Die meisten starten mit einem Blog, um ihre Leidenschaft oder ihr Wissen zu einem Thema zu teilen oder ihr Können in einem bestimmten Bereich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es beginnt mit einem Hobby, das unterschiedliche Ziele verfolgen kann: Anderen zu helfen, Inspiration zu verschaffen, neue Produkte vorzustellen oder selbst bekannter zu werden. Mit der Internetseite eventuell später mal Geld zu verdienen, wäre zwar schön, aber erst muss sich ja herausstellen, ob man überhaupt eine wachsende Leserschaft für sich gewinnen kann. Soweit so gut.
Die meisten hören im Durchschnitt nach einem Jahr wieder auf. Zu viel Arbeit, zu kostenintensiv, zu wenig Resonanz. Für die aber, die mit ihrem Blog, ihrem Instagram- oder Youtube-Kanal immer populärer werden, eröffnen sich nach und nach neue Möglichkeiten. Unternehmen und Agenturen treten an einen heran und stellen mögliche Kooperationen vor. Die meisten werden zumindest anfangs schlecht oder sogar gar nicht bezahlt. Da es aber ja nur ein Hobby ist, nimmt man Produkte gern an bzw. nimmt an einer Reise teil (nicht selten mit eigenen Anreisekosten) – auch, wenn man dafür meist eine wesentlich höhere Gegenleistung in Bezug auf den Zeitaufwand leistet.
Der Wechsel vom Hobby zum Beruf
Die Follower werden mehr, die Emails und Kontaktanfragen auch, die Interaktionen auf allen Kanälen ebenfalls, man verbringt immer mehr Zeit mit der Webseite und wird vielleicht nach einigen Monaten oder Jahren seinen regulären Job aufgeben und sich voll und ganz auf seinen Blog konzentrieren wollen.
Blogger/in ist heute ein ganz normaler Job wie jeder andere auch, nur mit einem Unterschied: Es gibt keine konkreten Richtlinien und Preise, wodurch am Ende bei den meisten das Wichtigste ausbleibt… Sehr gute Einkünfte für eine sehr gute Leistung!
Der virale Erfolg allein reicht daher nicht, um als Blogger/in in der Selbstständigkeit überleben zu können. Wenn ich eine Woche auf eine unentgeltliche Pressereise gehe, ist das zwar ein netter (wenn auch meist stressiger) Zeitvertreib, aber ich verdiene weder in der Reisewoche noch in der Folgewoche durch das Schreiben eines entsprechenden Reiseberichts Geld. Dadurch verbringe ich fast einen halben Monat mit qualitativ hochwertiger Arbeit (Redaktion, Fotografie, Social Media und Marketing) für ein paar Tage mit fremden Leuten in einem anderen Land, in dem ich jedoch keinen einzigen Cent verdiene. Klingt irgendwie paradox, oder?
Eine dieser Bloggerinnen bin ich. Obwohl ich Kommunikationswissenschaften studiert habe und somit auf ein großes Repertoire im Bereich aller Medienstrukturen zurückgreifen kann, habe ich Werbung bisher auf meinem Blog bis auf wenige Ausnahmen abgelehnt. Ich wollte authentisch schreiben können und das passte nach meiner damaligen Auffassung nicht mit meiner eigentlichen Message – der Inspiration für einen individuellen Lebensstil – überein. Hinzu kam, dass Artikel mit einer Deklaration als „Anzeige“ oder „Werbung“ weniger gelesen werden und ich selbst von Seiten genervt bin, in denen ständig Werbung aufpoppt oder wild blinkend zwischen den Zeilen auf sich aufmerksam machen möchte.
Warum nun Werbung?
Im Grunde ist ein Blog nichts anderes als ein klassisches Magazin, nur eben nicht erhältlich als Printausgabe im Kiosk. Aber auch Zeitungen und Magazine leben ebenso wie ich nicht nur von Luft & Liebe, sondern müssen u. a. Werbeanzeigen platzieren. Als Blogger/in habe ich im Grunde nur drei Bereiche, um Einkünfte zu erzielen:
Anzeigen – Banner – Werbelinks
- Reisen, die gegen Entgelt stattfinden
- Advertorials, das sind bezahlte Artikel mit Link zum Unternehmen
- Affiliate-Links, d. h. empfehlenswerte Produkte werden zu Amazon oder anderen Unternehmen weitergeleitet (beim Kauf gibt es eine kleine Provision)
- Werbebanner in Artikeln oder in der Sidebar
Eigene Produkte entwerfen
- Online-Kurse zum eigenen Blog-Thema
- Bücher und E-Books, z. B. über Self-Publishing
- T-Shirts, Jutebeutel & Co.
