Buchrezension Green Camping von Fräulein Öko - Reisemagazin Bravebird

Faktencheck: „Green Camping“ von Fräulein Öko

Ein neues Buch ist im Juli erschienen, auf das mich Leserinnen aufmerksam gemacht haben. Seit meinem Artikel, warum Vanlife nicht nachhaltig ist, erreichen mich regelmäßig Nachrichten, Screenshots und Kommentare zu dem Thema. Nachdem ich mir das Buch einmal genauer angeschaut habe, möchte ich gerne die Gelegenheit ergreifen, einen Faktencheck zu den Inhalten durchzuführen.

Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht darum geht, die Autorin zu diskreditieren. Es geht vielmehr darum zu schauen, ob die Aussagen, die sie in ihrem Buch vermittelt, der Faktenlage entsprechen. Wer auf diesen Artikel stößt, ohne mich zu kennen: meine Expertise zu diesem Thema basiert auf zwanzig Jahren Reise- und sieben Jahren Camping-Erfahrung sowie sechs Jahren Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit.

1. Hintergrund über Verlag und Autorin

Über den Verlag: Gräfe und Unzer betreut seit 2013 redaktionell und gesamtverlegerisch das Programm der ADAC Bücher und Reiseführer. Pincamp ist das Campingportal des ADAC.

Über die Autorin: Svenja Preuster ist lt. den Instagram-Profilen „Fräulein Öko“ und „Ökocamper“ Erzieherin, Youtuberin und Autorin. Auf ihrem Haupt-Profil geht es hauptsächlich um Zero Waste, Veganismus und weitere nachhaltige Themen. Auch Vanlife gehört dazu.

Über den ADAC: Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. wurde 1903 gegründet. Neben der Pannenhilfe liegt das Hauptaugenmerk des ADAC bei den Interessen des Kraftfahrwesens, des Motorsports und des Tourismus.

2. Intention des Buchs seitens des ADAC

Die wirtschaftlichen Interessen bzw. Produkte des ADAC im Camping-Bereich sind umfangreich: Mitgliedschaft mit Pannenhilfe und diversen weiteren Leistungen, Stellplatz- und Campingführer, Campcard, Kreditkarte, verschiedene Versicherungen usw. Hier kann jeder potentielle Neukunde dauerhaft eine Menge Geld einbringen.

Das Marketing-Konzept ist daher denkbar simpel: Besonders die junge Zielgruppe hat das Vanlife für sich entdeckt, es passt zur aktuell eingeschränkten Reise-Situation durch Corona und dann muss man es nur noch schaffen, das Reisen mit diesen meist großen Fahrzeugen in ein möglichst umweltfreundliches Licht zu stellen.

3. Wie umwelt- und klimafreundlich ist der ADAC?

Europas größter Verkehrsclub ist einer der größten Lobbyverbände der Welt. Er steht u. a. für die Erhaltung der motorisierten Mobilität und spricht sich nicht für Tempolimits aus. Egal, was man zum Thema Nachhaltigkeit oder Mobilitätswende vom ADAC findet: die Konsequenz einer Einschränkung von Mobilität zugunsten des Klimaschutzes wird nicht klar ausgesprochen (vgl. auch Artikel der FAZ „Der ADAC will grüner werden„).

Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um deutlich mehr als 40% bis 2030 im Verkehr ist nicht erreichbar, ohne die Mobilität erheblich einzuschränken.

ADAC e.V., Artikel vom 16.09.2020

Die Verringerung des Verbrauchs fossiler Energie ist daher dringend geboten, nicht nur, aber auch für Zwecke der innerstädtischen Mobilität.

ADAC Positionspapier über nachhaltige Mobilität

… aber:

Das Ziel einer nachhaltigen Mobilität ist, die Mobilität der Menschen in allen ihren Facetten zu erhalten.

ADAC Positionspapier über nachhaltige Mobilität

Weder im Positionspapier noch in Pressemitteilungen sind konkrete Lösungen auf die notwendige Mobilitätswende in Bezug auf eine drastische CO2-Reduktion durch Fahrzeuge zu finden. Vielmehr stechen Greenwashing-Kampagnen hervor, bei denen z. B. auf den ADAC GT Masters – die Liga der Supersportwagen mit 550 PS -, auf wiederverwendbare Trinkflaschen umgestellt wird.

4. Steht der ADAC für umweltfreundliches Camping?

In Artikeln des ADAC wie „Nachhaltig campen: So schonen Sie beim Reisen die Umwelt“ findet man Aussagen wie z. B. „auch auf Reisen lässt sich dieser ökologische Lebensstil umsetzen“. Stets fehlt der entscheidende Faktor: Die Distanz entscheidet über Klima- und Umweltfreundlichkeit. Wobei ein Auto nie klima- oder umweltfreundlich ist. Hier überhaupt von einem ökologischen Lebensstil zu sprechen, ist irreführend.

Zum Thema Wohnmobile hatte ich beim ADAC im April 2021 Daten und Fakten angefragt. Die Unternehmenssprecherin teilte mir mit, sie hätten keine Datenbank und könnten keine validen Aussagen zu Verbräuchen von Campern oder z. B. dem CO2-Ausstoß treffen. – Eine eindrucksvolle Aussage eines riesigen Vereins, der sich seit Jahrzehnten mit nichts anderem als mit Fahrzeugen und Camping beschäftigt.

Der Verkehrssektor verbraucht in der EU gut 1/3 der Energie und verursacht mehr als 1/4 der Treibhausgasemissionen. Neben dem Ausstoß von CO2 und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen stellen die verkehrsbedingten Luftschadstoffe wie Feinstaub oder NOx eine große Belastung für die Gesundheit dar. Darüber hinaus sind viele Menschen hohen Lärmbelastungen ausgesetzt. Diese beeinträchtigen ihre Gesundheit und mindern die Lebensqualität. Zudem nimmt der Verkehr derzeit ca. 5% der gesamten Fläche in Deutschland in Anspruch.

