Zuletzt aktualisiert am 10. März 2020
Vor 3 Jahren war es soweit: Ich habe dem Nachmieter meine Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt, die Tür von meinem 6 qm großen Lagerraum mit einem Zahlenschloss versehen und ab diesem Zeitpunkt besaß ich nur noch einen einzigen Schlüssel – den von meinem VW Camper. Diesem Tag gingen zehn Monate voraus, in denen ich mich Schritt für Schritt von meinem Hab und Gut getrennt und von meinem Büro verabschiedet habe. Und dann? Freier Fall!
»Geld allein macht auch nicht glücklich«, hatte sich die Jahre zuvor als Leitspruch in meinem Kopf eingebrannt. Es war die klassische Tretmühle: Viel zu viel Arbeit, viel zu wenig Freizeit, psychosomatische Beschwerden und nicht zuletzt eine Leere, die ich nicht mehr zu füllen wusste. Da war zwar ein sehr gutes Einkommen, das ich für Urlaube, einen ansprechenden Status und Frustkäufe einsetzen konnte, aber das durfte nicht alles gewesen sein.
Auf den Reisen zuvor war mir immer stärker aufgefallen, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht und diese Freiheit in der Ferne wurde für mich so erstrebenswert, dass ich es nach zwei Anläufen endlich geschafft hatte zu kündigen. Ich wollte diesem Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Dasein entkommen und herausfinden, was wirklich wichtig ist, was mein Leben ausmacht und wofür ich hier auf diesem Planeten bin – sicherlich nicht nur für Arbeit, Geld ausgeben und Dahinvegetieren, wie es sich zuletzt über einen langen Zeitraum dargestellt hatte.
Ein neues Leben – aufgebaut auf 4 Säulen
Wie fühlt es sich an, wenn man fast nichts mehr hat? Dieser Zustand lässt sich eigentlich nicht in Worte fassen, weil er einfach zu ungewöhnlich ist. Es ist eine Mischung aus ultimativer Freiheit, Angst vor einer ungewissen Zukunft, Neugier auf das Unbekannte und der gewöhnungsbedürftigen Übung, dass man ab jetzt sein Leben dem Schicksal vertrauensvoll in die Hände legen sollte. Und damit das zunächst mal nicht ganz so schwerfällt, kann man dem lebenslang auf Sicherheit trainierten Verstand ein paar Brücken bauen:
Finanzielle Vorsorge: Wenn man an seinem Leben grundlegend etwas ändern möchte, bahnt sich dieses Gefühl meist schon über einen längeren Zeitraum an. In dieser Zeit kann man bereits in kleinen Steps auf diesen entscheidenden Schritt hinarbeiten und vorsorgen. Das könnte zum Beispiel sein: Geld zur Seite legen und hochwertigere oder langlebige Dinge anschaffen, die man sich vielleicht später nicht mehr mal eben so leisten kann.
Ein mobiles Dach über dem Kopf: Sofern man nicht bereits eine klare Vorstellung von seinem zukünftigen Leben hat wie z. B. ein Häuschen irgendwo in Italien zum Hotel umbauen, kann man sich ein mobiles Haus für den Worst Case zulegen. Das kann ein Wohnwagen auf einem Campingplatz sein oder ein Wohnmobil, das entweder zum Reisen oder zum Unterstellen in einer Halle dient. Eine Alternative ist die Untervermietung der eigenen Wohnung auf Zeit.
Wertgegenstände als Puffer: Wer sich auf ein anderes Leben einlässt, muss darauf gefasst sein, dass es anders kommen könnte als gedacht. Ich hatte z. B. erwartet, dass ich nur noch reisen würde. Aber Fehlanzeige! Schmuck, Kameras und Möbel habe ich aus zwei Gründen einbehalten: 1.) Bei einer Rückkehr nach Deutschland hätte ich alle Basics für einen Neubeginn und 2.) Wenn mir das Geld ausgehen sollte, könnte ich die Sachen zur Not verkaufen.
