Campspace – Vorsicht bei Buchungen und versteckten Kosten

Es hört sich eigentlich so gut an: „Reconnect Outside“, Übernachten in der Natur an schönen Orten, fernab überfüllter Campingplätze, mit nur wenigen anderen Gästen und freundlichen Gastgebern – sei es in Gärten, Tiny Houses, Baumhäusern oder anderen minimalistischen Unterkünften. Bereits 2011 hatte Victoria Webbon die Idee, mit ‚Campinmygarden‘ private Gärten als Zeltplätze anzubieten und schuf damit eine der ersten Plattformen dieser Art.

Heute leitet die Webseite von Campinmygarden direkt zu Campspace. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und übernahm 2022 den Hamburger Mitbewerber Pop-Up Camps. 2024 fusionierte Campspace dann mit dem französischen Stellplatz-Portal HomeCamper. Diese Fusion führte zur Schaffung des größten Netzwerks für Mikro-Camping in Europa, das auch die Plattform Camperland umfasst (Artikel).

Während die Vision von Campspace vielversprechend klingt, spiegelt meine letzte Erfahrung diesen positiven Eindruck nicht wider. Meine erste Buchung vor zwei Jahren verlief noch reibungslos, doch diesmal stieß ich auf eine Reihe von Problemen. Und wie die aktuellen Rezensionen zeigen, bin ich nicht die einzige Betroffene. Daher habe ich mich näher mit dem Unternehmen beschäftigt und möchte hier auf die potenziellen Probleme und Fallstricke hinweisen:

1. Versteckte Kosten und fehlende Transparenz

Kostenübersicht: Ein Aufenthalt über Campspace kann teurer sein, als man es auf den ersten Blick erwartet. Ein einfacher Stellplatz auf einer Wiese kann bis zu 40 Euro pro Nacht kosten, manchmal sogar, ohne dass z. B. sanitäre Anlagen vorhanden sind. Unklar bleibt häufig, ob und wie für Strom extra gezahlt werden muss.

Jedoch war es etwas schade, dass man erst vor Ort und nach Nutzung erfährt, dass Dusche und Strom extra kostet.

– Rezension von Martina über einen Campspace in Parma

Zusatzkosten: Neben den Stellplatzkosten können zusätzliche Gebühren wie Tourismus-Steuer, Strom, Frühstück, Fahrräder, Pool- oder Küchennutzung, Endreinigung etc. anfallen. Diese werden oft, aber nicht immer, im Text zur Unterkunft oder in der Buchungsanfrage erwähnt. Manchmal zahlt man einen Teil über Campspace und den Rest vor Ort in bar. In meinem Fall berechnete mir der Gastgeber zusätzlich 7 Euro pro Tag für Strom (!) im Zelt, indem er einfach eine weitere Person zur Buchung hinzufügte. Es gibt also keine einheitliche Regelung.

Servicegebühren: Im Gegensatz zu anderen Plattformen kann man dem Gastgeber keine Fragen im Vorfeld stellen und muss direkt eine Buchungsanfrage senden. Wenn der Gastgeber die Anfrage bestätigt, sind die im Buchungsbetrag enthaltenen sog. Servicekosten an Campspace nicht erstattungsfähig; egal ob man umbucht oder storniert. Unter „Meine Reisen“ kann man die Kosten im Buchungsprofil einsehen, eine offizielle Rechnung erhält man jedoch nicht, auch nicht auf Anfrage.

So hoch sind die Servicekosten von Campspace (€ 3,00 + 15% des Buchungswertes):

2. Intransparenz bei den Bewertungen der Campspaces

Da es sich bei den meisten Campspaces um privat geführte Plätze handelt, ist es wichtig, sich auch die weniger positiven Erfahrungen und authentische Fotos von Gästen anzusehen. Die kritischen Bewertungen und deren Fotos sind allerdings auf den ersten Blick gar nicht zu finden, da Bewertungen nach Sternen und nicht nach Datum oder Aktualität sortiert sind. Die Bewertungen mit nur einem Stern rutschen somit automatisch ans Ende aller Bewertungen.

Es gibt auch keine Möglichkeit, Bewertungen nach bestimmten Kriterien zu filtern. Der wichtigste Button ist daher der hier abgebildete Pfeil nach rechts, um auch die weniger positiven Bewertungen zu entdecken. Dieser Pfeil führt zur ältesten Kritik, und dann man muss sich durch die einzelnen Eindrücke von Gästen zurückbewegen, um weitere Bewertungen von weniger zufriedenen Gästen zu finden.

3. Überraschungen vorprogrammiert

Es kann vorkommen, dass der Platz vor Ort ganz anders aussieht als auf den Bildern. Viele Bewertungen berichten von solchen Abweichungen. Auch die sanitären Einrichtungen, sofern vorhanden, werden oft bemängelt. Einige Gäste haben die Gastgeber während ihres Aufenthaltes gar nicht zu Gesicht bekommen und mussten sich selbst um alles kümmern. Es gibt auch Berichte darüber, dass Buchungen offenbar vergessen oder am Anreisetag storniert wurden.

