10 Gründe, warum Vanlife nicht nachhaltig ist
Das Reisen im Wohnmobil boomt: allein von 2015 bis 2021 legte der Bestand an Wohnmobilen in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts um 73 % zu. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit assoziierte man Campingplätze mit wenig attraktiven Feinripp-Unterhemden und weißen Tennissocken in Adiletten. Das hat sich allerdings in wenigen Jahren massiv verändert, wie man der Statistik entnehmen kann.
Mittlerweile wird der Roadtrip im eigenen Wohnzimmer als der perfekte Reise-Lifestyle angepriesen. Kaum ein Reiseblog oder bekannte:r Influencer:in hat noch keine Reise damit unternommen und Sehnsuchtsfotos mit überschwänglichen Worten in den sozialen Kanälen verbreitet. Viele Influencer:innen nennen inzwischen einen eigenen, über 3 t schweren Van ihr Eigen; vergleichbar mit Größe, Gewicht und Verbrauch eines Lieferwagens.
Aber auch Magazine und Bücher springen auf den Trend auf. Ohne Flugscham durch Europa fahren und die große Freiheit leben. Übernachten mitten in der Natur passt vermeintlich zum modernen Umweltbewusstsein. Aber ist dieser sich durch Social Media potenzierende Lifestyle in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wirklich so nachhaltig, wie es Magazine, Bücher und Influencer:innen darstellen?
Auch in dem neuen Buch „Green Adventures in Deutschland“ werden Vans und Geländewagen erwähnt und abgebildet. Im aktuellen Couch-Magazin werden ausschließlich drei riesige Vans vorgestellt. Von einem normalen Auto und Zelt zum Thema Camping ist irritierender Weise heute überhaupt keine Rede mehr. Ist denn ein alter oder neuer Van, Bus oder umgebauter Lieferwagen wirklich so „grün“?
Bevor es zu den vielfältigen Aspekten geht, zunächst zur Definition von Nachhaltigkeit:
nachhaltig = ökologisch + sozial gerecht
Unser Lebensstil hierzulande ist grundsätzlich nicht nachhaltig, weil schätzungsweise 99,9 % aller Deutschen weit über dem klimaverträglichen Budget von 2,2 t CO2/Jahr liegen. Im Durchschnitt liegt er in Deutschland weit darüber bei ca. 11,6 t CO2 pro Person. Bei regelmäßig Reisenden sogar bei über 16 t CO2. Allein der Konsum von tierischen Produkten verursacht bereits etwa 2 t CO2 pro Jahr pro Person; Heizen ebenfalls.
Es geht in diesem Fall beim Vanlife bzw. Reisen mit dem Wohnmobil allerdings nicht nur um die entstehenden Treibhausgase, sondern vielfältige weitere Aspekte, die ich nachstehend in ökologische und soziale Faktoren unterteilt habe. Besonders wichtig finde ich hier den gesamtgesellschaftlichen Hintergrund sowie die Zukunftsperspektive, wenn sich der Trend mit der aktuellen, starken Dynamik weiter fortsetzen wird.
Pariser Klimaschutzabkommen: „Die Treibhausgasemissionen des Verkehrs sollen bis zum Jahr 2030 um 40-42 % sinken, um die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, wenn möglich auf 1,5 °C zu begrenzen.“ – Das sind nur noch 9 Jahre!
Nun zu der Frage, warum Vanlife nicht als nachhaltig bezeichnet werden kann oder besser gesagt darf:
1. Es gibt kein nachhaltiges Auto
Allein für die Produktion eines einzigen, normalen Autos, das durchschnittlich 1,5 Tonnen wiegt, werden im Schnitt 70 Tonnen Materialien und Ressourcen verbraucht. (Quelle: VCOE) Bei einem mehr als 3 t schweren Wohnmobil inklusive Einrichtung fällt der Wert nochmals wesentlich höher aus. Ein kleiner Einblick über die „externen Kosten“ eines normalen Autos, die nicht im Kaufpreis enthalten sind:
Abgesehen von diesem enormen Ressourcenverbrauch bei der Produktion kommen ab dem ersten Kilometer mit dem Wohnmobil bzw. „Van“ Kraftstoffe (Benzin, Diesel, Biodiesel oder Autogas) zum Einsatz. Die Umweltkritik bei den herkömmlichen Kraftstoffen ist bekannt, bei Autogas wäre da das unverbrannt bleibende Methan, das lt. EWG auf 100 Jahre gerechnet bis zu 28x klimaschädlicher sein soll als CO2.
Lesenswerter Artikel diesbezüglich zu Biodiesel von Greenpeace und ein sehr wichtiger Artikel über Diesel, Ressourcen und Kinderarbeit vom Graslutscher. Ein wichtiges Buch diesbezüglich: „10 Milliarden“ von Stephen Emmott.
2. Jede Menge CO2-Emissionen
Fabian Bergk vom Institut für Energie- und Umweltforschung sagt in diesem Interview in der Taz: „Während Hotelübernachtungen immer grüner werden und auch die Pkws, mit denen man an- und abreist, werden die jetzt gekauften Wohnmobile ihre Bilanz nicht mehr verbessern, sondern mindestens die nächsten 15 Jahre rumfahren.“
Lt. einer Studie des IFEU Instituts fallen bei der Produktion und der Entsorgung eines neuen Reisemobils zwischen 15,2 t CO2äq (Kastenwagen) und 18,6 t CO2äq (größere und schwerere, vollintegrierte Reisemobile) an, die auf die jährlichen Emissionen der Kilometerlaufleistung aufgerechnet werden müssten.
Im Prinzip gibt es vier verschiedene Vanlife-/Wohnmobil-Typen: 1.) Im Wohnmobil lebend, ohne im Besitz einer Wohnung zu sein; 2.) Zweitwagen-Besitzer (Freizeitmobil); 3.) Mietcamper (temporäre Nutzung), 4.) Wohnmobil ist Alltagsauto.
Natürlich fallen bei allen Varianten CO2-Emissionen an, nur spart der- oder diejenige nur im Van lebend (Pkt. 1) wenigstens die Emissionen, die bei einer zusätzlichen Wohnung anfallen. Wer dann darüber hinaus keine weiten Strecken zurücklegt, lebt im Wohnmobil möglicherweise klima-/umweltfreundlicher als jemand, der in einer klassischen Wohnung lebt.
Die Wohnung im Jahr bei einem 2-Personenhaushalt verursacht 0,7 t CO2/Person. Wer das nicht überschreiten möchte, dürfte zu zweit in einem Van nicht mehr als 2.000 km im Jahr zurücklegen. Das ist gerade mal z. B. nur eine einzige Tour nach Slowenien und zurück. Wie viel CO2 man für die Reisestrecke(n) mit seinem Wohnmobil, Bus, Van oder Minivan verbraucht, lässt sich z. B. beim Kompensationsrechner von myclimate ausrechnen.
Hinzu kommen darüber hinaus noch umweltschädliche Verbrauchsmaterialien wie Motoröl sowie ggf. zusätzlicher Diesel-Verbrauch oder Gas zum Heizen.
3. Schädliches Mikroplastik
Wie die Statista-Grafik auf Basis von Schätzungen des Fraunhofer-Instituts zeigt, ist der Reifenabrieb von Pkw (pro Kopf gemessen) die Hauptemissionsquelle von Mikroplastik. Mikroplastik umfasst Partikel und Fasern. Mikroplastik haben Wissenschaftler bereits im Meer- und Trinkwasser und in Tieren nachgewiesen. Kürzlich wurden die kleinen Plastikpartikel auch in Schnee nachgewiesen.
Je mehr Strecke man mit einem schweren Fahrzeug zurücklegt und je schwerer ein Fahrzeug ist, umso mehr Mikroplastik gelangt in die Umwelt: in die Luft, in Trinkwasser oder in Nahrungsmittel – und schadet damit Menschen, Tieren und der Umwelt. Einmal emittiertes Mikroplastik ist lt. Fraunhofer-Institut aus heutiger Sicht kaum wieder entfernbar und in ihrer Problematik mit dem Klimawandel vergleichbar.
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
4. Abgase: Feinstaub, Stickoxide & Co.
Feinstaub: Wohnmobile fahren meist weite Strecken und produzieren dadurch auch eine Menge an Feinstaub. Nicht nur Abgase erzeugen Feinstaub, sondern auch der Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßen. Feinstaub ist gesundheitsschädlich und gilt als krebserregend. Mehr Informationen dazu in diesem Beitrag des Umweltbundesamts.
Stickoxide: In diesem aktuellen TV-Beitrag von Plusminus haben z. B. Messungen ergeben, dass Wohnmobile auf Fiat-Basis um das 20-fache mehr Stickoxide in die Umwelt ausstoßen als erlaubt. Dies betrifft wohl weit über hundertausend Wohnmobile in Deutschland. Lt. Statista stammen die meisten zugelassenen Wohnmobile hierzulande aus der Produktion des Automobil- und Nutzfahrzeugherstellers Fiat-Chrysler.
Stickoxide bergen Gesundheitsrisiken und schaden neben uns Menschen auch Pflanzen, Böden und Gewässern. Auch interessant der Artikel der Deutschen Umwelthilfe „Alarmierende Abgaswerte bei Wohnmobilen: Deutsche Umwelthilfe misst erneut erschreckend hohe Schadstoffemissionen„, hier ist neben dem Fiat Ducato auch vom VW T5 die Rede mit 19-facher Überschreitung der zulässigen Stickstoff-Werte.
Oldtimer stehen zwar gut dar, wenn man den Emissionswert für die Produktion auf seine lange Lebensdauer verteilt, allerdings sind insbesondere Fahrzeuge ohne Katalysator in Sachen Umwelt problematisch. Laut Tagesspiegel heißt es: „Ein einziger Oldtimer emittiere so viele Abgase wie bis zu 100 neue Autos.“ Das produzierte Kohlenmonoxid ist z. B. giftig und nur deshalb nicht akut gefährlich, weil es sich in der Umgebungsluft schnell verdünnt.
5. Wildcampen – Freistehen
Inzwischen gibt es Facebook-Gruppen mit zigtausenden Mitgliedern, Apps und unzählige Artikel, die es dem rasant wachsenden Publikum leicht machen sollen, jenseits von offiziellen Camping- oder Stellplätzen zu übernachten. Ist zwar eigentlich verboten, aber es gibt „Grauzonen“, wie es nahezu überall propagiert wird. Die Probleme dieser selbst gewählten Freiheit gehen oft auf Kosten der Natur:
Ölverlust: Gerade alte Autos sind gerne mal undicht und da kommt es vor, dass Öl in den Boden sickert, wenn man längere Zeit mitten in der Natur parkt. Schon kleine Mengen Motoröl können Boden, Wasser und Bodenmikroorganismen schaden.
Grillen und Lagerfeuer: Unter anderem dank offensiven Outdoor-Trendsettern auf Social Media, die regelmäßig Lagerfeuer im Wald oder am Strand (an beiden Stellen i.d.R. verboten) als das ultimative Highlight beim Campen featuren (Stichwort Mikroabenteuer), erhöht sich die Gefahr von Waldbränden. Meist verbleiben auch Müll, Flaschen, Einweggrills und Essensreste dort. Wildtiere können nicht abschätzen, ob der Grill-/Feuergeruch harmlos ist oder der Wald brennt. Eine schöne Reportage dazu auf BR „Camping-Boom – von illegalen Wildcampern und dem Gefühl von Freiheit„.
Wildtiere: Sie verlieren bereits durch die derzeit massive Abholzung riesige Flächen an natürlichem Lebensraum. Je mehr Menschen dem stark wachsenden Trend dieser neuen „Freiheit“ folgen und im Wald oder mitten in der Natur stehen und übernachten, umso mehr werden auch diese verbleibenden Rückzugsorte für Wildtiere eingeschränkt.
Fäkalien: Darmentleerung im Wald ist nichts Natürliches, wie man meinen mag. Und schon gar nicht, wenn immer mehr Menschen an bestimmten Orten ihre kleinen und großen Geschäfte verrichten. Wichtigster Hintergrund ist, dass unsere Ausscheidungen Bakterien, Viren und auch Rückstände von Medikamenten enthalten, die in der Natur nichts zu suchen haben. Ausführlich wird das in diesem Artikel auf Bergfreunde erklärt. Die beliebten Feuchttücher, die man überall massenhaft im Wald finden kann, bauen sich übrigens erst nach 5-10 Jahren ab; die darin enthaltenen Chemikalien verunreinigen das Grundwasser.
Aber auch noch ein anderes Problem ist seit Corona und überfüllten Campingplätzen hinzugekommen: Manche Wohnmobil-Besitzer entleeren ihren Fäkalienbehälter/ihre Chemietoilette irgendwo in der Natur, was nicht nur strafbar, sondern in Sachen Umwelt eine echte Katastrophe ist, weil die Chemie in diesem Behälter der Natur massiven Schaden zufügt. Ein Beispiel kann man sich mal live in diesem TV-Beitrag im BR anschauen.
