird darum gebeten, das Smartphone zu Hause zu lassen und nur ein altes Handy mit langer Akku-Laufzeit mitzunehmen. Der Grund: Digital Detox! Man soll sich voll und ganz auf die Reise und die wunderschöne Natur ohne Strom und Technik einlassen können, ohne sich ständig mit den sozialen Kanälen & Co. abzulenken. Ist natürlich kein Zwang, aber dennoch ein lohnenswerter Ansatz, nach dem sich heute viele Menschen wieder sehnen.
Noch etwas zum Thema Sicherheit: Da Flüsse und Seen tendenziell keine Wegweiser haben, wie wir es von unseren Straßen gewohnt sind, ist die Orientierung manchmal gar nicht so einfach. Ihr werdet zwar mit Karten und Wegbeschreibungen ausgestattet und habt auch ein Handy zum Telefonieren dabei, aber dennoch wird jedes Kanu auch mit einem GPS-Tracker ausgestattet sein, d. h. es gibt keinen Grund zur Panik, dass man mitten im Nirdgendwo verloren gehen könnte.
Was muss ich für den Kanu-Trip mitnehmen?
Wichtig für das Leben und Überleben in der Natur ist die Verpflegung und das Equipment für die Übernachtung – übrigens eine lohnenswerte Erfahrung! Ihr werdet also vor Ort mit einem Kochset ausgestattet und könnt auf Wunsch das Survival Food Pack wählen, mit dem ihr über die ganze Woche versorgt seid. Generell gilt, so wenig und leicht wie möglich zu packen, da die Sachen regelmäßig aus dem Kanu rausgeholt und wieder reingehoben werden müssen.
Folgende Dinge müssten mitgebracht werden:
- Zelt, Schlafsack und Matte bzw. Matratze
- Altes Mobilfunktelefon mit langanhaltender Batterie
- Sonnencreme, Mückenspray und eine Mütze oder Cap
- Taschen- und/oder Stirnlampe (mit Ersatz-Batterien)
- Feuerzeuge oder Streichhölzer
- Wasserdichte Taschen oder Beutel, um das Gepäck während der Kanufahrt trocken zu halten
Meine zusätzlichen Tipps:
- Bücher bzw. E-Reader
- Kamera mit Ersatzakku, evtl. kleines Stativ
- Handtücher, Decken
- Regencape
- Badesachen
- Outdoor-Spülmittel, Schwamm, Abtrockentuch
- Hängematte
- ggf. wasserdichte Zeltplane, falls es regnet
Vor der Reise bzw. nach der Buchung bekommt ihr noch eine Checkliste zugeschickt. The Canoe Trip empfiehlt, nicht mehr als 20 kg Gepäck mitzunehmen.
Was wird vor Ort zur Verfügung gestellt?
Am Basislager bekommt ihr folgende Utensilien für die bevorstehenden 6 Tage auf dem Wasser ausgehändigt:
- Zwei-Personen-Kanu inkl. Ruder, Schwimmweste, Seil, GPS-Tracker usw.
- Kochset
- Container zur sicheren, trockenen Aufbewahrung eurer Wertsachen
- Camping-Lizenz
- Karten und Wegbeschreibungen
Für die Preise (sowohl inklusive als auch exklusive der Busfahrt) schaut einfach mal auf der Seite von Der Kanu Trip nach.
Was gibt es noch zu beachten?
Eine Kanutour ist ein wirklich tolles Abenteuer. Ich liebe es, ohne diesen ganzen Schnickschnack unterwegs zu sein, und ein Teil dieser wilden Natur zu werden. Gerne möchte ich dir noch ein paar Tipps für Themen mit an die Hand geben, die dich vielleicht vorher noch beschäftigen könnten:
Brauche ich Outdoor-Erfahrung? Jein. Wenn ihr noch nie ein Zelt aufgebaut haben solltet, lohnt es sich, das vorher mal in Ruhe auszuprobieren. Vielleicht braucht ihr z. B. einen Hammer, um die Heringe in den Boden zu schlagen – dann wisst ihr auch, ob ihr einen mitnehmen müsst. Gleiches gilt für den Umgang mit einem Gaskocher. Das ist zwar alles andere als ein Hexenwerk, aber bevor ihr euch Sorgen macht, probiert es selbst aus oder schaut es euch auf Youtube an. Für das Kanufahren braucht man jedenfalls kein spezielles Know-How.