Umweltbundesamt

Der ADAC spricht sich in punkto Wohnmobile außerdem dafür aus, dass man mit dem Führerschein der Klasse B Fahrzeuge bis zu 4,25 t fahren darf. Damit unterstützen sie das Fahren immer noch größerer Fahrzeuge. Außerdem planen sie ein Portal, mit dem Flug- und Bahnreisende bei Ausfällen und Verspätungen Regressansprüche geltend machen können. Damit das Ziel auch klar sein soll: Das Auto soll Nr. 1 bleiben!

FAZIT: Wer als Influencerïn mit dem ADAC eine Kooperation eingeht, unterstützt nicht nur einen Automobilclub, sondern auch einen Lobbyismus, der vollumfänglich pro Auto agiert. Dank des Profilnamens der Autorin, in dem das Wort „Öko“ enthalten ist, wird der ADAC darin unterstützt, gleich für eine ganze Reiseart ein Greenwashing zu betreiben – und das auch noch äußerst kostengünstig.


Zum Buch „Green Camping: Mit Fräulein Öko umweltbewusst draußen Urlaub machen“

Das Buch hat nur 192 Seiten und ist daher recht schnell zu lesen, da ein Teil aus veganen Rezepten und Campingplatz-Empfehlungen besteht. Damit dieser Faktencheck nicht zu sehr ausufert, gehe ich hier nur auf die relevantesten Passagen und Aussagen ein.

Cover und Titel

Die Auswahl trifft in der Regel der Verlag. Unter Marketing-Gesichtspunkten wurde hier alles richtig gemacht, denn selbst, wenn man nur das Cover im Vorbeigehen sieht, werden die Begriffe „Camping“, „Öko“, „umweltbewusst“ mit „ADAC“, „Pincamp“ und dem abgebildeten „Van“ verknüpft und allein damit ist das grüne Image fürs Auto bzw. Wohnmobil und den ADAC bereits erfolgreich umgesetzt.

Unter Umwelt- und Klima-Gesichtspunkten sind allerdings zwei Punkte relevant:

  • Der Titel verspricht etwas, das man im Buch selbst nicht findet. Green Camping, also „grünes“ oder ökologisches Camping, wären in erster Linie das Zelt, alternative Unterkünfte wie z. B. Glamping-Unterkünfte, Hütten, Safari-Zelte, Tiny Houses, Wohn- oder Zirkuswagen usw. mit Tipps und Hinweisen zur Anreise mit Zug, Reisebus, Mitfahrgelegenheit, Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Slow Travel (= weniger ist mehr) usw. All das wird man im Buch nicht finden.
  • Umweltbewusst draußen Urlaub machen? Im Buch geht es ausschließlich ums Vanlife. Wohnmobile, umgebaute Kastenwagen und Busse sind jedoch nicht umweltbewusst, grün, öko oder nachhaltig. Sie können mit einem hohen Besetzungsgrad umweltfreundlicher sein als andere Reiseformen, aber das macht das Reisen mit Wohnmobil oder Van nicht automatisch oder generell umweltfreundlich.

1. Kapitel „Warum überhaupt nachhaltig campen?“

Die Autorin erwähnt gleich zu Beginn, dass es nicht die ökologischste Art sei, mit einem Fahrzeug Urlaub zu machen. Sie erläutert, warum Zelt und andere Alternativen für sie und möglicherweise andere nicht in Frage kommen. Zum Vergleich: Das wäre in etwa so, als würde man als „Fräulein Vegan“ ein Kochbuch veröffentlichen, in dem auch Gerichte mit Eiern und Honig vorkommen. Das macht wenig Sinn, denn Leserïnnen erwarten vom Fräulein Vegan logischer und konsequenter Weise einen veganen Lebensstil.

„Besser als Flugzeug oder Kreuzfahrt“

Sie schreibt, dass es besser sei, mit einem Wohnmobil oder -wagen zu verreisen als zu Hause zu bleiben – und das sei, verglichen mit dem Flugzeug oder einer Kreuzfahrt, die deutlich bessere Wahl. Ein Argument, das viele verwenden (auch der ADAC), das allerdings aus verschiedenen Gründen nicht ganz richtig ist:

  • Bevor man zu Hause bleibt, lässt es sich natürlich auf vielfältige Weise wesentlich umweltfreundlicher Urlaub machen als mit einem großen, schweren Wohnmobil: Zelt, Zug, Glamping, Kleinwagen, Fernwandern, Radtouren, Segeln, Ferienwohnung, Tiny House etc.
  • Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen: Flugreisen oder Kreuzfahrten sind völlig andere Reisearten. Wohnmobil-Urlaub ist in der Regel mit Selbstversorgung verbunden; bei Pauschalurlauben oder Kreuzfahrten gibt es gehobenen Service und Verpflegung. Ich kann z. B. einen Porsche Cayenne SUV fahren und sagen, dass der ja immer noch besser ist als ein Ferrari FF oder eine Mercedes AMG G-Klasse. Das macht den Porsche Cayenne trotzdem nicht umwelt- oder klimafreundlicher.
  • Die Angabe ist zu pauschal, da es von vielen Faktoren abhängt: Personenzahl, zurückgelegte Strecke, Dauer der Reise, Größe, Alter und Gewicht des Fahrzeugs usw. Im Vergleich zu der bevorstehenden Reise der Autorin (lt. Instagram-Profil mind. 14.500 km entspr. mind. 6 t CO2 zu zweit in einem Jahr nur für die Fahrt) könnten zwei Personen vergleichbare Emissionen verbrauchen mit einer einwöchige Mittelmeer-Kreuzfahrt inklusive Flug, einem einwöchigen Ski-Urlaub und noch einem weiteren Urlaub in Europa im Laufe eines Jahres.
  • Das Argument bezieht sich in der Regel nur auf die Klimafreundlichkeit und das ist definitiv nicht ausreichend. Autos sind umwelt- und gesundheitsschädlich, wie ich z. B. in meinem Artikel ausführlich zusammengefasst habe und das sollte man nicht unter den Tisch kehren.

