Wenn ich eine Reise in eine beliebte Urlaubsregion plane, schaue ich meist erstmal nach den Berichten im Internet „Wo man mal gewesen sein muss“ und weiß daraufhin, welche Orte ich nicht besuchen werde. Dann suche ich nach interessanten Alternativen, die noch nicht vom Tourismus überrollt wurden.
Wenngleich die Toskana im November ohnehin nicht sonderlich touristisch ist, habe ich in der Region tolle, authentische Orte in Meernähe ausfindig machen können, die ich hier vorstellen möchte. Besonders die kleine Ferienwohnung mitten im historischen Zentrum möchte ich hier für einen Urlaub ans Herz legen.
1. Das Bergdorf Casale Marittimo
Auf 210 m Höhe liegend bietet dieser schöne Ort einen fantastischen Ausblick auf die weitläufige, toskanische Landschaft mit ihren Weinbergen und Olivenhainen – und auf das Meer. In der Gemeinde leben gerade mal etwas mehr als tausend Einwohner, was eine gute Grundlage für einen vielversprechend ruhigen Urlaub sein dürfte.
Casale Marittimo blickt auf eine lange Geschichte bis in das Jahr 1000 zurück. Von der mittelalterlichen Burganlage sind Mauerreste und Tore erhalten geblieben. Die Mischung aus Naturstein und Terrakotta verleiht dem Ort mit den vielen Pflanzen, Kakteen und Blumentöpfen vor den Häusern eine besondere, romantische Stimmung. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.
Die halbkreisförmige Ringstruktur des historischen Stadtkerns, in dem sich auch die Ferienwohnung befindet, ist für Autos nicht zugelassen. Daher kann man die schmalen Gassen nur zu Fuß entdecken. Ein Parkplatz befindet sich nicht weit entfernt am Ortsrand. Und nur etwa 5 Gehminuten vom Ortskern entfernt (Richtung Friedhof) kann man die wunderschöne Landschaft bewandern.
Besonders die Abendstimmung hat es mir hier angetan. Der kleine Marktplatz mit zwei Restaurants wird von dunkelgelbem Licht ausgeleuchtet, an einer Ecke unterhalten sich angeregt ein paar ältere Herren und Katzen huschen durch die Gassen, während ich ein paar Treppenstufen höher der gelbroten Sonne dabei zuschaue, wie sie langsam hinter dem Meer verschwindet.
Unvergessliche Spaziergänge in der Umgebung mit traumhaften Ausblick auf die Hügellandschaft bei Sonnenuntergang warten hier auf einen. Das Meer bzw. der Strand von Cecina liegt nur 12 km (15 Autominuten) entfernt. Es gibt einen kleinen Supermarkt im Ort, größere Supermärkte sind in etwa zehn Autominuten zu erreichen.
⌦ Mein Ferienwohnungs-Tipp in Casale Marittimo
Mitten im historischen Ortskern von Casale, eine Gehminute vom Glockenturm entfernt, befindet sich die hübsch eingerichtete, kleine Ferienwohnung namens La Piazzetta*. Die supernette Gastgeberin Chiara ist hilfsbereit und immer erreichbar, falls man Hilfe benötigt. Sie wohnt im selben Haus und spricht zudem sehr gut Englisch, was bei Ferienwohnungen in Italien nicht selbstverständlich ist. * Der Link führt zu booking.com.
Die Wohnung ist zwar recht klein, dafür aber modern und zweckmäßig eingerichtet. Es gibt einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, einen Wasserkocher, eine Kaffeemaschine, Geschirr, Besteck, Tee und kleine Naschereien sowie Brotaufstrich. Vom Bett aus kann man auf die kleine Piazza schauen, was ich sehr nett fand.
Vielleicht auch noch erwähnenswert: Der Ort gilt als sehr sicher, man kann also abends problemlos draußen sein. Im Zimmer gibt es außerdem Visitenkarten von den besten Shops und Restaurants in der Umgebung.
