7 gute Gründe, nicht nach Dubai zu reisen

Was gegen eine Reise nach Dubai spricht - Reiseblog Bravebird

Wenn ich die Chance hätte, eine meiner vergangenen Reisen rückgängig zu machen und durch ein anderes Ziel zu ersetzen, würde die Wahl ohne länger nachdenken zu müssen auf Dubai fallen. Kein anderes Reiseziel hat so wenig in mir ausgelöst wie das bevölkerungsreichste Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate. Vielleicht ist auch das eine wertvolle Erfahrung, jedoch im Nachhinein definitiv eine, auf die ich gerne verzichtet hätte.

‚Seelenlos‘ wäre wahrscheinlich das Wort, das meinen Eindruck am ehesten beschreiben würde. Doch das ist natürlich nur mein persönlicher Eindruck. In diesem Artikel möchte ich mehr auf die objektiven Gründe eingehen, die gegen eine Reise in das sogenannte ‚Land der Superlative‘ sprechen. Falls du über eine Reise dorthin nachdenken solltest, helfen dir die folgenden Punkte, warum man vielleicht besser nicht nach Dubai reisen sollte, bei deiner Wahl vielleicht weiter:

1. Dubais Größenwahn: Je mehr Touristen, umso besser

Das Emirat Dubai verzeichnete im Jahr 2022 ein massives Tourismus-Volumen von mehr als 14 Millionen internationalen Übernachtungsgästen! Zum Vergleich: diese Anzahl ist etwa das Dreifache der jährlichen Besucherzahl auf Bali. 14 Millionen Tourist:innen im Verhältnis zu einer Bevölkerung von etwa 3,3 Millionen Einwohner:innen bringt viele Probleme mit sich, die sich auf vielfältige Art und Weise manifestieren, wie sich gleich noch zeigen wird.

Massentourismus Dubai Kritik - Reiseblog Bravebird
Foto: Darcey Beau / Unsplash

Ein beinahe skurriles Phänomen angesichts dieser großen Anzahl Menschen ist, dass man selten Fotos mit Touristenmassen sieht. Dafür dürfte wohl u. a. die intensive Wüstensonne verantwortlich sein: während der Hitzesaison von Mai bis September steigen die Temperaturen auf extrem hohe Werte von bis zu 45° C. Selbst nachts sinkt das Thermometer oft nicht unter 35° C. Dadurch ist man bei einem Aufenthalt in dieser Zeit gezwungen, sich tagsüber und nachts in klimatisierten Räumen oder Verkehrsmitteln aufzuhalten.

In den letzten 20 Jahren häuften sich auf der Arabischen Halbinsel extreme sommerliche Hitzewellen. Dabei hält sich die Temperatur wochenlang bei weit über 40° Celsius und steigt gelegentlich auf 50° Celsius.

Spektrum: Wenn die Hitze tödlich wird (2017)
Massentourismus Dubai Kritik - Reiseblog Bravebird
Foto: Dario Ciraulo / Unsplash

Dubai unterscheidet sich zudem von anderen Metropolen, insbesondere im Zentrum. Hier gibt es zwar einige Flaniermeilen, jedoch müssen Besucher:innen gezielt zu Einkaufszentren und touristischen Attraktionen wie dem Burj Khalifa, der Dubai Mall oder der Palm Jumeirah fahren, um das Flaniererlebnis zu bekommen. Dies führt dazu, dass sich der Tourismus auf verschiedene Gebiete der Stadt verteilt und der Eindruck entsteht, dass weniger Menschen vor Ort sind.

Bei 40 Grad in Dubai - Reiseblog Bravebird
Bei 40° Celsius hilft einem leider auch kein Sonnenschirm (Foto: Cosmic Timetraveler / Unsplash)

2. Exklusiver Dubai-Urlaub zwischen Beton und Wüste

Dubai verfügt mit schätzungsweise 400 Wolkenkratzern über eine der weltweit höchsten Konzentrationen von Hochhäusern. Während es bei uns in Deutschland eher als unsexy gilt, in einem Hochhaus zu wohnen, stellt sich die Frage, warum sich so viele Menschen dann gerade in ihrem Urlaub für einen Wolkenkratzer mit Blick auf Wolkenkratzer und Asphalt entscheiden.

