Wir tendieren oft dazu zu denken, dass unser individuelles Handeln kaum einen Einfluss auf die Probleme unserer heutigen Zeit hat. Doch das stimmt meiner Meinung nach nicht. Während es zweifellos wichtig ist, dass die Politik die großen Drehregler für einen nachhaltigen Wandel betätigen muss, können auch wir als Einzelne eine wichtige Rolle spielen.
Im Gegensatz zum mittlerweile allgemein bekannten Konzept des ökologischen Fußabdrucks, der unseren CO2-Verbrauch darstellt, symbolisiert unser ökologischer Handabdruck die Idee, dass jede:r von uns einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft haben kann. Und das geht oftmals ganz einfach, wie ich dir nachfolgend anhand einiger Beispiele zeigen möchte.
Zwischen Sorgenfalten und Lichtblicken
In einer mehrjährigen Umfrage gab knapp jede zweite Person an, sehr oder extrem besorgt über den Klimawandel zu sein. Ich gehöre auch dazu. Je tiefer man in das Rabbithole der unterschiedlichen Umweltprobleme eintaucht, umso mehr schwindet der Optimismus, dass alles wieder irgendwie gut wird. Über die Gefühlswelt findest du mehr in meinem Artikel über Solastalgie.
Trübe Gedanken und Hoffnungslosigkeit können in eine Abwärtsspirale führen, wodurch es schwierig wird, ein positives Gleichgewicht wiederherzustellen. Manchmal kommt es vor, dass mich plötzlich eine Traurigkeit überkommt; an anderen Tagen beeinflussen mich schlechte Nachrichten. Deshalb ist es wichtig, nach hoffnungsvollen Strohhalmen Ausschau zu halten, an denen man sich festhalten kann.
Warum aktiv werden hilft!
Psychologisch betrachtet bietet die Idee des Handabdrucks eine starke Motivation, denn durch bewusstes Handeln und die Übernahme von Verantwortung kann man das Gefühl der Handlungsunfähigkeit überwinden und ein Gefühl der Wirksamkeit gewinnen. Das kann nicht nur zu einem positiven Beitrag für die Umwelt führen, sondern auch zu einem besseren Wohlbefinden sowie Zufriedenheit und vielleicht sogar Erfüllung.
Ich halte es für falsch, Probleme auszublenden. Das macht es vielleicht temporär erträglicher, aber letzten Endes schwelen die Themen unter der Oberfläche weiter. Zudem ändert sich nichts, wenn wir untätig bleiben. Wenn man hingegen aktiv wird und einen Erfolg durch eigenes Handeln erlebt, hat man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: man verbessert oder löst sogar eine störende Situation und kann sich selbst stolz auf die Schulter klopfen.
6 Tipps, wie du die Welt ein bisschen besser machen kannst
Man muss nicht gleich zur Aktivistin oder zum Aktivisten werden, um einen positiven Beitrag zu leisten. Wir alle haben unterschiedliche Fähigkeiten, und ich denke, jeder Mensch kann auf seine eigene Weise einen Unterschied machen. Hier ist ein wenig Inspiration und vielleicht ist auch für dich etwas Passendes dabei:
1. Die Macht deines Geldbeutels
Die Art und Weise, wie wir unser Geld ausgeben, hat eine unmittelbare Wirkung auf die Welt um uns herum. Indem du gezielt Produkte und Dienstleistungen wählst, die fair und nachhaltig hergestellt wurden, kannst du einen positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben. Der Kauf solcher Produkte unterstützt Unternehmen, die sich für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzen, während gleichzeitig solche Unternehmen leer ausgehen, denen diese Anliegen vollkommen gleichgültig sind.
Ob Ökostrom, Bio-Produkte, Fair Trade-Lebensmittel, Recycling-Papier, Second Hand-Kleidung und -Möbel, vegetarische oder vegane Ernährung, öffentliche Verkehrsmittel, Vermeidung von Plastikverpackung und Einwegflaschen – die Liste der Möglichkeiten für einen bewussteren Alltag ist lang. Dabei geht es gar nicht um Perfektion, sondern einfach um einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten.
2. Tue Gutes und rede darüber
Das klingt einfacher gesagt als getan, oder? Vielleicht hast du es schon einmal versucht und festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist. Viele Menschen zögern, sich zu verändern, oder sehen den Sinn darin nicht. Hierzulande reagieren die meisten sehr empfindlich auf den erhobenen Zeigefinger. Deshalb ist es oft sinnvoller, über unsere eigenen Erfahrungen aus der Ich-Perspektive zu sprechen.