Große Wohnmobile und große Pkw erzeugen bei schlechter Auslastung pro Person CO2-Emissionen, die denen eines Flugs oder einer Kreuzfahrt in nichts nachstehen.

Frank Herrmann, Autor von FAIRreisen

„Man ist langsamer unterwegs“

Es lässt sich nicht nachvollziehen, woher diese Annahme stammt und auf wen das zutreffen soll. Die Zielgruppe, die die Autorin in erster Linie anspricht, ist im Vergleich zu Rentnern, die oftmals einen Campingplatz anpeilen und dann für viele Wochen auf diesem Platz Urlaub machen, recht schnell unterwegs. Oftmals wird auf Parkplätzen oder am Straßenrand wild gecampt bzw. übernachtet und allein dadurch ist die tägliche Fortbewegung oftmals Standard vieler Vanlife-Urlauber.

Dies bestätigt z. B. auch die geplante Reise der Autorin, die im Laufe eines Jahres zwischen Nordkap und Süd-Griechenland ablaufen soll. Wenn es bei nur insgesamt 14.500 km bliebe (meist sind es 30-50% mehr als die optimale Navi-Berechnung), wären das mindestens durchschnittl. 40 km pro Tag und das x 365. Die schnelle Fortbewegung und die stolze Vermittlung vieler gefahrener Kilometer findet man auf Instagram-Profilen häufig.

„Weniger Wasser- und Stromverbrauch“

Die Autorin schreibt, dass der Wasser- und Stromverbrauch in einem Wohnmobil geringer sei als im Hotel. Auch das ist ein Argument, das man häufig zu lesen bekommt. Skurriler Weise spielt das Thema Wasserverbrauch bei uns in Deutschland so gut wie nie eine Rolle; aber hier! Warum man das so nicht stehen lassen kann:

  • Das Hotel ist wie schon erwähnt eine ganz andere Reiseart. Wenn, dann muss man eine Ferienwohnung als Vergleich heranziehen (oder das Zelt), denn da dreht sich auch alles um Selbstversorgung. Hier hat man ebenso die Möglichkeit, sich nicht zu duschen oder möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Wer außerdem mit einem Wohnmobil auf einem Campingplatz steht, kann ebenfalls eine Menge Strom verbrauchen. Oder Wasser.
  • Wenn man den virtuellen Wasserabdruck eines Menschen anschaut, könnte man auch behaupten, dass beim Campen mehr Menschen Fleisch grillen, was den virtuellen Wasserverbrauch deutlich erhöhen würde. Für die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch veranschlagen Expertïnnen einen virtuellen Wasserbedarf von 14.000 bis 22.000 Liter. Eine Tasse Kaffee kommt auf 140 Liter Wasser, eine Avocado auf bis zu 375 Liter, eine Tomate 50 Liter usw. Eine 5-minütige Dusche verbraucht etwa 75 Liter Wasser. Und jetzt kann man mal ein wenig rechnen…

„Plastikvermeidung“

Klar, Müll und Plastik sind ein Problem und sollten vermieden werden. Die Autorin erklärt, dass gerade einmal 15,6% tatsächlich recycelt werden. Leider fehlen im Buch Quellenangaben, denn die Recycling-Quoten in Deutschland sind lt. BMU oder z. B. Quarks tatsächlich deutlich höher.

Das Thema Mikroplastik kommt im Buch zwar an einigen Stellen vor, jedoch nicht beim gravierendsten Punkt: dem Mikroplastik durch Reifenabrieb. Im Laufe von vier Jahren bei durchschnittlich 40.000 Kilometern verursacht jeder Reifen 1 bis 1,5 kg Mikroplastik, das ungefiltert in die Umwelt, in die Böden und unser Grundwasser gelangt (Quelle). Einmal emittiertes Mikroplastik ist lt. Fraunhofer-Institut aus heutiger Sicht kaum wieder entfernbar und in ihrer Problematik mit dem Klimawandel vergleichbar.

Infografik: Mikroplastik ist überall | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Die Autorin steht einerseits für Zero Waste, fördert mit diesem Buch jedoch andererseits bewusst einen Trend, der alles andere als ökologisch ist und zusätzlich kiloweise Mikroplastik durch mehr Auto- oder Vanlife-Reisende produziert.

2. Tipps für den Fahrzeugkauf

Hier wird sinnvoller Weise empfohlen, von einem neuen Fahrzeug abzusehen und sich ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen. Nur wird ausschließlich von einem Kauf eines Transporters mit einem anschließenden Eigenausbau gesprochen, was unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit nicht nachvollziehbar ist. Es wäre wesentlich sinnvoller, sich direkt einen gebrauchten Camper mit vorhandener Ausstattung zu kaufen als extra viele Ressourcen, Strom, Wasser & Co. zu verbrauchen, den ein Ausbau nunmal erfordert.