Eine Katastrophe! Ich bin Kunde und habe bei drei Gastgebern der Plattform drei schlechte Erfahrungen gemacht. Zwischen denen, die eine irreführende Beschreibung ihres Campingplatzes haben, und denen, die die gebuchte Leistung nicht erbringen, obwohl man mit seinen Kindern und zum vereinbarten Zeitpunkt vor dem Tor steht, kann ich Ihnen versichern, dass es keine Vor-Ort-Kontrolle bei den Gastgebern gibt. Es gibt auch keine Notrufnummer, um die Plattform zu kontaktieren.

– Bewertung auf Trustpilot von Ben vom 14.08.2024

Hätte ich die Sanitäranlagen bei meinem letzten Aufenthalt vorher auf Fotos gesehen, hätte ich diesen Campspace niemals gebucht. Nach der ersten von zwei gebuchten Nächten bin ich abgereist, und das ‚Vergnügen‘ für eine Nacht im Zelt mit spartanischen Einrichtungen in dunklen Räumlichkeiten hat mich 62 Euro gekostet!

4. Servicegebühr, aber kein Kundenservice

Obwohl seitens Campspace mit dem Versprechen geworben wird, „Kontakt zu echten Menschen“ zu haben, scheint der Kundenservice das selbst nicht zu praktizieren. Nach meiner Buchung habe ich mehrfach E-Mails an den Support geschrieben, aber keine Rückmeldung erhalten. Meine Kommentare auf dem Instagram-Account wurden nach wenigen Tagen gelöscht. Und ich bin nicht die Einzige, die solche Schwierigkeiten erlebt hat, wie sich auf Trustpilot oder Google nachlesen lässt. Immerhin antwortet Campspace auf die Bewertungen, was einem aber nicht weiterhilft.

Die schlimmste Erfahrung aller Zeiten. Ich habe zum falschen Termin gebucht (um einen Monat verpasst, Juni-Juli). Ich wäre bereit gewesen, eine Win-Win-Situation anzustreben und eine Verwaltungsgebühr zu zahlen, um die richtigen Termine zu buchen, aber der Campingplatz entschied sich für das Win-Win-Szenario und behielt unser Geld (140 €). Campspace konnte/wollte/wird weder eingreifen noch Kontakt zu uns aufnehmen. Die auf der Website angegebene Telefonnummer funktioniert nicht. Der schlechteste langfristige Beziehungsaufbau mit Kunden aller Zeiten.

– Google Rezension von Toon Torbeyns 08/2024

Es sind allerdings nicht nur die Gäste, sondern auch die Gastgeber, die speziell seit der Fusion mit HomeCamper unzufrieden sind:

Fusion von HomeCamper mit Campspace – das Ende eines funktionierenden Systems. Als Gastgeber seit einiger Zeit haben wir den Wandel in der Mentalität miterlebt. Die Reisenden sind zu Kunden geworden, bei denen man versucht, das Maximum herauszuholen, z. B. durch die Einführung von Hochsaison-Preisen! Wir werden nicht mehr innerhalb der angegebenen Fristen bezahlt und müssen ständig an unsere Zahlungen erinnern. Glücklicherweise sind die meisten Reisenden freundlich. Unser Rat an Sie: Bevor Sie sich für diese Plattform entscheiden, prüfen Sie, ob Sie nicht andere Optionen haben. Die Profile mit Bewertungen der Gastgeber sind verschwunden, es ist keine Gemeinschaft mehr, sondern ein anonymes System à la Airbnb. Das Personal widerspricht sich ständig und verharrt im Leugnen. Es gibt Grenzen bei der Jagd nach Profit.

– Bewertung von Poulain auf Trustpilot 08/2024

5. Achtung bei Gebühren und Stornos

Meiner Recherche nach gibt es bei Campspace aktuell vier verschiedene Stornomodelle, die die Gastgeber selbst wählen können. Allgemein dürfte somit gelten:

• Bei Stornierung mindestens 30 Tage vor dem Anreisedatum wird der Betrag in der Regel zurückerstattet, jedoch ohne die Campspace-Gebühren.
• Bei kürzeren Stornofristen kann die Handhabung variieren: manchmal volle Rückerstattung, manchmal 50%, jedoch ohne die Campspace-Gebühren.
• In den meisten Fällen ist eine Stornierung oder Änderung innerhalb von 3 Tagen vor dem Reisedatum überhaupt nicht mehr möglich, und der gesamte Betrag wird fällig.
• Die Servicegebühren (siehe Punkt 1) werden in jedem Fall einbehalten.

7. Was man tun kann, wenn Campspace nicht reagiert

Wenn Campspace auf Anfragen oder Probleme nicht reagiert, gibt es dennoch einige Möglichkeiten oder besser gesagt Versuche, zu seinem Recht zu kommen:

Direkter Kontakt mit dem Gastgeber: Versuche, dem Gastgeber über dein Profil per Nachricht dein Problem zu schildern. Möglicherweise haben sie bessere Kontakte zum Portal.