Müll: Da gibt’s nicht viel zu sagen, was nicht jeder/m bekannt wäre; es ist ein extremes Problem! Und da geht es nicht nur um Plastikmüll, Einweggrills und sonstigen Kram, sondern auch um stark gewürzte Grillreste und Knochen, die viele Menschen einfach liegen lassen, um den Wildtieren und Vögeln „was Gutes zu tun“.
Waschmittel, Spüli, Seife & Co.: Nicht alle Wildcamper verwenden Naturkosmetik oder achten auf biologisch abbaubare Seife, Spülmittel und Shampoo, wodurch beim Duschen oder Wäschewaschen am Fluss oder im See umweltschädliche Substanzen und/oder Essensreste ins Wasser gelangen.
6. Massentourismus mit Folgen für Orte und Bewohner
In Facebook-Gruppen und Magazinen wird beim Thema Vanlife und Wohnmobil-Urlaub immer von Glück und der „großen Freiheit“ gesprochen. Wer nicht auf einem in der Hochsaison überfüllten Campingplatz übernachten möchte, sucht sich daher einen Platz mitten in der Natur (wenngleich wie erwähnt meist nicht erlaubt). Wer am Meer stehen möchte, ist dann auch oft alles andere als allein und die Folgen kann man z. B. bei der Entwicklung an Portugals Küsten sehr gut erkennen, wo Deutsche gerne überwintern.
„Lt. Aussagen von Menschen vor Ort sind ganze Klippenbereiche von Kot übersät. Außerdem haben immer mehr Freisteher den eigenen Müll nicht mehr ordentlich entsorgt und auf den Stellplätzen einfach zurückgelassen oder in der freien Natur entsorgt.“, berichten Portugiesen über Wohnmobil- und Vanlife-Reisende (nachzulesen in diesem Artikel). Konsequenz: Seit Anfang 2021 stellen Übernachtungen im Kfz oder Zelt in der Natur eine Umweltstraftat dar. Mögliche Geldstrafen: 200 bis 36.000 Euro.
An vielen weiteren Stellen klagen die Bewohner und Regionen über die negativen Ausmaße des Hypes: „Rücksichtslose Wildcamper überall in Bayern„, „Die Plage aus Blech und Plastik„, „Wie viele rollende „Individualisten“ verträgt Bayern?„, „Wohnmobile fluten touristische Orte in Rheinland-Pfalz„
7. Straßen- und Bodenschäden durch hohes Gewicht
Wer hätte damals beim Brücken- und Straßenbau schon damit gerechnet, dass wir in der Zukunft mit einem supermodernen Lebensstandard immer schwerere, breitere Fahrzeuge fahren (wollen) statt leichtere, wendigere? Weder Straßen noch Brücken sind für die Massen an schweren Fahrzeugen heute gemacht: Last- und Lieferwagen durch immer mehr Konsum und Online-Shopping, die wachsende Anzahl über 2 t schwerer SUVs und auch die stetig steigende Anzahl von über 3 t und mehr schweren Wohnmobilen, Vans, Transportern und umgebauten Lieferwagen.
Regelmäßig wird seit Jahren in den Medien darüber berichtet, welche Schäden all diese schweren Fahrzeuge anrichten und welche immensen Kosten das verursacht. „Da ächzt der Asphalt!„, beim Ausparken werden Natursteine durch die Reifendrehung aus dem Boden gehebelt, vorhandene Löcher werden größer, auf Waldboden entstehen Spurrillen usw. Und die neuen Womo-Basisfahrzeuge werden auch noch immer schwerer, weil der Sicherheits- und Komfortbedarf steigt: Allradantrieb, Luftfederung, Markise, Klimaanlage, Satelliten-Anlage, Zusatzbatterien usw. usw.
8. Fördert Flächenungerechtigkeit
Wohnmobile zählen zu den normalen Fahrzeugen und können daher ohne zeitliche Begrenzung auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen abgestellt werden – zum Unmut vieler Anwohner, die oft händeringend nach einem Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnung oder ihres Hauses suchen. Nicht jede:r Womo-Besitzer:in möchte z. B. im Winter Geld für einen kostenpflichtigen Hallen- oder Stellplatz ausgeben, was das monatelange Besetzen eines öffentlichen Parkplatzes zur Folge hat.
Lt. einer Studie verbringen Autofahrer in deutschen Städten durchschnittlich 41 Std./Jahr mit der Parkplatz-Suche. Das verursacht pro Autofahrer im Jahr Mehrkosten in Höhe von 896 Euro, wenn man die verschwendete Zeit, den Benzinverbrauch und die zusätzliche Abgasbelastung in Betracht zieht. Je mehr Parkplätze also durch langfristig abgestellte Wohnmobile besetzt werden, umso mehr werden diese Zahlen und Abgase erhöht.
Hinzu kommt, dass Wohnmobile und größere Vans wesentlich mehr Platz in Anspruch nehmen als ein normales Auto und damit im geparkten Zustand ein Hindernis für Fußgänger, Radfahrer und andere Fahrzeuge im Straßenverkehr darstellen können. Bei all dem werden eine Menge Menschen eingeschränkt, obwohl sie mit dem Fahrzeug gar nichts zu tun haben.
Artikel zum Thema z. B. „Sichtbehinderung: Machtlos gegen Wohnmobile„, „Warum die Zweitwohnung auf Rädern nervt„, „Dauerparker vor der Tür nervt Anwohner„, „Dresden: Ärger um Wohnmobile„, „Freiburg: Anwohner von geparkten Wohnwagen genervt – und die Stadt gibt sich machtlos“ usw.
9. Höheres Sicherheits-Risiko für sich und andere
Je größer das Auto, umso schwieriger wird es für andere Verkehrsteilnehmer:innen, einen gute Sicht zu behalten. Wohnmobile behindern ebenso stehend wie fahrend die Sicht für andere: Fußgänger:innen, Kinder, Radfahrer:innen, andere Autofahrer:innen – alle sind durch ein großes Fahrzeug im Straßenverkehr benachteiligt.
Ein weiterer Faktor ist das hohe Gewicht, das durch eine hohe Beladung und Ausstattung durchaus auch mal die 3,5 t Gewicht überschreiten kann, was sich negativ auf den Bremsweg und die Fahrstabilität auswirken kann. Die Gefahr durch Reifenplatzer erhöht sich. Auch ist ein großes, langes Fahrzeug natürlich weniger übersichtlich als ein normales Kfz.
Und dann ist da nicht zuletzt die eigene Sicherheit, die besonders bei alten Fahrzeugen ohne Airbag, ABS, ESP stärker gefährdet ist. Oft fährt man zwar vielleicht nicht so schnell wie mit dem Alltagsauto, aber es gibt schließlich auch Wohnmobile mit weit mehr als 100 PS.
10. Veränderung des öffentlichen Raums
Autos belegen den größten Teil des Straßenraums. Jedes Jahr kommen noch hunderttausende Autos hinzu und das, obwohl sich viele Menschen mittlerweile über den Lärm, die schlechte Luft und die höhere Unfallgefahr beschweren. Bei der Planung der Mobilitätswende wird von einer massiven Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und autofreien Zonen gesprochen, aber wie soll das in den nächsten Jahren umgesetzt werden können, wenn es anstatt dessen immer mehr werden?
Egal, wo man heute hinschaut und egal, ob Stadt, Vorort oder Land – überall verdecken große, kastige Fahrzeuge unsere schöne Landschaft und Häuser. Es mag sein, dass der tagtägliche Anblick die Besitzer:innen selbst nicht stört. Die große Mehrzahl an Nachbarn und Anwohnern ohne solch ein Fahrzeug wird hier allerdings nicht gefragt.
Aber nicht nur der städtische Raum verändert sich durch die Vielzahl von parkenden und fahrenden, großen Wohnmobilen, Bussen, Wohnwagen-Anhängern und Caravans, sondern auch unsere Sehenswürdigkeiten und Landstriche. Nicht nur auf den Campingplätzen selbst, sondern in der gesamten Peripherie: auf Straßen, Rastplätzen und sonstigen freien Flächen. Tendenz wie gesagt steigend.
Für die Besitzer:innen steht hier sicher die Praktikabilität im Vordergrund; für Urlauber:innen und Genussmenschen ist dieser Anblick hingegen weit entfernt von natürlicher Idylle und Ästhetik.
Wie wollen wir zukünftig leben?
Auch das ist in Bezug auf das Thema Auto eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, die alle angeht. Wollen wir, dass immer mehr Wohnmobile, umgebaute Lieferwagen und Caravans am Straßenrand, auf Parkplätzen, am Waldrand oder dauerhaft in Vorgärten parken und damit das Stadtbild deutlich verändern? Mittlerweile dürfte es lt. Statista insgesamt ca. 2.500.000 Wohnmobile und Wohnwagen in Deutschland geben.
Je mehr Raum wir dem Auto und seinen Parkmöglichkeiten geben, umso mehr Flächen werden versiegelt (Buchtipp „Gärten des Grauens“). Je mehr Flächen asphaltiert, betoniert oder gepflastert werden, umso schlechter für Umwelt, Tiere und Pflanzen, wie man diesem Beitrag von Quarks eindrücklich entnehmen kann.
Und ist es im Sinne aller, dass zukünftig immer mehr Menschen überall anhalten, ihr Equipment ausbreiten, um dort zu kochen, Zähne zu putzen, abzuwaschen usw.? Möchten wir als Spaziergänger morgens an einem Parkplatz halten und Leuten dabei zusehen, wie sie gerade aus dem Wald von ihrem großen Geschäft zurückkommen und wir kurze Zeit später die großen Mengen Klopapier und Feuchttücher irgendwo liegen sehen?
Fazit: Vanlife ist nicht öko, grün oder nachhaltig
Egal, wie man es dreht und wendet: Reisen mit einem Auto ist in keiner Weise nachhaltig und damit weder ökologisch noch sozial gerecht. Man kann mit einem Wohnmobil in Urlaub fahren, aber es ist weder richtig noch okay, das Reisen mit Auto, Wohnmobil oder Caravan als „grün“ oder „umweltfreundlich“ zu bezeichnen oder sogar als solches zu bewerben.
Auch die #ecocamping-Werbung seitens Wohnmobil-Vermietern wie Camperdays, Roadsurfer, Camperboys & Co. stellt klassisches Greenwashing dar, da es nicht nur um CO2-Emissionen geht, sondern Wohnmobile und Vans wesentlich stärker in die Umwelt, Natur und soziale Strukturen eingreifen, wie es die oben beschriebenen Aspekte belegen.
Vanlife kann nachhaltiger als andere Reisearten sein, trotzdem ist es auf vielfältige Art und Weise nicht nachhaltig. Ebenso wie es keine nachhaltige Flugreise oder nachhaltige Kreuzfahrt gibt. Bedenklich dürfte zudem sein, dass viele Vanlife-Leute (die auf Campingplätze verzichten) bei dieser Reiseart das meiste Geld für Benzin und somit fossile Brennstoffe ausgeben und das ist inmitten der Klimakrise schon skurril.
Auch, wenn ich selbst diese Art zu reisen zwar praktiziert, aber nie als nachhaltig deklariert habe, möchte ich diesen Trend weder weiter unterstützen noch selbst fortsetzen und habe daher alle hype-verstärkenden Artikel und Fotos gelöscht, obwohl es meine Reichweite massiv reduziert und einen Verlust von Follower:innen bedeutet.
Andere Bloggerinnen mit Vanlife-Themen haben ebenfalls Konsequenzen daraus gezogen und ihren Blog und Kanäle komplett gelöscht, stillgelegt oder ihre Berichte den unschönen Veränderungen z. B. in Portugal inhaltlich entsprechend angepasst. Wer hätte 2014 schon ahnen können, dass daraus mal solch eine krasse Bewegung wird…
Warum werden wir über die kritischen Aspekte des Vanlifes so schlecht bzw. gar nicht in den Medien aufgeklärt?
Das lässt sich nur vermuten und meiner Meinung könnten vier Aspekte dafür verantwortlich sein:
- Zeitschriften, Magazine und Bücher möchten natürlich Umsatz machen und folgen Trends, die ihre Zielgruppe gerade interessieren und nicht zuletzt von meinungsbildenden Influencer:innen vorgelebt werden.
- Unbeliebtes Thema mit hohem Erregungspotential bei Auto-/Wohnmobil-Liebhabern
- Die Autoindustrie ist ein zahlungskräftiger Werbekunde
- Unwissen oder schlechte Recherche
Meine Anfragen bei Organisationen und Clubs, warum das Thema Umwelt und Wohnmobil/Van offenbar keine Relevanz hat, ergab seitens des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und des Lobbyverbands ADAC keine hilfreichen Erkenntnisse; der Verband der Automobilindustrie (VDA) sowie Agora Verkehrswende antworteten erst gar nicht.
Kritische Artikel findet man nur extrem wenige und auf das Gesamtpaket der Nachhaltigkeit in Bezug auf die zwingend notwendige Verkehrswende in Zeiten des voranschreitenden Klimawandels geht keins der klassischen Medien, Magazine oder TV-Formate in der notwendigen Tiefe ein. Etwas irritierend ehrlich gesagt.
- Die ZEIT: Sich bewusst machen, dass Autos nicht in die Natur gehören
- SPIEGEL: Sorry, aber der Bulli-Kult ist völlig außer Kontrolle geraten
- amazed mag: Wie viel Wahrheit steckt im Vanlife?