Externe Aufträge generieren
- Redaktionelle Beiträge für Magazine
- Buch für einen Verlag
- Webseitengestaltung oder Social Media für Unternehmen
- Vorträge und Beratungen
Einen erfolgreichen Blog mit großer Leserschaft zu haben, ist zwar einerseits eine repräsentative, digitale Visitenkarte, andererseits hat nicht jeder das Zeug oder die Lust dazu, ein Buch zu schreiben, eigene Produkte zu entwickeln oder Vorträge vor einem großen Publikum zu halten. Daher ist der erstgenannte Punkt zur Generierung eines regelmäßigen und vor allem angemessenen (!) Einkommens definitiv der wichtigste. Nach inzwischen fünfjährigem Bestehen dieses Blogs sehe ich daher ein, dass ich meinen Blog etwas umstellen muss, um ihn und letzten Endes auch mich am Leben zu erhalten und gleichzeitig weiterhin Freude an dieser Arbeit zu haben.
Neue Gesetze für Blogger:innen
Im vergangenen Jahr wurden Richtlinien zum Thema Werbung und Schleichwerbung aufgestellt, die zwar in erster Linie auf die exzessiven Dauerwerbe-Veranstaltungen der Youtuber zielten, jedoch zwangsläufig natürlich auch alle anderen betreffen. Wer die Regeln missachtet, riskiert die Gefahr einer kostspieligen Abmahnung, weshalb hier höchste Vorsicht geboten ist. Selbst die Punkte, die in den Gesetzestexten nicht 100% klar formuliert wurden, können abgemahnt werden – und das passiert in der Realität auch, wie das aktuelle Beispiel zeigt: Absurdes Instagram-Urteil: Wenn Juristen das Internet nicht verstehen.
Bei vielen Betroffenen kam hier verständlicher Weise ein Ungerechtigkeits-Empfinden auf, denn warum dürfen zum Beispiel Magazine Produkte empfehlen, ohne sie als Werbung kennzeichnen zu müssen? Nach den vorliegenden Richtlinien sind Blogger/innen also dazu verpflichtet, im Prinzip alles, was eine Produktempfehlung oder Markennennung aufweist, als Werbung zu deklarieren. Selbst eigene Produkte wie zum Beispiel ein Buch oder der Verweis zu einem eigenen Shop sollte als „Eigenwerbung“ bezeichnet werden.
Durch die neuen Gesetze werden sich Leser daher zwangsläufig daran gewöhnen müssen, dass Blogs nahezu überall ihrer Kennzeichnungspflicht mit „Werbung“ oder „Anzeige“ nachkommen müssen. Und das selbst dann, wenn sie das Produkt selbst bezahlt haben und/oder mit der Marke nie in Kontakt standen.
Daher lässt sich an dieser Stelle eigentlich nur empfehlen, die aus den Richtlinien resultierenden Werbehinweise auf Fotos oder in Beiträgen schlichtweg zu überlesen, sofern man der/dem Blogger/in vertraut und weiß, dass sie/er verantwortlich handelt und nichts empfiehlt nur des Geldes wegen. In meinem Fall scheiden mit einem veganen und möglichst nachhaltigen Lebensstil ohnehin bereits viele Kooperationen mit Unternehmen aus. Umso lieber bewerbe ich dafür junge Start-Ups mit klugen Ideen sowie Produkte, die noch nicht so bekannt sind und Sinn machen.
Was bedeutet das für diesen Blog?
Ich persönlich finde die Richtlinien übertrieben, allerdings werde ich mich dem aktuellen Stand der Dinge einfach fügen, und hoffe gleichzeitig, dass sich die Gesetzgebung diesbezüglich in Zukunft wieder etwas relativieren wird. Aktuell bin ich laut Gesetz folgendermaßen kennzeichnungspflichtig:
- Pressereisen muss ich in Fotos sowie Blogbeiträgen als „Werbung“ oder „Anzeige“ deklarieren – allerdings behalte ich mir hier meine persönliche Meinung vor.
- Buch- und Produktempfehlungen muss ich deklarieren, z. B. mit „Enthält Werbelinks“ oder „Enthält Links zu Werbepartnern“ – sie sind immer von mir selbst gelesen, getragen oder getestet worden.
- Produktabbildungen auf Fotos, z. B. von selbst gekauften oder genutzten Dingen werden mit „Werbung, da Markennennung“ oder ähnlichem Wortlaut versehen.
- Advertorials (Gastbeiträge von Unternehmen) – gibt es so gut wie nie, aber wenn dem so sein sollte, werden sie als „Anzeige“ oder „Werbung“ ausgewiesen.
- Werbebanner gibt es in Maßen, allerdings nicht zwischen dem Text und nur von Unternehmen, die ich für akzeptabel oder gut halte und die bestenfalls nachhaltig sowie umweltfreundlich handeln.