3. Ausstattung des Campingfahrzeugs

Zum Kochen wird zur Vermeidung von fossilen Brennstoffen Spiritus empfohlen, in diesem Fall 100% Bio-Ethanol. Hier fehlen Informationen, die insbesondere für Camping-Anfängerïnnen von höchster Wichtigkeit sind:

Bei Bio-Ethanol handelt es sich um einen sehr konzentrierten Alkohol, der auch als Brandbeschleuniger eingesetzt wird. Dieser Brennstoff ist hoch entzündlich, verteilt sich als Gas in der Luft und ist höchst gefährlich in Innenräumen. Eine zu hohe Konzentration in der Luft ist gesundheitsschädlich und gefährlich, weshalb immer auf das richtige Lüften geachtet werden sollte.

Zusätzlich zu Kohlendioxid entstehen noch Reizgase wie Stickstoffdioxid, Formaldehyd und die krebserregende Substanz Benzol. An der Luft stehend kann er schon bei 21 Grad ein explosionsfähiges Gemisch bilden. Der Brennstoff ist daher immer verschlossen und stets in Räumen zu lagern, in denen keine offenen Flammen entfacht werden. Aus Brandschutzgründen sollten nie mehr als fünf Liter in ausreichendem Abstand zur Feuerquelle gelagert werden. (Quelle: MDR)

Daher besonders für Anfänger:innen und Ungeübte: BITTE NICHT VERWENDEN, schon gar nicht einen 10 Liter-Eimer im Wagen deponieren! Schlimme Unfälle mit Bio-Ethanol z. B. beim Grillen kann man sich bei Bedarf auf Youtube ansehen…


„Geschafft! Du hast dich durch alle Tipps zu nachhaltigem Camping durchgearbeitet.“

Nicht so ganz, denn im gesamten Buch fehlt insbesondere ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen Tourismus und das ist der soziale Aspekt dieser Reiseart. Nachhaltigkeit bedeutet ökologisch und sozial gerecht. Dass ein 2,5-3,5 t schwerer Transporter für zwei Personen nicht ökologisch sein kann, steht außer Frage; aber nun zur sozialen Gerechtigkeit und Verantwortung.

Kostenlos übernachten

Wenn wir über Nachhaltigkeit bei Flug- oder Fernreisen sprechen, stehen die Aspekte „möglichst viel Geld im Reiseland lassen“, „regional einkaufen“, „lokale Restaurants aufsuchen“, „Unterkünfte von Einheimischen nutzen“ ganz oben auf der Liste. Beim Vanlife gilt das jedoch verrückter Weise nicht. Hier werden intensiv Straßen und Instrastruktur genutzt, Parkplätze besetzt, oftmals mitten in der Natur geparkt, Mülleimer vollgestopft und die kostenlosen Übernachtungen auf Wanderparkplätzen & Co. auf Instagram in stets schöner Kulisse gefeiert.

Zum verantwortungsvollen, fairen Tourismus gehört jedoch auch, der Region etwas zurückzugeben.

Da es ein Buch für den ADAC und Pincamp ist, werden im Buch zwar Campingplätze erwähnt; die Autorin selbst nutzt nach eigenen Angaben jedoch in erster Linie den Wegesrand, Wanderparkplätze oder Wohnmobilstellplätze. Was offenbar vielen nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass auch in Deutschland und Europa viele Menschen mit Tourismus ihren Lebensunterhalt bestreiten (müssen).

Wo soll das hinführen, wenn nun immer mehr Menschen auf Kosten der Natur, der Anwohner und der Wildtiere irgendwo kostenlos ihre Tage und Nächte verbringen? Und nur dann mal kurz auf einen Campingplatz fahren, um dort wieder ihren 60 Liter-Wassertank aufzufüllen, ihr WC aufzufrischen und ihren Müll abzuladen? Lieber in Sprit für weite Reisen investieren als in eine Unterkunft – das kann nicht die Lösung sein.

Ob fair, öko oder nachhaltig: Das alles entscheidende Stichwort lautet Verantwortung. Wer Tourismus mit Verantwortung betreibt, hat das Wohl von Mensch, Tier und Natur gleichermaßen im Blick und sieht eben nicht nur vorrangig den eigenen materiellen Vorteil.

Frank Herrmann, Buch FAIRreisen

CO2 und der ökologische Fußabdruck

Im Text findet man zwar etwas über Sprit-Einsparmöglichkeiten, allerdings wird das wichtige Thema Distanz bzw. Strecke gemieden. Hierbei wäre es schon wichtig zu erwähnen, dass wir in Deutschland bereits in die Top 10 der höchsten Treibhausgas-Emissionen pro Person weltweit gehören und es durchaus Sinn macht, seine Strecke entsprechend der entstehenden CO2-Emissionen im Vorfeld abzuwägen.

Das Wissen, dass man eigentlich nur 2 t CO2 pro Jahr insgesamt ausstoßen dürfte, es bereits im Schnitt mindestens 8 t CO2 oder mehr sind, lässt dann vielleicht überlegen, ob die 4 Wochen Urlaub in Griechenland mit dem Van mit über 5.000 km und mindestens 2 t CO2 wirklich sinnvoll sind. Oder ob es vielleicht auch „nur“ Kroatien wird.

CO2 – Kompensation fehlt

Die Kompensation der verursachten Emissionen einer Urlaubs-Reise mit einem Wohnmobil darf in einem Buch für „Green Camping“ eigentlich nicht fehlen. Alle anderen Schadstoffe von Pkw kann man leider nicht kompensieren, so dass wenigstens der CO2-Ausgleich in diesem Buch hätte Erwähnung finden müssen. Die Kompensation empfiehlt ja selbst der ADAC, wenngleich dieser sogar sagt:

CO₂ vermeiden ist besser als kompensieren.
Es ist immer besser, Treibhausgase gar nicht erst in die Atmosphäre zu blasen, als diese aufwendig auszugleichen.