- Welt: Die Plage aus Blech und Plastik bedroht unsere Freiheit
- Der Tagesspiegel: Das falsche Versprechen der Freiheit
- NEU 05/2022 Welt: Als Camper unterwegs: Wie nachhaltig ist das Leben im Wohnmobil? (Paywall)
Wie lässt sich Vanlife nachhaltiger und umweltschonender gestalten?
Da dieser Artikel ziemlich lang geworden ist, hier nur ein paar Punkte in Kürze und bald dann mal ausführlicher in einem separaten Artikel:
- Kein neues neues Wohnmobil kaufen! (vgl. extremen Ressourcenverbrauch Pkt. 1)
- Das eigene Alltagsauto umfunktionieren, wenn möglich. Sitze oder Rücksitzbank raus oder Dachzelt mieten/kaufen. Alternativ gibt es auch Zeltanhänger.
- Keine „Vanlife macht so glücklich, ihr müsst das unbedingt auch machen“-Fotos in den sozialen Kanälen posten. Jedes Foto verstärkt den Hype.
- Über die diversen negativen Seiten berichten – die kommen gänzlich zu kurz!
- Strecke bzw. Entfernung der zur Verfügung stehenden Reisezeit anpassen: je kürzer die Reisezeit, umso kürzer die Strecke
- CO2-Emissionen kompensieren (z. b. bei myclimate); das ist zwar ein viel zu geringer Betrag für den Ausgleich des tatsächlichen Schadens (schön erklärt auf dieser Seite), aber besser als nichts
- CO2-Emissionen nicht mit „Bäume pflanzen“ kompensieren! Bis die kleinen Pflänzchen die hohen, entstandenen Emissionen abgebaut haben, vergehen Jahrzehnte – das sollte nicht Sinn der Sache sein. (Sofern die Pflänzchen überhaupt gepflanzt oder während des Waldsterbens gar nicht erst groß werden.)
- Je weniger Personen reisen, umso kleiner sollte das Fahrzeug sein. Je größer das Fahrzeug, umso mehr i. d. R. der Verbrauch, Reifenabrieb, CO2-Emissionen, Abgase etc. Zum Beispiel als Einzelperson in einem großen, 3 t schweren Wohnmobil/Van fahren und weite Strecken zurückzulegen, ist die am wenigsten nachhaltige Reiseart auf vier Rädern.
- Mietcamper bei privaten Mietplattformen (PaulCamper, Campanda, Share a Camper, Yescapa, Campanda, Erento etc.) buchen und nicht bei Unternehmen. Damit werden die ohnehin vorhandenen Camper-Vans effektiv ausgelastet und hindert Unternehmen am Kauf weiterer ressourcenintensiver Neuwagen.
- Eigenen Van über private Mietplattformen vermieten, um den Neukauf von weiteren Wohnmobilen zu reduzieren.
- Den Mietcamper mit öffentlichen Verkehrsmitteln abholen.
- Bei einem Mietcamper ein Fahrzeug mit Katalysator auswählen.
- Bei einem Mietcamper kein Fahrzeug auswählen, das vom Abgasskandal betroffen ist (s. Punkt 4).
- Auf regulären Camping- oder Stellplätzen oder Bauernhöfen übernachten – nicht irgendwo wild in der Natur. Noch besser Eco-Camping.
- Sofern noch Sitzplätze im Auto auf einer längeren Strecke frei sind, Mitfahrgelegenheiten anbieten (z. B. auf bessermitfahren.de, fahrgemeinschaft.de o.ä.).
- Nicht in Bächen oder Seen mit Hygieneprodukten duschen, Wäsche waschen oder was auch immer…
- Chemie-Toilette ins Auto packen oder eigenen Kot draußen (wie Hundekot) nach dem Geschäft in eine Plastiktüte packen und mitnehmen.
- Keine Feuchttücher verwenden bzw. weder in der Natur noch in der Toilette entsorgen.
- Keine Lagerfeuer auf dem Boden machen und schon gar nicht auf Social Media posten.
- Katalysator nachrüsten, falls nicht vorhanden.
- Tausende Kilometer runterrocken ist heute kein cooler Lifestyle oder Status mehr. Daher besser nicht mit Zahlen brüsten.
- + die ganzen 0815-Klassiker, wie sie überall beschrieben werden wie keinen Müll wegwerfen, wiederverwendbare Beutel, Kaffeebecher und Lunch-Boxen verwenden, etc. etc.
Ist Vanlife nach den Corona-Lockerungen sozial gerecht?
Hotels und Unterkünfte sind nach der langen Zwangspause dringlicher auf Einnahmen angewiesen als je zuvor. Wenn nun plötzlich sehr viele Menschen auf Camper, Caravan und Mietcamper umsteigen, die vorher in Unterkünften übernachtet haben, wäre das mehr als unglücklich für Hotels, Hostels und Ferienwohnungen. Hotels sind zwar oftmals nicht besonders klimafreundlich; ohne Einnahmen werden sie es aber noch schwerer haben, diesbezüglich zukünftig Verbesserungen in die Wege zu leiten.
Hier wäre meiner Meinung nach an dieser Stelle der soziale/solidarische Gedanke wichtiger als der Umweltaspekt. Ein Hotel lässt sich auch meist prima mit dem Zug erreichen und ist vielleicht in diesem Sommer wesentlich entspannter als ein überfüllter Camping- oder Stellplatz. Ferienwohnungen sind als Selbstversorger mit längerem Aufenthalt umweltfreundlicher als Hotels. Worauf es bei AirBnb zu achten gilt in Sachen Großstadt, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst: Kritisch buchen: Worauf man bei AirBnb achten sollte.
Wer es bis hier unten geschafft haben sollte, kann sich jetzt noch von Harry G auf Youtube mit „Nicht wild campen“ berieseln lassen.
Kommentare
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„der lokale Tourismus leidet unter den Campern. Man möchte zwar in zb. Portugal Urlaub machen, lässt aber dort sein Geld nur an Tankstellen und in Supermärkten. Der lokale Tourismus und damit meine ich auch die Menschen die dort Arbeiten (Apartments, Hotels, Restaurants, und natürlich auch Öffis) hat nix von den vielen Campern die meist selbst kochen und in der freien Natur übernachten.“
Das kann man aber so nicht stehen lassen, die allermeisten Wohnmobilisten, die schon länger dabei sind, gehen gerne Essen. Nicht zuletzt deswegen funktioniert Wohnmobil-Dinner…
Viel Schlimmer sind da wohl die All-Inclusive-Reisenden, die von der Umgebung respektive den lokalen Restaurants so gut wie nichts zu sehen bekommen, warum auch, das Schlachthaus-Buffet steht ja parat.
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Vielen Dank für diese enorme Rechercheleistung und Respekt vor dem Ziehen persönlicher Konsequenzen!
Ein hoffentlich noch viel Beachtung erhaltender Kontrapunkt zu der Instagramisierung dieser Art des Reisens.Die einzige Art, wie ich mir Vanlife als nachhaltig vorstellen kann, ist als Ersatz zu einer Wohnung oder einem Haus. Und wenn man den Van selten bewegt, sondern länger an einem Ort bleibt.
Aber leider haben die meisten Leute nicht nur beides, Van und Haus, sondern dazu mindestens ein weiteres Auto.Und als Tramper möchte ich die Empfehlung Nr. 15 noch ergänzen: Haltet an und nehmt Tramper mit, wenn Ihr schon mit so einem Riesenteil rumkutschiert!
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Liebe Ute, müssen wir uns wirklich alles immer madig machen, reden und schreiben. Die ganze grün gewaschene Agenda, die 1,5 Grad Panik erinnert doch so frappant an die vielen bereits nicht eingetroffenen Doomsday Szenarien, das man hellhörig werden muss. Die Idee, dass die Entwicklung des Klimas im deutschsprachigen Teil von Europa entschieden wird, ist sowas von daneben – aber eines funktioniert ganz sicher: Unser Wohlstand ist auf dem besten Weg den Bach runterzugehen und andere Länder freuen sich, wie blöd wir eigentlich sind.
Mich interessiert nicht, ob Vanlife nachhaltig ist oder nicht – ich lebe das, es macht mir Spass, ich nutze es im vernünftigen Rahmen ganzjährig und wenn andere lieber nach Mallorca fliegen, sollen sie auch das tun!
LG Markus
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Danke für den Artikel, dieser hat sicher seine Berechtigung. Leider gibt es einige Punkte, an denen ich mich stoße:
1) Im oberen Teil des Artikels schreibst du „Laut Tagesspiegel heißt es: ‚Ein einziger Oldtimer emittiere so viele Abgase wie bis zu 100 neue Autos.'“. Dein erster und somit sicher wichtigster Punkt zum umweltschonenderem gestalten von Vanlife schreibst du jedoch „Kein neues neues Wohnmobil kaufen!“. Also keine Oldtimer kaufen, aber auch keine neuen Wohnmobile. Dazwischen gibt es vor allem eins: FIAT Ducatos mittleren Baujahrs mit dreckigem Diesel.
2) Dein zweiter Tipp ist das Umbauen des Alltagsautos. Damit gibt es aber mehrere Probleme: Nicht nur auf Festivals, sondern auch auf den meisten Campingplätzen darf man mit einem normalen PKW und einer Matratze hinten drin nicht campen. Abgesehen ist das Ausbauen einer Rücksitzbank eintragungspflichtig in die Fahrzeugpapiere, da sich die Sitzanzahl ändert und somit die Zulassung erlischt.
3) Du forderst, Mitcamper bei privaten Plattformen zu mieten. Leider wurde hier häufig die Erfahrung gemacht, dass die Fahrzeuge technisch nicht in Ordnung sind, was eine Gefahr für Leib und Leben darstellen kann. Außerdem ist die Ausnutzung bei professionellen Anbietern wesentlich höher, weil besser organisiert, somit kommen mehr Nutzer pro Fahrzeug zusammen.
4) So gut das Nachrüsten eines Katalysators für die Umwelt ist, weil die Emisionen gesenkt werden, so problematisch kann es gerade bei einem Oldtimer sein. Nicht nur kann es zu einer Verminderung der Leistung und somit zu mehr Spritverbrauch führen, auch kann das Einbauen den Oldtimer-Status gefährden.
Auch wenn ich in vielen Punkten mit dir übereinstimme, insbesondere darin, dass das übermäßige Posten in sozialen Medien zu vermehrten Problemen in dem Bereich führt, so sehr hätte ich mit einer etwas differenziertere Berichterstattung gewünscht.
Du sprichst beispielweise die SUVs an. Diese sind oft nur mit einer Person besetzt und werden im Kurzstreckenbetrieb gefahren, was einen erhöhten Emisionsausstoß verursacht. Pro Person kommen so wesentlich mehr schädliche Stoffe in die Umwelt, als bei einer Familie, welche zu viert in einem angemessenem Caravan unterwegs ist, auf Langstrecke, bei der Abgasreinigungssysteme funktionieren.
Wie wäre es beispielsweise mit einem Appell zu mehr Effizienz-basierter Besteuerung von Fahrzeugen allgemein, möglichst von abhängig vom Einkommen. Dies fände ich persönlich wesentlich sozial gerechter, als jungen Familien das Reisen mit Wohnmobil und Wohnwagen im eigenen Land madig zu machen.
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Hallo Ute,
über Spiegel Online bin ich auf Deine Seite aufmerksam geworden, sehr offen, sehr kritisch und aus der Not eine Tugend gemacht, kein Reisen mehr möglich also auch kein Bloggen mehr möglich.
Seit über 20 Jahren gehe ich jetzt campen, begonnen hat es mit einem VW T2 (20 Liter Verbrauch), jetzt habe ich zwei Kinder und wir fahren einen 4×4 Kastenwagen.
Dein kritischen Blick aufs Campen im WoMo kann ich nicht nachvollziehen. Klar, wer Müll entsorgt, seine Chemie in Büsche kippt etc. hat nicht verstanden worum es geht. Das gilt im Übrigen auch für Wanderer, Fahrradfahrer und PKW-Reisende, die in der Natur Erholung suchen und ihre Hinterlassenschaften nicht mitnehmen.
Die Frage ist doch, was ist die Alternative? Wenn ich mir Deine Reisekarte so anschauen, dann weiß ich gar nicht wie viele Bulli-Reisen ich unternehmen müsste, um die CO2 Bilanz für einen Übersee-Flug zu erreichen. Aber selbst bei einer PKW-Fahrt an die Adria verbrauche ich ca.50 Liter weniger Sprit im Vergleich zum WoMo. Dort angekommen schläft man dann im Hotel, mit all dem Energie- und Wasserverbrauch, der Bau war sicher auch nicht CO2 neutral, der Platz für das Hotel verdrängt die freie Sicht aufs Meer, nimmt Bewohner:innen Wohnraum etc. Schau Dir die Massen an Essen allein beim Frühstücksbuffet an. Schöne Übersicht auch hier: http://holidayverde.de/freiheit-auf-vier-raedern-wie-man-nachhaltig-mit-dem-van-verreisen-kann
Zur Landschaft: Ja, nicht schön so ein Womo vor dem Fenster. Aber im Vergleich zu den Bettenburgen der Urlaubsregionen doch eher übersichtlich. Im Unterschied zum Campingplatz sind das Bausünden, die über Jahrzehnte bleiben und die Landschaft verschandeln. Der Campingplatz ist in der Regel grünes Gebiet und außerhalb der Saison sind sie genau wie Parkplätze unverbaute Orte.
