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Jetzt ist er aus, der Traum!

Jetzt ist er aus, der Traum!

Natur der beste Ort für die Seele - Reiseblog Bravebird

Manchmal kann eine banale Frage einen Stein ins Rollen bringen, dessen Auswirkung man in der aktuellen Situation gar nicht für möglich gehalten hätte. Und wenn diese banale Frage dann plötzlich zu einer glasklaren Entscheidung führt, erscheinen die vorangegangenen Zweifel retrospektiv irgendwie unwirklich.

Genau genommen waren es in den vergangenen Wochen drei Fragen, die – heute möchte ich sagen »endlich« – zu einer wichtigen Entscheidung beigetragen haben. Die Antworten darauf ergaben einheitlich das Resultat, dass dieser Reiseblog nicht weiterhin mein hauptberuflicher Fokus sein darf. Aber ich möchte gar nicht lange auf die Folter spannen:

1. Frage: „Möchten Sie Ihren Reiseblog verkaufen?“

Bislang hatte ich mir in den vergangenen acht Jahren noch nie Gedanken darüber gemacht, dieses virtuelle Kapital zu verkaufen. Seitdem ich mich mit den ersten Einnahmen über diesen Blog 2015 selbstständig gemacht habe, habe ich mir bis zuletzt einen guten Weg erhofft, mit dieser Arbeit ein mindestens ausreichendes Einkommen zu erzielen.

Ja, man kann mit einem Reiseblog Geld verdienen und das sogar auch sehr gut, wenn…

  • man ohne Ende Werbung und Affiliate-Links in seine Beiträge ballert
  • einem Nachhaltigkeit unwichtig oder egal ist
  • man sehr viel Zeit in sehr viel Content investiert
  • man eigene Produkte wie Bücher, E-Books, Online-Kurse etc. entwickelt
  • man regelmäßig Produkte im Blog und auf Instagram bewirbt
  • es nicht leid wird, ständig supergute Laune, Glück und Happiness zu verbreiten.

Wenn man also kein Werbehörnchen sein möchte, das alle möglichen Produkte freundlich lächelnd in die Kamera hält, müssen Alternativen her und das wird mit wachsendem Umweltbewusstsein immer schwieriger. Pressereisen sind meist nur für wenige Tage vorgesehen mit relativ weiter Entfernung und das möchte ich heute weder selbst durchführen noch auf dem Blog anbieten. Und da die wenigsten Produkte wirklich nachhaltig sind, fallen auch hier die meisten Kooperationen durchs Raster.

Von den Reiseblogger:innen, die in der Zeit damals neben mir bekannt geworden sind, haben zwei ihre Blogs verkauft, andere haben gleich alles gelöscht und andere sind nicht mehr aktiv. Inzwischen habe auch ich etwa 15% meiner Reise-Artikel vom Blog entfernt und es wird auch noch ein paar weitere geben, die heute nicht mehr meiner Überzeugung entsprechen.

Fazit: Nein, verkaufen werde ich diesen Reiseblog nicht. Löschen wäre auch nicht der richtige Weg, denn er stellt nach wie vor eine wichtige Plattform für neue Projekte und Kontakte dar. Für mich ist nur entscheidend, dass er nicht mehr „Hauptberufliche Tätigkeit“ ist, denn ich habe weder Lust auf unpassende Werbung, die mir jedes Mal ein Stück Authentizität raubt, noch auf Pressereisen, die ich inhaltlich selbst so nicht durchführen würde oder gar nicht zu mir passen.

2. Frage: „Welche Reisen waren Ihre abenteuerlichsten?“

Als mich eine Journalistin mit dieser Frage konfrontierte, musste ich erst einmal länger überlegen. Ich dachte an meine ersten Reisen damals mit meinem Freund nach Ko Samui oder Bali, wo wir noch nicht einmal eine Fotokamera dabei hatten und in kleinen 15 Dollar-Hütten am Strand wohnten, die wir uns mit wirklich großen Spinnen teilen mussten. Und dann fielen mir viele weitere abenteuerliche Erlebnisse auf Reisen ein, die fast alle vor der Gründung dieses Reiseblogs stattfanden. Warum war das so?

