Wohnung gekündigt – Ich muss dann mal weg
Heute vor einem Jahr bin ich wieder in eine Wohnung gezogen. Fünf Jahre hatte es gedauert, bis ich mich nochmal auf eigene vier Wände einlassen wollte. Endlich wieder Wurzeln schlagen und ein „normales“ Leben führen. Endlich kein Improvisieren mehr. Das Leben ohne eigene Wohnung war zwar günstig, dafür aber doch recht strapaziös, unruhig und mental herausfordernd.
Die Wohnung in einem Kölner Vorort war die einzige, die ich nach monatelanger Suche im Raum Köln bekommen habe. Und sie verfügte auch noch über Eigenschaften, die mir wichtig waren: Zweifamilienhaus in einer ruhigen Sackgasse, gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis, Ausblick auf Wälder und Felder, halb möbliert, Parkplatz vor dem Haus. Was will man mehr?
Neue Wohnung – Neues Hamsterrad, nur anders
Während ich meine frühere, große Wohnung durch meinen zeitintensiven Job so gut wie gar nicht nutzen konnte, war die Situation diesmal eine ganz andere. Zu Hause arbeiten ist ein großer Luxus, von dem ich heute zugegebenermaßen nur noch äußerst ungern Abstand nehmen würde: Einkaufen, Frühstücken, Arbeiten, Kochen, mit dem Hund spazieren gehen – jeden Tag kann ich individuell gestalten.
Aber eine tiefe Zufriedenheit trotz dieses lang ersehnten, entspannteren Lebensstils wollte sich nicht einstellen. Vor sieben Jahren bin ich das erste Mal ausgestiegen, um Antworten auf viele persönliche Fragen zu erhalten. Eine Menge dieser Fragen sind inzwischen beantwortet und dank regelmäßiger Coachings kann ich mich einer hervorragenden mentalen Gesundheit erfreuen. Also musste es an etwas anderem liegen.
Mein größtes Bedürfnis: Abstand
Besonders gesellschaftlich und politisch stoße ich mehr und mehr an meine Grenzen. Die Flutkatastrophe, überall auf der Welt brennen Wälder lichterloh, in zahlreichen Ländern dieser Welt werden regelmäßig neue, bedenkliche Rekordtemperaturen gemessen – und die größte Sorge vieler Menschen scheint trotz allem zu sein, bloß keine Einbußen in ihrem happy Lifestyle verzeichnen zu müssen.
Tag für Tag beobachte ich diese Unmengen an Müll in der Natur, Plastik an Flussufern, verbotene Feuerstellen, stetig wachsende Kahlflächen in den Wäldern. Dann kommt noch die mediale Welt hinzu, bei der man sich zwischen einer aufgeheizten Gesellschaft auf Twitter, sich in Empörungs-Schlagzeilen überbietenden Tageszeitungen und einer überwiegend blitzblanken Werbe- und Scheinwelt auf Instagram entscheiden muss.
Immer häufiger beschleicht mich der Gedanke, nicht mehr in diese Gesellschaft zu passen. Und sehne mich gleichzeitig nach einem Ort, wo es nicht ums höher, schneller, weiter geht. Wo man keinen SUV oder großen Van fahren muss. Wo ich von mehr Natur umgeben bin als von Asphalt. Wo Instagram keine Rolle spielt. Ich hoffe, ich werde so einen Ort oder mehrere dieser Orte finden.
Wo geht’s hin?
Das weiß ich noch nicht, aber es wird wahrscheinlich Südeuropa werden. Gekündigt habe ich meine Wohnung zum Ende Oktober – also bis zum 1.11. werde ich es wissen. Es gibt viele schöne, möblierte Ferienwohnungen, die zum Teil wesentlich günstiger sind als eine oft völlig überteuerte und/oder hässliche Wohnung in Deutschland und das wird daher auch mein Weg sein. Meine restlichen Sachen verstaue ich erneut in einer Lagerbox.
Ich könnte mir zukünftig gut vorstellen, den Winter im Süden und den Sommer im Norden Europas zu verbringen. Aber das kann ich erst herausfinden, wenn ich es ausprobiert habe. Vielleicht bleibe ich auch irgendwo „hängen“, das überlasse ich gerne dem Schicksal. Für meine Arbeit brauche ich auf jeden Fall zukünftig mehr Leichtigkeit und auch Ästhetik, die mir hier in Köln gänzlich abhanden gekommen ist.