2. Cecina – Zwischen Pinien und Meer
Etwa 100 km von Florenz entfernt befindet sich der Badeort Cecina Mare. Die Besonderheit hier ist der beeindruckende Pinienwald, der sich gleich hinter dem Strand befindet. Das 15 km umfassende Naturschutzgebiet „Tomboli di Cecina“ gilt als einer der schönsten Wald- und Dünenlandschaften Italiens und bietet an warmen Tagen kühlenden Schatten.
Im Sommer ist der Strand einer der beliebtesten der Provinz Livorno; an diesen November-Tagen meiner Reise hatte ich den Strand und den Wald bei angenehm warmen Temperaturen fast ganz für mich alleine. Das waren sowohl morgens als auch abends ganz besondere Momente, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Der öffentliche Parkplatz für den Strandbesuch am „Bau Beach“ an der Marina di Cecina (Google Maps Link) ist im Sommer kostenpflichtig, im Winter kostenfrei. Weiß umrandete Parkflächen sind ebenfalls meist kostenfrei, sofern kein gesonderter Hinweis sichtbar ist. Von hier aus geht es links in den Pinienwald mit kilometerlangen Strandspaziergängen; rechts entlang reihen sich Restaurants und Bars aneinander.
Ein Grund, warum ich die Nebensaison so mag: wenige Touristen, keine Massen von Liegen und Schirmen am Strand und natürlich kann der Hund hier auch besser laufen, wenn nicht viel los ist. Die Sonnenuntergänge haben es mir auch sehr angetan an diesem Ort, einfach herrlich.
Die Stadt Cecina selbst habe ich mir nicht angeschaut, aber es gibt einige größere Supermärkte zur Auswahl. Ein paar visuelle Eindrücke über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten sowie Events gibt es auf der Webseite visitcecina.com. Ein weiterer sehenswerter Strand wäre übrigens Marina di Bibbona.
3. Montescudaio – Dorf der Blumen & Gesichter
Die drei Dörfer, die man sich hier in der Region unbedingt anschauen sollte: Casale Marittimo, Montescudaio und Guardistallo. Für den letzteren Ort – ein ehemaliges Holzfällerdorf – fehlte mir leider die Zeit, aber solltest du dir auf jeden Fall notieren, falls du dort sein solltest.
Dieses hier – Montescudaio – zählt zu den schönsten historischen Ortschaften Italiens (Borghi più belli d’Italia) und darf man meiner Meinung nach keinesfalls verpassen. Es ist klein, aber wirklich absolut sehenswert und strotzt vor Idylle.
Die Hauswände sind gesäumt mit großen und kleinen Tontöpfe mit Pflanzen aller Art: Olivenbäumchen, Kakteen, Rosen, Sukkulenten und Sträuchern. Und auch hier kann man den weiten Blick auf die toskanische Hügellandschaft und das Meer genießen.
Neben den hübschen historischen Häusern und dem üppigen Grün hat das Dorf aber noch etwas zu bieten: Im August 2020 hat der Künstler Stefano Tonelli an zahlreichen Hauswänden, auf Stromkästen und etlichen anderen Orten im Dorf seine Reflexion zur Corona-Pandemie verewigt: „Gesichter, die auf ein Lächeln warten“. Es soll Zeugnis und Versprechen zugleich sein.
Übersetzt aus diesem Artikel heißt es: Simona Fedeli, Bürgermeisterin der Gemeinde Montescudaio, begrüßte die Idee begeistert. „Diese Gesichter werden den Einwohnern des Landes und den Touristen, die es besuchen, bis zum Ende der Pandemie Gesellschaft leisten. Erst dann wird der Künstler zu jedem von ihnen zurückkehren, um ein rotes Lächeln auf jedes Gesicht zu malen, als Zeichen der Befreiung und des Feierns, um gemeinsam neu zu beginnen.“
Wer alle Gesichter im Ort ausfindig machen möchte, wird sicher etwas Zeit benötigen. Es ist aber vielleicht auch ein guter Ansporn, nicht einfach nur durch die Gassen zu rasen, sondern sich wirklich ein paar Stunden Zeit zu nehmen und die Atmosphäre, den Ausblick und das gute Essen in einem der vielen netten Restaurants auf sich wirken zu lassen.