Über die „privaten“ Übernachtsungsangebote und deren Folgen brauche ich nicht viel sagen, da hast Du selbst drauf verwiesen.
Klar, fahren alle jetzt mit ihren Campern raus. Und in Ermangelung an Alternativen in Zeiten von Corona werden auch Parkplätze genutzt. Dabei frage ich mich, ob diese Berichte wirklich aufgrund der Situation der Anwohner entstehen oder ob die Hotel- und Campingplatzlobby hier nicht solche Berichte lanciert, um solche neuen Formen des Urlaubs zu diskreditieren. Wer campt, unterstützt dagegen die Infrastruktur, die auch Einheimische nutzten (Bäcker, Supermarkt etc.).
Ehrlich gesagt können wir doch froh sein, dass sich diese Urlaubsform stärker durchsetzt. Statt dem erhobenen Zeigefinder und Verboten würde es helfen, entsprechende nachhaltige Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Das betrifft vor allem das Angebot an nachhaltigen Campingplätzen. https://www.popupcamps.de/ etwa, die ungenutzte Flächen erschließen und damit Raum schaffen für diese neue Genration von Campern, die eben keine Lust auf Dauercamping und Gartenzwerg-Image haben. Ganz nebenbei ist das eine sehr niedrigschwellige Möglichkeit Übernachtungsangebote zu schaffen und so auch attraktiv für strukturschwache Regionen, gibt Unabhängigkeit von großen Hotelketten und Investoren.
Soziales: Auch wenn die Camper immer teurer werden, so ist es nach wie vor für viele Familien überhaupt Urlaub machen zu können! Du hast ja selbst das Soziale in Deiner Nachhaltigkeitsdefinition aufgeführt, leider hast Du dazu überhaupt nichts geschrieben. Schade.
Es würde mich freuen, wenn Du das noch einmal überdenken würdest, lass uns nach Lösungen suchen, wie wir mit diesem neuen Trend umgehen, statt ihn gleich als nicht nachhaltig abzustempeln. Folgende Fragen stellen sich mir da:
– Was muss politisch getan werden muss, um nachhaltiges Campen zu ermöglich?
– Wie können wir neue Campingplätze schaffen, Betreiber unterstützen hier nachhaltige Plätze anzubieten?
– Wie können wir mehr Stellplätze definieren, die mit Anwohner:innen gemeinsam bestimmt werden?
– Wie schaffen wir mehr Toiletten-Entsorgungsmöglichkeiten z.B. an Tankstellen, damit Chemie dort fachgerecht entsorgt werden kann?
– Wie können mehr Mülleimer platziert werden, um Müll zu entsorgen etc.
–Freue mich auf den Austausch, herzlich Joachim
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Liebe Ute,
vielen Dank für diesen aufwendig recherchierten Beitrag. Schön, dass du dieses schon genügend emotionalisierte Thema mit klaren Fakten angehst. Anders kann man dem Marketinghype rund um „Freiheit“ und „Abenteuer“ wohl auch nicht begegnen.
Du sprichst hier auf jeden Fall ein Thema an, dass mich schon seit längerem beschäftigt. Mein Partner und ich reisen am liebsten mit Zelt (entweder als reine Trekkingtour oder in Kombination mit einem Auto). War diese ursprüngliche Form des Campings früher nie eine Diskussion wert, so müssen wir uns mittlerweile ständig dafür rechtfertigen: „Ein Camper wäre doch ideal für euch Zwei!“. Vanlife ist „hip“, clevere und privilegierte Menschen reisen besonders in der Corona-Pandemie „autark“ – Zelten ist so uncool wie der Gartenzwerg vom Dauercamper und Campingplätze scheinen ein notwendiges, spießiges Übel zu sein. Im Gegensatz dazu stehen die vielen Anfragen bei Campingplätzen, ob man denn bei ihnen die Chemietoilette ausleeren darf. Andere erledigen das ansonsten gerne auch mal auf normalen Parkplatz-WCs oder in der Natur.
Sehr problematisch finde ich dabei den Hype, besonders alte oder große Fahrzeuge tausende von Kilometern durch die Gegend zu schiffen. Du hast die Probleme bezüglich Ölverlust und Straßenschäden ja wunderbar aufgezeigt. Es ist zum Teil schon etwas befremdlich, auf Schwedens gepflegten Asphaltstraßen riesigen Offroad Trucks mit Werbung zu den Instagramprofilen der Besitzer zu folgen. Dazu kommt, dass es mittlerweile fast schon ein Zwang zu sein scheint, sein Reisemobil namens Harry, Udo oder was auch immer auf einen Insta-kompatiblen Fleck in der Natur zu parken.
Auch wir nutzen gerne die Möglichkeit, unser Zelt im Norden während einer mehrtägigen Trekkingtour spontan in der Natur aufzustellen. Klar sind diese Nächte dann etwas ganz besonderes. Dazu gehört aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Leave No Trace-Prinzip und den unangenehmen Seiten vom Wildcamping wie z.B. Toilettengang, Gewitter, Kälte, wenig Essen und fehlender Komfort. Umso mehr freuen wir uns dann auf die zum Teil wunderschönen, naturnahen Campingplätze, die das Freistehen (zumindest in Nordeuropa) unnötig machen. Außerdem möchte ich doch den Menschen im Land etwas zurückgeben…? Das ist uns besonders negativ in Albanien aufgefallen, wo die extrem gastfreundlichen Campingplatzbetreiber sich jede erdenkliche Mühe geben, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und einige Reisende es offenbar als größtes Ziel betrachten, sich so günstig wie möglich durchs Land zu schnorren. Soziale Fairness sucht man da vergebens und auf Besserung ist nicht zu hoffen, da diese Art von Reisenden das Land verlassen wird, ohne etwas über Kultur und Menschen gelernt zu haben.
So, und jetzt überdenke ich nochmal unsere Art zu reisen, denn natürlich ist auch ein Roadtrip mit Zelt alles andere als nachhaltig!
Liebe Grüße,
Nadine -
Guter Artikel! Sehr umfangreich und ausführlich recherchiert. Fragte mich auch oft ganz ähnliche Punkte; für mich ein oft komischer Beigeschmack, wenn nachhaltige, vegan lebende Menschen (was ja gut ist) mit ihrem VW Bus jedoch auf große Tour gehen und dies als völlig umproblematisch sehen und die Mallorca-Flüge runter machen, beides nicht gut. Meine Partnerin und ich überlegten uns auch bereits einen Kleinwagen anzuschaffen, um etwas raus zu kommen, nach Südfrankfrei, oder einfach mal raus zufahren, aber ist wie Dein Bericht es auch schon richtig erwähnte: Es gibt kein nachhaltiges Auto.
Viele Grüße,
Max -
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Liebe Ute!
Danke für deinen tollen Artikel und den Mut, zu dir zustehen und dein Leben zu verändern, so wie es zu dir passt.
Ich träume schon seit Jahren von einem VW Bulli – meine Pinterest-Sammlung von Van-Umbauten ist riesig – und natürlich war mir klar, dass ein altes Auto nicht gerade umweltfreundlich ist. Aber die Bilder haben gewirkt: Alleine am Strand, alleine im Wald, alleine in der Natur. Nur der Bulli und ich und mein Hund.
Dein Artikel hat mir sehr zu denken gegeben und ich werde ihn noch einmal in Ruhe durchlesen und mir auch die Links anschauen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, ich werde den Bulli-Traum aufgeben.
Daher: Danke für deine Anregungen.Liebe Grüße
Gabi -
Guten Tag Ute,
ich bin sogar auf einem Campingplatz geboren und campe nun seit 55 Jahren. Mofa/Motorrad+Zelt, T2 ausgebaut, PKW+Zelt und seit 16 Jahren (Kinder) PKW+Wohnwagen (zus.3,4t)…. Berufsbedingt kenn ich mich recht gut mit Energiebilanzen und Motoren aus. Also erlaube ich mir hier Stellung beziehen zu dürfen:
Sehr gute Arbeit!! Solide recherchiert, nuanciert formuliert und technisch weitestgehend* stimmig. Beruflich von bemerkenswerter Konsequenz.
Tja, Camperkollegen, tut mir ja auch sehr weh, ist aber leider so wie Ute schreibt. Unser multipler Idylleverlust….
An den Argumenten kann man rumbasteln (Bioseife…etc.), das ändert aber nicht an der grundsätzlichen Aussage und Richtigkeit. ISSO!
Klar, auch ich werde baldmöglichst den 200 PS-Diesel betanken und mit 100 km/h den Wohnwagen 2000km nach Südfrankreich zerren (die Familie folgt mit RyanAir :-). Dann easy O-W durch die Pyrenäen.
Aber ich bin mir sicher, dass Ende dieser Camping-Ära ist sehr nah.
Lasst uns über Camping X.0 nachdenken. Bin mir ebenso sicher, es wird auch wieder gut werden. Nur anders gut…
Ute; Danke für den Artikel
Best Grüße
Erik
*“Ein einziger Oldtimer emittiere so viele Abgase wie bis zu 100 neue Autos.” Sorry, das ist Superfalsch. Wie ist denn “Abgas“ bitte definiert, das dieses stimmen könnte? Grober Fehler by Tagesspiegel. -
Hallo Ute!
Ich war vor gut 10 Jahren regelmäßig an einem Strand in der südfranzösischen Camargue. Dort war Camping und Zelten damals erlaubt. Ich habe mit meinem Mann viele romantische Stunden dort verbracht und Sterne und Flamingos beobachtet. Vor einiger Zeit hat mir ein Freund erzählt, dass es diesen „unseren Strand“ nicht mehr gibt. Er wird regelmäßig vom Meer überspült, weil viele Dauercamper sich dort niedergelassen hatten und sogar Hütten errichtet hatte, so dass der Boden im Laufe der Jahre weggesackt ist.
Danke, dass du das Thema aufgegriffen hast!
Viele Grüße aus Nizza
Feli -
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Super toller Artikel und wundervolle Insights. Nicht ganz so 100% durchdacht aber aus sehr vielen dieser Gründen haben wir uns zu Alltagsauto+Dachzelt entschieden. Nach langem hin- und her welcher Van es denn sein sollte ;-). Das kleinste Auto wohl, kleines Dachzelt, passt perfekt in jede Parklücke :) Von Berlin Ist die Ostsee nicht weit und im nahen Süden lässt es sich auch gut aushalten!
Kann ich jedem nur empfehlen – Dachzelt ist wunderbar & gemütlich! -
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Ist die Hoffnung berechtigt oder naiv, dass der Hype verebbt? Und wie lange wird’s dauern. Ich folge einigen Youtubern. Wenn man mal die Szenen sieht, in denen in Skandinavien die Stellplätze der beliebten Reiseziele zusehen sind, gruselt es mich. Da ist man ja in einer betonierten Bettenburg schöner untergebracht. Oder das in den Kommentaren genannte Albanien: Tatsächlich hab ich da Genörgel im Ohr, es wäre ja immer noch alles teuer, und Ogottotgott die Straßen…Dafür kaum Kontakt zu den Einheimischen. Sehr befremdlich alles.
Das meine Art, wie ich gern reisen wollte, nicht nachhaltig ist, war mir bewusst. Aber wenn ich dann meine Reiseziele mit der Realität kollidieren sehe, verschwindet meine Lust auf den Aufbruch fast gänzlich. Schade und bedrückend. Und was mache ich jetzt?
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Es ist natürlich viel leichter einen solchen Artikel zu verfassen, wenn man schon die ganze Welt gesehen hat und über mehrere Jahre mit dem Flieger oder dem Bulli/ Wohnmobil unterwegs war. Sicherlich ist dann das Fernweh nicht mehr groß, man kennt ja die Welt. Aber ich finde, dass man mit dieser Reise Vita, die so überhaupt nicht ökologisch war, hier nicht die große Moralkeule schwingen sollte, egal wie groß im Nachhinein die Erkenntnis ist. Auch andere Menschen haben Träume und die wenigsten werden wahrscheinlich so viel reisen, wie die Autorin es in der Vergangenheit getan hat…
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Prima!
71 hab ich mein erstes Auto ausgebaut, eine Kastenente, 25PS 90 km/h Spitze und 4L Super auf 100km. Damit ging es dann zweimal im Jahr nach Südfrankreich. Eigentlich hatte ich immer Autos mit Bett, bis eben vor vielen Jahren der Gedanke kam, es wäre Zeit für ein anderes Reisekonzept.
Es folgte das Wohnboot. Auch da gab es leider einen gewissen Hype, es wurde für mich zu teuer. Einige Jahre habe ich mich auch ganz vom Auto überhaupt abgewandt und war zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, zu meinen Kindern in der Stadt konnte ich den Fernbus nehmen.
