Lagerfeuer prägen die Outdoor-Szenerie in den sozialen Medien, zieren Buch- und Magazin-Cover und gehören mittlerweile zum festen Bestandteil romantischer Camping- und Mikroabenteuer sowie der Bushcraft- und Prepper-Szene. Dem eigentlich meist vorliegenden Verbot von Lagerfeuern in der Natur zum Trotz erfreut sich das klassische Lagerfeuer einer beeindruckenden Renaissance.
In Zeiten der zunehmenden Dürren hat dieses trendige Freizeitvergnügen allerdings seinen Preis. Denn mit der steigenden Popularität von Lagerfeuern wächst auch die Gefahr, dass große Flächen an Wald und Wiesen mitsamt ihren tierischen Bewohnern verheerenden Bränden zum Opfer fallen. Mit diesem Artikel möchte ich auf den wachsenden Lagerfeuer-Trend und seine oft unterschätzten Auswirkungen auf die Natur aufmerksam machen.
Warum sind Lagerfeuer überhaupt im Trend?
In der Steinzeit bis hin zu den Lagerfeuern der Cowboys im Wilden Westen waren Feuer essentiell für Wärme, Licht und Kochen. Mit der zunehmenden Technologisierung im 20. Jahrhundert und der daraus resultierenden Entfremdung von der Natur hat sich unser Umgang mit Feuer verändert. Heute erleben wir eine Wiederbelebung dieser früheren Tradition: als Freizeitaktivität, Lifestyle, Symbol für Outdoor-Abenteuer und Ausdruck von Männlichkeit.
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- Mikroabenteuer – Das Jahreszeitenbuch – Lagerfeuer am Strand
- Drive Your Adventure: Ein Roadtrip im Van quer durch Europa – Parken, Übernachten und Lagerfeuer auf Waldboden
- Der Abenteurer: Alles, was man über Outdoor wissen muss – Zelten und Lagerfeuer im Wald
- Survival Skills – Das große Outdoor-Handbuch – Lagerfeuer im Wald
- Camping Life – Dein Abenteuer beginnt jetzt! – Lagerfeuer am Strand
- Dein Messer, der Wald und Du: Mach den Wald zum Wohnzimmer – Lagerfeuer im Wald
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Die Natur als Kulisse zur Selbstdarstellung
Lagerfeuer dienen oft der Inszenierung, um Likes und Reichweite zu generieren. Outdoor-Unternehmen und Verlage nutzen sie als Marketinginstrument, um ihre Produkte und Zeitschriften zu bewerben. Dabei wird häufig eine vermeintliche Liebe zur Natur betont, während im schlimmsten Fall die Auswirkungen dieser Lagerfeuer das genaue Gegenteil bewirken können. Der mögliche Schaden für die sensiblen Ökosysteme und die Natur wird dabei bewusst in Kauf genommen.
Die Inszenierung von idyllischen Feuerstellen in der Nähe von Gewässern oder auf Waldböden soll Abenteuer und Freiheit vermitteln. Dabei geht es insgeheim oft um Aufmerksamkeit und Anerkennung – ohne Rücksicht auf mögliche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Dieses Verhalten birgt das Risiko, dass andere dazu ermutigt werden, diese Bilder nachzuahmen, ohne das nötige Wissen oder Bewusstsein für die potenziellen Konsequenzen zu haben.
Was ist so problematisch an Lagerfeuern?
Gerade in den vergangenen Jahren haben wir gelernt, wie wichtig Wälder für uns sind. Sie sind entscheidend für die Erhaltung der Biodiversität (Artenvielfalt), die Produktion von Sauerstoff, die Entziehung von Kohlendioxid (CO2), die Regulierung des Wasserhaushalts und den Schutz des Bodens vor Erosion. Und hier sind die maßgeblichen, akuten Probleme im Detail:
1. Menschengemacht: Fahrlässigkeit und Brandstiftung
Laut Brennpunkt Wald wurden 2019 nur 6% der Waldbrände durch natürliche Ursachen ausgelöst. »Was wir aber wissen«, so Brennpunkt Wald, ist, »dass ein Großteil der Waldbrände in Deutschland jedes Jahr durch Brandstiftung ausgelöst wird.« Diese Brandstiftung kann durch verschiedene Aktionen verursacht werden:
- Offenes Feuer im Wald oder in Waldnähe
- Glutnester durch unvollständiges Löschen von Glut und brennendem Material
- Glimmende Zigaretten
- Heißer Katalysator über trockenen Grasflächen
Es erstaunt mich ehrlich gesagt, dass angesichts dieser Tatsache in Kombination mit zunehmender Trockenheit keine umfassende Aufklärung geschieht, Hinweisschilder aufgestellt werden oder auch Medien besser darüber aufklären. Es ist nicht nur unsere Lebensgrundlage, sondern entscheidet auch über das Leben tausender hilfloser Wildtiere.