- Verlosungen werde ich sicherheitshalber auch als Werbung deklarieren.
- Meine eigenen Produkte (Bücher, Shop etc.) muss ich als „Eigenwerbung“ bezeichnen.
- Featuren von Start-Ups und nachhaltigen Unternehmen muss ich ebenfalls gesondert kennzeichnen, obwohl das meist unbezahlt geschieht.
Wer einige meiner Artikel gelesen hat, konnte sich wahrscheinlich ein ganz gutes Bild von meiner teils kritischen Sichtweise in vielerlei Hinsicht machen. Daher kann ich hier nur noch einmal versichern, dass Werbung – sofern sie tatsächlich und nicht nur durch die Kennzeichnungspflicht stattfindet – von mir als gut, vertretbar und sinnvoll befunden wurde.
Vielen Dank für dein Verständnis! ♥
Weitere Links zum Thema Werbung & Recht:
- Risiken der Schleichwerbung – Rechtliche Grenzen bei Facebook und Instagram (RA Dr. Thomas Schwenke)
- Marketing und Kennzeichnung als Werbung – Ein kleiner Überblick (Kanzlei Härting)
Ich bin auch überrascht wie das Internet von einem Medium, in dem jeder etwas veröfffentlichen konnte zunehmend wird wie zu Zeiten vor dem Internet: da brauchte man auch viel Kapital und Infrastruktur um einen Sender oder Verlag zu starten…
Hallo Tobias,
schön von dir zu hören! Lang lang ist’s her :) Ich bin sehr gespannt, wie das weitergehen wird. Am Ende schraubt man wieder einmal genau denen den Hahn zu, die wenig verdienen und nicht denen, die mit Werbung und Sponsoring zigtausende verdienen. Daher kann man nur das Beste aus seiner Situation machen…
Liebe Grüße und hoffentlich bis bald mal wieder!
Ute
Hallo .. neben der Kennzeichnung empfehle ich immer noch zwei Sätze zu der Konstellation zu schreiben .. dann kann jeder selbst einschätzen wie beeinflusst man ist.
„WERBUNG .. Dies war eine kostenlose Pressereise ohne Vorgaben durch den Veranstalter.“
Hi Markus,
guter Einwand, vielen Dank! So empfiehlt es der RA Dr. Schwenke auch. Hoffen wir mal, dass sich die Wogen hier wieder zu unseren Gunsten glätten werden…
Bis bald, viele Grüße
Ute
Vielen Dank für den Artikel und die Aufklärung. Ich sehe ein, dass der Grat zwischen bewusster und „zufälliger“ Werbung sehr klein und die Differenzierung schwer sein kann. Dann lieber auf Nummer sicher gehen und alles als Werbung kennzeichnen. Einige Blogs bestehen mittlerweile nur noch aus Kooperationen, oft auch noch für fragwürdige Produkte. Bei dir hat mich Werbung bisher noch nicht gestört. :-)
Hallo liebes Windmeer – schöner Name :)
Bisher habe ich auch extrem wenig Werbung gemacht, sehe aber ein, dass ich nicht so viel Zeit in etwas investieren kann, das kein Geld bringt. Aber ich werde sie gut, bewusst einsetzen mit sinnvollen Produkten, von daher dürfte es keinen stören. Die Kennzeichnung muss ja eh sein :/
Liebe Grüße und freut mich, dass du meinen Blog liest <3
Ute
Ich kann nicht verstehen wie immer mehr versucht wird, Menschen die ihre Leidenschaft und ihr Wissen mit anderen teilen bzw. sie an ihren Erlebnissen teilhaben lassen, immer wieder und immer mehr Steine in den Weg zu legen. Mittlerweile muss doch für die Nachbearbeitung und Kontrolle ob alles konform ist, mehr Zeit drauf gehen als für den eigentlichen Text.
Ich finde es gut das du dich davon nicht unterkriegen lässt.
Hallo Basti,
Danke für deinen Zuspruch und ich kann das auch nicht verstehen. Ich fürchte, es werden im Laufe der nächsten Monate und Jahre noch etliche Veränderungen folgen, auf die es sich stets ein- und umzustellen gilt. Allerdings muss ich zugeben, dass mich das schon an der einen oder anderen Stelle frustriert, aber was hilft’s…
Viele Grüße!
Ute
Liebes Bravebird,
ich lese mit Interesse deinen Blog und besonders die Kommentare, die gerne hoch und herunter diskutiert werden und finde es auch richtig dass du damit Geld verdienst. Du ergreift andere Themen auf, als die üblichen Blogs und dass finde ich toll. Abwechslung muss sein, und lass dich dafür bezahlen mit Werbelinks.