Beruflicher Plan B: Wem eine Auszeit mit anschließendem Wiedereinstieg in Job & Wohnung nicht ausreicht, wird sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie er auf lange Sicht seinen Lebensunterhalt finanzieren wird – sofern er nicht über eine beruhigende Million auf dem Konto verfügt. Über welche Fähigkeiten verfüge ich also, die ich andernorts für meinen Lebensunterhalt einsetzen könnte? Noch besser wäre, seiner “Beruf-ung” auf den Grund zu gehen, damit auch Arbeit als erfüllend empfunden werden kann.
Mit etwa 50.000 Euro auf dem Konto und einem VW Camper sollte die Reise ins Unbekannte beginnen. Der Erlös meines sich über die Jahre angehäuften Besitzes fiel im Verhältnis zum ursprünglich Ausgegebenen überraschend gering aus. Vieles musste ich mangels Kaufinteresse verschenken oder vernichten, was eine der frustrierendsten Erfahrungen meines Ausstiegs war.
Wertgegenstände im Wert von etwa 15.000 Euro und alles, was ich ggf. für die Einrichtung einer kleinen Wohnung brauchen würde, verstaute ich in einem kleinen Lagerraum. Als Kommunikationswirtin würde ich ortsunabhängig arbeiten und meine Kompetenz mit Hilfe meines seit 1 1/2 Jahren erfolgreich wachsenden Reiseblogs belegen können.
Wie gestalte ich jetzt meine Zukunft?
Ich wollte mir zunächst den Traum von einer mindestens einjährigen Weltreise erfüllen und hierbei stellte sich bereits eine existenzielle Frage: Auf Sparflamme reisen oder auf den Putz hauen? Langfristig gesehen liegen zwischen beiden Möglichkeiten Welten: Während eine Reise quer um den Globus in einem Jahr schnell 25.000 Euro und damit schon die Hälfte des Budgets auffressen würde, könnte ich alternativ z. B. in Asien für nur 700 Euro im Monat ein entspanntes Leben mit Strand und Meerblick pflegen. Anstatt einem Jahr auf Tour könnte ich also gleich drei Jahre in Asien leben, ohne in dieser Zeit auch nur einen Finger krümmen zu müssen.

Obwohl die Asien-Variante vielleicht die Vernünftigere gewesen wäre, habe ich mich für die andere Lösung entschieden und mir die Reiseträume erfüllt, für die ich vielleicht danach nie mehr ausreichend Geld haben würde, unter anderem die Südsee und Island mit dem Camper. Im Nachhinein stellte es sich als die richtige Entscheidung heraus, denn da ich unterwegs merkte, dass ich nicht zum Dauerreisen geboren bin, hätte ich folglich nach einem nicht annähernd vergleichbaren Jahr an nur einem Ort die Rückreise angetreten. Für mich aber war es eine aufregende Weltreise, die ich nie vergessen werde!
Wie viel Geld brauche ich zum (Über-) Leben?
Seit 4 Jahren beschäftige ich mich nun mit dieser Frage und hatte gehofft, hierauf eine klare Antwort oder besser noch ausgeklügelte Formel mit Summe X herauszubekommen. Allerdings musste ich feststellen, dass es diesen fixen Betrag nicht gibt. Das Leben und die Kosten eines jeden Einzelnen hängen von derart vielen Faktoren ab, dass es mindestens hundert verschiedene Berechnungen geben müsste, die zudem starken Schwankungen unterliegen würden.

Daher kann ich hier nur meine Gedanken zu diesem Thema weitergeben: Nach meiner Weltreise begann es mit einer lapidaren Frage meiner Mutter »Wie viel Geld gibst du eigentlich am Tag für Essen aus?«. Nach kurzer Überlegung sagte ich »Etwa 10-15 Euro.«, wonach ich gleich dachte- oops, das sind ja schon mindestens 300 Euro im Monat! Hinzu kommt mein Büro mit 330 Euro, meine Krankenversicherung mit 350 Euro, mein Auto mit ca. 100 Euro, dann noch diverse andere Versicherungen, mein Hund, berufliche Ausgaben für meinen Blog… und hier war noch kein Urlaub, kein Ausgehen, kein Hobby, keine Kleidung oder ähnliches enthalten!
