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Über den Traum vom Leben in der weiten Welt

Über den Traum vom Leben in der weiten Welt

Wäre es nicht wunderbar, wenn man einfach alles stehen und liegen lassen und ab sofort nur noch mit wenig Gepäck die Welt bereisen könnte? Fremde Länder und Kulturen kennenlernen, die schönsten Sonnenuntergänge unter Palmen mit einem eisgekühlten Mojito in der Hand genießen, über Inseln hoppen, Vulkane besteigen, durch Großstädte tigern, Abenteuer erleben und einfach das Leben in vollen Zügen genießen? Viele träumen davon, aber entspricht diese Vorstellung wirklich den Tatsachen oder jagt man da möglicherweise nur einer Illusion hinterher?

In der heutigen Zeit mit einem Überangebot von fast allem ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich nach Dingen sehnt, die in ihrer Erreichbarkeit weit in der Ferne liegen oder ein besseres Leben zu versprechen scheinen als das aktuelle Dasein im Hamsterrad, das sich im Laufe der Jahre auch noch immer schneller zu drehen scheint. Wir möchten das Beste aus unserem Leben machen und dabei möglichst finanziell sorgenfrei sein und wenig Zeit in Arbeit investieren müssen.

Und wie schön wäre es, wenn jeder Tag wie im Urlaub wäre, wo alles so ganz anders ist als in unserem normalen Alltag: Wir genießen diese unbändige Freiheit, haben viel Freizeit, liegen vielleicht in der warmen Sonne am Meer, sind wesentlich gelassener, entdecken Neues, machen Ausflüge und wagen möglicherweise auch einmal etwas Ungewöhnliches. Besonders diese Reiseerlebnisse brennen sich ganz besonders in unser Gedächtnis ein und natürlich hätte man am liebsten so viel wie möglich davon.

Für mich war es viele Jahre lang ein ganz großer Traum, irgendwann nur noch reisen zu können. Die 2- bis 4-wöchigen, teilweise abenteuerlichen Reisen blendeten meinen damals stressigen und zeitintensiven Job wenigstens für die kurze Zeit aus und gaben mir das Gefühl, dass ich für das Leben in der weiten Welt bestimmt sei. Fotografieren und Schreiben gehörten ebenfalls zu meinen Leidenschaften, wodurch dann auch dieser Reiseblog entstand, der mir möglicherweise als Standbein in der Ferne dienen könnte.

»Eigentlich braucht man nicht mehr als die 20-30 kg Gepäck, um glücklich zu sein«, dachte ich damals. Die stetig wachsende Ansammlung von unnötigen Dingen und diese täglich grüßt das Murmeltier-Tage sollten endlich ein Ende haben. Und für mich war auch klar, dass die bisherige Wohnung viel zu groß und der Job zu wenig Perspektive bot, weshalb ich mich auch davon verabschiedete. Am Ende war dann da nur noch ein VW-Bus, ein Batzen Geld für die Überbrückung der nächsten 1-2 Jahre und ein kleiner Lagerraum für die wichtigsten Besitztümer.

Heute – 2 ½ Jahre später – lebe ich wieder in Deutschland und reise nach der zunächst einjährigen Weltreise „nur noch“ insgesamt maximal drei Monate im Jahr. Weder das Dauerreisen noch das Leben an einem festen Ort irgendwo weit weg haben mir die ursprünglich erwartete Erfüllung gebracht und das gleich aus mehreren Gründen, die ich in den nachfolgenden Punkten darstelle und dir vielleicht bei deiner Entscheidung für deinen individuellen Lebensweg weiterhelfen. Die Fragen und Themen beziehen sich ausschließlich auf Alleinreisende und nicht auf Paare oder Familien, da sich die Planung und Durchführung stark voneinander unterscheidet.

1. Warum möchte ich eigentlich alles zurücklassen?

Abgesehen von dem Gedanken, dass es einfach verlockend klingt, jeden Tag seines zukünftigen Alltags vermeintlich als Urlaub zu verbringen, solltest du dich nach dem Beweggrund fragen, warum du diesen Schritt gehen möchtest. Bei mir war es zum Beispiel damals vordergründig die große Leidenschaft für das Reisen, hintergründig gab es da allerdings noch eine große Unzufriedenheit mit meiner damaligen Alltags-Gestaltung sowie die Frage, wie es mit über 30 ohne Beziehung oder Familienplanung weitergehen soll. Nach bereits 16 Berufsjahren immer so weiterzumachen bis zur Rente war jedenfalls undenkbar.

Aber es gibt natürlich noch viele andere Gründe und Ursachen für den Wunsch auszubrechen. Gerade viele junge Menschen, die heute bei der großen Auswahl an Möglichkeiten orientierungslos sind, halten das Leben in der weiten Welt für eine coole Option. Dann sind da noch viele Väter und Mütter, die sich eng eingebettet in ihr Familienkonstrukt extrem nach Freiheit sehnen, oder geschiedene Männer und Frauen um die 50/60 Jahre, die ihrem Leben nochmal eine ganz neue Bedeutung geben möchten.

Die Frage nach dem Warum ist so wichtig, weil du dir bewusst machen musst, dass die Probleme nicht einfach in Deutschland bleiben, sondern sie folgen dir auf Schritt und Tritt – wo immer du auch bist. Sie werden möglicherweise sogar stärker in Erscheinung treten, wenn du dich nicht mehr in der täglichen Alltagsmühle befindest, sondern plötzlich Zeit zum Nachdenken hast. Andererseits ist das kontinuierliche Unterwegssein eine hervorragende Möglichkeit der Ablenkung, das hängt ein wenig von der Art zu reisen ab: Je mehr man sich mit Ereignissen und Erlebnissen umgibt, umso weniger muss man über sich nachdenken.

Mein Tipp: Viele lassen sich von Menschen inspirieren, die das Leben und Arbeiten im Ausland vormachen. Lies hier nicht nur die Zeilen, wie toll dieses Leben zu sein scheint, sondern schaue genauer hin: Ist das wirklich genau das Leben, das du dir vorstellst? Manche reisen rastlos von A nach B, dann wieder nach A und danach nach C; bei anderen liest man zwischendurch etwas über starke mentale Einbrüche oder aber manche schwärmen von diesem Leben, obwohl sie erst zwei Monate unterwegs sind. Sei dir bewusst – diese Art zu leben ist nicht einfach, auch wenn Blogger es oft anders darstellen (z. B. weil sie damit ihr Einkommen generieren).

2. Was erwarte ich von einem Leben in der weiten Welt?

Auf der anderen Seite des Ufers ist das Gras immer grüner, heißt es und man sehnt sich eigentlich immer nach dem, was man nicht hat. Es ist unglaublich schwer, einfach mal nur zufrieden zu sein, weil das Unterbewusstsein einen unaufhörlich antreibt, dass es noch besser gehen könnte. Aber was soll sich nun für dich bei einem Leben in der Welt wirklich verbessern? Ich versuche es einmal anhand unserer klassischen Bedürfnisse darzustellen: (Es gibt hier unterschiedliche psychologische Ansätze – ich nehme mal diesen):

a) Das Bedürfnis nach Bindung und sozialer Gemeinschaft: Wenn du alleine reist, wirst du zwar in Hostels und privaten Unterkünften fast immer in Gemeinschaft sein, allerdings meist kurzfristig und wahrscheinlich eher oberflächlich. Wenn du online arbeiten solltest, wirst du entweder im Café, in deiner Unterkunft oder in einem Coworking-Space neben vielen anderen sitzen und dich mit deinem Laptop beschäftigen. Echte Bindung, Fürsorge, Liebe und Gespräche mit Tiefe werden nach meiner Erfahrung auf einer Alleinreise tendenziell selten stattfinden. Auf Dauer wird dieses Bedürfnis extrem schwer zu erfüllen sein, besonders bei ständiger Weiterreise. Anders ist es an einem festen Ort, wo man sich allerdings möglicherweise nach einiger Zeit nach engen Freunden und Familie sehnen wird. Whatsapp und Facebook zur Kontaktaufnahme sind auf Dauer kein Ersatz und ich habe auch festgestellt, dass man einige „wunderliche“ Eigenschaften an den Tag legt, wenn man zu lange zu viel alleine ist.