Ja, ich verstehe es, dass du Werbung und Links kenntlich machen musst. Aber dieses Vorgehen befürworte ich, da ich niemanden kenne, der umsonst und kostenlos arbeitet, nicht mal ich. Ja, Geld ist die Weltreligion Nr. 1 für jeden Menschen auf diesem Planeten. Es erstaunt mich, dass du damit nicht schon früher angefangen hast. Den Tipps und geeignete Produkte gibt es ja nie frei Haus und du machst dir ja genügend arbeit damit.
Ich freue mich auf deine weiteren Berichte.
Liebe Darkeka,
was für ein schöner Beitrag, vielen Dank für den Zuspruch und das tolle Kompliment! Das macht Mut!
Alles Liebe und bis bald!
Viele meiner kleinen Kunden haben mir ähnliches erzählt. Wenn man nicht an dem schnellen Euro, sondern der Bindung zu seinen Lesern und der Commmunity interessiert ist, werden die es einem auch nicht übel nehmen. Ein charmanter Umgang mit der Thematik wie bei dir, ist doch der richtige Weg.
Liebe Susanne,
vielen Dank für deinen Zuspruch <3
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto sinnloser und vor allem redundanter finde ich es, überhaupt noch irgendetwas als Werbung kennzuzeichnen. Der Punkt ist doch: Entweder vertraue ich dir als Leser oder ich tue das eben nicht.
Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob du keine Werbung kennzeichnest, ob du Werbung korrekt kennzeichnest oder ob du (so wie du das jetzt tust) Werbung verschleierst oder zumindest weniger sichtbar machst, indem du nun schlicht alles kennzeichnst.
Der Punkt ist ja der: so wirklich sicher kann ich mir ja trotzdem nicht sein, dass „Werbung ohne Bezahlung“ (also faktisch keine Werbung) wirklich das ist, als was du sie kennzeichnest. Auch wenn ich keinen Grund zu dieser Annahme habe, aber diese neue Regelung würde es dir hervorragend ermöglichen, nun Schleichwerbung einigermassen rechtssicher zu publizieren.
Vielen Dank hierfür an den Betrügerverband auf Berlin, dass ihr das Internet mit eurer unfassbaren Geldgier noch einmal etwas intransperenter gemacht habt.
Hi Swen,
es ist in der Tat genauso, wie du es beschreibst. Viele schreiben deshalb einfach überall „Werbung“ oder „Anzeige“ darüber oder davor, um sich weiteren erklärenden Text zu ersparen. Ich habe vor einigen Monaten eine Petition beim Bundestag eingereicht – da kann man 3x raten, ob man nach diesen Monaten noch etwas gehört hat außer der Eingangsmitteilung… Ein Trauerspiel. Lassen wir uns überraschen, was man sich sonst noch einfallen lässt.
Viele Grüße!
Ute
Tja schade in welche Richtung sich das zu Zeit bewegt. Das Ziel ist ja angeblich, die „Verbraucher“ zu schützen, doch damit zerstört man mehr als es bringt. Letztendlich hat keiner was davon. Aber das ist den Herren in der EU egal… bald ist auch Youtube im Eimer
Hey Marcelseo,
ja das stimmt leider. Ich habe beim Bundestag eine Petition eingereicht, die allerdings nach vier Monaten Warten unter kuriosen Gründen abgelehnt wurde – wen wundert’s… aber Aufgeben ist auch keine Option. Ich bleibe dran :)
Viele Grüße!
Ute
Danke für die kleine Marketingberatung. Dann kennzeichnet man sowas besser, damit man kein Risiko eingeht. Finde es allerdings schade. Liegt wieder nur an Bloggern, die sich nicht wirklich an Regeln gehalten haben…
Ich finde die Regeln auch komplett übertrieben. Während man früher nicht wusste ob es sich nun um Werbung handelt oder nicht, da es nicht dabeistand, weiß ich es heutzutage genauso wenig da überall Werbung steht. Auch wie bei dir so schön im Beitrag erwähnt, wenn man sich die Produkte selbst gekauft hat.
Ich habe einen Bekannten mit ca. 1k Followern, das meiste davon Freunde & Bekannte. Selbst er kennzeichnet seine Posts auf denen Firmennamen erkennbar sind mit Werbung. Und er hat keinerlei Absicht in irgendeiner Weise mit dem Instagramprofil zu werben oder Geld zu verdienen. Trotzdem sind die Posts mit „Werbung“ gekennzeichnet. Ist das nicht traurig?
Liebe Celine,
ja das ist wirklich traurig und es ist wirklich genau wie du sagst: Wenn überall Werbung drauf steht, achtet man auch nicht mehr drauf. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt :/
Viele Grüße und Danke auch für deine Meinung
ute