Gerade einmal ein halbes Jahr hat es gedauert, bis sich herausstellte, dass mein Traum vom Auswandern nicht in Erfüllung gehen würde. Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie wuchs der Wunsch, meiner Heimatstadt den Rücken zu kehren und woanders neu anzufangen. Köln und ich, das wollte irgendwie nicht mehr passen.
Den coronabedingt beruflichen Leerlauf nutzte ich, um mein Hab und Gut aufzulösen. Den Rest lagerte ich ein und dann ging’s im Winter letzten Jahres mit voll beladenem Kleinwagen inklusive Hund los Richtung Italien. Ohne festes Ziel, denn ich wollte mich dem Experiment hingeben, mich auf meine Intuition zu verlassen.
Nun bin ich nach einer ereignisreichen Zeit in Italien und Deutschland wieder zurück in Köln und will bleiben. „Hat mich meine Intuition derart fehlgeleitet?“, habe ich mich gefragt. Waren es einfach die falschen Orte oder was war sonst der Grund für das Scheitern meines Plans?
Hürden, dir mir im Vorfeld bewusst waren
Sicher ist es für einen aufregenden Neuanfang irgendwo auf der Welt nicht die optimalste Voraussetzung, a) im Winter loszufahren und b) dem Klima und Hund zuliebe aufs Fliegen zu verzichten. Zudem ohne konkretes Ziel auf gut Glück nach einem passenden Ort zu suchen, birgt vermutlich ebenfalls nicht die größten Erfolgsaussichten. Dennoch: es war einen Versuch wert!
Die wahrscheinlich größte Herausforderung war und ist meiner Meinung nach allerdings die soziale Komponente: sich über lange Zeit mit dem Alleinsein an einem fremden Ort zu arrangieren, neue (gute) Kontakte zu knüpfen und das Vermissen von Freund:innen und Familie auszuhalten. Als Paar oder als Familie ist das vermutlich leichter, aber alleine auf Dauer eine Herausforderung.
BACK TO THE ROOTS:
Die Gründe für mein Rückkehr
Kurz vorweg: die vergangenen sechs Monate waren wahnsinnig wichtig und lehrreich für mich. Sie haben mir die Gelegenheit gegeben, insbesondere meine Bedürfnisse nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, was mir wirklich wichtig ist. Was ich aber auch feststellen musste: die Zeiten haben sich geändert. Hier sind einige Aspekte:
1. Berufliche Neuorientierung
Schon seit einigen Jahren stehe ich mit der ursprünglichen Idee, mit dem Reiseblog als „Influencerin“ Geld zu verdienen, auf Kriegsfuß. Die Gründe dafür habe ich in diesem Artikel und auf Spiegel Online beschrieben; die beiden Hauptgründe sind für mich zum einen die mangelnde Authentizität durch Werbung und zum anderen die klimaschädlichen Ausmaße der meisten Reisearten.
So hatte ich mir erhofft, in neuer Umgebung auf neue Gedanken zu kommen. Die beiden neuen zukünftigen Projekte sind erfreulicher Weise tatsächlich irgendwann vom Himmel gefallen, allerdings brauchen diese beiden Projekte neue und andere Grundlagen und Fragestellungen als bisher:
- Zum Aufbau eines Start-ups werde ich im besten Falle auf kurz oder lang Mitarbeiter:innen und ein Büro brauchen
- Will ich wirklich ein Unternehmen in einem anderen Land mit anderen Steuermodalitäten, Rechtsgrundlagen etc. aufbauen?
Hier wurde mir schnell klar, dass ich diesbezüglich in Deutschland bleiben möchte. Wenn man etwas erfolgreich aufgebaut hat, kann man im zweiten Schritt immer noch eine Dependance an einem weiteren schönen Ort errichten. Aber dafür muss erstmal die Basis stimmen. Damit auch schon zum nächsten Punkt:
2. Finanzielle Basis
Mein Motto bei meinem Ausstieg aus der stressigen Arbeitswelt 2014 lautete damals „Weniger arbeiten + mehr Freizeit = glücklicher sein“ (→ Artikel). Heute blicke ich auf 16 sehr stressige Berufsjahre und danach 8 extrem entspannte Jahre zurück und kann resümieren, dass beide Extreme positive und negative Eigenschaften haben. Beide haben insbesondere mit dem Thema Geld zu tun.