Mit diesen Beträgen vor Augen gilt es sich nun zu entscheiden: Lieber einen günstigen Ort mit niedrigen Lebenshaltungskosten zum Wohnen suchen, auf Sparflamme leben und keine großen Sprünge machen oder eher in Deutschland leben und die bestmögliche Life-Work-Balance für sich herausfinden? Hierbei spielt es eine große Rolle, ob man alleine oder zu zweit ist, denn alleine irgendwo an einem fernen Ort zu leben stellt nicht unbedingt das Nonplusultra dar. Zudem sind die Kosten als Single – unabhängig vom Ort – deutlich teurer.
Man kann mit sehr wenig Geld leben, wie es viele Menschen in Deutschland zwangsläufig tun müssen. Zum Beispiel auf einem Campingplatz in einem Wohnwagen wohnen (Kosten ca. 100 Euro/Monat), die Mahlzeiten extrem günstig gestalten, auf verschiedene Versicherungen verzichten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B kommen, mit Hilfe der staatlichen Versorgung (Krankenkasse, Rente etc.) abgesichert sein, womit man mit ein paar hundert Euro im Monat auskommt.
Aber möchte und kann ich auf Dauer spartanisch leben? Hier kommt es wohl auf die eigenen Bedürfnisse an. Wenn man auf Teufel komm raus nicht arbeiten möchte, wird das wahrscheinlich der beste Weg sein. Nur schaut man bei diesem Lifestyle nicht mehr über den kleinsten Tellerrand. Man hat zwar viel Zeit, aber das war es dann auch. Zudem handelt man hierbei meist umweltbelastend: Shopping in Billigläden wie H&M, Zara usw., womit man die Ausbeutung der Textilarbeiterinnen in Entwicklungsländern unterstützt, oder Einkaufen in Discountern, die Billigfleisch & Co. anbieten, womit man zur Massentierhaltung beisteuert, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die meisten Prioritäten sind kostenintensiv
Wenn ich nun überlege, wo ich am besten sparen kann, ist das gar nicht so einfach. Ich kann natürlich sämtliche Tarife überprüfen, Kosten vergleichen, aber bei manchen Dingen möchte ich ehrlich gesagt nicht sparen. Hier ein paar Beispiele:
Gesundheit: Wir nehmen sie zu oft als selbstverständlich, aber sie ist eigentlich das Wichtigste in unserem Leben. Hierzu gehört nicht nur eine gesunde Ernährung, z. B. mit hochwertigen Bio-Produkten sowie Naturkosmetik ohne krebserregende und umweltschädigende Inhaltsstoffe, sondern auch eine entsprechende Vorsorge und Absicherung. Obwohl ich seit 9 Jahren kein einziges Medikament eingenommen und noch keine einzige Krone im Mund habe, könnte jeden Tag theoretisch eine schwere Erkrankung auftreten oder ich könnte einen Unfall haben – und dann möchte ich alle erdenklichen Mittel nutzen können, um die beste Versorgung zu bekommen, was in der heutigen Zeit der Zweiklassen-Medizin (leider) Sinn zu machen scheint.
Genuss: Viel Freizeit nach einem Ausstieg zu haben, schien mir einer der erstrebenswertesten Faktoren dieses Zustands zu sein. Aber was macht man mit so viel Zeit? Nach einigen Wochen oder Monaten beginnt die Langeweile an einem zu nagen und was dann? Reisen ist schwierig, wenn man wenig Geld hat bzw. auf lange Sicht nicht wieder etwas reinkommt. Schön essen oder in einer tollen Bar etwas trinken gehen, sich Bücher oder Blumen kaufen, Handy, Laptop oder Kamera nach Jahren auf einen neuen Stand bringen, sich etwas Nettes zum Anziehen gönnen… all die Dinge, die unser Herz höher schlagen lassen und heute nunmal zum Leben dazu gehören, haben bei wenig Geld etwas Unerwünschtes gemeinsam: Verzicht!