Zahlungsanbieter: Wenn du über PayPal oder eine Kreditkarte bezahlt hast, besteht die Möglichkeit, eine (Teil-) Rückbuchung oder einen Käuferschutzantrag zu stellen. Dies kann helfen, dein Geld zurückzubekommen, wenn die Dienstleistung nicht, nur teilweise oder unzureichend erbracht wurde.

Social Media: Nutze Social Media, um auf dein Problem aufmerksam zu machen. Öffentliche Posts können manchmal schneller eine Reaktion hervorrufen; alternativ kannst du auch versuchen, eine Nachricht via Instagram zu senden.

Bewertungen schreiben: Veröffentliche deine Erfahrung auf Bewertungsportalen oder auf Google Maps. Dies hilft auch anderen Nutzern bei der Entscheidungsfindung, wenn sie das Portal noch nicht kennen. Auf der Webseite wird aktuell noch mit „4.8 Google Rezensionen“ geworben, obwohl die tatsächliche Bewertung inzwischen nur noch bei 4.6 liegt.

Rechtliche Schritte: In extremen Fällen könnte es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen und gegebenenfalls rechtliche Schritte zu prüfen. Da es sich meist um Beträge unter 150 Euro handelt, werden die meisten jedoch wahrscheinlich davon absehen.

Ich bin enttäuscht. Einige Gastgeber verlangen exorbitante Preise, die auf dem gleichen Niveau wie professionelle Campingplätze liegen, bieten jedoch weder Duschen noch Zugang zu Wasser. Das finde ich sehr begrenzt. Deshalb empfehle ich dringend, die Preise mit einem 1- oder 2-Sterne-Campingplatz zu vergleichen; dort erhalten Sie mehr Service.

– Bewertung auf Google von Laure teu 08/2024

8. Worauf bei der Buchung bei Campspace achten?

Wenn du einen Platz bei Campspace buchen möchtest, solltest du vorab insbesondere die kritischen Bewertungen und die dazugehörigen Fotos prüfen (siehe Punkt 2). Da die Buchung nicht direkt erfolgt, sondern erst durch eine Anfrage, empfiehlt es sich, alle Fragen zu möglichen Zusatzkosten oder speziellen Anforderungen (wie z.B. einen Schattenplatz, Warmwasser vorhanden etc.) detailliert im Textfeld der Anfrage zu stellen. Betone ausdrücklich, dass der Gastgeber die Anfrage ablehnen soll, falls bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden können. Dies kann verhindern, dass du später mit unerwarteten Problemen konfrontiert wirst.

Zögere nicht, alle Fragen zu stellen, die dir im Vorfeld wichtig sind. Es kann auch hilfreich sein, eine Bestätigung für die besprochenen Details zu erhalten, um im Falle von Problemen später darauf zurückgreifen zu können. Für den Fall, dass du keine guten Erfahrungen mit Campspace oder dem Gastgeber gemacht hast, hilf anderen, indem du sachlich bewertest. Solltest du Schwierigkeiten haben, eine ausgewogene und höfliche Bewertung zu schreiben, kann ChatGPT dir helfen, eine faire und dennoch kritische Rückmeldung basierend auf deinen Erfahrungen zu erstellen.

9. Alternativen?

Das Konzept, private Flächen wie Gärten oder Höfe für Camper zu vermieten, ist an sich eine hervorragende Idee. Es bietet eine strukturierte und legale Alternative für Camper, die sicher und unkompliziert übernachten möchten, ohne auf spontane und teilweise problematische Optionen wie Wildcamping oder Park4night zurückgreifen zu müssen.

Allerdings zeigen die vorangegangenen Punkte, dass es Schwachstellen gibt, die das Erlebnis beeinträchtigen können. Die zusätzlichen Gebühren treiben die Kosten in die Höhe, und wenn das Portal bei Problemen nicht reagiert, wird es ärgerlich und trübt zudem das Reiseerlebnis. Und selbst wenn der Gastgeber kulant ist, bleibt die Servicegebühr unwiderruflich verloren.

Nach meiner eigenen, unangenehmen Erfahrung kürzlich werde ich selbst wieder auf altbewährte Naturcampingplätze setzen. Eine Alternative könnte sein, anhand der Campspace-Lagekarte zu prüfen, ob die Unterkunft auch bei Google gelistet ist, um dann direkt Kontakt mit dem Gastgeber aufzunehmen. Auch Google Maps kann nützlich sein, um offizielle Unterkünfte oder private Anbieter in der Umgebung zu finden, die nicht über die großen Buchungsplattformen gelistet sind.

Weiterführende Links

• Bewertungen über Campspace auf Google Maps
• Bewertungen über Campspace auf TrustPilot (aktueller Score 2.7 von 5)
• Bewertungen über HomeCamper auf TrustPilot (aktueller Score 3.5 von 5)

Titelfoto: Will Truettner / Unsplash