b) Das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung: Frei und unabhängig zu sein ist tatsächlich ein erstrebenswertes Ziel und gerade auf einer Alleinreise wird man eine große Extraportion Selbstbewusstsein positiv auf seinem Persönlichkeits-Konto verbuchen können. Man kann hierbei sehr gut lernen, seinen Weg zu gehen, sich selbst wichtig zu nehmen und eventuelle Minderwertigkeitsgefühle zu reduzieren. Die ultimative Freiheit hat für eine gewisse Zeit einen großen Reiz, bringt einen in vielerlei Hinsicht am Ende jedoch nicht unbedingt weiter – vor allem, wenn man sich sehr nach Bindung sehnt.

c) Das Bedürfnis nach Anerkennung: Das Vorhandensein dieses Bedürfnisses wird man wahrscheinlich erst kennenlernen, wenn es mal überhaupt nicht mehr da ist. Wer einem normalen Job nachgeht, bekommt hier und da ein Lob oder immerhin irgendein Feedback oder Danke für etwas von jemandem, den man ebenso wertschätzt. Ohne Job, kollegialen Austausch und direkte Kontakte fällt die regelmäßige Anerkennung plötzlich weg und kann sich unter Umständen massiv auf das Selbstwertgefühl und die Laune unterwegs auswirken. Gebraucht zu werden ist für viele Menschen ein existenzieller Bestandteil und hierfür sind Bindungen zwingend notwendig.

d) Das Bedürfnis nach Lustbefriedigung bzw. Unlustvermeidung: Wenn man nicht gerade einen Goldesel dabei hat, wird sich auf der Reise schnell herausstellen, dass dieses neue Leben teilweise gar nicht so viel mit der ursprünglichen Vorstellung eines von Vorfreude geprägten Urlaubs zu tun hat. Zum einen wird man mehr auf die Ausgaben achten müssen, denn man reist schließlich nicht nur 2 Wochen, sondern muss für einen langen Zeitraum rechnen und dies hat automatisch zur Folge, dass man sich viele Genussdinge verkneifen muss. Zum anderen werden die Orte und Erlebnisse auf Dauer immer mehr zur Normalität. Wenn du z. B. jeden Tag Achterbahn fährst, wirst du nach dem zehnten Mal kein Herzklopfen mehr haben, sondern das Auf und Ab einfach so hinnehmen. Die Lustbefriedigung nimmt also stetig ab und kann selbst am schönsten Ort nicht mehr die Euphorie erzeugen, die du von deinen bisherigen Urlauben kennst.

e) Ein besonderes Reise-Bedürfnis: WLAN & Internet! Insbesondere alleine unterwegs wird man ein großes Bedürfnis haben, mit seiner Außenwelt, Freunden & Co. regelmäßig zu kommunizieren. Je nach Reiseland ist das nur gar nicht so einfach… Manchmal kostet es (zu viel) Geld, das Wifi der Unterkunft funktioniert nicht oder es fällt im ganzen Ort das Internet aus und dann sitzt man da und weiß nichts mit sich anzufangen. Eigentlich traurig, aber eben ein ganz natürliches Bedürfnis – siehe Punkt a). Ich habe es einerseits als positiven Lernprozess empfunden, mal ohne Internet auszukommen, aber es dauerhaft umzusetzen ist nahezu unmöglich, da man unterwegs meist auch beruflich auf das Internet angewiesen ist. Man kann es sich vielleicht nicht so vorstellen, aber fehlendes Internet kann sich durchaus negativ auf die Stimmung auswirken!

Mein Tipp: Wenn du deine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen besser kennst, kannst du deine Reise besser gestalten. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe auf, was du dir von dem Leben und Reisen in der Ferne erhoffst und wünschst. Dabei gewinnst du mehr Sicherheit, welcher Weg der richtige für dich ist – denn die Auswahl ist groß!

3. Wie viel Geld brauche ich im Ausland?

Dies ist wahrscheinlich der größte Knackpunkt, denn wer sozusagen aus Deutschland aussteigt, wird nicht nur auf viele Aspekte unseres angenehmen Komforts verzichten, sondern auch entsprechend vorsorgen müssen. Während bisher im klassischen Gehalt als Angestellte/r die Sozialleistungen für Krankenkasse, Arbeitslosengeld und Sozialversicherung enthalten waren, wird man zukünftig als Selbstständige/r auch selbst vorsorgen müssen und das kann (je nach Alter) teuer werden. Und dann gilt es noch die Reisekasse zu bedienen und die steigt abhängig vom Reiseland umso schneller, je mehr man sich bewegt bzw. Ortswechsel vornimmt.

Wenn du kein monatliches, festes Gehalt mehr erhältst, lohnt sich meiner Erfahrung nach die Berechnung von monatlichen und täglichen Ausgaben. Während ich zum Beispiel früher dachte, dass ein Coffee to go mit einem belegten Brötchen jeden Morgen für ca. 5 Euro am Tag zu den geringen Ausgaben zählen, bedeutet alleine dieses kleine Vergnügen satte 150 Euro im Monat. Wenn man mit wenig Geld zurecht kommen muss, weil die Ausgaben auf Reisen einfach höher sind als zu Hause in der Mietwohnung, wird man an diesen Rechnungen nicht vorbeikommen.

Mit diesen täglichen und monatlichen Kosten wirst du voraussichtlich mindestens rechnen müssen (natürlich abhängig und variierend vom Preisniveau im Reiseland und deiner Art zu reisen):

Täglich:

  • Unterkunft ca. 0-40 Euro/Nacht, also vielleicht ca. 15-20 Euro durchschnittlich
  • Essen und Lebensmittel ca. 8-15 Euro
  • Verkehrsmittel ca. 2-10 Euro
  • Mit einzurechnen sind hier noch die Flüge, Transfers, Reiseführer, Impfungen, Gepäck, Eintrittsgelder, Touren, Visa, Trinkgelder, Wifi usw.
  • Luxury-Add-Ons: Shopping, Massage, Coffee to go, Drink am Abend etc.
  • Unvorhergesehenes: Reparaturen, Ersatzbeschaffung, sonstige Bedürfnisse

Weitere Informationen zu Kosten und Planung einer Weltreise findest du in meinem Artikel ↠ Weltreise – Wie viel Geld brauche ich?. In einem Jahr wirst du bei sehr kostenbewusstem Reisen mindestens 10.000 Euro benötigen. Rechnen würde ich eher mit 15.000 bis 20.000 Euro, wenn man sich auch außerhalb der Low Cost-Länder bewegt und sich unterwegs nicht permanent auf maximalem Sparkurs befinden möchte.