Lernen: Mit dem Abwurf des alltäglichen Ballasts und dem sich daraus ergebenden, großen Feld an neuen Möglichkeiten wird sich schnell eine neue Erkenntnis herausstellen: Es gibt noch wahnsinnig viel, das ich nicht weiß – aber unbedingt gerne wissen bzw. lernen möchte! Man kann heute für fast alles Kurse, Workshops, Fort- und Weiterbildungen, Coachings und Beratungen in Anspruch nehmen, die natürlich allesamt Geld kosten. Es gibt wahnsinnig viele inspirierende Menschen in allen erdenklichen Bereichen und das sollte man sich für die eigene Inspiration und persönliche Weiterentwicklung nicht entgehen lassen.
Altersvorsorge: Ein unbeliebtes Thema, das selbst ich in den vergangenen Jahren ausgeblendet habe. Da ich seit über zehn Jahren sozialversicherungsbefreit bin, habe ich über diesen Zeitraum hinweg bereits 600 Euro monatlich in private Lebens- und Renten-Versicherungen eingezahlt. Meine voraussichtliche gesetzliche Rente beträgt nach aktuellen Angaben 285 Euro monatlich, d. h. ich muss zwangsläufig privat vorsorgen, was mit einem geringen Einkommen nicht möglich ist. In einer Auszeit kann man sie problemlos aussetzen, aber mindert entsprechend das Ergebnis. Das gilt für jeden Selbstständigen und sollte nicht unterschätzt werden.

Vom Hans im Glück zum Aschenputtel
Märchen, die uns in der Kindheit begleiten, sind einerseits etwas wunderbar Lehrreiches, andererseits vermittelt uns das Ende der meisten Geschichten eigentlich nur ein Zwischenergebnis. Ist der Hans, der sich vom schweren Goldklumpen zum Wetzstein herunterhandelt – der dann zu guter Letzt auch noch unwiederbringlich in einen Brunnen fällt -, tatsächlich auf Dauer ohne Geld glücklich? Wird es seiner Freundin gefallen, dass er bei seinen Eltern leben und sie das Geld für beide verdienen muss?
»Ich habe gut getauscht! Mich muss es glücklich machen. Warum soll ich mich ärgern und mich plagen mit etwas, das mich nur hemmt, hindert, stört? Das Leben ist ‘ne leichte Sache – man darf es sich nur nicht zu schwer machen.« Hans im Glück, Gebrüder Grimm
In der Realität sieht es ja doch irgendwie anders aus. Viele Männer kommen überhaupt nicht damit zurecht, wenn die Frau mehr oder viel verdient. Und ein Großteil der Frauen wiederum wünscht sich den Mann mit hohem Einkommen. Wer sich von Besitz, Geld und Konsum größtenteils verabschiedet, muss mit dem heutigen Gesellschaftsbild und dem dazu gehörigen Druck zurechtkommen. Minimalismus klingt heute so erstrebenswert und doch handelt es sich dabei in Wirklichkeit um einen Lebensstil, der einem auf Dauer viel Lebensqualität und Genuss abverlangt.
In den beiden Jahren nach meiner Weltreise ging es darum, einen behutsameren Umgang mit dem verbliebenen Restgeld zu pflegen. Ich hatte zwar kleinere Einnahmen und wurde dadurch zum Kleingewerbetreibenden, aber dennoch reichte das nur für ein einfaches Leben, u. a. ohne eigene Wohnung, denn sie birgt die höchste Belastung im Monat. Und nach dieser langen Zeit kann ich mich heute weniger mit dem Hans identifizieren als mit Aschenputtel, das sich nach einem besseren Leben sehnt – mit ein wenig Luxus, einem schönen Heim und vor allem ohne finanzielle Sorgen.