In den stressigen Jahren mit sehr gutem Einkommen konnte ich mir (fast) alles leisten und einen angenehmen Luxus genießen wie z. B. eine große Wohnung in bester Lage und außergewöhnliche Reisen. In den entspannteren Jahren danach hatte ich zwar viel Freizeit, dafür aber häufig Existenzängste und ich habe auch viel Zeit unnötig verplempert, wie ich im Nachhinein finde.
Während die digitalen Nomaden im Ausland oder im Van ihren Followern vermitteln, wie unglaublich glücklich sie mit ihrem Lifestyle sind, habe ich vor kurzem einmal ausgerechnet, was dieses Leben als Selbstständige:r so kostet (→ Artikel). Fazit: Dieses Leben ist ganz schön teuer! Bzw. noch teurer geworden, wie wir heute bei allen möglichen Produkten, Lebensmitteln und Wohnraum feststellen müssen.
So musste ich beispielsweise auch mein favorisiertes Lebensmodell „Workation“ aufgeben, weil die Preise für Ferienwohnungen bei AirBnb, Booking.com usw. exorbitant gestiegen sind (→ Artikel). Nette Ferienwohnungen unter 1.000 Euro im Monat sind eine Seltenheit geworden und das steht dann – zumindest für eine Einzelperson – nicht mehr im Verhältnis.
Nach all den Jahren mit dem Glaubenssatz „Leben mit wenig Geld, dafür aber mit viel Freizeit ist erstrebenswert“ muss ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass diese Lebensphase zwar wirklich schön war, mir jedoch auf Dauer nicht die gewünschte Zufriedenheit und Sicherheit bietet. Ich möchte weiterhin selbstständig bleiben, aber ich muss nun etwas aufbauen, das mir ein gutes Einkommen ohne Existenzängste beschert.
3. Lebensmittelpunkt
Stadt, Land, Vorort – wie alles im Leben hat jede Wohnsituation ihre Vor- und Nachteile. Hierzu zwei kleine, für mich lehrreiche Anekdoten der letzten Monate auf Reisen:
- Nur wenige Tage nach meiner Ankunft in meiner Ferienwohnung in Südtirol in den Bergen sagte ich zu meinem Bruder am Telefon „Hier fehlt mir nichts“. Ich weiß nicht, wann mir diese Worte zum letzten Mal über die Lippen gekommen sind (und ob überhaupt), aber es war tatsächlich wahr. Sechs Wochen lang habe ich nichts anderes außer Lebensmittel konsumiert, mich nicht ein einziges Mal über irgendetwas geärgert, bin stundenlang gewandert und nur selten ins Auto gestiegen. Eigentlich ein absoluter Traum, wenn man die Tatsache ausblendet, dass ich hier eigentlich arbeiten wollte. Aber das Wetter und die Natur um mich herum waren zu schön, als dass ich ständig am Schreibtisch hätte sitzen wollen. Auch war gedanklich alles so weit weg, dass mir gar nichts einfallen wollte, über das ich hätte schreiben können. In dieser Situation wurde mir klar, dass ich Urlaub und Arbeit wieder klar trennen muss. Dieser Ort hier diente zum Abschalten und Runterfahren – nicht zum Arbeiten. Nicht anders würde es mir wahrscheinlich an einem traumhaften Strand- oder Badeort ergehen.