Laut einer WWF-Studie werden über 90% aller Brände von Menschen verursacht.
2. Fast immer verboten
Im deutschen Wald sind offene Feuer und Flammen grundsätzlich verboten, unabhängig von einer bestehenden Waldbrandgefahr. Dies schließt Lagerfeuer, Grills, Streichhölzer, Campingkocher, Kerzen und Laternen mit ein. Bis auf wenige Ausnahmen: wenn eine Sondergenehmigung vorliegt oder das Feuer in einer ausdrücklich gekennzeichneten, offiziellen Feuerstelle entzündet wird.
Bei Verstößen gegen diese Vorschriften können Bußgelder verhängt werden. Die Höhe der Strafen variiert je nach Bundesland und ist abhängig von der Art des Verstoßes. Einige Herrschaften auf YouTube beklagen sich über erhaltene Bußgeldbescheide von bis zu 25.000 Euro.
Alle möchten andere für ihren Lagerfeuer-Trend begeistern, aber wie man das Feuer richtig löscht? Kaum jemand zeigt’s!
Die Glut eines Lagerfeuers kann über mehrere Tage im Boden verbleiben. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt Wind aufkommt, kann dies selbst nach mehreren Tagen zu einem verheerenden Flächenbrand führen!
Wenn du dir Magazin- und Buchcover, Texte oder Bilder zu Camping-, Outdoor-, Mikroabenteuer- und Wohnmobil-Themen anschaust, wirst du häufig Bilder von unerlaubten Lagerfeuern auf Waldböden finden. Auch auf YouTube oder Instagram präsentieren sich Menschen und Unternehmen stolz damit. Ob das z. B. seitens des Umweltbundesamts geahndet wird? Die Antwort der Pressestelle: „Uns ist keine Stelle bekannt, bei der man solche Bilder melden kann.“
3. Die Beeinträchtigung der Tierwelt
Lagerfeuer im Wald können zahlreiche negative Auswirkungen auf Wildtiere haben. Sie können z. B. nicht abschätzen, ob sich da gerade jemand nur einen Kaffee kocht oder ob ein potenziell gefährlicher Waldbrand entsteht. Die Anwesenheit vieler Menschen, insbesondere bei Nacht, kann dazu führen, dass Wildtiere ihre gewohnten Lebensräume verlassen.
Ein weiteres Problem: oft hinterlassen Menschen Müll oder Grillreste in Wald- oder Schutzgebieten, die von Tieren aufgenommen werden können. Sie können sich daran verschlucken oder Verletzungen durch scharfe Gegenstände erleiden. Der Müll kann auch dazu führen, dass Tiere ihr natürliches Nahrungsverhalten ändern oder von ihrer natürlichen Nahrung abhängig werden, was negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben kann.
Darüber hinaus stellen heiße Stellen und Glut, die durch unzureichend gelöschte Lagerfeuer verbleiben, eine Gefahr für Tiere dar. Hunde, Füchse und andere Tiere könnten auf diese heißen Stellen treten und schwere Verbrennungen an ihren Pfoten erleiden. Einen Hund kann man wenigstens noch ärztlich versorgen lassen, das Wildtier muss damit alleine klarkommen.
4. Es bleibt fast immer Müll zurück
Verlassene Lagerfeuer sind oft von herumliegendem Müll und zurückgelassenen Grillresten begleitet, was erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat. Der Müll wird oft von Wind und Wasser oder durch Vögel verteilt und verändert damit maßgeblich unsere Natur. Das unsachgemäße Entsorgen von Abfällen kann auch die Bodenqualität beeinflussen und die Lebensbedingungen für Pflanzen und Kleintiere beeinträchtigen.