Authentisch reisen in der Mongolei - Reiseblog Bravebird
↪ Übernachtung in der Jurte irgendwo mitten in der Mongolei

Im Grunde ganz einfach: Anhand der Blogbeiträge und Fotos stellt man schnell fest, dass Abenteuer, authentische Kontakte mit Einheimischen und aufwändigere Reisen nicht so interessant sind. Und da man natürlich viele Leser:innen gewinnen möchte (- denn je mehr Reichweite, umso mehr Aufträge -), tastet man sich nach und nach an die Themen heran, die eine möglichst große Reichweite erzielen. Das sind in logischer Konsequenz meist Massentourismusziele.

Fazit: Ich muss mir eingestehen, dass ich von dem, was Reisen eigentlich immer für mich ausgemacht hat, durch den Reiseblog teilweise stark abgewichen bin. Für mich war der Kontakt mit Einheimischen immer sehr wichtig, um das Leben und die Kultur der Menschen im Reiseland besser verstehen zu können. Dahin möchte ich wieder zurück, allerdings ohne Publikum, Likes & Top 10-Must-See-Places für Leser, und träume derzeit von einer Weltreise zu Fuß.

3. Frage: „Würden Sie dieses Produkt kostenfrei promoten?“

Start-ups, Leute mit Herzensprojekten, große Konzerne… viele gehen davon aus, dass man kein Problem damit hat, ein Produkt, ein Projekt oder was auch immer kostenfrei auf seiner Plattform zu bewerben. Wer Reiseberichte schreibt, wird automatisch in den großen Pool der „Blogger:innen“ und „Influencer:innen“ geworfen – ob man will oder nicht. Wie ich es auch in meinem Artikel Beruf Reiseblogger & Influencer – Lohnt sich das noch? beschrieben habe, ist es schwer, sich davon zu distanzieren.

Wenn ein Blog noch oder nur ein Hobby ist, machen kostenlose Reisen und Produkte Spaß. Sobald man damit aber seinen Lebensunterhalt verdienen muss, ist sofortiges Umdenken wichtig, denn ab diesem Zeitpunkt ist jede kleinste Tätigkeit als „Arbeit“ anzusehen, die auch als solche vergütet und wertgeschätzt werden sollte. Das muss man sich nicht nur selbst, sondern auch seinem Gegenüber deutlich klarmachen. 

Fazit: Die Corona-Pandemie hat die Problematik eines Blogs nochmal verdeutlicht: Man schreibt Artikel, erzeugt Content, betreibt Recherche und bespielt seine Kanäle. Aber in einer Zeit, in der die Aufträge ausbleiben, arbeitet man trotzdem über ein ganzes Jahr hinweg, ohne mehr als 100 Euro im Monat zu verdienen. Und das muss aufhören, denn so viel Mutter Theresa bin ich nicht.

Wie geht es hier in Zukunft weiter?

Was ist nachhaltiger Tourismus - Reiseblog Bravebird

Der Klimawandel verlangt uns viel ab, wenngleich die Leidtragenden in erster Linie die sind und sein werden, die mangels Geld und Möglichkeiten nicht mal eben umziehen oder irgendwo anders ein neues Leben aufbauen können. Wir werden in vielen Bereichen von unserem vergleichsweise dekadenten Lifestyle etwas zurückrudern müssen und das ist gerade in Bezug auf das Reisen eine echt schwierige Angelegenheit.

Während die Umstellung z. B. auf eine vegane Lebensweise eher einfach ist, weil man damit sein Leben völlig normal ohne Einbußen weiterführen kann, ist ein nachhaltiges Reiseverhalten extrem schwierig, da die Alternativen fehlen. Eine Fernreise zum Traumziel Neuseeland kann man nicht mal eben alternativ zu Fuß bewältigen – und das schmerzt nicht nur, sondern löst auch Frustration aus.

Der Reiseblog als Hobby: Endlich wieder 100% authentisch sein können

Wenn es jetzt nicht mehr auf die Zahl von Views, Likes und Kommentaren ankommt, kann ich mich dem widmen, was mir mittlerweile am wichtigsten ist und wo ich mir im Laufe der Jahre ein recht umfangreiches Wissen angeeignet habe: Nachhaltiges Reisen! In Magazinen, Büchern und in den sozialen Kanälen fallen mir so viele problematische Themen auf, dass ich es mir nicht nehmen lassen möchte, diesbezüglich mehr Aufklärung zu betreiben.