Auch durch Umziehen lerne ich Deutschland kennen, in Westmecklenburg musste ich dann wieder motorisiert zur Arbeit, 70km waren mir fürs Rad zu viel. Da habe ich mir dann nach vielen Jahren auch wieder einen Bus geleistet.
Ein alter Katastrophenschutzwagen.
Zur Zeit denke ich wieder über Alternativen nach.
Zu Fuß mit Rucksack und Zelt geht nicht mehr, leider ist der Wald zu voll geworden in letzter Zeit. Mit dem Fahrrad ist es das Gleiche, außer man nutzt Campingplätze, was ich mir nicht leisten kann. Fliegen tu ich prinzipiell nicht, Bahn- und Fernbus-mäßig ist die Gegend, in der ich gerade lebe, nicht gut erschlossen. Vorerst bleibt der Bus.
Da ich Orte meide, an denen viele Menschen sind und der Bus nicht auf den ersten Blick als Camper zu erkennen ist, habe ich selten Ärger. Mir ist auch nicht wirklich aufgefallen, daß Wohnmobile mehr geworden sind. Die sind einfach nicht da, wo ich bin.
In der Regel fahre ich nicht mehr als 100km am Tag wenn ich unterwegs bin. Nachdem ich die letzten beiden Jahre im Bus unterwegs gelebt habe, habe ich nun wieder eine Wohnung. Die ständigen Ortswechsel sind mir zu anstrengend geworden.
Ein Platz wäre schön, wo ich stehen und im Bus wohnen kann. Am liebsten im Süden Europas.
Eine Entwicklung wie die Trailerparks in den Vereinigten Staaten, würde ich mir für Europa nicht wünschen. Allerdings begrüße ich, daß es in Deutschland inzwischen möglich ist, Baugenehmigungen für feststehende Wohngefährte zu bekommen.Ein paar Gedankenschnipsel…
Das Foto von den Wohnmobilen am Rhein… Das ist ein Campingplatz, den es schon lange gibt, kein neuer Wohnmobilstellplatz oder gar eine Ansammlung von Wildcampern.Methan als Klimagas… Biogas ist Methan. Wieviel Methan entweicht aus Biogasanlagen?
Der Platz in der Camargue (aus dem einen Kommi)… Ja, da bin ich auch mal hingeraten. Tausende von Wildcampern direkt am Meer auf dem Strand. Letztlich verboten, jeder Geheimtipp endet so, früher oder später.
Abgasklassen… Hm… Meine Transe hat als Katastrophenschutzfahrzeug keine Abgasklasse, technisch hat sie allerdings Euro 2 und technisch wäre auch ein Oxi-Kat nachrüstbar, bürokratisch leider nicht. Als dieses Auto neu war, habe ich als Fuhrparkleiter in einem Busunternehmen gearbeitet und hatte etwa 30 von dieser Sorte als Kleinbusse. So Ende der 80er war dieses Fahrzeug das sparsamste seiner Klasse.
Meine einfache Rechnung ist, daß was der Motor verbraucht, als Abgas aus dem Auspuff kommt.
Mit Euro2 hat man den Motor verändert mit dem Ergebnis besserer Abgaswerte, allerdings aber auch höherem Verbrauch, merkwürdig.
Autos lange fahren ist nachhaltig, im Busunternehmen haben die Fahrzeuge natürlich meist schon nach zwei Jahren ihre maximale Laufleistung erreicht und man muß neue kaufen. Später habe ich in einer Spedition gearbeitet, da mussten dann schon Autos ersetzt werden wegen der ständig neuen Abgasklassen. Auch hier ging der Spritverbrauch immer weiter in die Höhe. Aus meiner Sicht ist da was faul mit der Ökogesetzgebung.
Meine Kastenente hatte 25PS, wog rund 900kg und brauchte 4L Super auf 100km, in den 80ern fuhr ich ein Nachfolgemodell mit 4L Diesel, 50PS und etwa 1200kg, es folgte in den frühen 2000ern ein Nachfolgemodell mit 70PS, 1400kg und 8L Diesel und etwa 10 Jahre später eins mit 1600kg, 150PS und 12L Diesel, wobei man den auch mit 3L fahren konnte, wenn man unter 100 blieb.
Diese Entwicklung finde ich besorgniserregend. Auch die Elektroautos gehen genau diesen Weg weiter, eigentlich wäre jetzt die höchste Zeit für Energiesparen, Langsamkeit und Leichtigkeit. Eigentlich war sie das vor 50 Jahren schon.Öltropfen… Zu Konversionszeiten wurden viele Militärgelände frei mit ökologischen Altlasten. Man hat damals großflächig Messungen durchgeführt und Altlastenkataster erstellt. Die Daten kamen unter Verschluß, an den Wasserabflüssen wurden Messstellen eingerichtet. Man bereitete sich auf umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vor. Die wurden allerdings nicht nötig, Altöl, Kerosin etc… ist einfach weg. Es gibt dann doch Bakterien, die sowas erledigen. Auch die Jahrhunderthochwasser, in denen zahlreiche Heizöltanks etwa die Mosel belasteten, zeigten, daß Mineralöle in der Natur abgebaut werden. Deswegen sehe ich das mit den Öltropfen nicht sooo eng, natürlich eine Frage der Menge und natürlich sollte man nicht direkt Wasser verschmutzen.
Digitale Nomaden… Um 1990 lernte ich in Holland zwei junge Männer kennen, die als Programmierer arbeiteten und auf zwei Motorbooten lebten. Und natürlich auch arbeiteten. Bei einer Firma in der Schweiz, unterwegs waren sie gerade nach England. Das wärs, dachte ich mir :-) Damals waren Programmierer noch richtig gut bezahlt, als ich dann soweit war, hatte sich das geändert.
Vanlife…
In einer gewissen Szene war und ist ein möglichst großer und möglichst alter Wohnbus das Statussymbol schlechthin…. schon länger. Zirkuswagen mit uralt-Zugmaschine ist noch besser. Sonst ist man öko, nur der Diesel darf sich auch schonmal 100L auf 100km nehmen, nebst 5L Motoröl. Das fand ich schon immer krass, wobei ich mich durchaus zu dieser Szene zähle.
Früher hatte ich mal ein großes Haus mit großem Grundstück und einem Wagenplatz. Viele Menschen habe ich kennengelernt, die unterwegs waren, vorbei gekommen sind, einige Nächte, einige Wochen oder auch Monate geblieben sind. Manche waren unterwegs zum nächsten Festival, manche kamen aus dem Süden, manche wollten dorthin, einige waren auf der Walz, manche auf Weltreise. Sie kamen mit Bussen, Bauwägen, zu Fuß, zu Pferd und mit Fahrrädern.
Es ist eine alternative Lebensform
In Köln hatte ein Freund einen Wagenplatz, der einem Neubau weichen mußte. Es ist eine Nische, eine Kunstform…Liebe Grüße von mir zu Dir
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Liebe Ute,
zunächst bin ich über den Bericht zu den „Alleinreisenden Frauen“ auf Dich- und damit auf bravebird – gestoßen. So ähnlich wie es Dir in jüngeren Jahren erging, erlebe ich es jetzt mit 50 Jahren: das Alleinreisen kennen und mögen lernen. Und ich muss es vorweg nehmen: mein Abenteuer mit einem gemieteten Wohnmobil beginnt Anfang August…ich freue mich sehr auf meine Reise, werde definitiv nirgends wild campen (wie war das mit der Sicherheit bei den ersten Alleingängen..:-) und habe dennoch Deine Impulse verstanden. Deine Anregungen treffen bei mir auf Gehör, gerade weil ich – zugegebenermaßen erst seehhhr spät durch Greta T. – meine Einstellungen zu vielen Themen bezüglich Nachhaltigkeit, Umwelt u. Klimawandel überdacht habe und in kleinsten Schritten täglich überdenke. So und jetzt hast Du natürlich mein soziales Gewissen in Punkto Wohnmobil geschärft – wohlwissend, dass ich nicht von heute auf Morgen so radikal (wie Du?) meinen kompletten Lebensstil über Bord werfen werde…Aber bewirkt hast du etwas: ich werde mir bewusster über mein Verhalten… und damit werden Verhaltensänderungen auch möglich! Das würde ich im Übrigen so manchem Mann in diesem Forum auch wünschen – ja, es gehört schon eine Portion Eigenreflexion dazu, (wenn die nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden sollen) die wehtut…Liebe Grüße Barbara -
Hallo Ute,
Ich verfolge deinen Blog schon seit vielen Jahren als stiller Follower mit, seitdem du 2013 auf Weltreise gegangen bist um genau zu sein. Dass du jetzt einen komplett anderen Weg eingeschlagen hast ist schade. Dein Blog sollte mittlerweile echt im Wahlprogramm der Grünen aufgenommen oder zumindest verlinkt werden. Dieses Grüne fancy Nachhaltigkeits Gehabe, FFF und alles muss ja ökologisch sein nervt mich einfach nur noch tierisch. Warum muss Deutschland in Sachen Umweltschutz Mal wieder die Vorreiter Rolle spielen ? So lange Milliarden Inder und Chinesen und 300 Millionen Amerikaner sich nicht um Umweltschutz scherren, können 83 Millionen Deutsche noch so sehr ihre Atomkraftwerke abschalten (während sie rund um Deutschland weiter in Betrieb sind und in China 15 neue in Planung sind), ihre Dächer mit Solarzellen Vollstopfen (wobei die Herstellung aus fragwürdigen Materialien stammt und unter fragwürdigen Bedingungen produziert werden), E-Autos fahren (deren Batterien auch erst Mal entsorgt werden müssen, der Strombedarf aus nachhaltiger Energie zumindest nach jetzigem Stand überhaupt nicht zu bewältigen ist ; und wenn ein E-Auto brennt, dann brennt es), Zug fahren oder sonst was machen. Es muss meiner Meinung nach die ganze Welt an einem Strang ziehen, sonst ist das alles umsonst. Davon sind wir meiner Meinung nach meilenweit entfernt – Pariser Klimaschutzabkommen hin oder hier. Wie in einem Vorkommentar bereits erwähnt wurde sind wir dabei alles was wir uns in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben leichtfertig zu verspielen. Sollten wir ab Oktober wirklich Grün regiert werden, wird es eine nie da gewesene Umverteilung von oben nach unten geben und Deutschland um Jahrzehnte zurück werfen. Wie in einem Artikel auf Focus Mal erwähnt – Grün wählen muss man sich leisten können. Witzigerweise sind es meist wohlhabende Menschen die einen SUV in der Garage stehen haben die diese Partei wählen. Der Spritpreis ist jetzt schon bei 1,60 € und er soll mit den noch anstehenden zwei Stufen der CO2 Steuer noch weiter steigen. Ich finde wirklich dass Auto fahren bezahlbar bleiben muss. Nicht jeder wohnt in der Stadt und kann mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln überall hin fahren und nicht jedes Dorf auf dem Land hat einen Bahnhof oder eine sonstige gute Anbindung in die nächste Stadt. Da fährt morgens mittags und abends ein Bus (meist für die Schulkinder) und das war’s. Auch kann sich nicht jeder ein E-Auto leisten. Und glaubst du wirklich dass mit den Prämien die die Grünen versprechen am Schluss mehr in der linken als in der rechten Tasche ist ? Das wäre ein absolutes Novum. Die Grünen gehen in ihrem Wahlprogramm noch nicht Mal genauer drauf ein wie sie das alles bezahlen wollen. Ich bin für Umweltschutz – ja. Und ich tue das was ich in meinem Rahmen machen kann. Den Alleingang von Deutschland finde ich dennoch gefährlich und fragwürdig. Und ja, um auch meinen ersten Satz in meinem Kommentar zurück zu kommen (der doch tatsächlich ziemlich lang geworden ist) , ich muss deinen Blog nicht lesen und kann auf andere zurück greifen. Werde ich auch wahrscheinlich. Trotzdem musste ich das hier Mal loswerden, was auch überhaupt nichts mit dem maskulin erhobenen Zeigefinger zu tun hat, sondern mit der realen Einschätzung der Dinge.
In diesem Sinne wünsche ich dir trotzdem alles Gute auf deinem weiteren Weg.
VG Stefan -
Liebe Ute,
vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag und deine intensiven Nachforschungen. Wie bereits angekündigt, wollte ich über dasselbe Thema schreiben, bis ich bei der Recherche auf deinen Beitrag gestoßen bin. Da du das Thema umfangreich abgehandelt hast, habe ich quasi eine Fortsetzung verfasst. Darin thematisiere ich 11 nachhaltige Alternativen zum Roadtrip und beziehe mich eingangs auf deinen Beitrag.
https://bewusstweg.de/nachhaltige-alternativen-zum-roadtrip/
Durch das zunehmende Behandeln des Themas werden hoffentlich mehr Menschen die Nachhaltigkeit von Roadtrips kritisch hinterfragen.Liebe Grüße
Sonja
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Supertoller Artikel, vielen Dank für diese wahnsinnig aufwendige Recherche, liebe Ute! Ich bin seit einiger Zeit dabei, mein Leben umweltfreundlicher zu gestalten und das Reisen ist für mich oder besser gesagt uns ein ziemlicher Stolperstein, weil wir noch viel entdecken wollten. Auf Insta habe ich kürzlich eine Story von dir gesehen, bei der du die Reisemittel mal gegenüberstellen möchtest und darauf warte ich jetzt sehnsüchtig. Mach‘ weiter so und viele Grüße!
