Wer hätte gedacht, dass ein solch banaler Satz wie »You have to follow your heart!« tatsächlich in der Lage sein würde, mein Leben völlig umzukrempeln. Es begann vor vier Jahren auf der hawaiianischen Insel O’ahu, wo ich einen Surfer in einem Café kennenlernte. Sein Leben hätte nicht anders sein können: Er hatte weder Geld noch Besitz, aber er besaß etwas anderes für mich sehr Begehrenswertes: Totale Freiheit!
Schon viele Jahre träumte ich von fernen Reisen, vom kreativen Arbeiten und nicht mehr im Hamsterkäfig gefangen zu sein, aber da war immer diese unüberwindbare Angst vor dem Ungewissen. Es gab einfach zu viele Fragen, auf die ich keine Antworten fand. Und nun saß ich neben einem völlig fremden Mann, dem ich meine Gedanken mitteilte. »Was soll denn schief gehen, wenn du alles aufgibst?« fragte er. Ich zählte meine Bedenken auf. Er lächelte:
»Du wirst auch ohne Besitz und Geld nie ganz untergehen. Es wird dir immer geholfen werden und es gibt immer eine Lösung, glaub’ mir. Folge einfach deinem Herzen!«
Zwei Tage später stand ich in meinem Kölner Büro und war nach 16 stressigen Arbeitsjahren von nichts anderem mehr überzeugt, als dass die Kündigung der richtige Schritt sein würde. Zehn Monate später war ich komplett frei. Keine Wohnung und keinen Job mehr – nur noch ein gut gefülltes Bankkonto aus Erspartem und dem Erlös der verkauften Sachen. Hiernach erfüllte ich mir gleich einen weiteren großen Traum: eine einjährige Weltreise.
Das wilde, tägliche Gedanken-Karussell
Genauso wie ich damals leiden viele heute unter dem Gefühl der Orientierungslosigkeit. Soll man wirklich immer so weitermachen bis zur Rente? Ständig im Hamsterrad rennen, ohne etwas Sinnvolles zu tun? Oder gibt es da etwas Besseres? Habe ich eigentlich eine Berufung? Wie könnte ich erfüllend Geld verdienen? – Fragen, die nach Antworten schreien und den sachlichen Verstand auf Hochtouren treiben, der uns mit seinem übertriebenen Sicherheitsbedürfnis selbst die kleinsten Träume ausreden möchte.
Mit dem Leben, das die meisten Menschen um mich herum führen, lebe ich also sicher und angepasst. Ich werde wahrscheinlich selten anecken, aber mit diesem Lebensstil wird es höchstwahrscheinlich auch wenig Bewegung geben. »Träume sind Schäume« heißt es schließlich. »Man muss viel leisten, um im wahrsten Sinne des Wortes viel zu verdienen.« haben die meisten bereits in der Kindheit eingetrichtert bekommen. »Das zu machen, was alle anderen auch machen, kann zumindest nicht schaden.« wissen wir.
Je weniger freie Zeit man hat, umso seltener kommen Sehnsüchte und Träume an die Oberfläche. Sie werden im Rausch der alltäglichen »Ich muss«-Formel bereits im Keim erstickt. Je mehr Zeit man wiederum hat, umso mehr wird der Verstand sich bemühen, uns in der Komfortzone zu behalten. Am besten bleibt alles so wie es ist, dann kann auch nichts schiefgehen. Und sachlich zu entscheiden kann erfahrungsgemäß nicht falsch sein. Beide Seiten hören sich nicht sonderlich erfüllend an, oder? Also wo liegt die Lösung?
Die inneren Stimmen unterscheiden lernen
Früher habe ich meine Gedanken einfach als großes Ganzes gesehen, ganz nach dem Motto »So bin ich eben«. Nachdem mir aber mehr und mehr klar wurde, wie stark mich diese negative Stimme von den erfüllenden Dingen des Lebens abhält, musste sich etwas ändern. Es konnte nicht sein, dass etwas in mir derart Kontrolle über mich haben und mich ständig blockieren kann. Ich wollte bewusste Entscheidungen treffen und das ohne Einflüsse von äußeren Meinungen, Erfahrungswerten oder ähnlichem.