Monatliche Fixkosten (Jahresbeiträge auf Monat umgelegt):

  • Auslandskrankenversicherung 1,50 Euro
  • Private Krankenversicherung 150-500 Euro (abhängig von Alter, Vorerkrankungen etc.)*1
  • Privathaftpflichtversicherung 8 Euro
  • Unfallversicherung 7 Euro
  • Ggf. Berufsunfähigskeitsversicherung
  • Ggf. Rechtsschutzversicherung 10 Euro
  • Private Rentenversicherung (Altersvorsorge)*2 50-500 Euro
  • Ggf. Lebensversicherung (Altersvorsorge) 100-500 Euro
  • Ggf. Kontoführungsgebühren 5 Euro
  • Ggf. Gebühren für Kreditkarte 5 Euro

*1 Private Krankenversicherung: Sich aus der gesetzlichen Krankenkasse auszuklinken, ist besonders ab dem Alter von 35 Jahren abzuwägen. Ein späterer Wiedereinstieg kann schwierig bis unmöglich werden und dann muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass man lebenslang mindestens 400 Euro monatlich mit kontinuierlichen Beitragsanpassungen für eine private Krankenversicherung auf den Tisch legen muss. / Bei längeren Auslandsaufenthalten muss man bei der regulären privaten Krankenversicherung oft einen Zuschlag von 20% zahlen. Hier kann man z. B. die PKV mit einer Antwartschaft stillegen und zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung wählen. Achtung- wenn du eine Auslandskrankenversicherung hast und im Falle eines Falles zurück in Deutschland behandelt werden musst, brauchst du natürlich auch hierfür eine Versicherung! Mehr Infos dazu in diesem Artikel von auslandstreff.de.

*2 Private Rentenversicherung: Ein unbeliebtes, aber wichtiges Thema! Wer bisher z. B. wenig verdient und somit wenig in das soziale Rentensystem eingezahlt hat, sollte unbedingt privat vorsorgen. Man weiß natürlich nie, ob man das Alter erreicht, aber man möchte wahrscheinlich später auch nicht in die Situation geraten, in Mülleimern nach Pfandflaschen zu suchen. Und mit dem Prinzen bzw. Retter auf dem weißen Pferd sollte man als Frau heutzutage nicht mehr rechnen.

Monatliche Beiträge bei Selbstständigkeit

  • Steuerberater für monatliche Umsatzsteuer-Voranmeldungen, jährliche Einnahmen-/Überschussrechnung (Kosten abhängig vom Einkommen, ab 30 Euro mtl.)
  • Berufsrechtsschutzversicherung (bei Abmahnungen, Zahlungsstreitigkeiten o. ä.) ab 30 Euro
  • Gebühren für Hosting, Templates, Plugins, Backup-Services, Fotos etc. ab 10 Euro
  • Ggf. Werbekosten für dein Business (Facebook und andere Kanäle) ab 5 Euro

4. Womit kann ich im Ausland bzw. auf Reisen Geld verdienen?

Zu Beginn der Reise solltest du entweder eine gewisse Summe zur Verfügung stehen haben (z. B. durch Erspartes) oder über ein bereits bestehendes Online-Business verfügen, das dir möglichst regelmäßige und vor allem ausreichende Einkünfte einbringt.

Jobs gibt es einerseits wie Sand am Meer, nur sollte die Arbeit auch zu dir und deinen Lebensumständen passen. Entscheidend ist hierbei, ob du an einem festen Ort bleibst oder ständig „on the road“ bist, und welche Tätigkeit für dich mit deiner Ausbildung und/oder deinen Fähigkeiten in Frage kommt.

  • Wohnen an einem festen Ort: Im Grunde dürfte es hier nicht großartig anders sein als in Deutschland, vielleicht kannst du schon im Vorfeld von zu Hause aus Bewerbungen an relevante Firmen verschicken. Eine andere Alternative wäre ein soziales Projekt, an dem du dich für eine Weile beteiligen kannst; leider sind die Verdienstmöglichkeiten hierbei oftmals gering. Je nach Reiseland gibt es auch einfache Jobs für die kleine Reisekasse: Als Aushilfe im Hostel, Hotel, Restaurant oder Café, in einer Bäckerei, als Erntehelfer, Dogsitter, Au Pair oder ähnliches. Bringe vorher in Erfahrung, ob du in dem betreffenden Land ohne Genehmigung überhaupt Geld verdienen darfst oder ob du dir dafür eine spezielle Genehmigung erteilen lassen musst.
  • Dauerhaft auf Reisen: In diesem Fall bietet sich ein Online-Business an, also ein Blog oder eine andere Plattform, über die du regelmäßig Einkünfte generieren kannst. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Unternehmen in Deutschland, die das Home-Office akzeptieren – egal, wo sich das am Ende befindet. Wenn du also auf den Server deiner Firma zugreifen kannst, wäre es für deinen Arbeitgeber möglicherweise okay, wenn du deinen Job auch von außerhalb fortführst. Viele kreative Tätigkeiten sind ebenfalls problemlos ortsunabhängig durchführbar wie z. B. Social Media Arbeiten, Webseiten- und Logogestaltung etc.
  • Reisen und Leben als Reiseblogger: Eigentlich eine tolle Sache, nur braucht es einiges an Zeit, bis man sich in die Top 20 hochgeangelt hat… Du wirst gute Fotos brauchen, gut schreiben können und Durchhaltevermögen haben müssen. Und wichtig: Es reicht nicht aus, erst bei Antritt der Reise mit einem Blog zu starten! Um einen populären Blog mit entsprechender Reichweite zu haben bedarf es mindestens 2 Jahre intensiver Arbeit und einiger Investitionen. Mit Werbung, z. B. Affiliates, verdienst du erst ab einer gewissen Besucherzahl nennenswerte Beträge, weshalb du dich möglicherweise auf eigene digitale Produkte konzentrieren solltest wie z. B. das Schreiben eines Buches. Manche Blogger schreiben auch Blogposts oder redaktionelle Beiträge für andere Unternehmen. Der Fantasie sind hier eigentlich keine Grenzen gesetzt, nur braucht man eben eine gewisse Reputation, um überhaupt Aufträge zu bekommen.

Manche digitale Nomaden haben ihren Wohnsitz in Deutschland abgemeldet und eine Offshore Gesellschaft z. B. in Hong Kong gegründet, um Steuern sparen zu können. Von letzterem würde ich definitiv abraten, mehr dazu in meinem Artikel ↠ Leben ohne Wohnung.

Zu Beginn deiner Selbstständigkeit kannst du dich als Kleingewerbetreibende/r anmelden; wenn du im 1. Jahr unter 17.500 Euro bleibst und im 2. Jahr unter 50.000 Euro, brauchst du keine Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder andere Unternehmenssteuern zu zahlen. Das 1. Jahr gilt immer bis zum 31.12. – egal, in welchem Monat du das Gewerbe anmeldest. Umsatzsteuer berechnest du in den ersten beiden Jahren nicht.

Bei deinen Einkünften als Selbstständige/r solltest du am besten direkt die Mehrwertsteuer und (je nach Höhe deiner Einkünfte) ca. 30-45% des Nettobetrages beiseite legen, damit du die Summe bei Vorlage des Steuerbescheids gleich vorliegen hast. Wenn davon dann noch etwas übrig bleibt, kannst du dich freuen und ist wesentlich sinnvoller als alles gleich auszugeben.

5. Wie soll ich mein Leben im Ausland gestalten?

Diese Frage ist mir persönlich sehr schwer gefallen. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, welche Art zu leben in der Welt mich faszinieren und glücklich machen könnte. Mehr zu diesen Gedanken findest du in meinem Artikel ↠ Job aufgeben… und dann?. Für die meisten dürfte sich eine Weltreise eignen, bei der man möglicherweise irgendwann an einem Ort stecken bleibt, der einem gefällt. Meist handelt es sich hierbei um Orte, an denen sich viele Gleichgesinnte aufhalten, da man solo auf Dauer die Gemeinschaft und Verbindung zu anderen Menschen braucht.

Eine andere Alternative wäre das Mieten einer (möblierten) Wohnung in einer Stadt oder auf einer Insel, wo man sich vielleicht in einigen Urlauben schon sehr wohlgefühlt hat und sich vorstellen könnte, dort einmal für eine längere Zeit bleiben zu können. Diese Variante hat den Vorteil, dass man sowohl gleich vier eigene Wände um sich herum hat als auch einen ungefähren Rahmen, wie es in naher Zukunft weitergehen wird. Von hier aus kann man mit wenig Gepäck kleinere und größere Ausflüge in die Umgebung machen.