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Hallo liebe Ute!
Mein Respekt! Nicht nur für die umfangreiche kritische Recherche, sondern vor allem auch dazu, daß Du Dich der nachfolgenden erwartbaren Diskussion und den teilweise persönlichen Anfeindungen aussetzt und Dich um weitere sachliche Argumentation bemühst. Das ist nun auch gerade kein schönes „Hobby“. Schon dafür hast Du meine volle Anerkennung.
Noch in den 50er Jahren haben die Menschen in Europa bis 60% und mehr ihres Einkommens für Wohnen und vor allem Lebensmittel ausgegeben. In dieser Zeit setzte die Industrialisierung und Chemisierung der Landwirtschaft voll ein. Daraus folgte immer billigere Massenproduktion von Nahrungsmitteln. Gleichzeitig begann die Subventionierung der Landwirtschaft, direkt und indirekt (steuergünstiger Agrardiesel, Herstellung von Düngemitteln im Haber-Bosch – Verfahren als „energie-intensive“ Industrie, Flächenprämien, Investitionshilfen für Maschinen…) Was zu teuer ist, wird in Billigländer verlagert. Dadurch sind die Ausgaben für Nahrungsmittel inzwischen auf ca. 10% des Einkommens gesunken. Die Idee dahinter – die Menschen können sich mehr andere Dinge leisten (große Wohnungen, mehrere Reisen pro Jahr, teure Hobbies, SUV, große Wohnmobile…), die Industrieproduktion steigt, die Wirtschaft wächst, Wohlstand breitet sich aus…. Die Menschen haben sich an Konsum gewöhnt. Das dies zu Lasten unserer Umwelt lokal wie global geht, haben wir zwar begriffen – aber verzichten will keiner. Oder fast keiner. Jedenfalls nicht die Mehrheit… Und so entstehen solche Abwehr – Debatten, wie sie hier in einigen Beiträgen sichtbar werden.
Ein Thema möchte ich hier kurz noch konkret aufgreifen – weil es zeigt, wie komplex und unnachhaltig unser gesamter Lebensstil inzwischen ist: 5. … „Fäkalien: Darmentleerung im Wald ist nichts Natürliches, wie man meinen mag…“
Vom Ansatz her falsch – wir sind biologische, natürliche Wesen. Nur leider halten wir uns für was „Besseres“. Es ist richtig – wenn viele Menschen das konzentriert an einem Ort tun (wie Van-Camper an hotspots, Boofer in der Sächsischen Schweiz im Umfeld von Boofen, Badegäste im Gebüsch hinter dem kleinen Strand) wird das zum Problem. Aus hygienischen Gründen für uns Menschen, aber auch, weil die Selbstreinigung der Natur überfordert wird. Bakterien und Viren sind allerdings weniger das Thema – die sind ebenso natürlich und die Natur kann damit umgehen. Rehe und Hasen haben auch Bakterien und Viren im Darm…
Feuchttücher und Medikamentenrückstände sind schon ein Problem – allerdings leider auch für die hierzulande übliche Entsorgungsform über die Misch – Kanalisation. Wobei erstere als „Makro-Plastik“ ggf. noch an Kläranlagen rausgefischt werden und dann in der Müllverbrennung landen. Doch die Mischkanalisation führt neben Fäkalien eben auch Medikamente, Hormone (Pille u.a.), Kosmetik-Rückstände, Wasch- und Spülmittel, jegliche Formen von Haushalt – Chemie (einschließlich Chemie-Toiletten von Campern?), ggf. Kleinstmengen von Industrie-Abfällen usw…. mit sich – und diesem Mix ist im Grunde keine Kläranlage gewachsen. Herausgefiltert werden die größten Anteile z.B. Phosphate aus Waschmitteln, Nitrate u.a. aus Fäkalien, mechanische Bestandteile (wie eben Makro-Plastik) – aber es ist kaum plausibel, daß der gesamte schädliche Chemie- Mix entfernt werden kann. Dazu wären entsprechend viele passende Filterstufen erforderlich. So werden die Abwässer, die üblicherweise in Oberflächengewässer eingeleitet werden, eine unbekannte Menge diverser Rückstände enthalten, die man der „Selbstreinigungskraft der Natur“ überläßt. Studien zur „Verweiblichung von Fischen“ in der Nähe von Abwassereinläufen gab es schon einige, bei denen z.T. über 70% der männlichen Fische weibliche Geschlechtsmerkmale entwickelt haben. (z.B.: https://lnv-bw.de/spurenstoffe-in-gewaessern/)
Unabhängig davon offenbart sich ein anderes Nachhaltigkeits Problem: Wir Menschen haben uns mit unserem Nahrungs – Kreislauf außerhalb des natürlichen Kreislaufs gestellt. Üblicherweise werden Ausscheidungen und alle anderen Abprodukte von Lebenwesen (Zellen, Haare, Knochen… ) direkt wieder in die Stoffzyklen übernommen – aus diesen erzeugen Insekten, Bakterien, Pilze, Milliarden von Bodenlebenwesen die neuen Grundbaustoffe für die Fruchtbarkeit unserer Erde. Wenn der Mensch als einer der größten Stoff-Umsetzer des Planeten sich da rausnimmt (Klärschlamm wird als „multi-toxisch“ verbrannt, die Asche deponiert), entziehen wir dem Boden die Grundlagen der Fruchtbarkeit. Wasserspülung und Mischkanalisation sind also Nachhaltigkeitsprobleme, die so noch nicht einmal wirklich thematisiert werden. Wie weit wir im Denken davon entfernt sind, offenbart der eingangs zitierte Satz „Darmentleerung im Wald ist nichts Natürliches…“
Im Gegenteil – wir sollten öfter mal…. Wer gesund ist und kein „Müllschlucker der Pharma-Industrie“, kann den Wald nutzen – möglichst mind. 50 Schritte vom Weg entfernt. Von Picknick- und Parkplätzen oder anderen Stellen, wo Menschen sich häufig aufhalten, noch weiter weg. Keine Feuchttücher o.ä. verwenden, nur einfaches Toilettenpapier. (Lieber öfter mal baden gehen;-) Und das „Geschäft“ samt Papier auf jeden Fall gut in der Humusschicht vergraben. Das ist ästhetisch besser und verhindert die Verbreitung von Bakterien und Gestank.
Ich wünsche viel Kraft und Mut zur weiteren Diskussion!Herzliche Grüße!
Bernd -
Hallo,
Genau so einen Artikel habe ich gesucht! Ich arbeite gerade an meiner Bachelor Arbeit zum Thema Vanlife Hype. Ich lebe seit einem Jahr in meinem Auto und für war mir von Anfang an dieser Unweltbelastung bewusst. Das Bewusstsein macht die Sache natürlich nicht besser, aber trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wieviele Leute sich zusätzlich zu ihrer Wohnung noch so ein Auto anschaffen und dann auch noch behaupten, es sei eine nachhaltige Form des Reisens.
Für mich kann ich mit dem „schlechten Gewissen“ ganz gut leben, wie gesagt, ich wohne seit einem Jahr in meinem Auto auf 6qm und habe trotz des Autos denke ich eine bessere Umweltbilanz als so manch anderer, da ich ein sehr einfaches Leben führe.
Gerade was über das reproduzieren der Vanlife stereotypen auf Instagram geschrieben wird, finde ich gut. Letzt laß ich auf Instagram „Warum hast du noch keinen Van und reist damit durch Europa??“ und ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt – ich bin eigentlich ganz froh dass sich nicht jeder noch einen Van anschafft und damit durch die Welt fährt.
Im Allgemeinen möchte niemanden verurteilen, jeder darf machen was er will, aber eine gewisse Reflexion fehlt mir da bisher in dem kontext.Danke!
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Interessanter Artikel, aber im Großen und Ganzen dann leider etwas zu einseitig. Zum Beispiel der Punkt bzgl. der Unterstützung der Gastronomie und Hotellerie: was ist an einem Hotel nachhaltig? Hier werden riesige Flächen versiegelt. Für den Bau von Hotels wird eine Menge Energie benötigt. Auch nehmen Hotelgebäude Platz für reguläre Wohngebäude weg, insbesondere in Großstädten. D.h., viele Menschen werden in Randbezirke vertrieben und müssen dann wiederum in die Innenstadt pendeln = mehr Energieverbrauch.
Camping an sich ist nicht umweltschädlicher als andere Tourismusformen. Es ist sogar deutlich „umweltfreundlicher“ als dieser katastrophale Kreuzfahrtschifftourismusboom.
Und ich glaube auch nicht, dass das Camping im WoMo/WoWa per se schlecht ist. Es sind wiederum die Menschen, die ignorant sind hinsichtlich des Umweltschutzes und der generellen Verhaltensweisen. Die ignoranten Asozialen finden man in jeglichen Tourismusformen: Ballermann-Billigflieger, Mailand-und-New-York-Shopping-Flieger, Kreuzfahrer usw.
Es ist also viel mehr ein gesellschaftliches Problem der fehlenden Umweltbildung und härterer Sanktionierung von Fehlverhalten.
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Liebe Ute,
ein interessanter Artikel. Diesen Eindruck habe ich auch, dass der Bestand an Wohnmobilen in den letzten Jahren so extrem zugenommen hat. Wir sind mit meinem Freund seit zwei Jahren mit unserem Dachzelt auf verschiedenen Campingplätzen zwischen Norwegen, den Alpen und Korsika unterwegs. Man sieht hier alles Mögliche – riesige, nagelneue Wohnmobile, Vans, die von einem Ort zu dem anderen rennen, um möglichst viele Highlights zu sehen und ganz wenige Zelte, die versteckt ein wenig Platz bekommen. Seit dem letzten Sommer habe ich mich für Weitwanderungen mit Zelt begeistert. Da das Wildzelten in den Alpen nicht erlaubt und alles andere als komfortabel ist, übernachte ich überwiegend auf Campingplätzen oder in Hotels. Aber auf Campingplätzen passt man als Wanderer, der sich umweltfreundlich zu Fuß bewegt, überhaupt nicht. Irgendwie schon komisch und schade…
Liebe Grüße
Ina -
Ich denke jeder kann heute versuchen sich nachhaltig(er) zu verhalten. Ob man nun gerne Kreuzfahrten, Pauschalurlaub oder Vanlife oder Overlanding in der Urlaubsplanung bevorzugt, ein grosser Anteil unseres Ökologischen Fussabdruckes entsteht dann doch auch im Alltag. Wie wir einkaufen, welche Produkte wir verwenden, wie wir Essen – da können wir einen recht grossen Hebel ansetzen.
Take away produkte in Plastikgeschirr, Coffee to go, Fleisch aus dem Supermarks vs vom Fleischer in Wachspapier – es liegt so viel in unserer Hand.
Heinz
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Das ist ein wirklich sehr umfangreicher und interessanter Artikel! Bis jetzt habe ich wenig zu den Kritikpunkten für das Vanlife gelesen und werde mir diesen Artikel definitiv noch einige Male genauer anschauen. Ich hatte zwar selbst auch den Eindruck, dass das Reisen im Wohnmobil boomt, allerdings war mir nicht bewusst, dass der Bestand an Wohnmobilen um 73 % zugelegt hat. Da gewinnen die Wörter „Camping“ und „Campingplatz“ wohl eine ganz neue Bedeutung. Nochmal: Toller Beitrag! VG, Bernard
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Hallo Ute,
zufällig bin ich auf Deine Seite gekommen,- sehr gut aufgebaut und zeigt die Problematik die durch den Vanboom entsteht, der mit ökologisch auch nicht so viel am Hut hat.
Ich selber bin im letzten Jahr beim Lock down als Geschäftsreisender weil Freitag nachmittag- fast in kein Hotel mehr gekommen, die mussten alle schließen. Nach einer Odysee habe ich mich entschieden etwas unabhängihger unterwegs sein zu wollen, und überlegt als Geschäftsfahrzeug einen Bus zu nehmen- mit der Möglichkeit zu übernachten. Aber er sollte als Alltagsfahrzeug 7 Sitze haben, als Transporter tauglich sein, und trotzdem alles zu Übernachtung dabei haben.
Nach langem Suchen habe ich entschieden es selber zu machen, mir waren die Fahrzeuge nicht modular genug, und zu viel Plastik.
Mit dem lignum-mobility, den wir als Schreinerei- die bisher hauptsächlich Bioläden, Möbel gefertigt hat-, ab jetzt Busse anbieten wollen, versuchen wir den Spagat zwischen Alltagsfahrzeug bis zum Camper.
Natürlich ist der neue Renault Trafic ein Neuwagen, braucht Diesel auch wenn 6d temp full,
(wobei wir im Holzhof Diesel C.A.R.E. fahren, ein rein Synthetischer Diesel aus Abfallsoffen- aber leider in BAWÜ verboten an Tankstellen zu vertreiben- es soll laut Umweltamt alles auf E- Mobilität gesetzt werden)
Der Bus ist gedacht als Geschäftswagen, Familienauto, Alltagsfahrzeug, und dazu noch als Camper tauglich, also nicht zusätzlich sondern als Hauptauto gedacht.