Viele Aspekte und Trends im Reisesektor beobachte ich mit großer Sorge und hier ist meiner Meinung nach unbedingt eine Gegenbewegung wichtig, die bislang mikroklein ist. Warum? Weil man damit eben kein Geld verdient und oft Hate und Abwertung abbekommt. Es gibt umweltfreundlichere Alternativen und Kompromisse und hier möchte ich in Zukunft auch weiterhin meinen Beitrag leisten bzw. möchte unbedingt kritischer werden können.


Wer sich für meine Historie in Bezug auf den Konflikt „Reiseblog & Umwelt“ interessiert, kann in diese Artikel einmal reinschauen:


Wer sich für die Problematik interessiert, kann sich einmal das Buch „Influencer – Die Ideologie der Werbekörper“ anschauen. Dies ist kein Werbe-Link. Bücher besser im lokalen Buchhandel bestellen.

Zeige Kommentare (30)
  • Liebe Ute,

    Vielen lieben Dank, dass du diesen Reiseblog erstellt hast, bin erst 2015 darauf aufmerksam geworden. Es freut mich, dass du dir so viele schöne Flecken auf der Erde ansehen konntest. Ich wünsche Dir viel Erfolg in deinem neuen Arbeitsumfeld/ Arbeitgeber und in deinem Privatleben. Danke dafür, dass du sehr realistisch geschrieben hast, ich hatte sehr gehofft, dass es sich wenigstens finanziell für Dich gelohnt hätte.

    • Liebe Erika,
      vielen herzlichen Dank für die guten und lieben Wünsche! Finanziell gelohnt hat es sich für mich bis auf wenige Monate nicht, aber das war in dieser Phase auch völlig in Ordnung so.
      Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag und viele Grüße
      Ute

  • Liebe Ute,
    was für ein großer und ehrlicher Schritt. Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Mut und das Du bei Dir bleibst.
    Danke das Du uns an Deiner Entwicklung und den Weg zu Deinen verändert Werten und Sichten teilhaben lässt. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach ist und das Du das eine oder andere Mal vor dem PC gesessen hast und gedacht hast : „Soll ich jetzt wirklich „Veröffentlichen“ drücken?“
    Mut und Authentizität zahlt sich (meiner Erfahrung nach) immer aus.
    Ich hoffe, Du findest die Leichtigkeit bei den Dingen die Dir Spaß machen wieder, jetzt wo es wieder einfach nur schöne Dinge sind (und nicht der Job).
    Ich würde mich freuen hier weiter von Dir zu lesen, doch wenn Du denkst: „Jetzt ist Zeit für etwas anderes.“ dann ist das Deine Entscheidung und muss für uns Leser völlig OK sein.
    Wir haben nur dieses eine Leben und sollten dieses in Zufriedenheit mit uns selbst leben.
    Du machst das schon richtig!
    Ich wünsche Dir eine wunderbare Zukunft.
    Alles Liebe Sylke

    • Liebe Sylke,
      so ein schöner Text, Danke für die herzlichen Worte! Und ja, es war genauso wie du es beschreibst. Wenn man in eine Richtung gehen soll, die sich nicht gut anfühlt, bringt das alles durcheinander und das spüren natürlich auch Leser. Von daher bin ich glücklich und dankbar für den Schritt, der längst überfällig war. Die Leichtigkeit kommt sicher bald zurück :)
      Schön, mal wieder von dir gehört zu haben und ganz liebe Grüße aus Köln
      Ute

  • Vergiss niemals, warum Du damals ausgestiegen bist!
    Mach weiter und wirf nichts weg!

    Vielleicht erinnerst Du Dich, als ich letzten Dezember nach 6 Jahren „meiner Reise“ wieder zufällig auf Deinem Blog gelandet bin. „Nichts verändert und doch alles anders“

    Wir können die Welt und die Menschen nicht ändern, nur unsere Erfahrungen mitnehmen und unseren Umgang damit VERändern.