Denkbar ist heute auch das mobile Leben in einem Camper. Es ist die ultimative Freiheit, du hast immer ein Dach über dem Kopf und hast jeden Tag die freie Wahl: bleiben oder weiterziehen. Diese Variante ist allerdings nach meiner 4 ½ monatigen Erfahrung die größte Herausforderung des Alleinreisens, weil sie die geringste Möglichkeit sozialer Kontakte bietet. Wild campend bist du mutterseelenallein und auf Campingplätzen kommst du überwiegend mit älteren Paaren oder Familien mit Kindern in Kontakt. Internet hast du meist nur über deine Handy-Sim-Karte mit begrenztem Datenvolumen, was Fernsehen gucken o.ä. ausschließt.

6. Frage dich: Lieber eine knackige Weltreise mit Rückkehr nach Deutschland oder generell ortsunabhängig reisen und arbeiten?

Es hängt natürlich alles von deinen individuellen Bedürfnissen und Perspektiven ab, aber wenn es dir in erster Linie um das Ausleben deiner Reiseleidenschaft geht und du mich unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile fragen würdest, wäre meine Empfehlung immer die Weltreise bzw. Auszeit mit vorherigem Ansparen einer gewissen Summe (ca. 15.000 Euro für 1 Jahr). Hierbei kannst du dich voll und ganz der Reise widmen, alle Sinne auf die neuen, besonderen Eindrücke konzentrieren und ein Jahr lang mal so richtig die Seele baumeln lassen. Nach deiner Rückkehr wirst du mit einem anderen Bewusstsein an deinen Alltag herangehen und sicher einiges oder sogar vieles verändern wollen. Vielleicht suchst du dir einen passenderen Job oder du hast auf der Reise einen Ort entdeckt, den du noch besser kennenlernen möchtest und kannst neue Pläne schmieden bzw. einen neuen Weg einschlagen.

Wenn du deine Reise mit Arbeit verknüpfst, solltest du folgende Einbußen mit einkalkulieren:

  • Vielleicht bist du an einem wunderschönen Ort, musst aber täglich deine 6-10 Stunden vor deinem Laptop absitzen. Alleine das Checken der Aktivität seiner sozialen Kanäle und Zugriffszahlen verbraucht wahnsinnig viel Zeit und stellt eine immense Zeitvergeudung dar.
  • Wenn du mal nicht arbeitest, hast du oft mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen.
  • Hast du keine Ersparnisse oder Puffer während der Reise und bist auf Einkünfte durch deine Selbstständigkeit angewiesen, können Existenzängste aufkommen. Nicht gerade etwas, das man sich an einem paradiesischen Ort vorgestellt hat.
  • Dein Arbeitsplatz ist unter Umständen nicht der Schönste und Bequemste: Im Dorm auf deinem Bett mit fünf anderen Leuten im Zimmer, irgendwo auf einer Bank mit tausend Moskitos, weil das Internetsignal nur dort gut ist usw.
  • Du bist fast immer auf Internet angewiesen. Längere Aufenthalte in entlegeneren Gebieten scheiden dadurch meist aus, obwohl sie eigentlich gerade spannend sind.
  • Langfristig gesehen kann du in das gleiche Hamsterrad wie zu Hause geraten, nur dass du an anderer Stelle vielleicht besseres Wetter und ein Meer in der Nähe hast.
  • Wenn du als Reiseblogger tätig bist, wird es dich möglicherweise ständig weiterziehen, weil du neuen Content brauchst. Der eigene Genuss und das Leben im „Jetzt“ bleiben dabei eher auf der Strecke und du lebst eigentlich ständig in der Zukunft mit der Frage, was als nächstes kommt.
  • Solltest du dir einen Weg zur Selbstfindung erhoffen, wird dies nur bedingt möglich sein. Persönliche Entwicklung und Wachstum findet am besten statt, wenn man nach innen schaut. Auf Reisen ist man durch die ständige Veränderung und Ablenkung allerdings ständig mit dem Außen beschäftigt und es stellt eine große Herausforderung dar, innerlich zur Ruhe zu kommen.

Mein Fazit zum ortsunabhängigen Reisen und Leben:

»Du lebst meinen Traum!« wurde mir in den vergangenen zwei Jahren unzählige Male entgegengebracht. Natürlich hört sich dieses freie Leben in der weiten Welt toll an, nur hat alles im Leben zwei Seiten. Die beiden entscheidendsten Faktoren für meine Rückkehr nach Deutschland waren zum einen die Tatsache, dass das Reisen und meine große Leidenschaft zu sehr zur Normalität und Gewohnheit wurden. Irgendwann sagt man sich dann nur noch »Ah, noch ein Strand.«, »Ok, noch ein Tempel.« usw.. Zum anderen fehlte mir auf Dauer der Austausch mit nahe stehenden Menschen, also Freunden und Familie, ebenso wie ein eigener Rückzugsort, in dem sich meine eigenen Sachen befinden und der mir ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gibt. Ein Leben aus dem Koffer oder Rucksack wäre für mich auf Dauer – jedenfalls allein unterwegs – nicht denkbar.

Nach meiner einjährigen Weltreise, die ich ohne Arbeitszwang während dieser Zeit mit einem Puffer aus Erspartem und dem Erlös meiner verkauften Sachen überbrückt habe, konnte ich mich erst in Deutschland in Ruhe mit den wichtigen Themen auseinandersetzen: Wie möchte ich leben? Wie viel Geld brauche ich? Was ist mir wichtig? Und inzwischen ist eine für mich aktuell optimale Lösung dabei herausgekommen:

  • Ein fester Rückzugsort in meiner Heimat
  • Über die Einnahmen durch meinen Blog alleine könnte ich (noch) nicht leben, aber er bringt dennoch Geld ein und ermöglicht es mir außerdem, von Zeit zu Zeit ausgewählte und individuelle Pressereisen durchzuführen.
  • Zwei Social Media-Jobs, die ich ortsunabhängig durchführen kann und die mir meinen Lebensunterhalt sichern
  • Persönliche Entwicklung durch Weiterbildung, Vorträge, Coachings, Lesen etc.
  • Geringer und bewusster Konsum

Ortsunabhängig arbeiten zu können ist für mich tatsächlich der Schlüssel für ein erfüllteres Leben geworden, wenngleich die Selbstständigkeit eine größere Herausforderung darstellt, denn hier landet nicht automatisch am Monatsende eine bestimmte Summe Geld auf meinem Konto. Dennoch macht mir das Leben so wesentlich mehr Freude und mein ganz persönlicher Luxus ist tagtäglich, ohne Wecker aufstehen zu dürfen und erst gegen 10 Uhr entspannt mit meiner Arbeit zu beginnen.

Man muss nicht zwingend permanent in der weiten Welt unterwegs sein, wenn man ortsunabhängig arbeiten kann. Für mich persönlich reicht die Tatsache, dass ich jeden Tag die Wahl und Möglichkeit habe, mich am nächsten Tag in jedes nur erdenkliche Reisemittel setzen und eine Reise ins Ungewisse antreten zu können. Ich möchte mich auch wieder vorher auf ein Ziel freuen können und dann mit Leib und Seele in das Land eintauchen – ohne einfach nur einen „Gesehen und weiter“-Haken zu setzen. Und wer weiß, wohin die nächste Reise gehen wird…

Zeige Kommentare (52)
  • Danke für Deine Ehrlichkeit bzw für das Kleingedruckte.
    Immer wieder wenn ich unterwegs bin frage ich mich das Selbe : „Ist dies wirklich das was Du willst?“ Leider kam ich immer öfter zur Erkenntnis das es nicht nur das Reisen allein ist, sondern eher neues zu entdecken, frei sein und mit andern Menschen das Glück teilen zu dürfen. Denke der wichtigste Ansatz ist das teilen mit anderen, sprich sozialisieren.