Dubai Kritik - Reiseblog Bravebird
Keine dystopische Filmkulisse aus der Zukunft, sondern Dubai (Foto: Omar Yehia / Unsplash)

Eine der Hauptverkehrsadern in Dubai verfügt über insgesamt 14 Fahrspuren und zählt damit zu den breitesten Autobahnen der Welt. Inmitten der sterilen Atmosphäre aus Beton, Glas, Stahl und Sand erfordert es Geschick, sich vor dem Verkehrslärm abzuschotten und den hohen Temperaturen zu entkommen. Kann man hinter schallisolierten Fenstern mit auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen wirklich dem Alltag entkommen? Ich wäre da skeptisch.

Dubai - Urlaub zwischen Wüste und Wolkenkratzern - Reiseblog Bravebird
Blick von oben: grau-beige Tristesse (Foto: Alex Block / Unsplash)

3. Dubais scheinheilige Spagat zwischen Luxus und Nachhaltigkeit

Der Herrscher von Dubai plant, das Emirat zu einem der drei weltweit führenden Städte für Reisen und Geschäfte zu machen und setzt dabei auf maximales Wachstum. Gleichzeitig möchte Dubai zur Stadt mit dem weltweit kleinsten CO₂-Abdruck werden. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? Schauen wir uns die Vielfalt der nachhaltigen Aspekte mal im Detail an:

Dubai und das Klima - Reiseblog Bravebird
Künstliche Seen und riesige Pools verbrauchen enorme Wassermengen (Foto: Nick Fewings / Unsplash)
  1. Exorbitant hoher CO₂-Fußabdruck: Dubais CO₂-Fußabdruck gehört aktuell zu den weltweit höchsten. Aufgrund des hohen Energieverbrauchs, der intensiven Bautätigkeit und des Verkehrs sind die CO₂-Emissionen im internationalen Vergleich auf einem Höchstniveau.
  2. Wasserknappheit und -verschwendung: Der Wasserbedarf im Luxus-Wüstenmekka Dubai mit Grünflächen, künstlichen Seen und Attraktionen wie den Indoor-Skipark, Wassershows und riesigen Pool-Landschaften ist enorm, aber es mangelt an natürlichen Wasser-Ressourcen. Um den Bedarf zu decken, setzt Dubai u. a. auf die gar nicht nachhaltige Entsalzung von Meerwasser. Die Entsalzungs-Anlagen führen zur Schädigung von Korallen, haben einen hohen Energiebedarf und produzieren große Mengen an schädlicher Sole. Die Sole wird neben Chemikalien wie Chlor und Kupfer ins Meer geleitet und schadet damit massiv der Umwelt, dem Meer und Meerestieren.
  3. Ressourcen-Verschwendung im Bau-Boom: Wolkenkratzer sind schlecht isoliert und verbrauchen Unmengen an Energie für die Kühlung. Ein weiteres umweltbelastendes Problem ist der Bau künstlicher Inseln entlang der Küste, der den Lebensraum für Unterwassertiere stark beeinträchtigt hat. Die aufgeschütteten Inseln sollen allein 600 Millionen Tonnen Sand verbraucht haben. Die Gewinnung von Sand für die Baubranche birgt vielfältige Umweltprobleme, da damit auch der Lebensraum der Meeres-Organismen zerstört wird. Dies führt zu weitreichenden ökologischen Störungen, dem Verlust von Artenvielfalt und einer Beeinträchtigung der Ökosysteme.
Dubai Energieverbrauch und Klima - Reiseblog Bravebird
Dubai – Extremer Energieverbrauch einer glitzernden Metropole bei Nacht (Foto: Tom Chen / Unsplash)

Klimawandel: Forscher haben 2015 folgendes Szenario berechnet: Bei unverändertem CO₂-Ausstoß werden die Temperaturen bis zum Jahr 2100 so stark ansteigen, dass Hitzewellen im Freien am Persischen Golf nicht mehr überlebbar wären. Temperaturen von über 60° Celsius wären dann möglich.