    Ich arbeite noch immer an mir und an:
    „Du kannst nicht jeden Hund dieser Welt retten, aber Du kannst die ganze Welt für einen Hund retten“
    vielleicht hilft das, wenngleich ich das selbst noch immer nicht akzeptieren will.
    Ich wollte wohl auch immer zu viel…

    Rock on!
    Johannes

    • Hey Johannes,
      um Himmels willen, ich werfe auf keinen Fall etwas weg. Eigentlich im Gegenteil: wieder authentisch sein und schreiben zu können, bringt für Leser und mich einen enormen Mehrwert. Ich geh‘ da mit dem Flow :)
      Liebe Grüße und weiterhin toi toi toi
      Ute

    • Liebe Ute,
      Du bist die einzige Reisebloggerin, die ich noch mit Freude lese und ich finde Deine Entwicklung spannend und ich lerne ganz viel von Dir. Danke dafür und ich freue mich darauf zu lesen, wie es bei Dir weiter geht.
      Liebe Grüße
      Ute

      • Liebe Ute,
        ich freue mich immer sehr auf deinen so positiven Zuspruch! Vielen Dank dafür, das tut mir jedes Mal sehr gut.
        Eine schöne Woche wünsche ich dir und hoffentlich bis bald,
        liebe Grüße
        Ute

  • Hi Ute, ich lese deinen Blog schon einige Jahre sehr gern und habe durch dich tolle Einblicke in die Welt da draußen erhalten. Dennoch kann ich deinen Schritt und die Gründe dafür absolut verstehen und nachvollziehen. UND: ich wünsche dir nur das Beste, was auch immer da kommen mag :-) LG Jasmina

    • Liebe Jasmina,
      das sind aber schöne Zeilen – vielen Dank dafür! Freut mich, dass du etwas für dich mitnehmen konntest.
      Herzliche Grüße aus Köln!
      Ute

  • Sehr gute Beweggründe und ein tolles Statement. Den Zwang zur Kommerzialisierung erfahren viele Blogger aber auch Künstler und andere „Kreativschaffende“. Es ist ein Tanz auf Messers Schneide und ohne Grundeinkommen wird es meiner Meinung nach leider immer so bleiben…

    Ich finde es gut dass du hier Prioritäten setzt und dich klar positionierst. Für Maria und mich wird unser kleiner Blog auch immer ein Hobby-Projekt bleiben, das sich im Idealfall selbstfinanziert (hosting, tools, domain, etc) – oder halt aber auch nicht.

    Weiterhin gutes Schreiben, Jan

    • Hallo Jan,
      das ist eine gute Entscheidung. Es wäre schon hilfreich, wenn Unternehmen und PR-Agenturen wenigstens faire Preise anbieten würden, aber solange es Leute gibt, die Kooperationen umsonst oder für kleines Geld annehmen, wird sich da leider nichts ändern. Wie du schon sagst geschieht das auch in anderen Branchen…
      Euch auch weiterhin gutes Schreiben,
      Ute

  • Mal wieder ein wahnsinnig ehrlicher Beitrag und Glückwunsch zur Rückkehr zum authentischen Sein. Ich folge dir schon seit einiger Zeit und dachte mir in der Tat an der einen oder anderen Stelle, dass das irgendwie nicht so recht zu anderen, persönlicheren Beiträgen von dir passt. Daher freue ich mich jetzt umso mehr auf neuen Input, von dem ich für mich immer ein kleines Stück für mich mitnehme. Danke an dieser Stelle dafür und nur das Beste für dich! LG

    • Liebe Angelika,
      dann hast du eine gute Intuition, klasse! Ich freue mich sehr, dass du meinen Weg zukünftig auch weiterhin verfolgen wirst.
      Viele Grüße!
      Ute

  • Durch Dich und Deinem Blog liebe Ute, hatte ich vor einigen Jahren endlich den Mut alleine als Backpackerin die Welt anzuschauen.
    Deine Berichte….Soviel gute Inspiration und vor allem Ehrlichkeit ist sehr, sehr selten geworden in der individuellen Reisewelt.Ich ziehe meinen Hut vor diesem Bericht!!
    Und auch ich habe mittlerweile kein Bedürfnis mehr, in vollgepackte Flieger zu steigen, um an einem ‚Geheimtipp morgens um 8 Uhr 100 überstylte Influencer zu treffen.
    Da wandere ich doch mittlerweile lieber durch heimische Wälder… und zu Fuß kommt man auch überall hin ;)
    Ute bleib wie Du bist und ich wünsche Dir von Herzen weiterhin alles Gute!