Wer mit dem Auto hierher kommt, Achtung: Die Straßen im Ort sind teilweise extrem schmal und da passt nicht jedes Auto durch. Daher besser auf einem der öffentlichen, ausgewiesenen Parkplätze parken und die Einfahrt in die kleinen Straßen meiden. Kleinwagen sind kein Problem. Zwei Parkmöglichkeiten sind der Parcheggio Piazza Gherardini und der Parkplatz oben auf der Via Sant’Antonio.
Sehenswert neben den schönen Gassen, Blumen und Häusern ist außerdem die Kirche Santa Maria Assunta mit ihrem fantastischen Ausblick aufs Meer. Oder auch der Stadtpark „Il Boschetto“ (kleiner Wald).
Zuerst dachte ich übrigens, es sei möglicherweise schöner, hier zu übernachten; allerdings habe ich festgestellt, dass Casale Marittimo für Spaziergänge und Wanderungen in der Umgebung mitsamt dem historischen Charme der alten Burgmauern wesentlich schöner für einen Aufenthalt ist und Montescudaio für einen Besuch vollkommen ausreichend ist.
Weitere Reisetipps für diesen Urlaub
Lage: Casale Marittimo mit der Ferienwohnung La Piazzetta* liegt 110 km entfernt von Florenz, 84 km von Siena und 65 km von Pisa.
Wie viel Zeit einplanen? Ich bin fast eine Woche geblieben und das ohne größere Ausflüge. Wer Touren in die größeren Städte planen, jedoch nicht auf das Meer verzichten möchte, ist in Casale Marittimo meiner Meinung nach bestens aufgehoben.
Meine Reiseführer-Empfehlung bei Amazon: Unterwegs in Italien – Das große Reisebuch*
Und hier in der Detailansicht:
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Schau doch auch mal bei meinen weiteren Italien-Artikeln rein.
Liebe Ute, dein Bericht liest sich wirklich toll. Gerne möchte ich die Ferienwohnung über deinen Link buchen. Einzig das Bett macht mir etwas Sorgen. Passen Deiner Meinung nach zwei größere Menschen auch hinein oder meinst du, das gibt Probleme? Wäre dir für eine Antwort sehr dankbar! Viele Grüße Jasmin
Hallo liebe Jasmin,
wie schön, das freut mich sehr. Ich habe mal recherchiert und die Abmessungen des Betts sind 1,60 m Breite und 2,00 m Länge. Ich hoffe, das passt für euch.
Ganz liebe Grüße und gute Reise!
Ute
Ich war letzten Sommer in der Toskana und bin bei der Recherche zu Stränden auf diesen Artikel gestoßen. Er thematisiert Chemieverschmutzung in der Nähe von Livorno.
„Spiagge bianche“, wird da hinreichend beschrieben, man muss ihn nur einmal in einer Suchmaschine (google/ecosioa) eingeben.
Auch in diesem Artikel wird sich damit beschäftigt.
https://www.petrareski.com/2019/07/24/weisse-straende-2/
Ich war wirklich sehr erstaunt darüber, weil ich damit nicht gerechnet habe
Liebe Katharina,
vielen Dank für den Hinweis, das ist sehr interessant (und traurig zugleich)!
Ich werde auch noch einen Artikel zum Thema Umweltverschmutzung schreiben, angelehnt an den Dokumentarfilm „White Waves“. An allen italienischen Stränden habe ich Partikel von Wasserwerken gefunden.
Danke nochmal, ich werde das auf jeden Fall aufarbeiten!
Ganz liebe Grüße
Ute