Es galt also, den Verstand als meinen sachlichen und kritischen Berater von meinem Herz als mein Zentrum für Sehnsüchte, Träume und Leidenschaft voneinander unterscheiden zu lernen. Das Training geht eigentlich ganz einfach. Ich muss einfach ein Sehnsuchts-Wort in den Raum werfen und sehen, was dazu als Resonanz in meinem Kopf ausgelöst wird. Das Positive, Leichte, Freudige ist meistens das Herz – das Kritische, Hinterfragende, Sicherheitslastige der Verstand.
Das Problem am Verstand ist, dass er nicht immer objektiv ist. Er hat zu einem Thema irgendwo irgendetwas aufgeschnappt oder erfahren und hält es für seine Wahrheit, die oftmals nichts oder wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat. Er beginnt bereits in der Kindheit mit der Anlage eines Repertoires an Glaubenssätzen, die unser Leben stark beeinflussen können, z. B.: Freund geht fremd = Männer sind schlecht, ich kann keinem vertrauen etc. Dabei war es nur ein spezieller Mann, dessen Verhalten zukünftig aber auf alle Männer übertragen wird.
Dem Leben vertrauen?
Wir empfinden unser Dasein oft als schwer, problematisch oder umständlich. Ohne Leistung ist man nichts wert, glauben viele. Und um in der heutigen Gesellschaft etwas darzustellen, muss man viel arbeiten und das Verdiente entsprechend zur Schau stellen, sei es in Form von Kleidung, Auto, Wohnung oder ähnlichem. Aber am Ende ist das nur ein von vielen Menschen gelebtes Gedankenkonstrukt. Wer glücklich und erfüllt ist, braucht diese Form von äußerlicher Anerkennung von anderen gar nicht.
Es geht daher vielmehr um ein Umdenken. Was wäre denn, wenn ich mich nicht an Normen halte? Nicht dieses oder jenes tragen, haben oder fahren muss, um von anderen gemocht oder anerkannt zu werden? Nicht der Masse folgen brauche, sondern nur dem folge, was mein Herz mir sagt? Würde mein Herz mich wirklich fehlleiten oder mich sogar ins Verderben treiben (wie der Verstand sorgenvoll einwenden würde)? Warum vertrauen wir auf Werbung und Industrie, aber nicht uns selbst?
Würde es nicht Sinn machen zu hinterfragen, warum die eine oder andere unausgelebte Sehnsucht so lange schon so groß ist? Und warum sollte jeder Mensch in dieses eine, klassische 0815-Raster passen? Gerade in der heutigen Zeit mit einem derart schnellen Wandel und schnell fortschreitender Industrialisierung fallen die klassischen Arbeitsplätze nach und nach weg und verlangen nach neuen, innovativen Berufen und Menschen, die inspirieren und ihre Persönlichkeit ausleben. Dafür sind wir hier!
Zu viele Leute arbeiten zu viele Wochenstunden in Jobs, die sie hassen, um sich Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen, damit sie Leute beeindrucken können, die sie nicht mögen.
Nigel Marsh, Autor
Den Schlüssel zum Herzen finden
Wer mit der Unterscheidung der beiden Stimmen von Herz und Verstand Schwierigkeiten hat, braucht möglicherweise etwas mehr Zeit und Übung. Besonders für Männer ist das meist alles andere als einfach, weil man als Mann schon in der Kindheit lernt, keine Schwächen zu zeigen, immer stark zu sein und Gefühle als ein Frauending abzutun. Wir leben heute in einer Schubladen-Gesellschaft, in der in erster Linie zählt, was “man” bzw. die Allgemeinheit macht und nicht, wonach einem selbst einfach gerade mal ist.