Den Ausbau machen wir dann rein ökologisch auch wegen der Ausdünstungen, die Matratzen sind aus Naturlatex, Isolierung aus Kork, der Kühlschrank ist ein Eigenbau ebenfalls aus Kork, mit Propan und FCKW frei…..so dass möglichst keine weiteren Schadstoffe hinzugefügt werden.
Mit dem Prototyp waren wir mit einer Gruppe in Spanien, übernachtet haben wir natürlich vor Ort in Hotels, gegessen ebenfalls denn ich finde es wichtig dass man die Struktur der Gegend in der man sich aufhält unterstützt. Die eine Übernachtung im Bus weil überbucht war war klasse, und die Gruppe wurde durch unseren Cafe den es überall gab gut versorgt. In Frankreich auf der Rückreise war es dann hilfreich überall stehen zu können um zu übernachten, im Bus problemlos machbar.
LG, Jörg -
Hallo Ute,
zuerst einmal großes Kompliment zu Ihren umfangreichen Recherchen. Jede Menge Arbeit und Hirnschmalz…im Großen und Ganzen teile ich da Ihre Meinung.
Ich denke, wir sind uns alle einig darüber, das es seit und solange der Mensch die Finger im Spiel hat, keine Nachhaltigkeit gegeben hat, gibt und geben kann. Egal, wie sehr wir uns auch anstrengen, alles was wir tun, ist das Gegenteil von Nachhaltig! Es hat sich auch im Bereich Urlaub und Freizeit ein ähnlicher Wahn verbreitet, wie oft überall…noch größer, noch teurer, noch komfortabler! Vorweg, bei mir hat es nichts mit Corona zu tun. Ich reise schon seit früher Jugend, zu Fuß, mit Motorrad, Mountainbike, Kanu und Auto und ich hatte schon vor Corona einen ausgebauten VAN, ebenso schon so lange ich denken kann, Hunde! Ebenfalls ohne Corona! Ich hatte einen 30 Jahre alten Renault Trafic, der vom Vorbesitzer ausgebaut wurde. Leider wurde der Bus Opfer eines Kabelbrandes durch falsche Elektroinstallation des Vorbesitzers. Also habe ich mich nach einem Nachfolger umgeschaut und diesen auch gefunden. Diesmal ein 20 Jahre alter Renault Trafic als geschlossener Kasten. Für 800 Euro, fast Rostfrei und mit erst 115.000 Kilometern. Ich finde es etwas nachhaltiger, ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen und zu nutzen, das technisch noch vollkommen top in Schuss ist, als ein Neufahrzeug. Was für mich ebenfalls unter den Begriff Nachhaltigkeit fällt, ist einfache Technik, keine elektrischen Helferlein etc. Was nicht da ist oder in einfacher Technik vorhanden, kann nicht kaputt gehen und verbraucht keine Ressourcen für Ersatzteile sowie die notwendige Logistik. Ausgebaut habe ich den Kastenwagen selbst. Gedämmt mit Kokosfasern an Wänden und Dach sowie Holzfaserplatten und Kork auf dem Boden. Decke und Wände wurden mit Holz verkleidet. Den Küchenblock mit 2-Flammkocher und Spüle konnte ich aus dem alten Bus retten, aufarbeiten und wieder einbauen. Alle Materialien, mit Ausnahme der Kokosfasern, die allerdings ein Abfallprodukt darstellen, kommen aus der Region oder waren vorhanden. Ich habe keine Standheizung, keine Elektrik und auch keinen Stromanschluss im Bus. Nicht weil ich es mir nicht leisten kann, sondern weil ich es nicht brauche! Bei kalten Temperaturen nutze ich einen guten Schlafsack, als Lichtquelle eine Lampe, die ich per Kurbel aufladen kann. Mein Handy lade ich alle paar Tage am Bordstrom auf. Eine Kühlbox brauche ich nicht. Frische Lebensmittel und auch Getränke kühle ich mittels Verdunstungskälte. Ein Feuerchen mache ich in einer kleinen Feuerschale. Sie merken schon, mir fehlt es bei meinen Reisen an nichts. Anstelle von Fernseher gibt es Bücher…und bevor wir 2 oder mehr Tage auf der Autobahn verbringen, entdecken wir immer wieder neue schöne Ecken in Deutschland, Italien und Frankreich, da wir geografisch sehr günstig im Süden von Baden-Württemberg wohnen.
Ach ja, der Kastenwagen hat ein sehr geringes Leergewicht und somit einen recht erträglichen Verbrauch von ca. 8 Liter/100 KM. Da ich keine großartige schwere Technik verbaut habe, bringt mein kompletter Ausbau (sehr gemütlich) knapp 300 Kilo inklusive 60 Liter Wasser auf die Waage. Außerdem fährt der Bus mit Pflanzenöl, was den CO2 Fußabdruck noch einmal verbessert.
Warum ich das alles kurz beschreibe?
Weil ich erstens keine fertigen Wohnmobile mag, da mir hier zu viele Ressourcen und Chemie verbaut werden. Die Konsequenz durch immer mehr Luxus verbunden mit immer mehr Gewicht, dadurch immer mehr Leichtbau, was oft nur mit Chemie/Kunststoff funktioniert. Außerdem möchte ich nicht in so einem Chemiebomber wohnen. Ich habe KEINE Chemietoilette an Bord, sondern eine Trockentrenntoilette, ebenfalls aus Holz. Beide „Abfälle“ entsorge ich über öffentliche Toiletten. Grauwasser fällt bei mir sehr wenig an, da ich keine Dusche im Fahrzeug habe, mir reicht ein Waschlappen zur täglichen Ganzkörperpflege. Als Seife verwende ich Alepo Seife, zum Spülen einen speziellen Spülseifenblock, beides umweltfreundlich. Trotzdem entsorge ich das Grauwasser an Entsorgungsstationen oder zu Hause. Müll fällt sehr wenig an, ich kaufe unterwegs frisch regional und auf Märkten, ohne Verpackung. Trockenlebensmittel wie Nudeln, Reis, Müsli etc. kaufe ich, wenn möglich im Unverpacktladen oder fülle es zu Hause in Dosen oder Glasbehälter um. Trotzdem habe ich immer genügend alte Papiereinkaufstüten dabei, um den liegengelassenen Müll von anderen netten Zeitgenossen einzusammeln. Und ja, ich gebe es zu, man findet mich sehr selten auf einem Campingplatz! Wenn, dann auf sehr kleinen, familiären Plätzen, Bauernhöfen oder privaten Möglichkeiten. Sehr gerne nutze ich auch das „Landvergnügen“. Ich finde die Kombination von nur ein oder zwei Stellplätzen, die entsprechende Ruhe sowie die Möglichkeit, dort die angebotenen Produkte zu kaufen und somit die landwirtschaftlichen Produzenten zu unterstützen, sehr schön. Oder auf Wanderparkplätzen. Diese dienen als Base Camp zum wandern, zu Fuß oder per Kanu. Nur, das ich danach auch dort übernachte. Und meine jüngste Tochter findet unsere Art zu reisen sehr viel interessanter als tröge 2 Wochen auf einem Campingplatz zu stehen.
Ich möchte mit meinem kleinen Bericht aufzeigen, das es auch anders, einfacher und etwas nachhaltiger gehen kann. Ohne Verlust von Spaß an der Sache. Es muss jeder für sich entscheiden, ob es ein großes und mit allem Luxus, den man zu Hause auch hat, Wohnmobil sein muss, oder ob es auch mal etwas einfacher sein darf! Ich sehe unterwegs immer wieder viele Camper, die zwar die vermeintliche Freiheit und Natur genießen möchten, jedoch wesentlich mehr Müll zurücklassen. Nicht unbedingt immer in der Natur, jedoch auf den Campingplätzen. Wir haben dieses Jahr zwei Tage in der Nähe von Canobio auf einem zugegeben schön angelegten Campingplatz an einem kleinen Bergfluss Zwischenstation gemacht. Jeden Morgen kommen mehrere Müllwagen zur Entsorgung!! Aber Gott sei Dank gibt es ja die Discounter in jedem hintersten Winkel der Welt, da kann durch billige und verpackte Lebensmittel wieder eingespart werden, was durch den Kauf eines überteuerten Wohnmobils verballert wird. Zum Thema, das die Unterstützung von Hotels und Gastbetrieben dadurch leidet, möchte ich einwerfen, das es schon immer zwei Vorlieben für den Urlaub gibt. Entweder in Immobilien oder Mobil. Was uns anbelangt, so sind wir zwar mit unserem Bus unterwegs, und bekochen uns auch gerne, aber genauso gerne genießen wir die landestypische Küche des Gastlandes und gehen sehr gerne und auch oft in gute Restaurants. Wie so oft, die Mischung macht es.
Und Flugreisen wurden auch angesprochen. Auch hier kann hin- und hergerechnet werden und ich meine, das der Vergleich mit einem Flugzeug etwas hinkt. Natürlich ist ein Flugzeug, bezogen auf einen Passagier, die vermeintlich Umweltfreundlichere Variante. Aber ist das wirklich so? So ein Ding fliegt im Moment noch mit Kerosin, ein billiges Abfallprodukt von der Dieselherstellung. Damit das Zeug überhaupt für ein Flugzeugtriebwerk nutzbar wird, benötigt es jede Menge Additive, die wiederum alles andere als Umwelt- und Klimafreundlich sind. Dann sollten die Plätze zu 100% ausgenutzt sein. In Corona Zeiten sind und waren die Kapazitäten nur 20 – 30% belegt…selbst wenn wir ein voll besetztes Flugzeug haben, nehmen wir als Beispiel einen Airbus A330/200. 160 Passagiere an Bord und auf einem Inlandsflug mit einer Länge von 800 Kilometern. Dann ist der Verbrauch pro Passagier 7,10 Liter/100 Kilometer (Daten von der Lufthansa), bei 160 Passagieren sind das ca. 1135 Liter Kerosin! Mein alter Renault braucht dafür 64 Liter Pflanzenöl, aber bleiben wir bei Diesel. Wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin, sind das 4 Liter pro Passagier! Damit möchte ich aufzeigen, das man alles irgendwie berechnen kann. Die meisten Wohnmobile, oder auch PKW’s mit Wohnanhängern oder Dachzelten sind in der Regel mit 2 oder mehr Personen besetzt, was den pro Kopf Verbrauch auch wieder senkt. Und wie schaut es bei Schiffsreisen aus? Schweröl als Treibstoff? Eine Umweltkatastrophe allererster Güte! Ich möchte hier nicht Schlaubergern, man kann alles irgendwie in die eine oder andere Richtung berechnen und belegen. Aber darum geht es nicht! Es geht um die Eigenverantwortung von jedem Einzelnen. Es geht darum, wie wir miteinander und mit unserer Umwelt umgehen! Es geht darum, das wir bei unseren Wanderungen immer mehr Masken aufsammeln, die einfach weggeworfen werden. Nicht nur in Städten und Dörfern, nein…überall! Es geht darum, das wir zu weltweit ca. 300 Mio Tonnen Plastikmüll auch noch durch Corona zusätzlich 8,4 Mio Tonnen Müll in Form von Masken, Plastik- und Kartonverpackungen für Tests etc. produzieren. Wenn es ja wenigstens richtig entsorgt würde…mit nichten, es landet im Meer!!! Das meine ich mit Eigenverantwortung! Egal, ob bei einem Wohnmobil, einem SUV, einem E-Auto (alleine hierzu würde ich gerne Seiten schreiben, über die Ausbeutung von indigenen Völkern, und den gigantischen Wasserverbrauch durch den Abbau von Lizium, dadurch keine Möglichkeit mehr, dort Landwirtschaft zu betreiben), alle zwei Jahre ein neues Handy und so weiter…wir sind weltweit soweit von Nachhaltigkeit entfernt, jeder von uns! Aber alle machen mit, mal mehr, mal weniger… -
Die vielen langen Kommentare zeigen nicht nur die Wichtigkeit des Themas sondern vor allem die Emotionalität. Ich finde den Artikel insgesamt ganz gut aber auch ziemlich tendenziös. Was mich zu erst etwas gewundert hat, war die Berechnung des CO2 Ausstoß einer Wohnung, die du mit 0,7 angibst. Laut UBA Rechner wären für 80m2 mit min 1,8t zu rechnen. Es muss eben auch geheizt werden und Strom wird auch verbraucht… Ich habe 1 Jahr im Womo gelebt und meine CO2 Bilanz mit meinem Leben in der Wohnung verglichen. Mit knapp 5t war ich fast 2t besser im Womo. (Seit ich zurück bin, habe ich meine Wohnfläche halbiert). Was ich damit eigentlich sagen will ist, es kommt eben immer drauf an, wie der konkrete Fall ist. Wie viele Kommentare zeigen, sind einige Argumente nicht pauschal zutreffend. Naja, ich finde die vielen „vanlifer“ vor allem ohne Toilette auch nicht schön und auf Instagram wird insgesamt doch alles glorifiziert. Zb auch Reisen allgemein. Ich finde die Frage des Artikels schon ‚komisch‘ gestellt. Im Prinzip ist keine menschliche Aktivität per se nachhaltig. Denn für alles wird in irgendeiner Form Energie oder Ressourcen benötigt, je nach dem wie die Berechnungsgrenzen gesetzt werden, mehr oder weniger….