ADAC, „Klimaschutz: Worauf es bei der CO₂-Kompensation ankommt“

Fazit

Das größte Problem bei Umweltthemen ist, dass es für die Begriffe „Fair“, „Grün“ und „Nachhaltig“ keine präzise Definition gibt. Dadurch entstehen, insbesondere forciert durch PR- und Marketing-Agenturen, ungerechtfertigter Weise viele positive Darstellungen von Produkten und Unternehmen. Hier noch einmal ein paar Punkte in Kürze:

  1. Der Titel verspricht etwas, das mit dem Inhalt nicht übereinstimmt. Vanlife, um das es in diesem Buch einzig und allein geht, ist weder ökologisch noch werden die wirklich umweltfreundlichen Alternativen im Detail vorgestellt.
  2. Der Inhalt besteht aus vielen Widersprüchen. So wird einerseits dazu geraten, auf fossile Brennstoffe zu verzichten, andererseits tritt die Autorin selbst eine Reise mit ihrem Transporter an, bei dem weit über 1.200 Liter Sprit in einem Jahr anfallen. Einerseits ist ihr die Reduktion von Plastik bzw. Müll sehr wichtig, produziert jedoch z. B. mit ihrer eigenen Reise Mikroplastik von über einem Kilogramm im Jahr, das umweltschädlich und zudem irreversibel ist. Hinzu kommt, dass über das Buch und die Accounts ein Multiplikator-Effekt entsteht, der noch mehr Menschen dazu bringen soll, fossile Brennstoffe zu nutzen sowie Schadstoffe, Emissionen und Mikroplastik zu verursachen. Das ist mit dem Namen „Fräulein Öko“ irgendwie schwer vereinbar.

Umweltfreundlich oder nicht? Jeder kann natürlich so reisen, wie er Lust hat. Nur eine Reiseart ungerechtfertigt als ökologisch, grün oder nachhaltig darzustellen und darüber hinaus vielen weiteren Menschen ein gutes Gewissen zu vermitteln, dass man mit dieser Reiseart nicht erheblich der Umwelt oder dem Klima schadet, ist meiner Meinung nach nicht nur nicht okay, sondern da fehlt es einfach an Verantwortung. Seitens des Verlags, seitens des ADAC und seitens der Autorin.

Und noch ein Hinweis: Mir ist bewusst, dass solch ein Artikel bei einigen Aggressionen hervorruft. Bevor hier das „Aber du…“ kommt, bitte ich zu bedenken, dass dieses Magazin hier zwar viele nachhaltige Themen hat, aber nicht jede Reise nachhaltig ist. Wirklich nachhaltig reisen ist extrem schwierig, weshalb dieses Magazin hier auch kein 100% nachhaltiges Reise-Magazin ist und sein kann (mehr dazu in den FAQ). Alles andere wäre eine Täuschung und Irreführung gegenüber meinen Leserïnnen.

* Dem Verlag wurde dieser Beitrag zur Prüfung und Kenntnisnahme weitergeleitet.

Als Gründerin und Inhaberin dieses Reiseblogs teile ich hier seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und persönliche Geschichten aus meinem Leben.

Kommentare

  • Hi, danke für die Recherche, auch für die anderen kritischen Artikel zum Themenbereich resourcenschonendes Reisen.
    Ich befürchte, dass Du trotz der Quellenangaben und der sauberen Recherche einiges abbekommst, weil ‚Vanlife‘ und indiviudeller Naturresourcenverbrauch in der Pandemie anscheinend noch mal deutlich zugenommen hat und nicht nur auf Instagramm hipp ist.

    Ich habe neben Urlauben in Ferienwohnungen, Radreisen, mit dem Kanu und so weiter auch einmal autogestütztes Zelten und eine Wohnmobilreise gemacht (und darüber für unsere Freunde berichtet: https://leben-auf-dem-boden.de/).

    Was mich wirklich erschreckt, ist die Dreistigkeit von Campern, sich einfach irgendwo hinzustellen – das wird durch Apps wie park4night auch gefördert.
    Mir war vor unserem Trip mit einem geliehenen Camper nicht klar, was da abgeht, obwohl es so viele günstige und legale (und meist tolle) Möglichkeiten gibt, über Nacht zu stehen (wie z.B. https://landvergnuegen.com/ oder in Frankreich https://www.france-passion.com/de/ oder eben camping municipal, also Stellplätze der jeweiligen Stadtverwaltung).
    Da kommt man sogar mit echten Menschen des Reiselandes in Kontakt!

    Wir haben schon 2015 in Norwegen bemerkt, dass immer mehr Rastplätze mit einer Teppichstange (Einfahrt mit Höhenbegrenzung auf 2,20 Meter ‚geschützt‘). Die Teppichstange führt dazu, dass man mit einem Camper oft nicht mal mehr legal parken kann (legal: Tagsüber, um sich einen Ort anzusehen oder einzukaufen). Auch wird das Jedermannsrecht in Skandinavien immer weiter ausgelegt und ignoriert, dass das für Wanderer, Kajakfahrer und Radfahrer gedacht ist, aber nicht für motorisierte Urlauber.

    Die egoistische Rücksichtslosigkeit, die zu diesen verständlichen Maßnahmen seitens der Verwaltungen führt, wird allen Individualreisenden immer mehr in den Arsch beissen.

    Leider passiert was ähnliches gerade auch bei Radreisenden: Es wird gerade schick, (auch mit mehreren) wild zu campen und das wird dann gerne als Biwakieren (das ist erlaubt) verbrämt und damit gerechtfertigt, dass man den Platz ja sauberer verlässt, als man ihn vorfindet und die eigene Kacke tief verbuddelt. Dabei gibt es auch dafür genug Shelter, wo man eben nicht das Wild stört oder eben Plätze auf Gegenseitigkeit wie warmshowers, 1nitetent und so weiter, wo man eben legal pennen kann. Ebenso ist es kein Problem, einfach mal zu fragen, ob man hinten an der Wiese/Koppel des Bauern eine Nacht pennen kann.
    Mit Gruppen gehört man eben auf einen Campingplatz, fertig.