    • Liebe Dagmar,
      wow, was für ein toller Kommentar! Danke für die lieben Worte <3 Genau dieser Zuspruch erhält diesen Blog am Leben!
      Ich wünsche dir eine schöne Woche und freue mich wieder mal von dir zu hören!
      Viele Grüße aus Köln
      Ute

      • Mit vielen lieben Dank zurück, Brave Girl:)
        Dein Name ist und bleibt Programm bzgl.
        ALLER Themen-weiter so!

        Herzliche Grüße von der ‚Schäl Sick‘ :)

  • Hallo Ute,

    ein großer Schritt. Ich finde es aber gut, dass Du den Mut und die Konsequenz hast, diesen zu gehen. Und ich kann ihn verstehen.

    Ich selber betreibe meinen Blog als reines Hobby. Vor ein paar Jahren kam auch mal der Wunsch auf, neben den Affiliate.-Einnahmen doch ein wenig mehr damit zu verdienen. Also habe ich Kooperationen gemacht, drei Reisen auf Einladung von Destinationen. Da habe ich aber schnell gemerkt, das ist nichts für mich.

    Auf den Reisen habe ich Dinge getan, die ich sonst niemals auf Reisen tun würde. Essen im Sterne-Restaurant, langatmige Stadtführungen zu Fuß, in irgendeinem Wellness-Bereich abgehangen. Toll für den, wer es mag. Ich bin aber nicht der Typ dafür. Ich esse lieber gutbürgerlich, erkunde eine Stadt auf eigene Faust und Zeit am Pool ist bei mir verlorene Zeit.

    Auf der dritten Reise wurde ich krank, starke Erkältung. Normal wäre ich an dem Tag mit dem Hintern im Bett geblieben. So stand aber das Tagesprogramm an, und man wollte den Auftraggeber ja nicht enttäuschen. Also raus, und mit Rüsselnase irgendwelche Sehenswürdigkeiten angesehen, die mir aber an dem Tag irgendwie egal waren.

    Und zu Hause? Plötzlich muss man über eine Reise schreiben, das „kann“ war weg. Das hat sich falsch angefühlt und ich glaube, man hat es den Beiträgen auch angemerkt. Und was schreibt man, wenn man die Stadtführung langatmig fand und man die Hälfte der Vorträge nicht verstanden hat, aufgrund des Dialektes der netten Frau? Hätte ich die selber bezahlt, hätte ich genau das geschrieben. So war das schwierig, es war doch gut gemeint. Soviel dann zur Authentizität.

    Ne, danach habe ich beschlossen, keine Kooperationen mehr, keine Reisen, die ich nicht selber finanziere. Und das habe ich bis heute nicht bereut und betreibe den Blog weiter als schönes Hobby.

    Dir wünsche ich nun viel Spaß am neuen (alten) Gefühl beim Bloggen.

    LG Thomas

  • Hallo Ute, bin eben über den Bericht auf SPON auf das Thema gestossen. Sehr gute Zusammenfassung des Dilemmas vieler Reiseblogger, das sehe ich in den Punkten genau so. Für mich mit meinen Themen Südamerika und Safari in Afrika ist besonders Punkt 2 relevant und genau der Grund, warum ich immer in einer Nische aktiv sein werde und sich die Frage nach Professionalisierung sprich Umsatzerhöhung nicht wirklich gestellt hat. Mit Beginn der Pandemie habe ich zudem ca. 90% meines Traffics verloren, und war sehr froh, dass ich auf die Blogeinnahmen nicht angewiesen bin. Auf massentaugliche und damit Einnahmen generierende Themen wie Radtouren am Bodensee oder die zehn schönsten Wanderungen im Harz wollte ich nicht umschwenken. Von daher kann ich deine Beweggründe alle sehr gut nachvollziehen, vielen Dank für die offenen Worte!