    Der Mensch braucht Menschen um glücklich zu sein, egal wie er das nun anstellt.

    • Mir war das auf meinen vollgepackten 2- bis 4-wöchigen Reisen früher nie aufgefallen und hatte auch nicht damit gerechnet, dass es anders sein könnte. Und ja, das Teilen von Erlebnissen, Abendgestaltung usw. ist einfach schön und wichtig. Danke für deinen Kommentar, JK! Viele Grüße, Ute

  • Toll und super ehrlich geschrieben!
    Ich habe auf meinen Reisen auch viele tolle und interessante Menschen getroffen, aber die besten Gespräche hat man doch größtenteils mit seinen Freunden, die einen wirklich kennen und bei denen man sich nicht groß erklären muss.

    • Hi Inga,
      diese Erfahrung habe ich auch gemacht, obwohl ich auf einigen Reisen wichtige Menschen getroffen habe, die mein Leben ein Stück beeinflusst haben. Viele Grüße!!

  • Oh ja, das war auch meine größte Angst beim Gedanken, das Leben unterwegs zu verbringen: Dass diese Begeisterung für neue Orte, diese Leidenschaft und Vorfreude irgendwann nicht mehr sein wird. Und nichts in der Welt könnte mir dieses Gefühl ersetzen, mit großen Augen, neugierig wie ein Erstklässler durch die Welt zu gehen…

    • Hallo liebe Kasia,
      genauso ist es! Wenn ich mich heute an meine ersten Alleinreisen nach Vietnam, Costa Rica und Südamerika zum Beispiel erinnere, kann ich mich zum Teil noch an jeden einzelnen Tag erinnern. Das „in den Tag hineinleben“ auf einer längeren Reise hat auch einen Reiz, aber die Vorfreude und Begeisterung bei einer lang ersehnten Reise sind schwer ersetzbar! Liebe Grüße!

  • Sehr spannend, deine Eindrücke und Erfahrungen zu lesen, Ute! Das Thema beschäftigt mich auch, bin ich nun schon seit fast 8 Monaten mit dem Van unterwegs. Das Thema Einsamkeit ist dabei nicht so „schlimm“ für mich, da ich gerne alleine bin. Aber ich freue mich auch immer, wenn ich Besuch bekomme oder ich neue Bekanntschaften unterwegs mache. Ob ich das dauerhaft so haben kann, weiß ich jetzt noch nicht. Aktuell geistert mir das Thema Hund im Kopf herum. ;-)
    Auch weiß ich nicht, wie lange ich in der Form unterwegs sein werde. Damit mich das Dauerreisen nicht so „schlaucht“ und ich die Freude an Neuem nicht verliere, reise ich inzwischen sehr langsam. Ich bleibe einfach an Orten, die mir gefallen, etwas länger um sie zu erkunden.
    Das Dauerreisen ist eben auch irgendwie „Alltag“ irgendwann. Man muss sich bewusst machen, dass eben nicht jeder Tag ein neues Abenteuer ist, sondern auch mal doof und langweilig sein darf.
    Wirrer Kommentar, wollte ich einfach mal loswerden. ;-))

    • Heeey Mandy,
      wow, 8 Monate sind das jetzt schon? Wahnsinn! Hatte bei dem Thema Camper auch an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl gerade ergehen mag und freue mich daher sehr über deine Antwort. Für mich hat das Reisen alleine mit Camper schon fast etwas Meditatives, wobei es mir mit meinem Bleifuß immer wieder schwer fällt, nicht ständig weiterzufahren :) Aber das ist andererseits eine gute Challenge. Mit Hund ist für mich noch um einiges schöner, weil man dann auch mal aussteigt, lange Spaziergänge in der Natur unternimmt usw. Ich bewundere dich jedenfalls für dein Durchhaltevermögen und bin gespannt, wo es dich noch hinverschlägt. Ich freue mich jetzt auch schon auf die Zeit vor den Sommerferien, wenn es wieder wärmer wird und für ein paar Wochen losgehen kann. Und wer weiß, vielleicht läuft dir ja auf dem Weg ein süßes Hundchen über den Weg :) Viele liebe Grüße und bis bald!! Ute

  • Danke! So ein toller Artikel. Ich bin gerade seit 4 Monaten in Afrika unterwegs und arbeite zwar nicht währenddessen, aber über sehr vieles von dem, worüber du schreibst, mache ich mir auch fast täglich meine Gedanken. Für mich ist das Reisen eine Lernumgebung, die man im Alltag so nicht hat. Ich werde mit so vielen Dingen, vor allem mit mir selber konfrontiert. Interessant finde ich beispielsweise den Gedanken an Freiheit: Man glaubt, dass wenn man ständig in der Welt unterwegs ist, viel freier ist. Hier in Afrika zu reisen macht mir jedoch deutlich, dass ich zu Hause viel freier in vielerlei Hinsichten sein kann. Das nur als ein Beispiel.

    Dein Text ist so ehrlich und ich bin sehr dankbar, dass du so ausführlich über die Kehrseiten des Unterwegsseins schreibst. In Momenten der Unzufriedenheit und der großen Zweifel auf dieser Reise habe ich nach ähnlichen Blogeinträgen im Internet regelrecht gesucht und nicht wirklich gefunden. Wahrscheinlich wirklich weil viele die anderen Menschen am Glauben festhalten lassen wollen, dass das Unterwegssein Freiheit pur ist, Bedürfnisbefriedigung pur und immer spannend und aufregend ist.

    Weiter so! Deine Veronika

    • Liebe Veronika,
      Dankeschön für das tolle Kompliment! Unter „Freiheit“ verstehen die meisten etwas unglaublich Erstrebenswertes und durchweg Positives, aber da geht es glaube ich im Grunde mehr um den Gedanken, sich von vielen bestehenden, nervigen Dingen befreien zu können. Erst, wenn man so richtig und wirklich frei in jeder Hinsicht ist, fällt einem erst auf, wie groß und befremdlich diese Freiheit sein kann und überhaupt nicht so erstrebenswert ist wie es zunächst schien. Dein Beispiel macht es ja auch deutlich.
      Ein anderer Reiseblogger übrigens, dem es bereits vor mir so erging, ist Patrick von 101places z. B. mit diesem Artikel http://www.101places.de/mein-nomadenleben-ist-vorbei. Ich wünsche dir noch eine tolle Zeit in Afrika, dort habe ich auch noch viele schöne Reiseziele im Auge, aber alles zu seiner Zeit :)
      Alles Liebe und Gute für dich,
      Ute

  • Ich reise wirklich gerne, aber ein komplett ortsunabhängiges Leben wollte ich trotzdem nicht führen. Ich denke etwas Bodenständiges, eine Homebase, an die man immer zurückkehren kann ist schon wichtig – genau so wichtig wie ein paar richtig gute, beständige Freunde.

    Für mich ist das Essentielle am Reisen, der Blick über den eigenen Tellerrand. Das Reisen hat mich mehr gelehrt als 13 Jahre Schulzeit. Es lehrte mich vor allem Respekt und Toleranz gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Religionen. Das Reisen lehrte mich, nicht alles zu glauben was man liest sondern sich lieber auf die eigenen Sinne zu verlassen und sich seine eigene Meinung besser durch selbst Erlebtes zu bilden. Sich selbst mit den Menschen in anderen Ländern zu befassen und zu unterhalten ergibt oft ein ganz anderes Bild als es so manche Medien darstellen.
    Ich kann nur jedem empfehlen selber in die Welt einzutauchen, sich selber ein Bild zu machen von anderen Ländern und Völkern anstatt sich Vorurteilen hinzugeben und ganze Bevölkerungsgruppen zu diffamieren, wie wir es heute leider all zu oft erleben müssen.
    Reisen ist aber auch etwas anderes als „Urlaub machen“. Intensives Reisen ist auch mal unangenehm, anstrengend oder frustrierend. Aber nur so lernen wir alle Facetten kennen und können uns vielleicht ein möglichst objektives und ehrliches Bild machen. Die Erlebnisse einer Reise können so vielfältig sein, so zahlreich, so extrem oder auch verstörend, dass ich es schon als sinnvoll erachte, wenn man sich ein Stück Heimat, ein Stück Konstanz im Leben, etwas Bodenständiges erhält, wohin man immer wieder zurückkehren kann.