Das Konzept des Herrschers von Dubai erweist sich daher als höchst fragwürdig, da hier ein Reiseziel in der Wüste aufgebaut und mit Hochdruck erweitert wird, das aufgrund der zunehmenden Erderwärmung in Zukunft möglicherweise kaum noch oder gar nicht mehr bewohnbar sein wird. Die Verschwendung von teils knappen Ressourcen für dieses Vorhaben steht dadurch im völligen Widerspruch zu den Prinzipien der Nachhaltigkeit.

4. Ausbeutung im Schatten des Glamours

Eine Woche im Deluxe Doppelzimmer mit Meerblick inklusive Flug für 800 Euro? Wer kann da schon Nein sagen, denn das zahlt man ja bereits für eine Woche im Schwarzwald im 4 Sterne-Hotel! Wie kommen diese günstigen Preise zustande? Neben möglichen Subventionen der Regierung von Dubai, die den Tourismus vorantreiben möchte, gibt es hier noch einen weiteren Faktor, der Dubai von Deutschland unterscheidet: sehr billige Arbeitskräfte.

Dubai Luxus-Urlaub auf Kosten von Arbeitsmigranten - Reiseblog Bravebird
Einerseits wohlhabende Emiratis und Tourist:innen im Genießer-Modus, andererseits Arbeitsmigranten – mehr Zweiklassen-Gesellschaft geht eigentlich nicht (Foto: Stanislav Ferrao / Unsplash)

Sie stammen aus Ländern wie Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, den Philippinen und verschiedenen afrikanischen Nationen und finden sich oft in prekären Arbeits- und Lebensbedingungen wieder. Viele der Bauprojekte und luxuriösen Einrichtungen in Dubai wurden auf dem Rücken dieser Arbeitskräfte errichtet. Hierzu zählen natürlich auch Unterkünfte, Gebäude und Attraktionen, die von Tourist:innen genutzt werden. Und hatte ich schon erwähnt, dass in Dubai eine der höchsten Millionärsdichten der Welt verzeichnet wird?

Bau Boom Arbeitsmigranten Dubai - Reiseblog Bravebird
Arbeitsmigranten müssen auch im Sommer bei extremen Temperaturen arbeiten (Foto: Carlvic Lim / Unsplash)

Welche Rolle spielt der Tourismus in diesem Zusammenhang? Der Massentourismus in Dubai verschärft die Problematik: je mehr Menschen dorthin reisen, umso mehr wird gebaut, umso höher ist der Bedarf an Arbeitskräften und umso höher die wachsende Nachfrage nach Dienstleistungen mit einer sich fortsetzenden Ausbeutung. Die Diskrepanz zwischen den luxuriösen Bedingungen für Tourist:innen und den Lebensumständen der Arbeitskräfte verstärkt die Entwicklung einer Zweiklassen-Gesellschaft. Inwiefern das ethisch vertretbar ist, muss jede:r für sich selbst beantworten.

5. Die ‚weltoffene‘ Metropole mit strengen Gesetzen

Hinter der hochmodernen, internationalen Glitzer-Fassade Dubais verbirgt sich noch eine andere Seite, und zwar eine mit superstrengen Gesetzen und Vorschriften, die auch die persönliche Freiheit von Tourist:innen stark einschränken können. Vieles davon klingt eher mittelalterlich und nicht nach einer kulturell vielfältigen, toleranten Gesellschaft, wie man es von einer Weltmetropole – die Dubai sein möchte – erwarten können müsste.

Dubai Kritik Menschenrechte - Reiseblog Bravebird
Foto: Usen Parmanov / Unsplash

Hier ein paar „Vorgaben“, an die man sich als Besucher:in halten sollte, um Strafen und Konsequenzen zu vermeiden:

  • Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit: Öffentliche Zärtlichkeiten wie Küssen oder Umarmen sind nicht gestattet. Dies kann als unanständig angesehen und streng bestraft werden.
  • Unehelicher Sex: Unehelicher Geschlechtsverkehr ist in Dubai illegal und kann zu Haftstrafen führen. Dies gilt auch für Tourist:innen und kann sogar dann zur Anwendung kommen, wenn die betroffenen Personen nicht wussten, dass sie gegen das Gesetz verstoßen.
  • Einreise mit unehelichem Kind: Es wird empfohlen, vor der Einreise mit einem unehelichen Kind nach Dubai rechtliche Beratung einzuholen und ggf. erforderliche Dokumente vorzubereiten, um Komplikationen zu vermeiden.
  • LGBTQ+ Rechte: Homosexualität ist in Dubai (und den gesamten Vereinigten Arabischen Emiraten) illegal und kann mit rechtlichen Konsequenzen verbunden sein. Es gibt keine gesetzliche Anerkennung oder rechtliche Schutzmaßnahmen für LGBTQ+-Personen. Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung wiederum wird nicht sanktioniert oder als Verstoß angesehen.
  • Fluchen und vulgäre Sprache: wird als unangemessen angesehen und kann zu rechtlichen Konsequenzen führen.
  • Alkoholkonsum: Alkohol darf nur in lizenzierten Einrichtungen wie Hotels, Restaurants und Bars konsumiert werden. Es ist nicht erlaubt, Alkohol in der Öffentlichkeit zu konsumieren. Das Trinken von Alkohol auf der Straße, in Parks oder anderen öffentlichen Plätzen ist nicht gestattet.
Männerüberschuss in Dubai - Reiseblog Bravebird
75% der Bevölkerung in Dubai sind männlich (Foto: Rumman Amin / Unsplash)
  • Tanzen in der Öffentlichkeit: Tanzen (außerhalb von Clubs), das als obszön oder anstößig angesehen wird, kann zu rechtlichen Konsequenzen oder sogar einer Verhaftung führen.
  • Vergewaltigung und Frauenrechte: Die Rechte von Frauen sind ein heikles Thema in Dubai. Immer wieder liest man in den Medien, dass Vergewaltigungsopfer, die z. B. bei unehelichem Sex Anzeige erstatten, strafrechtlich verfolgt werden. Kaum zu glauben, aber wahr!
  • Kleidungsvorschriften für Frauen: In der Öffentlichkeit wird von Frauen erwartet, dass sie ‚anständige‘ Kleidung tragen, was in der Praxis bedeutet, dass Schultern und Knie bedeckt sein sollen. Auch wenn diese Regeln für Tourist:innen etwas lockerer sind, können sie als Einschränkung der persönlichen Freiheit wahrgenommen werden.
  • Drogenkonsum und -handel: Die VAE haben eine Nulltoleranz-Politik gegenüber Drogen. Sowohl Besitz als auch Handel von illegalen Drogen wie Cannabis, Kokain, Heroin, Ecstasy und anderen Rauschmitteln werden als schwere Straftaten angesehen und können zu langen Gefängnisstrafen, hohen Geldstrafen und sogar zur Todesstrafe führen.
  • Ramadan: Westliche Touristen sollten sich während des Ramadan in Dubai daran halten, in der Öffentlichkeit weder zu essen noch zu trinken. Auch Kaugummi kauen und Rauchen gelten als verpönt.
  • Influencer:innen: Müssen per Lizenz-Vereinbarung einwilligen, sich nicht kritisch über die Regierung zu äußern.
  • Pressevertreter:innen: Die Pressefreiheit ist eingeschränkt, kritische Journalist:innen werden kontrolliert und haben u. U. mit Strafen zu rechnen.

Klingt nach jeder Menge Spaß, oder? Dubai wird von einem absolutistischen Regime regiert, das auf einer Monarchie basiert. Die Herrschaft des Emirats liegt in den Händen der königlichen Familie Al Maktoum, angeführt vom Herrscher oder Emir von Dubai. Indem man das Emirat bereist, sendet man im Grunde genommen indirekt die Botschaft aus, dass man die politische Unterdrückung oder Menschenrechtsverletzungen vor Ort toleriert.

Ich habe einmal miterlebt, wie eine Südafrikanerin, die in einem Minirock und Tanktop eine Mall besuchen wollte, abgeführt wurde.