Was mache ich dann beruflich?
Der erste Schritt wird definitiv ein Buch sein. Alles weitere ergibt sich danach, denn wie ich im Laufe der letzten Jahre gelernt habe, geht es immer irgendwie weiter. Und diese neue Lebenssituation wird mir sicher auch wieder Auftrieb geben und die Leidenschaft zurückbringen, die in den letzten Jahren ziemlich gelitten hat. Dieses Magazin hier wird natürlich bestehen bleiben und sich dann wahrscheinlich mehr mit Lebensthemen auseinandersetzen. Das steht noch in den Sternen… ✫
Wenn du zufällig einen tollen Ort oder vielleicht sogar eine schöne Unterkunft zum Überwintern im Süden kennen solltest, würde ich mich über deine Nachricht freuen.
Kommentare
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Ich bin so gespannt, wo deine Reise noch hinführt. Ich kann das, was du fühlst, wirklich extrem gut nachvollziehen. Der neue Ansatz klingt vielversprechend. Ich hoffe, du findest ein schönes Fleckchen und vor Ort dann ähnlich tickende Menschen. Im Süden kenne ich mich leider nicht aus, in Finnland dafür recht gut. Die Sommermonate regelmäßig dort verbringen zu können, wäre mein Traum… sicherlich ist die Gesellschaft in vielen entscheidenden Dingen auch nicht so viel anders als unsere, aber die Natur ist im Alltag viel präsenter und das Leben fühlt sich irgendwie entspannter an.
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Und wieder einmal scheinen sich unsere Lebenswege in eine ähnliche Richtung zu entwickeln. Bei uns gehts am 31.10. los… Ähnliche Beweggründe und Gedanken…
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Liebe Ute,
hach, ist das aufregend, ich fiebere mit Dir und bin gespannt wo es Dich hin verschlägt. Italien oder Portugal wären meine Favoriten.
Freue mich, Dich weiter auf dem Blog begleiten zu dürfen.
Es gibt nur noch zwei Blogs, die ich lese und die mir Mehrwert bringen und ein gutes Gefühl geben, und einer davon ist Deiner.
Liebe Grüße
Ute -
Liebe Ute,
ich kann deine Gedanken total nachvollziehen und hoffe, dass du ein Fleckchen findest, an dem du dich wohl fühlst.
Wir träumen auch davon, irgendwann den Winter im Süden zu verbringen, und dann bevorzugt in Andalusien an der Costa de la Luz.
Wir waren schon öfter in El Palmar, einem kleinen Dorf in der Nähe von Cádiz. Im Sommer ist es wohl ein Hotspot für spanische Touristen, aber wir waren bisher immer im Frühling oder Herbst dort und dann ist es sehr gemütlich, nur ein paar Surfer und Einheimische. Ich kann mir vorstellen, dass es die Ferienwohnungen dort im Winter günstiger zu mieten gibt.
Allerdings gibt es auch in Andalusien an vielen Stellen zu sehen, wie mit der Natur umgegangen wird. Von den eintönigen und wasserschluckenden Plantagen bis hin zu den vielen Verpackungen im Supermarkt.
Ich freue mich auf weitere Berichte von dir, egal zu welchem Thema. Sie sind immer lesenswert, sprechen mir oft aus der Seele und regen zum Nachdenken an.
Lieben Gruß Corinna -
Lieber Ute, es ist doch immer wieder sehr spannend bei dir. Ich kann grad gar nicht fassen, dass ich deinen Weg jetzt tatsächlich schon 7 Jahre verfolge. Wahrscheinlich kommt es mir kürzer vor, weil sich bei mir in dieser Zeit fast nichts verändert hat. Oder besser gesagt, weil ich fast nichts verändert habe. Mir fehlt der Mut oder die Konsequenz oder die Ideen oder keine Ahnung… Deswegen finde ich es inspirierend zu sehen, wie sich bei dir immer wieder alles findet und wieder löst und wieder neu findet. Weiterhin viel Glück auf deinem Weg und danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
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Liebe Ute,
du hast mir mit dem nicht in die Gesellschaft passen aus der Seele gesprochen. Ich fühle mich mittlerweile unwohl, unverstanden und teilweise auch alleine. Alles muss höher schneller weiter sein. Oder im schlimmsten Fall so wie vor 50 Jahren, weil das doch der Standard ist und weil Partner, Kinder, Haus, Hund und Familienauto dazu gehören. Nicht falsch verstehen. Wessen Traum das ist, der hat ganz viel Glück. Aber wenn das nicht deiner Art zu Leben entspricht, dann hört das Verständnis ganz schnell auf.
Ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, wo du bist. Aber die Auszeit steht definitiv nächstes Jahr auf dem Plan. Und bis dahin lese ich Blogs von stolzen und mutigen Frauen, wie dir. :)
Ich wünsche dir eine gute Vorbereitung und freue mich weiter von dir zu lesen.
Liebe Grüße
Nadine -
Mir geht es ähnlich. Es scheint, als würde man zwischen verschiedenen Lebensentwürfen hin und her irren. Ich wünsche Dir sehr, dass Du was findest und dass der Weg dorthin viele schöne Momente hat.
Es gibt übrigens die deutsche Facebook Gruppe „Aussteigerfrauennetzwerk weltweit“ wo ab und zu günstig was zum wohnen angeboten wird, wenn man nachfragt. Frag doch da mal, ob was frei ist. -
Liebe Ute, ich kann so gut nachempfinden, wie Du Dich fühlst. Tolle Wohnung und alles, was man zum Leben braucht, Du hast ja schon ein paar „Aufräum-Aktionen“ in Deinem Leben hinter Dir. Und trotzdem fehlt da was ganz Entscheidendes, Du siehst das ganz richtig! Mir geht es ebenso in vielen Dingen wie Dir, ich glaube, wir – denen es ähnlich geht – leben in einer anderen Welt. All diese Gleichgesinnten sind wohl die einzig „Sehenden“ und wohl auch diejenigen, die Empathie ihr eigen Gut nennen. Ich bin mittlerweile soweit, daß ich keine Lust mehr habe, mich zu unterhalten, bei dem vielen Unsinn, der an mein Ohr dringt. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du diesen magischen Ort für Dich findest. Bin sehr gespannt, wohin es Dich treibt und freue mich, wenn Du darüber berichtest. Liebe Grüße Joachim
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Liebe Ute, ich glaube, ich kann deine Überlegungen aus eigener Erfahrung ganz gut nachvollziehen. Wobei es sich bei mir mittlerweile etwas geändert hat: Statt eines Bedürfnisses nach gesellschaftlichem Abstand habe ich später eher den Wunsch nach einem Gegenentwurf gehabt, der mehr meinen Vorstellungen von Zusammenleben und ethischen Werten entspricht, einer Art „Dorf mit Freunden“. ;-) Vielleicht würde dich das ja auch reizen? Du würdest da jedenfalls super reinpassen. Auf jeden Fall werde ich gern weiterverfolgen, wohin es dich führen wird – und natürlich auch dein neues Buch lesen. Witzig, bei mir ist es nach diesen Überlegungen auch nach einer Weile mit einem Buch weitergegangen. Vielleicht sind wir uns ja in manchen Dingen ein wenig ähnlich. ;) Was mich auch sehr inspiriert, ist, dass du in einem anderen Beitrag erwähnst, dass du einen Coach hast. Würdest du verraten, wer es ist? Ich könnte eine gute Adresse gebrauchen … Danke, alles Gute auf der Reise und liebe Grüße, Regine
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Hi Ute,
ich lese deinen Blog hier schon ein paar Jahre immer mal wieder mit und finde deine Artikel sehr interessant und kurzweilig zu lesen.
Was auffällt ist aber die Unzufriedenheit mit der jeweiligen Lebens Situation die nach einiger Zeit auch zwischen den Zeilen zu lesen war.Ich bewundere die Menschen am meisten die mit dem wie Sie Leben zufrieden sind. Z.B, die nie in Urlaub fahren und mit ihrem kleine Garten zufrieden sind, die Familienmenschen die mit Kinder Hund und Haus zufrieden sind, der Hausmann der die Kinder betreut, … . Wenn das noch halbwegs nachhaltig geschieht umso besser.