Indem wir einen Einblick in unser Leben geben, geben wir anderen die Möglichkeit, selbst darüber nachzudenken. Auf diese Weise vermeiden wir Streit oder Ablehnung und bleiben zudem auf Augenhöhe. Durch meine Entscheidung, vorerst nicht mehr zu fliegen, haben mir z. B. viele Leserinnen und Leser mitgeteilt, dass sie dadurch ihre eigenen Flüge genauer überdenken. Das ist doch großartig! Diese Art des Vorlebens hat eine positive Wirkung, ohne jemanden zu bevormunden.
3. Clean-ups und Freiwilligenarbeit
Müll stellt ein erhebliches Problem dar und es bleibt mir ein Rätsel, warum Menschen ihren Abfall einfach in der Natur entsorgen. Früher habe ich mich während meiner Spaziergänge mit meinem Hund darüber aufgeregt. Bis ich aktiv geworden bin, Mülltüten mitzunehmen und den herumliegenden Müll einfach aufzusammeln. Danach war ich froh, etwas getan zu haben, und genoss gleichzeitig die schöne Natur.
Ob zu Hause oder auf Reisen – mit kleinen Aktionen lassen sich bedeutende Veränderungen bewirken. An einigen Orten, vor allem in bestimmten Reisezielen, werden lokale Clean-up-Events angeboten, beispielsweise von Hostels. Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen bietet die Möglichkeit, aktiv zum Erhalt der schönen Regionen beizutragen und Gleichgesinnte kennenzulernen. Gleiches gilt für Freiwilligenarbeit im Ausland.
Tipp: In Deutschland kann man größere wilde Müllablagerungen easy per App in nur einer Minute melden (Artikel).
4. Petitionen und Demonstrationen
Petitionen und Demonstrationen sind wichtige Instrumente für Bürger:innen, um ihre Anliegen und Bedenken auszudrücken und Veränderungen herbeizuführen. Auch wenn nicht jede Petition zu sofortigen Ergebnissen führt, tragen sie dennoch dazu bei, öffentliche Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema zu lenken. Große Zahlen von Unterschriften zeigen das Ausmaß der Unterstützung und können Regierungen und Institutionen dazu drängen, die Anliegen der Menschen ernst zu nehmen.
Darüber hinaus können Demonstrationen und öffentliche Proteste eine starke Botschaft senden und politischen Druck auf Entscheidungsträger ausüben. Sie dienen als Plattform, um Missstände anzuprangern und für Veränderungen zu kämpfen. In vielen Fällen haben Demonstrationen schon dazu beigetragen, politische Entscheidungen zu beeinflussen und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Hierzu noch ein interessanter Artikel von GEO.
5. Spenden
Wenn man selbst nicht viel Zeit hat, um sich aktiv für Tier- und Umweltschutz einzusetzen, bietet Spenden eine effektive Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten. Damit kann man sozusagen den Handabdruck eines anderen vergrößern. Wer die finanziellen Mittel hat, kann Organisationen zu unterstützen, die sich tagtäglich für den Schutz von Tieren und Umwelt einsetzen. Spenden ermöglichen es den Organisationen, ihre Arbeit fortzusetzen, Ressourcen zu mobilisieren und Projekte umzusetzen, die positive Veränderungen bewirken.
Es gibt zahlreiche engagierte Menschen und Organisationen, die sich massiv für den Tier- und Umweltschutz einsetzen. Von lokalen Tierheimen und Naturschutzorganisationen bis hin zu internationalen Umweltschutzverbänden gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen, die sich leidenschaftlich für den Schutz unserer Natur einsetzen. Durch Spenden können wir ihre Bemühungen unterstützen und dazu beitragen, damit sie ihre wichtige Arbeit fortsetzen oder sogar erweitern können.
6. Leserbriefe, E-Mails, Bewertungen und Kommentare
Selbst kleine Aktionen wie das Schreiben von Leserbriefen, E-Mails oder Bewertungen und Kommentare können eine erhebliche Wirkung haben. Diese Formen der Kommunikation ermöglichen es uns, unsere Meinungen und Bedenken zu äußern und Diskussionen anzuregen. Je mehr Menschen ihre Stimme erheben und ihre Ansichten teilen, umso eher entsteht ein kollektiver Druck, der dazu führen kann, dass Unternehmen, Behörden und Organisationen auf die Anliegen der Öffentlichkeit reagieren.