  • Hallo Ute
    Alles hat ja so toll angefangen. Raus aus dem Alltagstrott und rein ins Abenteuer. Ja, mit dem Camper unterwegs zu sein, anhalten wo man will. Bleiben wo man will usw.
    Ich hab ja früher schon mal geschrieben, dass ich mit 23 Jahren, also vor 42 Jahren mit einem Unimog 404S von Zürich bis nach Kapstadt und retour gefahren bin. 64‘000 Kolometer, 2 Jahre, 23 Länder. Der Unimog war von der Deutschen Armee ausgemustert.
    Nach der Reise wieder Eingliederung ins Arbeitsleben und eigene Familie. Mit 50 , vor 15 Jahren, hatte es mich weder gepackt und diesmal fuhr ich in Südamerika umher. Auch wieder mit einem 4×4. Da kam auch die Idee auszuwandern.
    Mit 56 bin ich mit 2 Koffern und dem Turistenvisum nach Cartagena, Kolumbien ausgewandert. Mir war das Klima in der Schweiz einfach zu kalt. Nun lebe ich seit fast 10 Jahren in der Karibik und führe mit meiner Frau das Hostal Capurgana in Capurgana, Kolumbien. Beatriz, meine Frau habe ich hier in Capurgana kennengelernt.
    Wir reisen sehr gerne und individuel mit Flugzeug, Bus, Bahn, etc.
    Vor der Pandemia waren wir 3 Monate in Südindien unterwegs. Wir reisen, weil es uns Spaß macht andere Länder und andere Sitten und Gebräuche kennen zu lernen.
    Ich werde wieder Reisen, sobald der Virus besiegt oder beseitigt ist. Zur Zeit plane ich eine Reise in Australien. Auch wieder mit dem eigenen Fahrzeug.
    Ich persönlich finde, dass Reisen bildet und nicht unnötig eingeschränkt werden sollte. Klar, dass Massentourismus nicht gerne gesehen wird. Bin aber echt überrascht,dass Städte wie Venedig, Barcelona, die wegen dem Massentourismus stöhnten nun nicht warten können bis es wieder losgeht.
    Bin echt gespannt, wie es bei dir weitergeht. Vielleicht packt dich das große Reisefieber doch nochmals.
    Vielen Dank für deine Berichte.
    Ein Gruß aus Kolumbien
    Silvio

  • Ich glaube, dass es für mich auch ein Traumjob werden könnte. Entweder meinen eigenen Blog ausbauen oder als Reiseautorin tätig zu sein. Ich finde es sehr interessant, dass du auch die Nachteile geschrieben hast. Dass man dann Reisen nicht mehr komplett genießen kann, ist ein wichtiger Punkt. Es ist halt Arbeit und wenn man selbstständig ist, muss man sich um alles selbst kümmern, man hat aber die freie Themenwahl und keinen Redakeur im Nacken sitzen.

    Gruß,
    Kerstin

  • Liebe Ute!

    Ich finde es toll, dass du dir und deinen Prinzipien so treu bleibst! Ich glaube, es ist sehr wichtig, die eigenen Ziele und seine Lebensweise immer wieder zu überdenken, bewundere aber auch den Mut, mit dem du das tust. Wenn es mehr Menschen gibt, die so handeln, kann die Welt vielleicht doch noch gerettet werden ?.
    Ich wünsche dir alles Gute und bin gespannt, wie es bei dir weiter geht!

    Liebe Grüße,
    Feli

  • Nachhaltiges Reisen? Interessant!
    Klingt mir eher danach als hättest du immer noch nicht ganz ausgeträumt.
    Viele Grüße
    Markus

  • Liebe Ute,
    jetzt muss oich erstmal ein lautew „WOW“ an den Anfang stellen, was für eine Aussage und Erkenntnis!

    Das Schwietrigste ist, nicht mit dem Finger mahnend und vorwurfsvoll auf Andere zu zeigen. Mir fällt da immer der Spruch von meiner Mutter ein: Erst vor der eigene Haustüre kehren, und dann wiederkommen. Und wenn man diese Aussage einmal klar definiert, dann kommt keiner mehr wieder, aber warum?

    Die Antwort ist bei genauer Betrachtungsweise ebenso einfach wie klar: Das schwierigste am „Kehren“ ist, dass man seinem eigenen Ego gegenüber EHRLICH sein muss, aber wer kann das schon, schmerzt doch bereits der Blick auf sein eigenes Ich mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, die man gerne bei Anderen sucht und ablädt, um davon abzulenken.
    Jeder, der etwas ändern möchte, muss zwingend bei sich selbst anfangen und ehrlich zu sich selbst sein, dann kann es gelingen. Das ist der schwerste Teil. Wer sich dem Mainstrean anpasst, wird dauerewiglich der Verlierer sein. Das ist der einfachste Teil.

    Ich kann Dir nur zu Deiner Erkenntnis und Entscheidung gratulieren, nur sehr Wenige haben den Mut dazu UND teilen das auch noch öffentlich mit Anderen, Hut ab!!