- Drei Monate habe ich dann in Ferienwohnungen in Deutschland verbracht: im Hunsrück, im Spessart und am Mittelrhein. Besonders das intensive Erleben des Dorfsterbens mit den vielen leerstehenden Geschäften, der extrem dürftigen Infrastruktur, dem mangelnden Kulturangebot und dem krass unausgewogenen Verhältnis junger und alter Menschen hat mir in dieser Zeit wieder die große Wertschätzung für meine Heimat zurückgebracht.
Also nochmal auf Anfang, aber anders. Ab jetzt stadtnah in einem Kölner Viertel, das ruhig und selbst den meisten Kölner:innen vom Namen her unbekannt ist. In maximal zehn Gehminuten erreiche ich den Rhein, die nächste Bahnhaltestelle, Fitnessstudio, Supermarkt, Bäcker und Apotheke. Je weniger verschwenderische Fahrzeit im Auto, umso mehr wertvolle Lebenszeit.
4. Eigenes Wirken
Um ehrlich zu sein: würde mir jemand ein monatliches Grundeinkommen überweisen, würde mich wenig dazu bewegen können, dieses wahnsinnig entspannte Leben wieder aufzugeben. Und gerade weil dieses komplett stressfreie Leben so schön ist, fällt es mir umso schwerer, wieder in die Gänge zu kommen. Hierzu habe ich kürzlich einen passenden Satz gelesen:
Einen rollenden Güterzug mit 300 Stundenkilometern abrubt anzuhalten ist genauso schwer wie einen stehenden, schweren Güterzug wieder auf Höchsttouren zu bringen.
Autor unbekannt
Und so geht es mir. Wer einmal eine Auszeit vom Job einrichten konnte, wird danach Schwierigkeiten haben, sich wieder in die alten Strukturen einzufügen. Wer die Freiheit der Selbstständigkeit mal genießen konnte, wird möglicherweise nie wieder angestellt sein wollen. Wenn man dann noch nach einer Aufgabe sucht, die wirklich sinnstiftend ist, wird es richtig schwierig.
Bei meiner Suche bzw. aus meiner Perspektivlosigkeit haben mir letztendlich zwei Bücher entscheidend weitergeholfen, die Situation anders zu betrachten:
- Nachruf auf mich selbst: Die Kultur des Aufhörens (von Harald Welzer) – Amazon* Affiliate-Link | Medimops
- Dieser Mensch war ich: Nachrufe auf das eigene Leben (von Christiane zu Salm) – Amazon* Affiliate-Link | Medimops
In beiden Büchern geht es darum, das Pferd sozusagen von hinten aufzuzäumen; also sich vorzustellen, am Ende seines Lebens auf die vergangene Zeit zurückzublicken und sich zu fragen: War das alles richtig so? Hätte ich etwas besser machen können? Habe ich meine Träume gelebt? Oder habe ich etwas Wesentliches verpasst? Wo hätte ich mich mehr trauen müssen?
Aus dieser Perspektive wird das eben noch geäußerte „am liebsten nur noch chillen“ plötzlich vollkommen absurd. Natürlich möchte ich noch etwas erreichen und Sinnvolles tun. Natürlich möchte ich vielleicht nochmal eine Weltreise ohne Flugzeug unternehmen. Und ja, vielleicht würde ich sogar gerne eine Ferienwohnung irgendwo an einem schönen Ort besitzen. Whatever – Nichtstun geht da jedenfalls gar nicht!
5. Privatleben & soziale Kontakte
So großartig es ist, über soziale Medien, Telefon und Messenger-Dienste mit Familie, Freund:innen und Bekannten überall auf der Welt miteinander kommunizieren zu können – es ist eine gute Überbrückung, aber auf Dauer ist es einfach kein Ersatz. Gerade in Krisenzeiten (Klima, Corona, Ukraine) ist der persönliche Austausch wichtig und das Gefühl des Zusammenhalts bekommt auch wieder eine größere Bedeutung.