5. Zerstörung von Waldboden und Organismen
Nach einem Waldbrand ist die Regeneration der Waldtiere und -pflanzen eine extrem langwierige Angelegenheit. Die Erholungszeit variiert stark und kann über hundert Jahre dauern, bis sich wieder dieselbe Vielfalt und Zusammensetzung von Arten wie vor dem Brand ansiedeln. Die Schwere des Brandes, die Art des betroffenen Ökosystems und die Fähigkeit der betroffenen Arten zur Wiederbesiedlung sind hierbei entscheidende Faktoren.
Einige Pflanzenarten können relativ schnell regenerieren, während andere, insbesondere langsam wachsende Bäume und spezialisierte Arten, mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte benötigen können. Ähnlich verhält es sich mit den Tierpopulationen, die von der Verfügbarkeit von Nahrung und geeigneten Lebensräumen abhängig sind.
6. Totholz – Auswirkungen der Entnahme im Wald
Natürlich bringen die meisten Menschen kein eigenes, gekauftes Holz zum Grillen oder für ihr Lagerfeuer mit, sondern verwenden herumliegendes Holz oder Äste zum Feuermachen. Allerdings spielt Totholz eine entscheidende Rolle in der Natur als wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Viele Organismen wie Insekten, Pilze und Mikroorganismen nutzen das Totholz als Nahrungsquelle oder als Unterschlupf.
Nicht nur das: Totholz speichert auch Feuchtigkeit, fördert die Bildung von Humus und verbessert die Bodenstruktur. Aber nicht nur die Entwendung von Totholz ist ein Problem, denn wenn das herumliegende Holz im Sommer oder Spätsommer aufgebraucht ist, ist häufig zu beobachten, dass gesunde Äste von Bäumen zum Verfeuern abgeknickt werden.
Welche Lösungen gibt es?
Ich beobachte diesen wachsenden Trend mit Sorge und Ärger. Es ist enttäuschend zu sehen, dass das Problem nicht effektiv angegangen wird. Seitens des Umweltbundesamts scheint es keine aktiven Maßnahmen zu geben. Auch meine intensiven persönlichen Bemühungen in meiner Freizeit, z. B. lokal bei der Stadt Köln, wenigstens Schilder in Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten aufzustellen, sind vergeblich. Gleiches gilt für meine Emails an Verlage und Autoren; die Fotos werden weiterhin gepostet und das ohne Warnhinweis.
Das einzige, was nützlich sein kann, ist das Melden von Lagerfeuer-Fotos z. B. auf Instagram in Nationalparks. Hier kannst du dem jeweiligen Nationalpark-Account den Link des Fotos schicken und dort wird man sich darum kümmern und den entsprechenden Nutzer bzw. die Nutzerin kontaktieren. Du kannst natürlich auch einen Hinweis unter das Insta-Foto setzen, kannst aber zu 99% sicher sein, dass du eine aggressive Antwort bekommst oder blockiert wirst.
Auch wir verfolgen mit Sorge, dass zahlreiche Influencer:innen Wildcampen, Lagerfeuer und Biwakieren im Nationalpark bewerben und Menschen auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer die Regeln zum Schutz der Natur missachten. Das Auffinden und Vorgehen gegen solche Veröffentlichungen in den sozialen Medien ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Mitarbeiterin Öffentlichkeitsarbeit eines großen deutschen Nationalparks
Es ist bedauerlich, dass diese Situation zu Lasten der Natur, uns Menschen und der Wildtiere geht. Am Ende ist es nur eines von vielen ungelösten Problemen, das naturbewusste Menschen wie mich und vielleicht auch dich enttäuscht zurücklässt.
Weitere Links
- Brennpunkt Wald: Ursachen für Waldbrände – Infografiken und Statistiken
- WWF: Waldbrandgefahr in Deutschland: Alarmstufe Dunkelrot
- Focus: Waldbrand-Saison beginnt – auch in Deutschland drohen verrauchte Städte
- Bravebird: Wie Outdoor-Trends der Natur schaden: Wildcamping, Vanlife und Mikroabenteuer
- Y-Kollektiv: Trend Vanlife – Camping auf Kosten der Natur?
- Bussgeld-Info: Lagerfeuer im Wald – Wann ist das erlaubt?
- ARD: Peter Wohlleben über Totholz
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