Constantin Schreiber in „Nice to meet you, Dubai!“ (keine Kaufempfehlung)
Dubai - Draußen immer schön artig bleiben - Reiseblog Bravebird
Draußen lieber schön artig bleiben (Foto: Louie Nicolo Nimor)

Wissenswert ist vielleicht auch noch, dass die Scharia eine bedeutende Rechtsquelle in Dubai ist. Sie stellt das religiöse Gesetzssystem des Islams dar, das auf den Lehren des Korans und den Überlieferungen des Propheten Mohammed basiert. Im Emirat gibt es noch die Todesstrafe durch Hinrichtungen, lt. Amnesty International vor allem gegen ausländische Staatsangehörige. Auch werden dort noch Geißelungen mit ‚Wimpern‘ verhängt, also Stockschläge oder Auspeitschung.

6. Wenig historische Tiefe, viel oberflächlicher Glanz

Wer nach Dubai reist und eine reiche historische Geschichte oder tiefe kulturelle Verbundenheit sucht, wird enttäuscht sein. Denn im Vergleich zu anderen historischen Städten hat Dubai eher wenig kulturelle Geschichte vorzuweisen. Die Stadt war noch vor einigen Jahrzehnten ein kleines Fischerdorf, das hauptsächlich von Fischerei und Handel lebte. Erst mit der Entdeckung und Ausbeutung der Ölreserven in den 1960er Jahren begann die rasante Transformation Dubais mit einem klaren Fokus auf Prestige und kommerziellen Erfolg.

Urlaub auf Beton in Dubai - Reiseblog Bravebird
Eine Welt aus Beton, Stahl und Glas, fernab von natürlicher Umgebung (Foto: Serhat Beyazkaya / Unsplash)

Darüber hinaus stammt etwa 85% der Bevölkerung Dubais aus dem Ausland! Die kulturelle Mischung aus verschiedenen Traditionen, Religionen und Sprachen hat dazu geführt, dass keine bestimmte Kultur in Dubai dominiert. Einerseits macht diese Vielfalt Dubai zu einer kosmopolitischen Stadt, andererseits spiegelt sie auch eine starke Oberflächlichkeit und Beliebigkeit wider. Und nicht zu vergessen: alle Kulturen sind und bleiben immer dem absolutistischen Regime untergeordnet!

7. Die Unterhaltungsindustrie mit Wildtieren

In einer Stadt der Superlative darf natürlich das Erlebnisangebot für Klein und Groß nicht zu kurz kommen. Das Dubai Aquarium zählt – wie sollte es anders sein – zu einem der größten Aquarien weltweit, in dem zigtausende Wildtiere miteinander klarkommen müssen und dazu verdammt sind, ihr Leben hinter Glasscheiben zur Belustigung der Besucher:innen zu verbringen. Mit den Zoo-Tieren verhält es sich nicht anders.

Dubai Aquarium und Zoo Kritik - Reiseblog Bravebird
Über 33.000 Tiere müssen sich den begrenzten Raum im Aquarium Dubai teilen (Foto: Moon / Unsplash)

Falknereien begegnen einem in den Emiraten häufig. Früher hatte die Falknerei in Dubai Tradition und war ein wichtiger Bestandteil der Lebensweise in der Wüste. Falken wurden zur Jagd eingesetzt und waren für Beduinenstämme wichtig, um Nahrung zu beschaffen. Mittlerweile hat sich die Falknerei in Dubai jedoch zu einer populären Sportart und touristischen Attraktion entwickelt; heute werden sie für Flugshows und Wettkämpfe trainiert. Auch sie leben natürlich in Gefangenschaft und werden zum Zwecke der Unterhaltung ausgebeutet.

Falknerei in Dubai - Tierwohl Frage - Reiseblog Bravebird
Falken – früher für die Jagd genutzt, heute dienen sie als Sport- und Unterhaltungs-Instrument (Foto: Rishab Lamichhane / Unsplash)

In Dubai werden auch Kamele und Pferde gehalten, die für traditionelle und touristische Zwecke genutzt werden, z. B. für Rennen oder touristische Touren. Die stetig steigenden Temperaturen stellen jedoch eine große Herausforderung für diese Tiere dar. Kamele sind zwar an extreme Hitze in der Wüste angepasst, aber die Bedingungen in Gefangenschaft können zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen und zu Dehydration und anderen gesundheitlichen Risiken führen. Unabhängig von der Hitze: all das ist Ausbeutung von Tieren.