Nicht zuletzt ist es mit zwanzig oder dreißig und vielleicht Rucksack auf dem Rücken wesentlich einfacher, Gleichgesinnte zu finden. Ab etwa 35 lernt man auf Reisen hingegen eigentlich nur noch Paare und Familien kennen. Die sind für den gelegentlichen Austausch ganz nett, aber Gespräche mit einer gewissen Tiefe oder Verbindlichkeit gibt es eher selten bis gar nicht.
Bei einem Neustart auf dem Land neue Leute kennenzulernen, halte ich auch nicht gerade für wahnsinnig einfach – allein schon vom Mindset her; in einer fremden Großstadt ist es wiederum anonymer und wahrscheinlich auch eine kleine bis mittelgroße Herausforderung. Ganz abgesehen davon: langjährige Freund:innen und Familie sind nicht durch neue Freundschaften ersetzbar.
Hatte mich meine Intuition nun fehlgeleitet?
Nein, im Gegenteil. Sie hat mich zu all den Punkten geführt, die ich nur durch meine Gedanken und Bilder in den sozialen Medien, Büchern und Reiseführern nicht richtig einschätzen konnte. Wenn ich z. B. eins nicht mehr tun werde, ist es den Winter in Südeuropa zu verbringen „des besseren Wetters wegen“ (ausgenommen Kanaren); dazu bald mehr in einem anderen Artikel.
Besonders die drei o. g. Monate in Deutschland haben mich emotional aufgewühlt und irgendwie auch getriggert. Ich kann mich nicht über die Gesellschaft beschweren, die den vielfältigen negativen Entwicklungen tatenlos zuschaut – und selbst total passiv sein oder bleiben. Für mich war genau das eine elementare Erfahrung, die mich wieder aus meiner Komfortzone holt, um etwas zu einer besseren Gesellschaft beizutragen. Coming soon ;)
Manchmal muss man einen Weg bis zum Ende gehen,
Unbekannt
um zu bemerken, dass er eine Sackgasse war.
Nach eineinhalb Jahren in Südamerika, die als mehrjährige Auswanderung geplant waren, bin ich auch zurückgekehrt.
Wobei ich Deutschland nicht, Freunde und Familie gar nicht, aber Europa sehr vermisst habe.
Ich habe meine Gründe damals auch in einem Artikel dargelegt: https://andreas-moser.blog/2017/04/11/2017-nach-europa/ – Und jetzt, fünf Jahre später, zieht es mich schon wieder nach Südamerika. :-) Mir liegt das ewige Hin- und Her- und Herumziehen einfach mehr als so etwas wie ein fester Wohnsitz.
Dein Beitrag über das „gescheiterte“ Auswanderungsprojekt… ist kein scheitern, es ist eine Rast und ein Innehalten auf deinem Weg. Danke dir für diesen sehr reflektierten Bericht. Er beleuchtet viele „dunklere Ecken“, die jemand, der diese Erfahrungen noch nicht gemacht hat, gar nicht auf dem Schirm hat. In vielen Punkten kann ich deine Empfindungen und Gedanken verstehen.
Liebe Ute,
ich lese – meistens ganz still – hier schon ein paar Jährchen mit und ich möchte bzw. muss jetzt einfach mal sagen: meinen tiefsten Respekt vor so viel Reflektiertheit und Ehrlichkeit (vor allem zu Dir selbst, aber auch, das hier öffentlich so schonungslos zu teilen), wow! Dazu gehört in meinen Augen ganz viel Mut.
DANKE in jedem Fall für so viel Offenheit und dafür, dass man auch so etwas endlich mal zu lesen bekommt; insb. zu Punkt 2…
Ich finde es super spannend, Deinen Weg mitzuverfolgen und bin schon gespannt, was für neue Projekte Du bald auf Lager hast. :)
Alles Liebe wünsche ich Dir.
Jasmin
Ich lese mit Interesse und Freude Deine Gedanken, Ute. Sie zeugen davon, dass Dir Authentizität in Deinem Leben wichtig ist und dass Du offen bist für Neues, was letztlich auch dem eigenen Erfahrungshorizont und der eigenen Persönlichkeit (-sentwicklung) zugute kommt.
