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Anschaffung eines Hundes: Auf diese 4 Punkte sollte man achten

Anschaffung eines Hundes: Auf diese 4 Punkte sollte man achten

Anschaffung Hund - Das sollte man beachten

Immer mehr Menschen in Deutschland legen sich einen Hund zu. Allein während der Pandemie wurden etwa 25% mehr Hunde registriert und dies scheint u. a. auf die veränderten Lebensumstellungen wie Homeoffice und Kurzarbeit zurückzuführen sein. Unterstützt wird dies sicher auch durch die unzähligen Hunde-Posts auf Instagram & Co. und nicht zuletzt Berichte wie z. B. meine. Auch das Reisen mit Hund liegt im Trend.

Erst als ich mich in diesem Jahr gefragt habe, wohin ich mit meiner Hündin auswandern möchte oder besser gesagt kann, fiel mir auf, dass ich bislang immer nur die positiven Seiten des Reisens und Lebens mit Hund beschrieben habe. Daher möchte ich hiermit auch einmal die Schattenseiten beleuchten, die man vor der Anschaffung berücksichtigen und abwägen sollte.

1. Lebensumstände können sich ändern

Wer sich einen jungen Hund anschaffen möchte, muss damit rechnen, dass dieser bis zu 15 Jahre alt werden kann (der Durchschnitt liegt bei 10-13 Jahren). Kleinere Hunde leben meist länger als große. Das ist zwar einerseits eine recht kurze Zeit, weil man sich irgendwann von seinem lieben Vierbeiner verabschieden muss, andererseits aber verbringt man mit diesem Hund einen recht großen Lebensabschnitt.

Aber weiß man schon genau, wie die nächsten 10-15 Jahre aussehen werden? Gerade heute ist man flexibel wie nie: man kann mal hier mal dort arbeiten, eine Weltreise unternehmen oder einen tollen Job irgendwo auf der Welt annehmen. Was dann? Wer jung ist und noch viel in seinem Leben vorhat, sollte sich daher genau überlegen, ob dies momentan der richtige Zeitpunkt ist oder besser erst in ein paar Jahren.

Koffer packen mit Hund - Reisemagazin Bravebird

Mein aktuelles Beispiel: ich habe (wieder) alles verkauft und meine Wohnung gekündigt und würde jetzt am liebsten mal in einer NGO oder Organisation irgendwo auf der Welt reinschauen und mitwirken. Dafür müsste ich aber zum einen fliegen und zum anderen wäre ich wahrscheinlich Vollzeit in unsicheren Gebieten im Einsatz und all das geht mit Hund nicht. Meinem Hund zuliebe muss ich daher einen ganz anderen Lebensweg einschlagen und anders reisen als ich es mir aktuell eigentlich gewünscht hätte. Das ist kein Weltuntergang, aber es ist eben der Preis, den man zahlen muss.

2. Ein Hund kostet eine Menge Geld

Die Angaben, die man im Internet findet, lauten meist etwa 1-2 Euro pro Tag für einen kleinen Hund und 4-5 Euro pro Tag für einen großen Hund. Das halte ich für sehr optimistisch, denn die Ausgaben für einen Hund sind in der Summe immens und vor allem unvorhersehbar. Wenn es mal eine Zeit geben sollte, in der es einem finanziell nicht so gut geht, können diese Kosten eine hohe Belastung darstellen.

Futter: Mit Trockenfutter ist es im Schnitt wahrscheinlich günstiger als mit Nassfutter. Wer Rücksicht auf die Tiere, die für Hundefutter sterben müssen, nehmen möchte, kauft hochwertigeres Bio-Futter und das kostet i.d.R. deutlich mehr. Alternativ gibt es Insektenfutter oder auch vermehrt veganes* Futter. Und dann kaufen die meisten noch jede Menge Leckerchen, die ebenfalls ins Geld gehen können.

Tierarzt: Abgesehen von den regelmäßigen Tollwut-Impfungen alle 1-3 Jahre sind noch weitere Impfungen sinnvoll bzw. notwendig. Dann kommen noch Wurmkuren bzw. die Tests hinzu. Teuer wird es dann, sobald eine Krankheit, ein Unfall oder eine Operation hinzukommen. Eine OP, spezielle Medikamente, Röntgen, Ultraschall und was es sonst noch beim Tierarzt gibt – all das kann bei manchem Hund ein großes Loch in den Geldbeutel reißen und in die Tausende gehen.