Jeder entscheidet selbst ob er Instagram und Co. verwenden will, ob er einen SUV fährt oder mit dem Rad. Der Druck nach weiter, höher, schneller kommt von einem selbst nicht von den Anderen. Meinem Freundeskreis ist es herzlich Egal ob ich mit dem SUV oder mit der Ente fahre, ob ich 5 mal in Urlaub fahr oder überhaupt nicht. Mit Menschen die auf so etwas Wert legen sollte man sich am besten nicht umgeben.
Mit deinem Blog bist du quasi auch in der Öffentlichkeit unterwegs und hoffst auf zahlreiche Leser, im Grund genau wie die Instagram Community die auf Likes scharf sind.
Und in Ruhe im Grünen Leben kann man vermutlich im jeden Land. Man muss halt nur die Großstädte meiden. Und die anderen Länder auf der Welt kochen auch nur mit Wasser. Ob es im Süden weniger Müll in der Natur gibt wage ich zu bezweifeln, von der politischen Situation brauchen wir da gar nicht zu sprechen.
Ich finde es schade das eine junge, sympathische, talentierte Frau keine Job / Lebensform findet die sie ausfüllt. Nicht zu 100%. Das gibt es nicht. Aber man sollte schon halbwegs zufrieden durch Leben gehen.
Das muss kein Vollzeitjob oder Managerposten sein. Manchmal sind es auch die einfachen Dinge die einen erfüllen.Ich drücke dir von Herzen die Daumen das du eine Lebensform\Aufgabe findest, die dir eine „nachhaltige“ Zufriedenheit verschafft. Vielleicht auch ganz ohne Internetpräsenz.
Lg Thorsten
Der zwar einen SUV fährt aber dank Homeoffice ihn nur sehr wenig bewegt, nicht fliegt weil er Flugangst hat, zu ca. 80% mit seiner Lebensform zufrieden ist :) und beim Umweltschutz sich auf jeden Fall noch verbessern muss. -
Hi liebe Ute, wir sind gerade im Urlaub im Süden Italiens, da könnte es dir gut gefallen! Besonders Lecce fanden wir toll, und die Temperaturen hier sind im Winter bestimmt noch sehr angenehm. Sehr spannend, was du da vor hast. Sende ganz liebe Grüße und viel Glück/Erfolg/Freude bei deinem neuen Abschnitt!
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„… und hoffentlich bis bald einmal wieder, …“ – nein, ich war überzeugt das es kein weiteres mal geben wird, als ich vor etwa 17 Monaten, ich habe extra nachgesehen, diesen Blog kommentierte und ein „Nichts verändert und doch alles anders“ hinterlassen hatte. Es wurde der Titel meines Buches, das ich zu schreiben begonnen hatte. Der Kreis war doch geschlossen, war ich doch „angekommen“ nach etwa 6 Jahren meiner „ganz anderen Reise“. Wie schön war diese tiefe Zufriedenheit an diesem Tag.
Doch jetzt bin ich wieder ganz zurück, wie vor 8 Jahren und doch nicht verwurzelt, wie ich dachte, aber eigentlich auch wusste. Es hat sich doch gar nichts verändert wie ich merke. Mein Leben. Irgendwie leider, obwohl ja grundsätzlich nicht schlecht.
Es war etwa 3 Uhr am Morgen, bin ich doch wieder der Nachtmensch geworden den ich nicht mehr wollte, als es mir „bravebird“ in den Kopf hämmerte, fast schon penetrant.
Oh nein, die Wohnung wieder weg. Es erscheint mir wie eine „Warnung“, mich nicht zu verirren und zu verlieren. Mich zu besinnen.Da ist sie wieder, diese „Unruhe“, positiv und energiegeladen, aber es ist und bleibt eine Unruhe. Irgendwas brodelt da, es sind doch nur noch Kleinigkeiten eigentlich, doch die haben es wohl in sich. Ich checks grad gar nicht, eine Ruhe vor nem Sturm…
Daniela Skrzypczak
Wow du hast es so gut auf den Punkt gebracht … Hamsterrad, schneller – höher – mehr obwohl uns die Natur immer mehr als Menschen aufzeigen sollte, dass sue sich nicht noch öfter schüttelt. Süden Europa klingt gut, schau mal Italien da gibt es einige kleine Dörfer die zahlen nich wenn man dich da niederlässt.
Hoffe wir sehen uns nochmals am Meer ?.
Dani