Was Du erlebt hast oder erlebst ist kostbarer als alle Tipps von Coachingtrainern ect., weil das Leben selbst Dein „Lehrmeister“ist.
Nichts kommt von ungefähr. Alles kommt wie es für DICH kommen muss.
Damit ist ganz sicher nicht das Lied der Kölner Katholiken gemeint: „Wer nur den lieben Gott lässt walten, den wird er wunderbar erhalten.. …“
Daher sind Auszeiten / Einkehrtage (für die Seele und den Geist) zur Klärung so wichtig. All das machst Du im Grunde schon.
Leider ist das bedingungslose Grundeinkommen für die Mehrheit in D noch Zukunftsmusik, obwohl es experimentell wohl bereits Erfahrungen damit gibt.
Bleibt die eigene Selbstständigkeit und das „Wuchern“ mit den eigenen Talenten, von denen Du genügend (!!) hast, um die existenziellen Ängste in Vertrauen in die eigene Zukunft zu verwandeln.
Ich bin sehr optimistisch, dass Du den richtigen Weg findest und die Unsicherheit bald der Vergangenheit angehört.
Zu Stichwort „Winter in Südeuropa“. Wie Du weißt, habe ich erstmalig 6 Monate in Süd-Spanien (schwerpunktmäßig in Andalusien und später im Baskenland) verbracht. Nach meiner Pensionierung war es immer schon ein Wunsch gewesen, den nass-kalten, oft stürmischen Winter Norddeutschlands gegen die Wärme Spaniens zu tauschen. Dabei habe ich mich meistens abseits der üblichen Touristenpfade aufgehalten.
Die Plätze der Überwinterer, die mit „Dickschiffen“ unterwegs waren, habe ich ebenfalls bewusst gemieden. Dennoch muss ich sagen, dass mir die Zeit in Spanien sehr viel gegeben hat. Du bist viel in der Natur. Und das bei angenehmen (nicht zu heißen) Außentemperaturen. Der Winter Norddeutschlands ist meistens trübe, was Lichtmangel und Antriebslosigkeit bedeutet. Ganz anders in Spanien, wo du Lust hast, dich im Freien aufzuhalten und dich zu bewegen. Das „Fitness-Studio“ sind die zahlreichen Berge, die kostenlose Natur.
Hinzu kommt der wunderschöne Nebeneffekt, Strom – und Heizkosten am Heimort einzusparen. Bei zukünftig steigenden Energiekosten wird der Einspareffekt noch höher ausfallen.
Und das gilt nicht nur für mich, sondern zukünftig auch für die steigende Anzahl an Rentnern mit kleinen Renten, die die Verteuerung der Energiekosten (…..Mieten, Lebenshaltungskosten ect.) somit „etwas“ kompensieren können, wenn sie nicht gezwungenermaßen auswandern müssen, weil das Leben für sie in D insgesamt zu kostspielig geworden ist. Aber die „soziale Frage“ ist ein weites Feld.
Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Glück und Erfolg bei allem Tun.
Elmar Gruber, ein Pastoraltheologe aus München, sagte mal so schön: „Das Leben ist uns von Herzen gegönnt, es bleibt uns nicht erspart“. Und trotzdem dürften wir zuversichtlich sein.
Okay, wenn nix mehr geht, Coaching geht immer… auch wenn mir im Moment nicht so ganz klar ist, mit welchen Coaching-Themen Frau neben dem eigenen Portmonee auch die Gesellschaft verbessern könnte. Aaber – ich bin mir sicher, du wirst dabei etwas Kreatives finden.
Wie auch immer, ich wünsche ich dir (erneut) viel Glück (und Erfolg) auf deinem neuen (alten) Lebensweg.
Falls dir irgendwann echt nix mehr einfällt, die Insel-Einladung steht noch. Das dürfte dann halt nun noch etwas dauern. :(
Bleib stark! Bis denn…
Markus
Liebe Ute,
ich bin ja total gespannt, was du als nächstes vorhast! Wenn wir alle aufgrund der aktuellen Situation in Angststarre verfallen, wird uns das nicht retten.