Daher ist das Leben mit wenig Geld auf Dauer aus meiner heutigen Perspektive überhaupt nicht erstrebenswert. Ziel sollte vielmehr sein, mit dem geringstmöglichen Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Anders gesagt: Weniger arbeiten und dabei möglichst viel verdienen. Um dahin zu gelangen, bedarf es insbesondere einer Überprüfung und Umstellung der eigenen Gedanken und Glaubenssätze:
Umdenken – Das persönliche Verhältnis zum Geld
Auf der Suche nach einem passenderen Lebensstil stehen einem eine Vielzahl von Ratgebern, Dokumentationen und Hörbüchern zur Verfügung. Da die Finanzen dabei zu den grundlegenden Themen gehören, gerät man vielleicht auch an spirituell orientierte Autoren, die über die Manifestation von Geld sprechen. Kann man Geld wirklich anziehen? Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es möglich ist, allerdings bedarf es dabei einiges an mentaler Umstrukturierung.
In erster Linie geht es darum, ein durchweg positives Verhältnis zu Geld zu haben und hier kommen gleich verschiedene Hürden ins Spiel. Schon in der Kindheit lernen wir, dass Geld allein nicht glücklich macht, dass reiche Menschen arrogant und oberflächlich sind und dass man richtig schuften muss, um sich das Geld im wahrsten Sinne des Wortes zu verdienen. Diese Sprüche sind Glaubenssätze, die sich als Wahrheit in unserem Verstand festsetzen. Und da wir natürlich nicht unglücklich, arrogant und oberflächlich sein wollen, werden wir folglich auch nicht in den Zustand des Wohlstands geraten.

Für mich lag die Thematik im Kreativen Arbeiten. Nach dem Abi wollte ich eigentlich Modedesign studieren, was mir allerdings madig gemacht wurde, weil es “brotlose Kunst” sei und ich nie wirklich Geld damit verdienen würde. In Deutsch hatte ich immer eine 4- oder 5, weshalb für mich feststand: Nein, kreativ bin ich nicht! Wie man sieht, hat sich alles ganz anders entwickelt. Dafür ist es aber umso schwerer, diese tief verankerten Glaubenssätze loszuwerden, um mir heute mit gestählter Brust zu sagen »Ja, ich darf mit meiner kreativen Arbeit, die mir leicht fällt und richtig viel Spaß macht, sogar überdurchschnittlich viel Geld verdienen!«.
Wenn man unterschiedlichen Menschen gegenüber äußert, dass man gerne Millionär wäre, reagieren die Wohlhabenden tendenziell mit einem verzückten Lächeln und positivem Zuspruch. Diejenigen mit wenig Geld antworten mit Ablehnung, Zweifeln und abwertenden Äußerungen wie »Träum’ weiter«. Auch Menschen mit viel Neid und Missgunst sind meinen Beobachtungen zufolge wesentlich weniger erfolgreich als die, die anderen nur das Beste wünschen. Daher macht es Sinn, seinem Denken über Geld viel Aufmerksamkeit zu schenken und sich ein durchweg positives Denken darüber anzueignen.
Umsteigen: Ähnliche Basis, aber doch ganz anders!
Nun bin ich zwar aus meiner 16 Jahre langen Dauer-Tretmühle ausgestiegen, aber am Ende bin ich nach drei Jahren doch wieder in einer ähnlichen Position: Ich möchte in Deutschland leben, habe wieder einen Hund, verreise nicht häufiger als früher und gehe einer Arbeit nach, wenngleich jetzt als Selbstständige. Während man oberflächlich gesehen sagen könnte, dass ich mir den ganzen Umweg auch hätte sparen können, ist mein Leben heute doch völlig anders als zuvor.
Was jetzt nicht mehr ist…
Ich habe keinen Druck oder Stress mehr, muss nicht mit schlecht gelaunten, lustlosen und negativen Menschen den Tag im Büro verbringen, ärgere mich nicht mehr über die schwache Arbeitseinstellung von Kollegen und Mitarbeitern, verliere nicht mehr mindestens eine wertvolle Stunde meines Tages durch die Fahrt zum/vom Arbeitsplatz, stehe nicht mehr auf der Heimfahrt abends im Stau und zu guter Letzt muss ich mich nicht mehr an strenge Arbeitspläne halten.