So können Leserbriefe z. B. die Redaktionen von Zeitungen dazu veranlassen, bestimmte Themen verstärkt zu behandeln, während öffentliche Kommentare und Bewertungen Unternehmen dazu ermutigen können, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken. Jede einzelne Stimme zählt und kollektive Aktionen können zu Veränderungen führen. Je mehr Menschen sich zusammenschließen, um ein bestimmtes Problem anzugehen oder eine Veränderung herbeizuführen, umso schwieriger wird es für Entscheidungsträger, diese Anliegen zu ignorieren.
7. Jobwechsel
Der Wechsel zu einem umweltfreundlicheren Berufsfeld kann ebenfalls einen Einfluss auf deinen ökologischen Handabdruck haben. Indem du dich für einen zukunftsträchtigen Job in nachhaltigen Bereichen entscheidest, kannst du aktiv dazu beitragen, positive Veränderungen für die Umwelt voranzutreiben. Durch die Arbeit in einem Unternehmen, das fair, transparent sowie möglichst umwelt- und klimafreundlich agiert, kannst du deinen Beitrag zum Umweltschutz verstärken und deine beruflichen Fähigkeiten im Dienste einer nachhaltigeren Zukunft einsetzen.
Darüber hinaus kannst du auch in deinem derzeitigen Berufsfeld Maßnahmen ergreifen, um deinen ökologischen Handabdruck zu reduzieren. Das kann beispielsweise die Förderung von umweltfreundlichen Praktiken am Arbeitsplatz innerhalb deines Unternehmens sein. Selbst kleine Veränderungen können sich positiv auswirken und dazu beitragen, deinen ökologischen Handabdruck zu minimieren – und vielleicht langfristig auch den deiner Kolleg:innen.
Der Weg ist das Ziel
Neben dem positiven Gefühl, das man mit dem Einsatz seines Handabdrucks gewinnt, sagen einige, dass der Handabdruck sogar deutlich wichtiger ist als der ökologische Fußabdruck. Und man kann, wie zumindest ich finde, sein Gewissen erleichtern, wenn man versucht, seinen hier und da nicht so perfekten Fußabdruck durch sein Engagement mit dem Handabdruck wieder ein wenig auszugleichen:
1. Eigene Erfolge feiern!
Ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben illustriert, wie selbst ein einziger Satz Veränderungen bewirken kann. Als ich früher noch Coffee-to-Go in der Tankstelle kaufte, fiel mir auf, dass der Deckel des Bechers nach Parfüm roch, was für mich sehr unangenehm war. Ich teilte dies dem Mitarbeiter mit, und seitdem wurden die Deckel separat bereitgestellt, damit die Kund:innen sie selbst aufsetzen konnten. Später erkundigte ich mich bei ihm, wie häufig die Leute den Deckel selbst aufsetzen würden. Der Mitarbeiter konnte keine genaue Zahl nennen, schätzte jedoch, dass es etwa 3/4 der Kunden seien.
Diese einfache Änderung bedeutete, dass statt vielleicht 100 jetzt nur noch 75 Deckel pro Tag verwendet wurden. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt das allein 9.000 gesparte Plastikdeckel, die nicht verschwendet wurden. Das zeigt, wie effektiv selbst kleinste Veränderungen sein können. Solche Erfahrungen ermutigen mich weiterhin dazu, einfache Fragen zu stellen und Veränderungen anzustoßen, sei es in meinem Alltag oder durch kritischere Artikel auf meinem Blog, mit denen ich Hunderttausende Menschen erreiche.
2. Nicht verzweifeln!
Nach meiner jahrelangen Erfahrung (in meiner Freizeit unternehme ich diesbezüglich tatsächlich ziemlich viel) gibt es aber leider auch verschiedene Bereiche, in denen trotz großen Aufwands rein gar nichts passiert. Seit mehr als drei Jahren versuche ich z. B. die Stadt Köln zu bewegen, in meinem Landschaftsschutzgebiet Hinweisschilder aufzustellen gegen Müllablagerung, Wildcamping, Lagerfeuer etc., aber es passiert einfach nichts.
Ich muss gestehen, dass mich das extrem frustriert. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Veränderungen oft Zeit brauchen und nicht immer sofort umgesetzt werden. Trotz der Rückschläge und Frustrationen lasse ich hier nicht locker und versuche es jedes Jahr mit einer neuen Strategie. Hier darf man einfach die Hoffnung nicht aufgeben und sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Mittel und Wege gibt es immer, wenngleich sie manchmal nicht auf Anhieb sichtbar sind.
Zum Abschluss noch eine interessante Podcast-Folge, bei der ich zum ersten Mal auf den Betriff ökologischer Handabdruck gestoßen bin. Ein Interview mit dem Psychologen und Co-Sprecher der Psychologists for Future:
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