Fahrradfahren mit Hund auf Reisen - Reisemagazin Bravebird
So ein Fahrrad-Hundeanhänger ist superklasse, kostet aber auch 180 Euro

Zubehör: Meist sind es Kleinteile, die aber in der Summe ordentlich Geld verschlingen können. Körbchen, Decken, Spielzeug, Leine, Halsband, Transportbox, Näpfe, Trenngitter für’s Auto, Wintermantel und dann noch sehr viel Zeug, das man am Ende dann doch nicht oder extrem selten braucht. Hundeschule nicht zu vergessen, die man mit jedem Hund mindestens für die Basics besuchen sollte.

Haftpflichtversicherung: Die Haftpflichtversicherung ist Pflicht und kostet um die 40-70 Euro im Jahr. Eine Krankenversicherung für Hunde kann je nach Eintrittsalter zwischen 250-1.200 Euro im Jahr kosten und sollte man abwägen.

Hundesteuer: In einer Großstadt wie Köln kostet ein Hund 156 Euro im Jahr; je nach Stadt bzw. Kreis muss man in Deutschland mit 80-180 Euro im Jahr rechnen. Je nach Bundesland braucht man für seinen Hund einen Sachkundenachweis, wenn er ausgewachsen mind. 20 kg schwer oder 40 cm hoch ist. Kosten hierfür liegen bei 80 Euro und mehr.

Unterkünfte: Wenn man vielleicht eigentlich günstig unterwegs sein möchte und im Hostel im Mehrbettzimmer schlafen würde, muss mit Hund darauf verzichten und ein Einzel- oder Doppelzimmer buchen. Das kann die Übernachtungskosten pro Nacht unter Umständen verdoppeln. Auch nehmen manche Unterkünfte eine Gebühr für die Mitnahme eines Hundes.

Reisen mit Hund - Darauf solltest du achten - Reisemagazin Bravebird

Hundepension: Wer seinen Hund während der Reise lieber zu Hause lässt, kann ihn in einer guten Hundepension unterbringen. Kosten liegen hier meist bei 20-30 Euro pro Tag und das ist nicht wenig, zumal der eigene Urlaub schließlich auch noch eine Menge Geld kostet. Unbedingt auf eine gute Pension achten – mein erster Hund ist in einer Pension während meiner Reise an einer Magendrehung gestorben.

Fazit: Die meisten Beträge sind eher klein und fallen daher nicht so auf. Ich würde für meine mittelgroße Hündin schätzen, dass ich bisher in den 7 Jahren für Futter, Leckerchen, Tierarzt mit OP, Impfungen usw., Zubehör, Versicherung und Steuer durchschnittlich etwa 7 Euro pro Tag ausgegeben habe. Das allein sind 2.500 Euro im Jahr und somit insgesamt bisher 17.500 Euro.

3. Ein Hund kann eine Reise enorm beeinflussen

Egal, ob man mit dem Auto, Zug, Mietwagen oder Camper unterwegs ist: es gibt viele Situationen, die mit Hund anders ablaufen als ohne. Und was noch hinzukommt und wirklich wichtig ist: Die Reise sollte auch dem Hund gefallen und ihn nicht über Gebühr stressen. Jeder Hund ist anders und mit dem Wissen um seine Stärken und Schwächen sollte man auch die Reise planen.