Wie fit muss ich sein? Meiner Meinung nach reicht es aus, durchschnittlich sportlich zu sein. Bei der Wahl der Route würde ich mir allerdings nicht zu viel vornehmen und mich für die kürzeste der drei Strecken entscheiden, wenn ich es entspannt angehen lassen möchte. Sechs Tage hintereinander den ganzen Tag an der frischen Luft zu verbringen und zudem ja auch noch einige Kilometer am Tag zurückzulegen erfordert schon eine Menge Energie und die sollte man sich daher gut einteilen.
Kann ich meinen Hund mitbringen? Yep, Hunde sind auf der Kanu-Tour herzlich Willkommen. Sie dürfen nur nicht mit in den Bus, weshalb man bei der Tour mit Hund die An- und Abreise selbst gestalten muss. Ansonsten möchte ich dir noch empfehlen, mit deinem Hund vorher mal einen Tagestrip in deiner Nähe in einem Kanu oder Schlauchboot zu unternehmen. Nicht jedem Hund gefällt das Schaukeln und auch eine kräftige Sonne über den ganzen Tag hinweg kann herausfordernd sein. Nehmt am besten auch Decken und Handtücher mit, damit er/sie es auf dem Boot bequem hat. Weitere Tipps, z. B. für das Gepäck und auch gegen Reisekrankheit gibt es in meinem Artikel zur Ausrüstung für das Reisen mit Hund.
Und… hast du Lust bekommen? Dann wünsche ich dir eine wunderschöne Tour inmitten dieser tollen Natur in einem meiner liebsten Länder Europas!
Update: Das neue Basislager & alle dazugehörigen Termine für 2021 findest du auf dieser Seite – www.derkanutrip.de
Fotos © The Canoe Trip
Hallo Ute,
So ein toller Beitrag, vielen Dank dafür! Wir wollen mit unserem Hund auch schon seit längerem eine Kanutour machen und waren uns immer unschlüssig, generell wussten wir nicht so richtig, wie wir die Planung angehen wollten. Die Website sieht echt toll aus und generell ist Schweden ein Land wo ich als Kanada-Liebhaber immer mal hin wollte. Dank deines Artikels haben wir glaube ich heute auch unser Urlaubsziel für diesen Sommer von Irland nach Schweden verlegt.
Wie war das denn bei euch mit Bären? Gibt es dort in der Region welche? Und hattest du deinen Hund dabei?
LG und vielen Dank, Theresa
Liebe Theresa,
ich bin von dieser Tour und dem Konzept auch total angetan und fänd’s toll, wenn es mehr solcher Reisen und Touren geben würde. Freut mich, dass euch das gefällt. Ich selbst habe die Tour noch nicht durchgeführt, sondern stelle die Tour (leider!) hier nur vor. Die Gefahr von Bären ist glaube ich nur sehr gering (es soll in Värmland 17 geben, siehe hier der Link). Meine Hündin hatte ich im letzten Jahr in MeckPomm auf der Mecklenburgischen Kleinseenplatte dabei. Für sie ist es kein Problem, wenn es allerdings zu lang (oder zu kühl) wird, fängt sie an zu zittern, weshalb ich beim nächsten Mal Tabletten gegen Reisekrankheit mitnehmen und evtl. geben würde. Meldet euch doch bitte mal nach der Tour, falls ihr teilnehmen solltet <3
Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag
Ute
Hallo Ute,
was für ein wunderbarer Beitrag! Ich würde mir am liebsten sofort ein Kanu schnappen, es hier bei mir in die Hamel setzen und auf nimmerwiedersehen davon paddeln :D Vielen Dank für diese tolle Inspiration, so ein Abenteuer rutscht auf meiner Reiseliste gerade ganz nach oben! Ich wusste gar nicht, dass es in Schweden dann doch so einfach ist in der Natur campen zu dürfen.
Liebe Grüße
Luise
Hallöchen liebe Luise,
toll, dass du dich auch dafür erwärmen kannst :) Das bringt mich auf die Idee, mich mit einem Kanu auf den Rhein zu setzen und einfach drauf loszufahren! Leider ist es nicht immer so einfach, aber der Gedanken gefällt mir. Würde mich freuen, wenn’s bei dir mal klappt, auf meiner Reiseliste ist dieser Trip jedenfalls auch fest eingetragen.
Liebe Grüße und eine schöne Woche!
Ute
Wirklich toller Beitrag! Und Kanu fahren macht bei so schöner Umgebung unglaublich Spaß :) LG
Liebe Ebba,
da kann ich dir nur zustimmen :) In Schweden ist es aber bestimmt besonders schön und ich freue mich selbst schon auf mein eigenes Abenteuer dort.
Viele Grüße und gute Reise!
Ute