    Aus meiner Sicht sind selbst umgebaute Vans nicht nachhaltig. Meist sind die Dinger mit ihrem ersten Berufsleben fertig, deswegen werden sie ja gebraucht verkauft. Sie ölen, verbrauchen viel Sprit, haben keine Russfilter. Dazu kommt, dass ein wirklich gut isolierter Ausbau, Abwasserentsorgung und so weiter gar nicht so einfach zu bauen ist, selbst wenn man sich einen neuen Transporter kauft und ihn selbst ausbaut. Es war interessant zu beobachten, wie lang Laufzeiten der Heizungen von den Selbstbaukisten im Vergleich zu unserem waren (ok, es war Februar und fast immer stürmisch).

    Nix mit Nachhaltigkeit, aber ein Punkt, mit dem PKW zu verreisen und zu zelten (wenn man das nicht gerade im Februar tut) und vielen vielleicht nicht klar ist: Einen großen Sprinter/Camper zu fahren, ist im Vergleich zu einem PKW Stress. Durchfahrtshöhen, Windempfindlichkeit, enge Strassen, Steigungen, Gegenverkehr und so weiter sind einfach anders.

    Nochmal: Danke!

    • Ute

      Hi Aleks,
      vielen Dank für deine ausführliche Meinung und einen Einblick in deine Eindrücke. Ich beschäftige mich nun schon seit vielen Monaten mit dem Thema Vanlife und bin oft sprachlos, wie massiv dieses Thema nicht nur von Instagrammer:innen, sondern auch von nachhaltigen Magazinen und Unternehmen beworben wird. Aber wir leben nun einmal in einem Land, in dem das Auto heilig ist und da steht dann auch die Nachhaltigkeit hinten an. Ich betrachte diesen Egoismus auch mit großer Sorge und ehrlich gesagt frage ich mich schon, was wohl als nächster Trend in ein paar Jahren kommen wird, wo dann wieder alles plattgewalzt wird… Nun ja, Pessimismus bringt einen nicht weiter.
      Ich wünsche dir eine schöne Woche und viele Grüße
      Ute

      • Britta

        Liebe Ute,
        du fragst dich, was als nächster Trend kommen mag. Mein Gefühl: Möglicherweise „Boatlife“ statt „Vanlife“. Bin gespannt, ob es wirklich so kommt…
        Alles Liebe
        Britta

  • Alexander

    Hi,

    echt ein starker Beitrag von Dir! Man sieht an diesem Beispiel doch recht gut, wie verzwickt dieses ganze Thema ist und es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. In der heutigen Zeit stehen immer größere Erlebnisse und die schnelle Befriedigung von neuen Eindrücken im Mittelpunkt. Das Gehirn möchte befriedigt werden, und der Besitzer des Selbigen merkt nicht, wie sehr der Alltag, der Stress und die Schnelligkeit und Kurzlebigkeit unserer Zeit, uns sogar im Urlaub beeinflusst und den Ton angibt. Diese Reizüberflutung hat die meisten Menschen fest in der Hand. Viele merken es nicht, einige wiederum versuchen diesem ganzen Hamsterrad mit den falschen Dingen zu entfliehen. Deswegen finde ich es sehr wertvoll was Du hier schreibst, und vor allem Wie. Vor allem Deine Passage, den Menschen und der Natur was zurückzugeben, finde ich eine super wichtige Message, denn darum geht es doch eigentlich!? Eine gute Zeit zu haben, ja. Sich wohlzufühlen, ja. Gerne auch was erleben, gut essen, gut trinken usw. Aber der Kontakt zu anderen Menschen, zu Einheimischen, die Interesse an Ihrem Leben, an Ihrer Kultur und die Art zu Leben. Das ist es doch eigentlich um was es geht! Der soziale Kontakt, die Interaktion und das Wissen, was „gutes“ getan zu haben. Klar, muss man auch hier differenzieren. In einer Großstadt gibt es viele Ketten und „Tourifallen“. Da ist es natürlich Ratsam sich vorher schlau zu machen wo man noch gut und familiengeführt essen kann.

    Und genau das ist heute der Punkt. Beim Reisen geht es den meisten Menschen schon lange nicht mehr um dieses „Wir“ Gefühl. Es geht nicht mehr um ein maßvolles genießen, um Entspannung oder das bewusste Leben im Hier und Jetzt. Es geht um Konsum und das eigene Ego. Möglichst viele Eindrücke, in einer kurzen Zeit, nie lange irgendwo bleiben, in Gedanken immer schon am nächsten Ort mit der großen Angst, irgendwas zu verpassen.

    Ich finde diese Entwicklung kann einem Angst einjagen. Die Welt wird gefühlt immer voller. Die Städte platzen, die Orte an denen man seine Ruhe hat, werden immer weniger. Kein schöner Gedanke.

    Nochmal Danke für Deine Arbeit die Du hier tust. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du mit Deinen Artikel so viele Menschen wie möglich erreichst!