  • Hitze und Kälte: Besonders der Sommer und der Winter sind je nach Reiseland nicht einfach. Bei hohen Temperaturen kann man seinen Hund nicht mal für wenige Minuten im Auto zurücklassen, um z. B. kurz einkaufen zu gehen. Bei niedrigen Temperaturen ist es nicht ganz so schlimm, aber Kälte im Auto kommt für längere Zeit auch nicht gut. Unterwegs kann das sehr anstrengend sein – für Hund und Halter:in.
  • Museen, Restaurants, Strände, Parks und Sehenswürdigkeiten: Hunde dürfen nicht überall mit rein und wenn es dann temperaturbedingt nicht möglich ist, den Hund sozusagen für eine Weile im Auto zu parken (viele Hunde können auch nicht allein in der Unterkunft bleiben wg. Bellen, Jaulen etc.), muss man auf die Besichtigung oder den Restaurant-Besuch verzichten.
  • Hunde brauchen viel Schlaf: Wer seine Tage auf Reisen gerne aktiv gestaltet, wird berücksichtigen müssen, dass ein Hund je nach Veranlagung zwischen 17-20 Stunden Schlaf am Tag braucht! Eine Tageswanderung ab und zu ist sicher kein Problem, aber den Hund Tag für Tag überall mit hinschleppen sollte man ihm eher nicht antun.
Hunde brauchen auch auf Reisen viel Schlaf - Reisemagazin Bravebird
Superwichtig: die tägliche, große Ration Schlaf
  • Stress, Durchfall & Co.: Auch Hunde können reisekrank werden. Auf dem Boot, im Auto, auf der Fähre… und das kann sich unterschiedlich äußern. Hecheln, Durchfall, Magen-Darm-Verstimmungen, Zittern oder Unruhe, was enorm stressig ist. Unter Umständen muss man die Reise ändern oder sogar unterbrechen. Hier lohnt sich ggf. ein Medikament bzw. Beruhigungsmittel vom Hausarzt.
  • Citytrips: Mit Hund durch die Stadt mit vielen Menschen zu laufen ist für alle Beteiligten anstrengend. Selbst ein Hund, der damit eher keine Probleme hat, wird es dennoch nicht gerade lieben. Daher fallen bereits viele Reiseziele und -aspekte einer Reise, wie man sie eigentlich geplant hätte, weg.
  • Wesentlich mehr Gepäck: Für den Hund braucht man nicht selten einen eigenen Koffer. Decke, Körbchen, Handtücher, Näpfe, Futter, Medikamente, evtl. Transportbox, Spielzeug, Leckerchen. Wer sich an das Verreisen im Zug mit Hund herantraut, wird schnell merken, dass das schon etwas herausfordernd sein kann und man am liebsten noch eine weitere Hand hätte, die die Leine hält.
  • Jagdtrieb und Unverträglichkeit mit anderen Hunden: Wenn ein Hund einen starken Jagdtrieb hat, muss man ständig auf der Hut sein. Nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und der Hund rennt kilometerweit einer Wildschwein- oder Reh-Herde hinterher oder kann durchaus auch der Katze oder dem Huhn in der Unterkunft Probleme bereiten. Wer einen Hund hat, der sich nicht mit anderen verträgt, wird möglicherweise auch diverse nicht so entspannte Momente unterwegs haben.
Reisen mit Jagdhund - Reisemagazin Bravebird
Meine Hündin ist 24/7 aufs Jagen eingestellt, was leider sehr viel Kontrolle bedarf
  • Nachts raus… Diesen Aspekt sollte man nicht unterschätzen! Nicht immer ist man in Städten oder Regionen, die 100% sicher oder beleuchtet sind. Wenn der Hund dann mal nachts raus muss oder wegen Durchfall gleich mehrere Male, kann das sehr unangenehm sein. Ich habe hier schon viele Zitterpartien hinter mich gebracht, die heute sogar meine Wahl der Unterkunft beeinflussen.

4. Viele Reisen sind nicht oder nur eingeschränkt möglich

Bei Hotels und Ferienwohnungen sind meiner Erfahrung nach meist etwa die Hälfte der angebotenen Unterkünfte mit Vierbeinern möglich. Das ist schonmal ok, wenngleich oft besondere Boutique- oder Design-Hotels wegfallen. Auch die meisten Campingplätze akzeptieren Hunde. Aber es gibt auch einige Reisen, Reisearten und diverse Verkehrsmittel, die eine Reise deutlich erschweren oder sogar unmöglich machen.

Gerade die nachhaltigen Reisemöglichkeiten sind entweder schwer umsetzbar, gar nicht erst möglich oder extrem teuer, was ich sehr schade finde.

  • Länder: In manchen Ländern gelten besondere Vorschriften wie z. B. eine 2-wöchige Quarantäne in Island oder Australien, aber letzteres Ziel dürfte wohl durch die extrem lange Flugzeit ohnehin ausscheiden.
  • Reise-/Fernbus: Die gängigen Unternehmen wie Flixbus & Co. akzeptieren (meines Wissens) keine Hunde im Bus, diese Reiseart scheidet daher komplett aus.
  • Zug: Geht, aber man hat eine Menge Gepäck mitzuschleppen. Wenn der Hund kostenfrei bei der DB mitfahren soll, muss er in einer Box untergebracht sein. Ansonsten muss man ein Kinder-Ticket kaufen. Bei Nachtzügen muss man in der Regel ein ganzes Abteil buchen, was ganz schön ins Geld gehen kann.
Mit Hund im Fahrradabteil - Reiseblog Bravebird
Nur selten hat man das Glück, mit Gepäck und Transport-Box ein großes Abteil zu finden
  • Flugzeug: Die Unterbringung im Frachtraum (also ab einem Gewicht von ca. 7-8 kg aufwärts) sollte man einem Hund möglichst ersparen. Gerade bei langen Flügen muss er zwangsläufig in die kleine Box, in der er liegt, sein kleines oder großes Geschäft machen und dann ist die Umgebung auch nicht die schönste. Auf mögliche Gefahren bin ich in diesem Artikel eingegangen.
  • Krankheiten: Besonders in vielen südlichen Ländern lauern diverse Infektions-Krankheiten, von denen manche tödlich sein, die Lebensdauer deutlich verkürzen oder zu lebenslanger Einnahme von teuren Medikamenten führen können. Einen Überblick über potentielle Krankheiten in Europa (vorwiegend rund ums Mittelmeer) gibt’s auf Parasitus Ex. Nordeuropa eignet sich für das Reisen mit Hund daher eher als der Süden. Ob man das verantworten möchte, muss letztendlich jede:r selbst entscheiden.