Ich selbst mache mir im Moment viele Sorgen. Das Wetter hier erinnert beinahe täglich daran, dass etwas nicht stimmt. Hier in der Provence und an der Côte d’Azur gibt es eine riesige Dürre. Schon jetzt im Juni haben einige Dörfer kein Wasser mehr.
Apropos Wetter: Hier in Nizza sind die Winter wirklich so, wie man es sich erträumt. Dafür sind die Sommer beinahe unerträglich. Wir haben schon wieder ständig Nächte, in denen die Temperatur nicht mehr unter 25 Grad fällt.
Zum Auswandern: Ich wundere mich auch immer, warum Auswandern mit so vielen positiven Stereotypen überfrachtet ist und die negativen Aspekte ausgeblendet werden. Für die meisten Menschen ist es sehr schwierig sich fern von der Heimat unter völlig neuen sozialen und kulturellen Bedingungen wohl zu fühlen. Deshalb gehen ja auch so viele zurück.
Ich wünsche dir ganz viel Glück für deinen Neustart,
Felicitas
Also dann, welcome back to Cologne, dieser Drecksstadt mit dem leider doch vorhandenen Charme.
Liebe Ute,
ich kann Dich so gut verstehen.
Ich habe den Eindruck, dass ich manchmal durch mein Leben irre, alle Wege sind schön, führen mich aber nirgendwo hin und lassen mich zwar mit mehr Klarheit auf mein Jetzt blicken, zeigen mir aber nicht die Zukunft.
Mein Mann und ich sind nach zwei Jahren Auszeit wieder ins „normale“ Leben gestartet. Dieses leben wir jetzt schon wieder 3 Jahre und Dein Satz „Wer einmal eine Auszeit vom Job einrichten konnte, wird danach Schwierigkeiten haben, sich wieder in die alten Strukturen einzufügen.“ ist so unglaublich wahr. Ich bin immer noch nicht angekommen und ich will auch nicht.
Seit dem Ende unserer Auszeit arbeite ich nur noch 20h (2 Tage im Büro, 4h Homeoffice) – ein absoluter Traum. Ich mag meinen Job, aber ich bin definitiv noch immer nicht aus der Auszeit zurück. Nichts ermuntert mich länger zu arbeiten und mein Leben wieder über die Arbeit zu definieren. Ich bin glücklich, jedoch weiter auf der Suche nach meiner Freiheit.
Mein Mann hat den Weg für sich härter gestaltet und hat nach der Auszeit (mit 50 Jahren) eine neue Ausbildung begonnen und erfolgreich beendet („ich wollte schon immer Programmierer sein.“). Am Ende der Ausbildung hat er für sich entschieden „Toller Beruf, aber nicht meiner.“ Mittlerweile arbeitet wieder mit seiner früheren Qualifikation und ist total glücklich damit. Die 2 Jahre harte Ausbildung empfindet er als absolute Bereicherung und nicht als Vergeudung.
Ach, und letztens hatten wir unseren 1. richtigen Urlaub nach der Auszeit zusammen. Ich habe gedacht, mit 14 Tagen Urlaub komme ich nicht mehr zurecht. Aber es war toll. Wir haben – wie auch in der Auszeit – in den Tag hineingelebt und uns am Ende auf unseren jetzigen wieder strukturierten Alltag gefreut.
Doch das Gefühl, dieser 2 Jahre Freiheit, ist so komplett in uns/in mir, dass ich mich nie wieder ganz in die alte Struktur einfügen werden kann und möchte. Das macht mir manchmal den Alltag schwer, ist allerdings auch mein größtes Glück.
Ich wünsche Dir weiter viel Mut und vor allem Spaß und Freude (darauf kommt es an) bei Deiner Lebenssuche und im Moment mit den neuen Aufgaben.
Sylke