Das Leben heute…
Während ich eigentlich keine Pläne mehr haben wollte, hat sich doch herausgestellt, dass ein geregelter Tagesablauf Sinn macht. Es ist zwar schwer vorstellbar, aber es ist auf Dauer extrem anstrengend, jeden Tag auf’s Neue zu entscheiden, wie man die 24 Stunden verplant, die bestenfalls ganz besonders sein sollten. Darum geht es allerdings gar nicht. Man kann sich mit dieser etwas anderen Lebensweise ganz viel Freiheit in den Tag einbauen, die in Kombination mit einer erfüllenden Tätigkeit jeden Tag wunderschön zu Ende gehen lässt.

Hinzu kommt, dass ich jeden Tag theoretisch eine Auszeit in Form eines Ausflugs unternehmen kann. Allein diese Freiheit reicht aus, um sich nicht mehr vom Alltagsgeschehen eingeengt zu fühlen. Wenn die Tür vom Käfig immer offen steht, muss ich nicht zwingend rausfliegen, denn ich habe ja immer die Wahl. Ich glaube, das dieser Aspekt den entscheidendsten Unterschied zu meinem früheren Leben darstellt. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Umstellung auf eine gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und mehr Rücksicht auf Tier- und Umweltschutz, was ich als Teil der Gesellschaft für extrem wichtig halte!
Fazit zum Leben mit wenig Geld
Geld allein macht vielleicht nicht glücklich, aber ohne Geld ist das Leben auch nicht wirklich erfüllend. Ich halte es für eine große Bereicherung, sich für eine Zeitlang mal aus dem klassischen Konsum und der Leistungsgesellschaft zurückzuziehen, um sich mit den Fragen Geld, Beruf und Berufung, Liebe, Genuss, Achtsamkeit und dem Sinn seines Daseins auseinanderzusetzen. Wenn man sich losgelöst von diesen ganzen Dingen im Außen und den Wertvorstellungen der Gesellschaft mit sich selbst beschäftigt und seinen ganz eigenen Weg findet, wird man automatisch herausfinden, wie viel Geld man benötigen wird und wie man es verdienen möchte.
Das Aussteigen an sich ist keine Schwierigkeit.
Das Finden des eigenen Lebensstils wird die Herausforderung.
Ein lohnenswerter Weg!
Im Laufe seines Lebens wird man sich gewohnheitsmäßig immer mehr Dinge und Verpflichtungen in seine höchstpersönlichen Koffer packen, ohne sich zwischendurch mal die Zeit zu nehmen, sie auszuleeren, aufzuräumen und mit leichterem Gepäck weiterzumachen. Dadurch wird die Last auf den Schultern immer schwerer, das Leben ernster und der Wunsch nach Freiheit immer größer. Daher eignet sich eine längere Auszeit, um Ballast abzuwerfen, seine finanziellen Verpflichtungen zu überprüfen, unnötige Verträge aufzulösen, günstigere Tarife zu wählen und dadurch wieder zu einer Leichtigkeit zurückzufinden, die einem viele neue Türen öffnen wird.
Für mich ist es nun an der Zeit, mich von der Frage »Wie viel Geld brauche ich mindestens zum (Über-) Leben?« und den daraus resultierenden Mangel-Gedanken zu verabschieden und mich der Frage »Wie verdiene ich mit Leichtigkeit und Freude möglichst viel, ohne dafür zu viel Freizeit und Freiheit aufzugeben?« zu widmen. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Fülle, auch wenn das für viele Menschen auf dieser Welt bedauerlicher Weise nicht zutrifft. Aber könnte man mit dem eigenen Wohlstand nicht dafür sorgen, anderen zu etwas mehr Fülle zu verhelfen?
Ich freue mich auf die Fortsetzung!