Tierleid in Dubai - Reiseblog Bravebird
Pferde und Kamele müssen die extreme Hitze ertragen, ob sie wollen oder nicht (Foto: NajlaCam / Unsplash)

Die natürliche Tierwelt in Dubai und Umgebung ist aufgrund der intensiven Bebauung, der städtischen Entwicklung und des enormen Bevölkerungswachstums bereits stark beeinträchtigt. Viele der dort ursprünglich lebenden, heimischen Tierarten wie Gazellen, Reptilien und Wüstenfüchse sind stark gefährdet, einige sogar ausgestorben oder werden in Gefangenschaft gehalten.

Fazit: Eskapismus in eine surreale Scheinwelt

Schon seit vielen Jahren frage ich mich, was Menschen trotz der kritischen Berichterstattung an diesem Ort so fasziniert. Ist es die Möglichkeit, für vergleichsweise geringe Kosten einen Hauch von Luxus und Prestige zu erleben? Ist es die vermeintliche Sicherheit, die Dubai bietet? Oder ist es vielmehr die Chance, in eine Lebensrealität einzutauchen, die sich radikal von der eigenen daheim unterscheidet?

Warum zieht es immer mehr Influencer:innen, Prominente und andere öffentliche Persönlichkeiten nach Dubai, die in den höchsten Tönen von der Stadt schwärmen? Ein wesentlicher Grund dürfte darin bestehen, dass sie dort steuerfrei leben können und durch gesetzliche Bestimmungen davon abgehalten werden, regierungskritische Äußerungen von sich zu geben. Kritische Fotos würden zudem ihre perfekte Inszenierung und ihren Lifestyle in Frage stellen und könnten nicht die gewünschte Anzahl an Likes generieren.

Krasser Verkehr in Dubai Kritik - Reiseblog Bravebird
Kein Reiseziel für Naturliebhaber:innen: Dubai (Foto: Tim Gouw / Unsplash)

Abschließend lässt sich festhalten: Durch die Reise nach Dubai unterstützt und fördert man das Wachstum einer Region, die immense Ressourcen verbraucht, Menschenrechtsverletzungen begeht und Ausbeutung betreibt. All das an einem Ort, der in den kommenden Jahrzehnten möglicherweise nicht mehr bewohnbar sein wird. Aber nicht nur das; man beteiligt sich aktiv an einem System, das auf eine mittelalterliche Diskriminierung von Menschen setzt.

Es lohnt sich meiner Meinung nach sehr, nach alternativen Reisezielen Ausschau zu halten, bei denen man ein erholsames und naturnahes Erlebnis genießen und gleichzeitig die lokale Bevölkerung vor Ort unterstützen kann, ohne dabei ein absolutistisches Regime zu fördern. Indem wir bewusste Reiseentscheidungen treffen, können wir aktiv dazu beitragen, eine nachhaltigere und ethischere Tourismusbranche zu fördern.

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Titelbild © Noah Bikoro / Unsplash

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Zeige Kommentare (6)
  • Vielen Dank für diesen super Artikel!
    Erschreckend wie viele Dubai als Reiseziel wählen. Mir wäre der Schwarzwald dann doch lieber, egal ob genauso teuer oder teurer ?

    • Auf jeden Fall hast du da 100% mehr natürliche Umgebung :) Von den 14 Millionen Tourist:innen insgesamt waren 1,3 Millionen Deutsche letztes Jahr dort, wirklich skurril. Danke für dein Feedback!
      Liebe Grüße,
      Ute

  • Schöner Artikel, aber leider lassen sich die Menschen nicht abschrecken.
    Derzeit sind wir auf Weltreise und die VAE gehört nicht zu unseren Zielen, genau aus diesen Gründen. Ich war 2003 in den VAE und fand es schon unmöglich.

    • Hallo liebe Anett,
      ich dachte mir ehrlich gesagt im Vorfeld auch „Es bringt eigentlich gar nichts, so einen Artikel zu schreiben…“, das macht mich schon betroffen.
      Weiterhin gute Reise und viele Grüße
      Ute

  • Total abstoßend! Danke für die vielen Gegenargumente, die mir so auch noch nicht bewusst waren. Hätte aber schon vorher nicht einen Grund gefunden, dort jemals hin zu reisen…

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