    Gruß
    Hans-Jörg

    • Hallo Hans-Jörg,
      dem ist nichts hinzuzufügen, vielen Dank für diesen schönen Kommentar! Ich finde es auch wichtig, sich Zeit für die Verarbeitung der zum Teil intensiven Eindrücke zu nehmen, sie hinterlassen doch mehr Spuren als man es oberflächlich meinen würde.
      Viele Grüße zurück, Ute

  • Liebe Ute, ein sehr schöner und in die Tiefe gehender Beitrag. Ich denke, viele deiner Überlegungen und Einwände lassen sich auch auf andere Lebenssituationen übertragen.
    Beispiel: Ich lebe im Südwesen Österreichs und hätte einen Job im Ruhrgebiet im Aussicht. Auf den ersten Blick klang das für mich ganz wundervoll. Nachdem ich mir die Fragen stelle, warum ich eigentlich weg will, wie der Alltag dort im Detail sein könnte, was für mich wichtig und weniger wichtig ist, muss ich leidenschaftslos zugeben … womöglich ist der Preis, den ich dafür zahlen müsste, zu hoch.
    Lieber Gruß und alles Gute!

    • Liebe Regina,
      stimmt genau! Am Ende war auch für mich die große Leidenschaft für das Reisen nur das Ventil, mich aus den festgefahrenen Strukturen zu lösen. Nur musste ich die Erfahrung machen und losziehen und bin für diese neuen Einsichten und Erkenntnisse sehr dankbar, die mich wiederum auf neue Wege geführt haben. Vielen Dank für deinen Beitrag und viele Grüße nach Österreich, Ute

  • Hi, das war wirklich ein Super Beitrag. Reisen macht immer mega Spaß, aber ich hab auch gemerkt, dass ich dabei noch ein festes zuhause brauche. War mal ein Jahr in Australien unterwegs und da hat mir das irgendwie gefehlt. Wenn man nach einer Langen Reise dann doch wieder in seinen eigenen vier Wänden ankommt ist das finde ich immer ein sehr entspannendes Gefühl.
    Grüße,
    Cai

    • Hallo Cai,
      diese Erfahrung habe ich auch gemacht und für mich gehört zu der „Heimat“ eben auch das gewohnte Umfeld wie Freunde, Familie und selbst Geschäfte usw. Fühlt sich einfach gut an! Danke für deinen Kommentar und viele Grüße, Ute

  • Selten solch ehrlichen Blogeintrag zu diesem Thema gelesen und daher für mich unendlich wertvoller! Ich danke dir.
    Bitte bleib diesem Stil treu, denke das es eh dabei bleiben wird, aber manch Wunsch sollte auch einmal laut geäußert werden ;)
    LG Oeste

    • Hallo Oeste,
      versprochen, das wird so bleiben! Ich weiß natürlich, dass viele lieber nur das Positive hören möchten und wie einfach etwas zu sein scheint, aber meiner Meinung nach bringt einen das am Ende nicht wirklich weiter. Daher Danke für die positive Unterstützung, dass meine Art der Vermittlung gern gesehen bzw. gelesen wird.
      Viele Grüße, Ute

  • Vielen Dank für den ehrlichen Beitrag, der nicht nur die goldene Seite der Medalie widerspiegelt. Viele denken man müsse nur einen Blog starten, paar tolle Berichte schreiben, Affiliate-Links reinpacken und schwub ist das Leben unter Palmen perfekt. Aber es ist wirklich sehr viel Arbeit. Die erwähnten zwei Jahre, in denen man Vollgas geben muss sind absolut treffend.

    Man malt sich das alles schön aus, doch um dorthin zu kommen und vorallem, dauerhaft dort bleiben zu können ist viel Fleiß erforderlich. Wir sitzen momentan 10+ Stunden täglich (!) am Laptop. Da bringt einem das Paradies vor der Haustüre nur bedingt was.

    In diesem Sinne, ich muss weiter arbeiten :)
    Liebe Grüße und danke für den tollen Artikel,
    Marco

    • Hi Marco,
      Dankeschön für deinen bzw. euren Erfahrungsbericht! Ihr habt immerhin noch den Vorteil, dass ihr zu zweit seid und euch dadurch gegenseitig motivieren könnt. Mir ist es oft wahnsinnig schwer gefallen, an einem schönen Ort am Laptop zu sitzen anstatt einfach durch die Gegend zu laufen und Neues zu entdecken, wie ich es eben von meinen früheren Reisen kenne. Wie du auch sagst klingt es oberflächlich gesehen einfach toll, Arbeiten und Reisen zu verbinden, allerdings macht es meiner Meinung nach Sinn, über Alternativen wie Weltreise und Auszeit nachzudenken, wenn man die Vor- und Nachteile einmal für sich individuell gegenüberstellt. In diesem Sinne, macht weiter so und viele Grüße!! Ute

  • Hi toller Artikel und endlich mal eine Bloggerin die Ehrlich ist. Und wenn wir uns mal alle Ehrlich sind. Wenn wir Zuhause sind wollen wir Weg und sind wir auf einer langen Reise denkt man doch oft an Zuhause was man da so alles hat. Reise selbst viel seit 10 Jahren und nun mit meinen 1 1/2 Jährigen Sohn. Eben von einer 6 Wochen langen Asien Reise Heim. Auf der Reise dachte ich oft an Zuhause kaum gelandet geweint das ich wieder weg will :-) Mein Blog folgt bald. Jetsetmami.com IG :Jetsetmami alles gute noch für dich auf deinen Reisen.

    • Hey, ja das stimmt – auf der anderen Seite ist das Gras eben immer grüner :) Für mich ist es daher sehr entspannend, eine gesunde Mitte in diesen Dingen gefunden haben und mich nicht mehr so „getrieben“ zu fühlen. Viel Erfolg mit deinem Blog, der Name klingt ja schonmal spannend :) LG Ute

  • Für diejenigen, die ausprobieren möchten, ob das Leben in der weiten Welt etwas für sie ist, und die sich ausprobieren möchten, vielleicht noch der Tipp: Arbeitet zunächst einfach mal eine Runde in einem fern(er)en Land (mit einer anderen als der Muttersprache). Gliedert euch in eine andere Kultur ein, die gar nicht so fremd von der eigenen sein muss, aber doch anders sein wird. Wie ist es, irgendwo weit weg von „zu Hause“ und ohne das bekannte soziale Umfeld zu arbeiten? Wie ist, in internationalen Teams zu arbeiten und dabei der Ausländer zu sein? Jobs im Tourismus bieten sich insofern an, als man dort arbeiten kann, wo andere Urlaub machen. So kann ich zumindest in Grenzen testen, wie Ferne-tauglich, reisetauglich oder tolerant ich bin, lerne kenne, was ich in der Ferne vermisse, was mir viel/wenig bedeutet, was ich brauche, um glücklich zu sein – ohne auf einen Batzen Ersparnisse angewiesen zu sein.