    LG
    Alexander

    • Ute

      Lieber Alexander,
      ein super wertvoller und wichtiger Kommentar, Danke dafür! Auf Reisen wollte man früher Kulturen näher kennenlernen, sich mit anderen austauschen, neue Menschen kennenlernen, sich erholen; heute geht es vielmehr um die Selbstsinszenierung für Instagram: die ultimative Freiheit zeigen, das ultimative Glück mit seinem geparkten Fahrzeug mitten in der Natur präsentieren, natürlich mit eingeschalteter Lichterkette und Lagerfeuer. Alles in erster Linie eine inszenierte Kulisse für soziale Medien, auf denen man seine Individualität präsentieren möchte, die gar nicht so individuell ist, weil es so viele machen.
      Die Gedanken mit den weniger werden Orten, an denen man noch seine Ruhe hat, teile ich ebenfalls. Aber eine Lösung habe ich nicht…
      Vielen Dank nochmal für deine Gedanken und viele Grüße
      Ute

    • Marianne

      Zur Recyclingquote hab ich eine Anmerkung, die Zahl stimmt so leider. „Die Deutschen wären gern Recycling­ Weltmeister. Das ist aber Wunschdenken. Von den 2017 ange­fallenen 5,2 MILLIONEN TONNEN KUNSTSTOFFABFÄLLEN wurden gerade mal 810 000 Tonnen wiederverwertet. Das entspricht einer Quote von 15,6 Prozent.“ (Quelle: Plastikatlas 2019, Heinrich Boell Stiftung & BUND, Seite 9)
      Wie viel sich da in den letzten 4 Jahren getan hat, weiß ich nicht, wird aber nicht die Welt sein.

      • Ute

        Hallo Marianne,
        vielen Dank für die im Buch vermissten Quellen- und Jahresangaben. Es überrascht, dass NABU, Quarks und Umweltbundesamt andere Zahlen verwenden. Laut diesem Artikel der Deutschen Welle gibt es immerhin für Kunststoffe ab 2022 eine verpflichtende Recycling-Quote von 90 Prozent (bislang sind es 36 Prozent). Da bleibt zu hoffen, dass sich etwas verbessert…

        • Nina

          Hallo Ute, könnte ich dazu einmal nachhaken. Nach meinem Verständnis handelt es sich bei der Recycling-Quote von 90 Prozent sogar nur auf Metalle, Papier und Glas? Kunststoffe hingegen sollen künftig auf maximal 63 % steigen – laut der BMU. Was natürlich immerhin eine Steigerung wäre, aber abwarten ob es überhaupt die 63 % werden.
          Liebe Grüße Nina

  • Joachim F.

    Liebe Ute,
    ich kann den Vorrednern „leider“ nur zustimmen, es ist schlimm, wie verkommen und verlogen – und ja, das meine ich auch genau so – unsere Welt mittlerweile ist. Vor ein paar Tagen war morgens in der Radiowelt von Bayern 2 die Bundesumweltministerin Svenja Schulze zu hören, die sich zum neuesten Weltklimabericht des Weltklimarates äußerte. Obwohl die Moderatorin mehrmals !! nachfragte, ob nicht Verzicht der richtigere und bessere Weg sei, verneinte die Bundesumweltministerin dieses. Sie ist der Meinung, dass mehr ausgebaut werden müsste, um den steigenden Energie-KONSUM zu bewältigen. Solange so ein Denken in der Welt vorherrscht sage ich nur: Gute Nacht. Mit 90% der Personen aller Alterklassen, mit denen wir ins Gespräch kommen und irgendwann auch mal über Umweltthemen sprechen, ist eines ganz klar auszumachen: ICH lebe jetzt, ICH mache, was ICH will, ICH lasse mir nichts vorschreiben, ICH setzte mich über jegliche gesellschaftliche Regelung hinweg. Fazit: Das ist das Resultat der Liberalisierung seit den 90-iger Jahren, in der diese ICH-AGs herangezüchtet wurden. Das ist heute nicht mehr zurückzudrehen oder aufzuhalten. Und genau da kommen die ganzen Influencer mit ins Spiel. Mich persönlich würde einmal interessieren, ob sie sich des ganzen Ausmaßes ihres Schreibens bewusst sind. Ein schlechtes Gewissen kann nur Jemand haben, der auch ein Gewissen besitzt!
    In diesem Sinne danke ich Dir wieder einmal für einen super guten Artikel zu den vielen kritischen Themen unserer Zeit!
    Lasse Dich nicht unterkriegen, liebe Grüße
    Joachim

  • Britta

    PS: Ich finde es mega interessant (und toll), wie viele Männer (inzwischen?) deinen Blog lesen und auch kommentieren! :-)

  • Bernd Schweitzer

    Interessanter Beitrag, ich habe mir anstelle eines PKW einen Schrebergarten und ein Waldgrundstück gekauft, dass ich verwildern lasse und ab und an mal Holz für meinen Ofen mache. Ich finde Reisen sollte generell nur noch unter strengen Auflagen und mit entsprechendem Ausgleich erlaubt sein. Insbesondere bei den überschwänglichen Geschäftsreisen in Luxusressorts könnte man einiges streichen ebenso wie bei sinnlosen Militärmanövern oder ähnlichem – so eine Fregatte bläst ordentlich Sprit in die Luft, da sind die Kreuzfahrtschiffe nur ein Klaks daneben.
    Die Coronakrise hat gezeigt, dass es auch möglich ist zuhaue zu bleiben. Sportveranstaltungen, Konzerte usw. müssen nicht mit Zuschauern stattfinden. Daher plädiere ich für einen Klima-Lockdown. Elektroautos sind ja auch keine Lösung sondern das Gegenteil ist der Fall. Ein Plugin-Hybrid verpestet die Umwelt mehr, als ein alter VW Golf4 Diesel, der weiter gefahren wird solange es geht und dann kassiert man für das E-Auto auch noch Steuergelder als Förderung, die vom Gering Verdiener bezahlt werden. Die Industrie fordert nun von unseren 3 scheinheiligen Königen SPD, Grüne, FDP auch noch das die Spritpreise erhöht werden und die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden, was ja im Grunde erst mal richtig erscheint an die Unmengen an toten Vögeln und Walfischen denkt aber wieder niemand.
    Konsequenter wäre Homeoffice Pflicht für alle die Nicht ins Büro müssen, Keine Spaß Fahrten, Sportveranstaltungen und Konzerte nur mit Umweltabgabe, Reisen ebenfalls egal ob geschäftlich oder privat, sofortige Deckelung des Pro Kopf Energieverbrauchs auf das aktuelle Niveau, Lebenslange Updatepflicht und Reparaturpflicht für Elektrogeräte und Smartphones, verbot von Sinnlosen Militärmanövern ohne Umweltabgabe, Abschaffung von Privatkfz, Flugzeugen und Jachten mit Motor.