Einige haben ja auch schon die Frage gestellt, was denn Alternativen wären. Ich finde zurecht, denn ich kann bei Ökobilanzen eben nur zwei Dinge vergleichen und dabei schneiden Fernflüge meistens schlechter ab als Wohnmobil Urlaub. Allerdings finde ich das ganze gegenseitig Schlechtmachen nicht hilfreich. Es gibt unterschiedliche Wege ein klimabewusstes Leben zu führen. Es gibt große und kleine Dinge: Wohnung, Reisen, Auto, Ernährung usw sind groß, da muss dann jede*r selbst entscheiden, was geht und was nicht. Ich zb reduziere Wohnfläche, Strom, Reisen, esse vegetarisch etc und kompensiere meine verbleibenden Emissionen am Jahresende…
Alles Gute -
Es mag ja sein, dass ein Wohnmobil der Umwelt nicht gut tut. Wer aber sein Haus verkauft, das auch viel Energie gebraucht hat, bis es steht, der kann doch genauso gut im Wohnmobil nach Spanien fahren und dort stehen bleiben. Man muss ja nicht jeden Tag woanders hinfahren, sondern eine längere Zeit an einem Fleck bleiben. Dabei lieben wir das es auch die Möglichkeit gibt frei zu stehen. Dadurch werden Kontakte reduziert.
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Hallo Ute, ich bin erfreut, auf deinen Artikel gestoßen zu sein. Ich stehe dem Thema gerade mit einem wissenschaftlichen Auge gegenüber, weil ich derzeit meine Masterarbeit in der Architektur über das Thema „mobiles Wohnen“ schreibe. Dabei werde ich u.a. dem Vanlife Trend auf die Schliche gehen, man kann ihn als gesellschaftliche Bewegung (die ja nicht ganz neu ist, wenn man so an die ersten Bulli-Hypes denkt) eben nicht ignorieren, da sie für viele Leute das Leben in einem Van, Wohnwagen, etc. idealisiert, während das vor ein paar Jahren kaum möglich war. Trotzdem ist es natürlich so, dass solche Wohnformen nur funktionieren, wenn sie nachhaltig und vor allem primär ausgeführt werden. Aber es sendet eben ein Signal, dass wenigstens eine Bereitschaft da ist, „weniger zu brauchen“, doch mehr den Schritt in die Natur zu wagen. Als angehender Architekt hinterfrage ich, wie zukünftige Wohnformen aussehen könnten. Wir bauen ohne Ende, haben aber eigentlich gar keinen Platz mehr, die Wohnform des Einfamilienhauses ist eigentlich nicht mehr zukunftsfähig, die Städte mit Beton übersäht, und die pro Kopf Wohnfläche liegt bei 47 Quadratmetern, bei Einpersonenhaushalten sogar im Schnitt bei 69. Unglaubliche Zahlen, wie ich finde, da muss unbedingt was verändert werden, so viel Material, Fläche und Energie wie wir verschwenden. Hinzu kommt, dass es durch die Veränderungen des Klimas immer mehr Zonen auf der Erde gibt, die unbewohnbar werden, mobiles, flexibles Wohnen sogar wichtig werden kann, dazu die Menschen nicht mehr bereit sind, absurde Summen für’s Wohnen in die Hand zu nehmen (Miete oder Kaufpreise), die Arbeitswelt sich in eine mobile Richtung verändert. Ich sehe die Ansätze, flexibel, mobil und vorallem flächentechnisch reduziert zu leben, als wichtige Aspekte der „Vanlife“ Bewegung für zukünftiges Leben, ist aber in der Form als additives Leben zum primären Wohnraum nicht tragbar. Mobiles Wohnen ist ein riesen Thema, „Vanlife“ nur eine Ideologie mit gedanklich wertvollen Ansätzen, in der Ausührung aber extrem schwierig, wie du sehr gut beschreibst. Total Spannender Artikel von dir, im großen und ganzen natürlich etwas „negativ“ belastet, aber ich nutze ihn sehr gerne als Anhaltspunkt meiner Recherchen!!
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Liebe Ute, ein wirklich toll recherchierter und gut aufgezeigter Beitrag mit vielen Aspekten, die oft übersehen werden. In einigen Aspekten stimme ich dir zu, was mich allerdings an diesem Artikel unglaublich stört ist, wie alle Camper über einen Kamm geschert werden und alles, was nicht 100% Nachhaltigkeitsperfektion ist, verteufelt wird. Ja, Campen an sich ist nicht per se nachhaltig, doch was wäre nach deiner Definition schon nachhaltiger Urlaub? Ausschließlich mit der Bahn an einen nahegelegen Ort fahren, dort in einem komplett CO2 neutralen Hotel übernachten und dann was genau machen? Ein Pool ist schlecht für die Umwelt, ins Meer gehen hat seine negativen Seiten, Städte sind überfüllt und in die Natur gehen ist mit solchen Argumentationen wie im Beitrag auch mit Vorsicht zu genießen. Also wieder nicht nachhaltig. Ist die Lösung für dich dann, gar keinen Urlaub zu machen?
An solchen Einstellungen störe ich mich persönlich gewaltig, da ich der Meinung bin, dass es keine 100% Perfektion braucht, um den Planeten zu retten. Ich selbst lebe komplett vegan, aber bin nicht der Meinung, dass dies jeder tun muss. Schon eine Ernährung, die primär vegan ist und bei der tierische Produkte nur ab und zu konsumiert werden, würde einen unglaublichen Unterschied machen. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, dass möglichst viele Personen bei einer guten Sache mitmachen.
So geht es mir auch beim Thema Vanlife. Dass der eigene Müll jederzeit mitgenommen wird, Grauwasser richtig entsorgt wird und nicht einfach in & auf die Natur geschissen wird, sehe ich jetzt mal als generelle Voraussetzung. Und dass man nicht für 5 Tage 2000km nach Portugal fährt, setze ich auch voraus – also einfach eine normale, nicht überspitzt dargestellte Camper Situation, wie ich und auch alle Personen die ich kenne sie betreiben. Dann ist es immer noch eines der nachhaltigsten Reiseformen, die es gibt. Dazu ist sie einfach zugänglich und vor allem: realistisch und nicht überteuert.
Und da sind wir wieder beim Punkt: Klar ist es nicht zu 100% Perfektion und zu 100% nachhaltig. Aber es ist auch einfach nicht realistisch umsetzbar, dass die ganze Welt zu 100% perfekt funktioniert. Also anstatt mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt zu spazieren und alles anzuprangern, wäre es doch hilfreich, das ganze zu Ende des Artikels ein wenig zu relativieren. Die Camper sind quasi die Vegetarier, nicht die Veganer, und machen vielleicht nicht alles zu 100% perfekt, aber würde jeder einfach nur ein zwei Mal im Jahr mit einem Camper wegfahren, anstatt mit dem Flugzeug durch die Welt zu jetten und in Hotelbunkern zu versumpfen (die meiner Meinung nach noch viel hässlicher anzuschauen und permanenter sind als Wohnmobile), dann wären doch viele Probleme schon gelöst, findest du nicht? -
liebe ute,
habe schon viele jahre deinen reiseblock gelesen und fand es sehr spannend wie du dein leben gestaltest, alte brücken abbrichst, neue wege gehst einfach auf dich schaust.
das muß man erstmal draufhaben…meine hochachtung. aber in die richtung wie du dich entwickelt hast istmir total ssuspekt. dem kleinen mann sein wohnmobil madig machen wofür der sein lebenlang geschuftet hat und vieleicht sein lebenstraum ist, geht für mich überhaupt nicht und ist unter der gürtellienoe.
im übrigen hört bich dieser block immer mehr nach der tagtäglichen gehirnwäsche an die in penetranter weise durch die regierungsmedien tagtädlich auf das volk herabrieselt.
ich persönlich klaube nicht an das märchenvom klimawandel und kann diese hysterie in keinster weise nachvollziehen. ich müsste vom fisch bespuckt sein, meinen enkeln angst vor einem drohenden weltuntergang zu machen. mein hobby ist , unter anderm das motoradfahren im gelände, auf der rennstrecke, auf tour. mir würde es im traum nicht einfallen aus nachhaltigkeitsgründen an meinem hobby etwas zu verädern. was soll es bringen wenn du dich nun einschränkst…rettest du damit die welt
kenne in meinem umfeld auch absoulut niemanden, ob bekannten- freundes- kollegenkreis welcher dem gauben an den klimawandel anhängig ist. ok…ich komme aus sachsen…da ist die welt noch in ordnung. vegan hab ich auch schon probiert…schmeckt aber wie eingeschlafene füße. bei dir möchte man mann sein…aber nee da is essig mit schnitzel…war spaß. nun ja …das ist jedenfalls meine meinung und einstellung zu dem thema und mich würde es freuen wenn du das so aktzeptierst.
gendern tue ist aus prinzip nicht …ist mir einfach zu bescheuert und verhunzt unsere deutsche muttersprache.mit freundlichen grüßen ..ein sachse
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Hallo Allerseits,
ja es gibt gute Gründe warum Vanlife nicht nachhaltig ist. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht am Vanlife liegt, sondern an den Menschen. IMMMER!
Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen sich seines Verhaltens in der freien Natur bewußt zu werden. Egal, wie er sich fortbewegt. Egal, wie er lebt. Das Thema Abfall, ökologischer Fußabdruck und Nachhaltigkeit schwingt immer mit. Wobei ich bei Kritikpunkt dieses Artikels wäre.Es gibt gute Gründe, warum Vanlife nicht nachhaltig ist. OK, fair. Aber es gibt auch gute Gründe warum das „normale“ Leben nicht nachhaltig ist. Was Zement und Beton an CO2 produzieren geht auf keine Kuhhaut. Dagegen ist der CO2-Wert sämtlicher Transportwegen (Auto, Bahn, Schiff und Fliegerei) eine Winzigkeit. Und die meisten Menschen wohnen wo? Richtig. Nicht in einer Lehm-, Holz oder Stoffhütte :-) Von daher finde ich, sollte sich jeder einmal fragen ob, unter diesen Gesichtspunkten, Vanlife nicht doch das kleiner Übel ist. Vorausgesetzt man entscheidet sich für eines von beiden und nicht für beides zusammen.
Trotzdem ein guter Artikel. Der vielleicht den einen oder anderen zum Nachdenken bringt. Danke dafür.
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Ein schöner Artikel! Der sich aber halt auch wieder auf den Aspekt Vanlife fokussiert – und aussen vor lässt dass das Internet mit Streaming und Socialmedia – und dem Internet und den Anzeigegeräten – eben auch so viel CO2 Produziert.
Da könnte man nun das schreiben und Onlinestellen eines solchen Artikels, der Screentime der Leser – auch schon wieder CO2 anmahnen. Fällt da Vanlife so uns gewicht im Vergleich? Aber einmal weg von Whatsaboutism – ich habe nicht nur mit Overlanding-Weltreisen CO2 verbraten – ich habe (vorsicht Glashaus) – auch schon einen Artikel zum Thema geschrieben, der die Vanlife Anhänger vielleicht mehr abholen könnte:
https://www.4x4tripping.com/2021/09/nachhaltig-reisen-und-overlanding-camping-vanlife.html
Deine Tipps sind gut und schön, aber einigige davon werden vermutlich nicht ganz so gut angenommen. Den Camper vermieten – als Käufer meidet man Mietmaterial weil die Abnutzung einfach wesentlich höher ist, von unserfahrenen Reisenden.
Beim Vanlife mit geeigneten Produkten die Umwelt schonen scheint mir ein „akzeptablerer“ Ansatz zu sein.
Ob nun meine früheren „nicht Vanlife“ Ferienaktivitäten CO2 sparender waren, mir fällt die Kalkulation spätabends nicht gerade einfach. Aber da waren auch mal eine Kreuzfahrt, die Malediven, USA, Hongkong, Seyschellen u.v.m.
Ist mein CO2 Fussabdruck seit dem Thema Vanlife auch noch 125`000 Reisekilometern nach u.a. einer Transafrika (Europa-Kappstadt), Südamerika, Island – nicht sogar gesunken unter dem Strich?
Spannende Fragen! Heinz
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Mira
Richtig richtig toller Artikel. Ich hatte dazu vor einigen Monaten schon mal recherchiert und konnte zu den Kritikpunkten kaum etwas online finden. Das hat mich damals wirklich gewundert, aber ja, dahinter steckt halt auch eine riesen Lobby und ein echter Trend.
Was mir auch noch zusätzlich zu dem Thema einfällt: der lokale Tourismus leidet unter den Campern. Man möchte zwar in zb. Portugal Urlaub machen, lässt aber dort sein Geld nur an Tankstellen und in Supermärkten. Der lokale Tourismus und damit meine ich auch die Menschen die dort Arbeiten (Apartments, Hotels, Restaurants, und natürlich auch Öffis) hat nix von den vielen Campern die meist selbst kochen und in der freien Natur übernachten.