    Jeder, der für längere Zeit „weg“ geht, sollte aber auch im Hinterkopf haben: Reisen verändert. Ihr kommt nie als der zurück, als der ihr gegangen seid. Während euer altes soziales Umfeld sein normales Leben weiterlebt und sich möglicherweise nur geringfügig verändert, verändert ihr euch, eure Ansichten, Einstellungen stärker. Und nicht selten schleicht sich bei der Rückkehr das Gefühl ein: Ich gehöre hier nicht mehr her. Aber wo gehöre ich hin? Der Aspekt der Entwurzelung und das von Ute beschriebene Bedürfnis nach sozialen Bindungen sollten keinesfalls unterschätzt werden und treten imer stärker zu Tage, je länger ihr unterwegs seid. Und lang heißt hier nicht 2-4 Monate.

    Eine 7 Jahre lang immer wieder Teilzeit-Ausländer Gewesene :-).

    • Hallo liebe Monique,
      vielen Dank für deinen tollen und hilfreichen, ergänzenden Beitrag! Ich freue mich immer von dir zu hören und das erinnert mich gleichzeitig an meine sehr schöne Zeit in Island zurück. Bis bald, liebe Grüße! Ute

  • Hello Ute. Danke für diesen Artikel!

    Ich hatte bei meiner letzten Weltreise versucht das Szenario „jeden Tag nur vor dem Laptop“ sitzen zu vermeiden. Damals war ich gerade meinen IT Job erfolgreich losgeworden und wollte wissen, ob das Leben mehr als den 13-Zoll-Blick auf ein MacBook zu bieten hat.

    Die Antwort darauf lautet: jein. Es gibt Phasen, in denen ich komplett andere Dinge tue und damit glücklich bin. Und es ist eine ziemlich feine Sache mal ein paar Monate komplett ohne Internet zu verbringen. Danach bin ich aber doch ganz froh auch wieder Dinge im Internet machen zu können. Zumal online zu sein wie das Reisen eine großartige Möglichkeit ist um Menschen zu begegnen und tiefergehende Unterhaltungen zu führen.

    Aber wahrscheinlich ist das die Aufgabe des Reisens: herauszufinden, was die eigene Frage ist.

    Ich fand es in der ganzen Zeit auf Bravebird super, dass du deinen eigenen Such- und Experimentierprozess so offen dargelegt hast. Und das in einer motivierenden Art. Genau das war für mich eine ziemlich hilfreiche Unterstützung, als ich fernab von allen Freunden und Bekannten in der Ferne weilte und mich fragte, was ich da eigentlich mache.

    Dir auf jeden Fall viel Erfolg mit dem nächsten Crowdfunding-Projekt!

    • Hallo Chris,
      Danke für deinen Einblick! Ein paar Monate ganz ohne Internet könnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, aber es deutlich zu reduzieren ist in der Tat eine sinnvolle Sache, um nicht ständig in der Ablenkung zu hängen. Freut mich auch sehr, dass meine Gedanken während der Zeit dir weitergeholfen haben. Viele Grüße, weiterhin gute Reise und bis bald einmal, Ute

  • Liebe Ute,
    das ist ein sehr schöner und ehrlicher Artikel – ganz davon abgesehen, dass all die Möglichkeiten, die du aufgelistet hast, wirklich super informativ sind.
    Ich habe beim Leben im Ausland auch die Erfahrung gemacht, dass Facebook und Whatsapp einfach nicht ausreichen, um mit Freunden und Familie daheim Kontakt zu halten. Ich habe auch hier tolle Menschen kennen gelernt, aber die alten Freundschaften fehlen mir doch sehr. So wird es für mich wohl auch auf Dauer nach Deutschland zurück gehen – oder zumindest nach Europa, wo die Entfernungen viel kürzer sind, als von Südafrika aus nach Hause zu fliegen.
    Liebe Grüße,
    Kathi

    • Hi Kathi,
      auch das Leben im Paradies hat seine Nachteile :) Ich genieße den Kontakt mit meinem Umfeld heute mehr als früher, weil es einfach auch nicht so selbstverständlich ist. Wünsche dir dennoch noch eine ganz tolle Zeit in diesem wunderschönen Land und bis bald! Liebe Grüße, Ute

  • Liebe Ute,
    genau mit diesen Themen beschäftigen wir uns momentan. Wie soll eigentlich unser zukünftiges Leben aussehen? Wir werden ab August eine Weltreise machen – wir haben dafür lange gespart. 2 Jahre sind erstmal geplant. Aufstehen ohne Wecker, lange Nächte am Strand, Sonne, Meer usw. Auf all diese Dinge freuen wir uns sooo sehr! Aber natürlich hat man auch immer die Frage im Hinterkopf – „Was dann? Womit wollen/können wir unser Geld verdienen?“ Das digitale Nomaden Leben hört sich immer so toll an, aber ist es wirklich das Richtige für uns? Ich freue mich schon sehr darauf, dies in nächster Zeit herauszufinden. Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich freue mich sehr für dich, dass du deinen Schlüssel für ein erfüllteres Leben gefunden hast und es macht mir Mut, dass auch wir das können!
    Liebe Grüße
    Lisa

    • Hallo liebe Lisa,
      oooh wie wundervoll, ich beneide euch :) Zu zweit hat dieses Vorhaben eine ganz andere Dynamik, als wenn man alles sozusagen alleine stemmen muss. Auch, wenn es superduperkitschig klingt, kann ich euch nur empfehlen, euch komplett in die Reise fallen zu lassen und das Loslassen von Materiellem, Zweifeln und sonstigen Hemmnissen zu praktizieren. Dann kommt der Rest meist ganz automatisch und überraschend einfach. Wünsche euch eine ganz tolle Reise mit vielen wunderschönen Erlebnissen <3 Alles Liebe, Ute

  • Liebe Ute, du sprichst mir aus der Seele!
    Das Gefühl von Freiheit ist sehr erstrebenswert jedoch vergisst man, dass man dafür etwas Geborgenheit und Sicherheit opfern muss , umso schöner dass man nach einer langen Reise beides zu schätzen weiß..

    • Hallo liebe Marie,
      genau so ist es! Wenn man beide Seiten kennengelernt hat, kann man eine gesunde Mitte aus beidem für sich finden. Liebe Grüße und Dankeschön für das tolle Kompliment!! Ute

  • Nicht nur die Website hat ein absolut tolles Design, sondern die Texte sind auch toll geschrieben und super mit Bildern untermalt! Gerde hier der Text hat mich von der Ferne träumen lassen, dein Schreibstil ist wirklich toll und sehr gut zu lesen :-) Mach weiter so!!!

  • Hi Ute! Danke für’s teilen deiner Geschichte, die mich ebenfalls sehr inspiriert. Jeder hat seine Träume und wenn das dauerhafte Reisen einer dieser Träume ist, gibt es nichts, was einen glücklicher macht :-) Ich selbst verbinde meine Wünsche einer Welt ohne Plastikmüll und dem Wunsch zu reisen. Nächste Woche bin ich auf Sri Lanka und organisiere ein CleanUp am Strand. Immer noch Zeit genug, die Kultur des Landes aufzusaugen. Danke für deine Inspiration und die tollen Beiträge.

    Beste Grüße
    Christoph

    • Hi Christoph,
      ich hoffe, du hattest eine tolle Reise! Finde ich klasse, dass du CleanUps machst – Hut ab! Ich selbst bemühe mich auch schon seit längerem, auf Plastik bestmöglich zu verzichten, wenngleich es eine große Herausforderung im Alltag darstellt. Wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit diesen Projekten, viele Grüße Ute

  • Hallo Ute – vielen herzlichen Dank für den ehrlichen Bericht! Ich stehe kurz vor dem Start meiner ersten Weltreise. Zuerst war geplant, nur zu reisen und auf dem Blog für Familie / Freunde darüber zu berichten.