Alles dreht sich um Effizienz und Leistung und wir brauchen ständig Begriffe, um uns einzuordnen und damit etwas zu verkörpern. Ich möchte dir hiermit eine “Welt” ans Herz legen, die sich außerhalb dieser mechanisierten Sichtweise abspielt. Notiere deine Sehnsüchte einmal auf einem Blatt Papier oder schreibe einfach eine kurze Story darüber, wie ein Tag in deinem Wunsch-Leben aussehen würde. Wie fühlt sich das an? Und wie stark weicht das auf dem Papier von deinem aktuellen Leben ab?
Von den anderen zum Ich
Nichts zählt heute so viel wie das, was andere machen. Anstatt unser eigenes Ding durchzuziehen, beschäftigen wir uns mit Vergleichen und Angleichen. Uns fällt etwas ein, dann schauen wir erst, wie und ob andere es auch so oder so ähnlich machen und dann legen wir los. Meist wird dabei gar nicht mehr hinterfragt, sondern einfach gedankenlos nachgemacht. Weil alle es so machen – oder zumindest die meisten -, kann das zumindest nicht falsch sein. Aber eine Innovation ist das nicht.
Andererseits wollen wir eigentlich individuell und besonders sein, was in dieser Konstellation schwer möglich ist. Auch auf großen Erfolg brauchen wir auf diese Weise nicht hoffen. Wer seinem Herzen folgt, geht eigene Wege. Er verlässt sich darauf, dass sein ganz eigener Weg nicht nur für ihn richtig ist, sondern auch für die Allgemeinheit. Er kann einen außerordentlichen und sehr individuellen Beitrag leisten, ohne dass ihn mögliche Kritik für sein Tun beeinträchtigen werden.
Warum du deinem Herzen folgen solltest!
Vor einem Jahr habe ich mich endlich von dem Glaubenssatz getrennt, dass das Leben schwer sein muss. Ich bin sicher nicht auf die Welt gekommen, um bis zur Erschöpfung zu arbeiten. Oder um anderen Menschen besonders gefallen zu müssen. Andererseits allerdings auch nicht, um anderen Lebewesen (Menschen oder Tieren) Schaden zuzufügen. All das gibt es mit einer riesengroßen Portion Empathie als Geschenk, wenn man sein Herz für die Welt da draußen öffnet.
Heute ist mein Leben in vielen Bereichen wahnsinnig leicht geworden. Kommt ein Job oder ein Angebot rein, kann ich voller Vertrauen absolut zielsicher ja oder nein sagen. Wenn es sich nicht gut anfühlt, lasse ich es. Während mir das anfangs besonders aus finanzieller Sicht schwer gefallen ist, habe ich es einfach versucht – und es funktioniert! Diese Art zu leben öffnet Türen und Tore, die meinen Verstand ziemlich arbeitslos machen. Er ist für mich heute ein Berater und kein Entscheider.
Wenn ich in einer Sache nicht weiter weiß oder eine Sehnsucht nicht in Erfüllung gehen will, vertraue ich darauf, dass alles zu seiner Zeit kommt. Dadurch mache ich mir keinen Druck und wähle gute Alternativen, die erfahrungsgemäß im Nachhinein dann auch irgendeinen Sinn ergeben haben. Wenn ich mich selbst nicht unter Druck setze, bin ich entspannter und zufriedener mit mir und kann zugleich besser arbeiten. Und je weniger ich meinem Verstand zuhöre, umso weniger wird mein Selbstwertgefühl in die Ecke gedrängt.
Klingt alles ein bisschen weichgespült? Das ist wieder der Verstand (manche nennen es auch das Ego), der einem diese lebendige Freiheit nicht zugestehen möchte. Versuch’ es einfach mal bei kleinen Dingen, achte mehr auf deine Gefühlswelt und nicht so sehr auf das, was andere sagen oder machen. Konzentriere dich mal nur auf deine Bedürfnisse und Gefühle – sie werden dich schneller und besser zu deinen Zielen bringen als alles andere <3
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