  • Markus

    Interessanter und guter Beitrag! Bin Dir super dankbar dafür. Mich stören diese Instagram InfluencerInnen, die einerseits Nachhaltigkeit auf ihrer Agenda haben, aber Vanlife, den Flug nach Malle oder ein eigenes Auto aber als voll ok ansehen. Das wäre wirklich so, wie ich Dein Beispiel vorhin klasse fand, vegan kochen zu wollen, aber auch Milch und Eier völlig ok zu finden. Entscheidet Euch einfach oder lasst es einfach bitte. Ich liebe die Gemütlichkeit eines Autos, die Unabhängigkeit, verzichte seit Jahren jedoch komplett darauf, weil es nicht um meine Gemütlichkeit geht, wenn die Welt zum Teil schon brennt.

    Viele Grüße!
    Markus

  • Dirk

    Hallo Ute,

    deinen Blog lese ich seit Jahren und mir seinen Beitrag geleistet, ein verantwortungsvolleres Leben zu führen. Danke dafür.

    Wir haben in diesem Jahr mit unseren Kindern einen dreiwöchigen Roadtrip durch Skandinavien gemacht und dabei mit unserem gemieteten Camper ca. 3.000 km zurück gelegt. Wir haben zu 80 % auf Campingplätzen gestanden aber auch einige Nächte „wild“ (via park4Night). Letztes haben wir uns tatsächlich zum ersten mal „getraut“. Es war ein schöner Urlaub, leider aber auch unser letzter in dieser Form. Warum? Weil ich Dir in puncto Nachhaltigkeit hinsichtlich der tatsächlichen „Kosten“ für solche Reisen (und damit meine ich nicht Geld) in allem zustimme. Mir fällt nach all den Jahren des Schönredens solcher Trips einfach keine Lösung ein als konsequenterweise zu entscheiden, dass wir das nicht mehr tun können. Das ist verdammt schade aber einfach der Preis dafür, dass wir als Kinder mit den Eltern teilweise 2x pro Jahr in den Urlaub geflogen sind, als gäbe es kein Morgen mehr. Um nur ein Beispiel zu nennen. Verdammt, wie kommen wir nur aus diesem Riesenschlamassel wieder raus?

    Bleib dran Ute, du bewegst was!

    Dirk

  • Hallo, Bravebird :-)
    ein sehr überlegter und fairer Artikel. Er macht jedoch nicht die komplette Rechnung auf. Die Autorin und ihr Lebensgefährte haben für die Reise ihre Wohnung und ihre Jobs aufgegeben. Der CO2-Emission durch die Reise sind folglich die Einsparungen durch das Heizen einer Wohnung ebenso in Abzug zu bringen, wie die durch das ausbleibende Pendeln. Unterm Strich bleibt sicherlich die Mikroplasik-Einbringung in die Umwelt in einer positiven Bilanz, doch am Ende ist die Reise vermutlich nicht weniger ökologisch als ihre Wohn- und Arbeissituation zuvor. Insofern gebe ich dir in deiner Grundausssage recht, möchte aber in ihrem individuellen Fall eine Lanze für sie brechen – insbesondere da ich den Eindruck habe, dass einige Kommentierende direkt oder indirekt Vorwürfe zu ihrer Motivation, dieses Buch zu schreiben, formuliert haben, die ihrer Person und ihren Bemühungen nicht gerecht werden.
    Liebe Grüße
    Andreas

    • Ute

      Hi Andreas,
      vielen Dank für deine Meinung, die von der Berechnung von CO2 oder anderen Umweltgiften her an sich korrekt sein mag, jedoch in ihrer tatsächlichen Auswirkung sogar wesentlich problematischer ist als wenn jemand „nur“ eine Wohnung bewohnt. Und hier spreche ich vom Multiplikator-Effekt eines solchen Buchs und ihrer beiden Insta-Accounts. Viele der tausend Leser:innen und Follower:innen werden nicht genau denselben Weg gehen (also komplett umsteigen), sondern sich ggf. aufgrund dieser Inspiration und der Schwärmerei, wie es bei Vanlife-Influencern üblich ist bzw. sein muss (um Einnahmen zu generieren), ebenfalls solch ein großes Fahrzeug (zusätzlich zur Wohnung) zulegen und damit tausende Kilometer durch Europa brettern. Die Autorin fährt abgesehen vom Buch lt. Instagram nicht nur in nur einem Jahr die größtmögliche Strecke, die man in Europa zurücklegen kann, sondern befürwortet zudem das Wildcampen, das als Tourist überhaupt nicht nachhaltig ist (soziale Nachhaltigkeit). Das ist Geld, das Kommunen und Gemeinden fehlt. Das alles hat so wenig mit Öko zu tun wie nur möglich, weshalb das Buch nicht nur von Seiten des ADAC, sondern auch von Seiten der Autorin als Greenwashing deklariert werden kann und muss.
      Liebe Grüße zurück
      Ute

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