Wie alles im Leben hat auch das Leben mit Hund viele Vor- und Nachteile. Ich bin seit etwa zwanzig Jahren Hundebesitzerin und Conchi ist mein 4. Hund. Für meine früheren Hunde hatte ich zu wenig Zeit und muss rückblickend sagen, dass ich das nicht nochmals so machen würde. Daher war es mir bei diesem Hund wichtig, dass ich ihn überall mit hinnehmen kann und er so gut wie nie alleine sein muss. Aber nichtsdestotrotz: vieles ist eben nicht so leicht, stressfrei und angenehm und das sollte man wissen und abwägen, wenn man z. B. noch unerfahren mit der Hundehaltung ist. Ich hoffe, dieser Artikel hat ein wenig zur Entscheidungsfindung beigetragen.

Nützliche Links und Informationen:

  • Vegane Ernährung: Dem Thema hat sich Niko Rittenau mehrfach gewidmet und hier sind einige Beiträge sehr interessant und hilfreich wie z. B. seine Kritik zu Äußerungen von Martin Rütter mit Quellen. Alternativ auf Youtube einfach die Suchworte „Niko Rittenau Hund“ eingeben. PS. Der älteste Hund der Welt wurde über 25 Jahre alt und wurde vegan ernährt.
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  • Hallo liebe Ute,
    in Deinem Artikel ist alles enthalten, was man als Hundebesitzer:in beachten sollte. Besonders der Kostenfaktor ist nicht zu unterschätzen. Unser Max war schon sehr krank, als wir ihn aus dem Tierheim holten, viele falsche Behandlungen und Medikamentengabe, ganz zu schweigen von den vielen Überimpfungen, alles von der Tierärztin des Tierheims. Es hat uns viel Geld und Zeit gekostet, aber mit unserem Tierarzt haben wir vieles wieder hinbekommen. Mäxl war trotzdem nur 15 Monate bei uns, wir haben viel Geld ausgegeben, aber uns war es das wert, Max hatte wenigstens ein mal in seinen 16 Jahren ein richtiges Zuhause und war ein vollständiges (Rudel) Mitglied, konnte überall mithin. Wir haben alles ausgeschlossen, wo wir ihn nicht mitnehmen durften.
    Und das ist unserer Meinung nach auch der ausschlaggebende Grund, sollte es übrigens für jeden Tierhalter sein, man hat die komplette Verantwortung, ein Tier kann man nicht einfch beiseite schieben, zum einen versteht es das ganz und gar nicht, und zum anderem hat das ganz viel mit Verantwortung zu tun. Bei einem Tier trifft der Satz „in guten wie in schlechten Zeiten“ ganz beonders zu!
    Viel Spaß in Italien mit Conchi und liebe Grüße
    Joachim

  • Ja das stimmt , ein Hund kann richtig teuer werden. Unser leider mit 14 Jahren verstorbener Hund hat wirklich alles mitgenommen. Seltene Bakterien, Tumor (gutartig) in Melonengröße, Stimmbandlähmung (Nach der OP klang der Hund plötzliche wie eine Robbe) , … . Wenn man nur die Tierarztkosten zusammen rechnet bekommt man schon einen Kleinwagen.
    Daher bei unserer jetzt 5 Jahren alten Straßenkötermischung mit Versicherung, die zum Glück noch nicht in nötig war.

    Aber wie sagt das Sprichwort. „Ein Leben ohne Hund geht, macht aber keinen Sinn“ (Oder so ähnlich).

    lg Thorsten

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