    Dann habe ich von den Digitalen Nomaden gelesen. Spannend! Im ersten Moment dachte ich: „Hey, genau das ist es!“ Denn ich komme beruflich aus der Ecke PR / Social Media / Kommunikation…. aber ist es das wirklich? Geht dann nicht der Genuss, das süsse Nichts-Tun, das „ohne Termine leben“ verloren? Hmmm. Es wäre natürlich schon schön, ein Einkommen zu haben, das die Fixkosten zu Hause deckt. … Ich bin hin und her gerissen, ob ich jetzt vor meiner Reise schon gewisse Jobs organisieren soll oder ob es nicht besser wäre, einfach mal loszuziehen und darauf zu vertrauen, dass alles so kommt wie es muss.

    In meiner Reisevorbereitung bin ich manchmal etwas überfordert mit all den Entscheiden, die getroffen werden müssen und den Konsequenzen, die es abzuschätzen gibt. Danke, dass du du tolle Berichte schreibst, die diese Prozesse ein bisschen vereinfachen! Liebe Grüsse Christine

    • Hallo liebe Christine,
      deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Ob und inwieweit man die Reise im Vorfeld plant – oder eben nicht -, ist meiner Meinung nach sehr individuell und würde ich nie pauschal beantworten. Es gibt so viele Faktoren, die von diesen ganzen Entscheidungen abhängen, z. B. ob du eine Wohnung in Deutschland behältst und untervermietest, wie viel du für die Reise angespart hast, welchen Beruf du erlernt hast und ob du damit im Worst Case gleich Geld verdienen könntest, wie viel Geld du unterwegs auszugeben gedenkst, ob du mehr reisen oder mehr an einzelnen Orten bleiben möchtest etc.
      Ich wünsche dir bei all deinen Entscheidungen eine gute Wahl und versuche auf dein Herz zu hören (auch wenn das nicht immer so ganz einfach ist :))
      Liebe Grüße, Ute

  • Liebe Ute, da holt man sich selbst auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. So schön, spannend und unbeschreiblich das Reisen und Erkunden der Welt auch ist fehlen einem genau die Sachen die du beschrieben hast. Ich bin gerne in der Welt unterwegs aber genauso komme ich gerne wieder nach Hause zurück mit der Sicherheit im Nacken und dem „Gebrauchtwerden“. Vielen Dank für die offenen und ausführlichen Worte die mich sehr geerdet haben. Beste Grüße André

    • Hi André,
      vielen Dank für deine Eindrücke. Schon verrückt- vor der langen Reise hätte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, dass das „Gebrauchtwerden“ und Anerkennung tatsächlich ein Bedürfnis sein können. Zumindest ein guter Anhaltspunkt, ebenso gut für sich selbst zu sorgen bzw. vorzusorgen.
      Viele Grüße, Ute

  • Hallo Ute,

    ich finde es gut, dass Du auch auf Erfordernisse und das „Kleingedruckte“ im Leben als ständig Reisende („perpetual traveler“) eingehst. Wir selber leben jetzt seit neun Jahren (Tina) und sieben Jahren (ich) im Ausland und haben dabei Höhen und Tiefen mitgemacht (Marokko, Philipinen, Nepal, China, Sri Lanka und Italien – immer ein bis vier Jahre).

    Wir haben das Glück jobmäßig abgesichert zu sein, aber gerade das Soziale und die Heimat fehlen einem irgendwann sehr stark. Dennoch sind das alles Erfahrungen und Erlebnisse, die ich niemals missen möchte.

    Den Punkt Kranknversicherung, mal nebenbei erwähnt, kann man garicht genug betonen. Wir erleben es immer wieder, dass Menschen ohne Krankenversicherung in große Schwierigkeiten geraten. Ein Hubschrauberrettungsflug aus den nepalesischen Bergen oder eine Not-OP nach einem Herzinfarkt in Manila übersteigt ganz einfach die finanziellen Möglichkeiten.

    • Hi Martin,
      wow, das sind ja nochmals ganz andere Erfahrungswerte als meine mit einem Jahr Weltreise. Dennoch kann ich das, was du schreibst, sehr gut nachvollziehen. Danke auch für die Betonung der Notwendigkeit einer guten Krankenversicherung! Wünsche euch weiterhin viele tolle Erlebnisse in der weiten Welt, viele Grüße – auch an Tina, Ute

  • Wieder alles bestens dargestellt. Deine Artikel haben Hand und Fuss! Alles wird ungeschönt dargestellt. Sollte zur Pflichtlektüre von Möchtegern-Aussteiger werden!
    Auch wir haben nach vielen Jahren unterwegs feststellen müssen, dass wir eine Basis brauchen. Inzwischen hatten wir uns in Südfrankreich so wohlgefühlt, dass wir hier unsere Homebase geschaffen haben (Boot statt Haus). Das wichtige soziale Umfeld inbegriffen. Der Zusammenhalt unter Leuten hier im Hafen ist toll ! Viele Villen oder Appartmentbewohner vereinsamen hier schnell durch die Abgeschiedenheit.
    Momentan ist Deutschland für uns keine Alternative mehr. Gerne besuchen wir im Sommer dort Freunde und Verwandte mit unserem Wohnmobil. Dann reisen wir sowieso 2 Monate durch Nordeuropa, da es uns hier zu voll und zu heiss ist.
    Versichert sind wir übrigens sehr gut und günstig bei der Hanse Mercur Langzeitreisevers. für 57€ pro Person mtl. für 5 Jahre.
    Das Leben ist nach unseren Erfahrungen hier im Urlaubsparadies nicht teurer als in Deutschland, wenn man sich vernünftig verhält !

  • Dear Ute
    Als Abwechlung lese ich keine Kommentare und schreibe einfach mal, was ich denke.
    Du reist alleine und hat auf Campingplätzen vielfach Familien mit Kinder und ältere Leute als Nachbarn.
    Als ich vor über 40 Jahren eine Reise von Zürich nach Kapstadt plante dachte ich: Ich und meine Freundin alleine mit einem Fahrzeug durch Wüsten und Urwald ?
    Nee. Wir suchen uns Gleichgesinnte und fahren mit mehreren Fahrzeugen los. Super. Gute Idee. Nur wer hat schon Lust, Zeit und Geld zur gleichen Zeit nach Afrika loszufahren ? Wir haben Niemanden gefunden. Dennoch fuhren wir alleine los.
    Im Nachhinein war das die beste Lösung. 2 Fahrzeuge und mehrere Personen ist mühsam. Wir haben andere getroffen die mit 2 Fahrzeugen unterwegs waren, nur schon Fotos machen, anhalten für Toilette, Streckenplanung, Krank werden usw. ergeben zich Diskussionen.
    Und nun zum zu zweit Reisen. 24 Stunden Monate- ja Jahrelang auf so wenige m2. Wow.
    Andere die wir getroffen haben später geschrieben: Uns hat die Piste auseinander gerüttelt.
    Auch bei und flog schon mal ein Glas oder ein Teller durch die Luft.
    In Kapstadt wollten wir den Wagen verkaufen. Wegen Zollformalitäten ging’s nicht so einfach. Ich sagte meiner Freundin, dass ich Zürich nach Zürich zurückfahren werde,
    Dann geh doch alleine konterte sie. Ok. Ich gehe alleine.
    Später hat sie mir dann einmal erzählt, dass sie echt überrascht war, dass ich es wirklich alleine gemacht hätte………
    Sie kam dann trotzdem mit.
    Dies nur so zum Vergleich mit alleine Reisen mit Auto.
    Und… Damals gab es kein Handy, kein Fax, kein WiFi, kein Internet, kein GPS, kein Facebook, kein Instagram usw.
    Wir hatten 3 Karten für ganz Afrika. Na ja. Andere Zeiten.
    Dennoch liebe ich es mit dem eigenen Auto oder Motorrad unterwegs zu sein.
    Gruss an alle
    Silvio

  • Nach sechs Jahre auf dem Schiff wird es der altesten Tochter Saskia (16) zu viel. Sie wunscht sich ein normales Leben mit Schule, Haus und Freunden. Aber eine Familie kann man nicht so einfach verlassen.

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