    Und leider, das zeigt auch Deine Aussage, gibt es nach wie vor viele Menschen, die mit sachlicher Recherche und Sicht der Dinge sich perönlich angegriffen fühlen (siehe manche Kommentare in dem Artikel „Warum Vanlife nicht nachhaltig ist“), aber nicht dazu bereit oder in der Lage sind, sich ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen. Hierzu fällt mir die Frage ein, welches Fahrzeug das Ökologischste ist, die ein Wissenschaftler (der TAW Saar, glaube ich) wie folgt beantwortet hat: Das, welches nicht gebaut wird/wurde.

    Als Gesellscvhaft haben wir in ganz vielen Bereichen noch einen sehr weiten Weg vor uns, aber ich habe die Hoffnung, dass wieder mehr Menschen ihr Hirn benutzen, weil diese ebenfalls irgendwann an ihre Grenzen stossen.

    Ich ziehe meinen Hut und verbeuge mich vor einer starken Frau, bleibe Dir und Deiner Sache treu!

    Liebe Grüße
    Joachim F.

  • Ich frage aus Neugierde:
    Wirst Du wieder in das alte „Standard“-Leben zurück kehren und im 40h/Woche Job das Geld verdienen und im Urlaub reisen, oder hast Du fürs Geld verdienen und Reisen eine andere Lösung gefunden?

  • Hallo Ute,

    ich ziehe meinen Hut vor dieser Erkenntnis. Es war bestimmt nicht einfach sich so zu entscheiden, wenn es von einem doch als Einkommen geplant war.
    Nach der Corona Pandemie finde ich diesen Schritt jedoch gut, durchdacht und bewusst.
    Auf deiner neuen Reise wünsche ich Dir alles Gute und viel Erfolg!

    Beste Grüße aus Solingen
    A. Böhme

  • Liebe Ute,
    neulich bin auf ein Produkt von anderen Reisebloggern zum Start eines Reiseblogs gestoßen und fand es schlicht erstaunlich wie einem dieses Lebensgefühl verkauft wird, dass man doch kaum was dafür tun muss und schwups lebt man in einem schicken Van in Portugal oder ähnlich schönem Ort. Das Geld kommt ja schließlich passiv, man müsste nur paar Bilder auf Instagram hochladen und ein paar Reiseberichte schreiben. Und schon ist „Schluss mit Hamsterrad“ und „Hallo Traumleben“!
    Von wegen! Wenn man sich ein wenig mit der Materie auskennt, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Wie du völlig zutreffend schreibst, man kann mit einem Reiseblog Geld verdienen und sogar ganz gut. Dazu braucht es allerdings jede Menge Reichweite und Bereitschaft ununterbrochen die Werbetrommel zu rühren. Und diese Reichweite bekommt kann heutzutage kaum organisch. Ganz nach dem Motto „The Winner takes it all“. Ist die Seite 1 von Google belegt, na dann viel Spaß ganz viele tolle Reiseberichte zu schreiben und jede Menge SEO Aktivitäten zu betreiben. Eine Leiche versteckt man bekanntlich am besten auf Seite 2 von Google ?
    Und ja, man kann es ruhig mal machen, wenn es einem Spaß macht. Wenn man jedoch auf das Einkommen angewiesen ist, bleibt es dem ein oder anderen nichts anderes übrig, als teilweise skurrile Werbepartnerschaften einzugehen. Zudem bedeutet ein Reiseblog jede Menge Arbeit, die von Anfängern oft unterschätzt wird. Deswegen sehe ich die Reiseblogroll rein als Hobby Projekt. Weil ich das Reisen liebe und gerne schöne Reiseberichte lese sowie keineswegs auf das (potentielle) Einkommen angewiesen bin. So bin ich in meinem Tun komplett frei. Ich schreibe wann ich will, worüber ich will und über wen ich will. Klar habe ich auch Affiliate Links, denn die Kosten fürs Hosting etc. laufen weiter und mein Stundensatz ist eigentlich auch vielfach höher, als die 2-3 Euro, die durch Affiliate Links rumkommen. Es ist mir jedoch ganz recht so. Ich möchte keine Pressereisen machen und muss kein Produkt und vor allem kein „Happy Life“ verkaufen. Ein Reiseblog als Hobby ist eine feine Sache. Auch wenn du den Blog nicht mehr hauptberuflich betreibst, hoffe ich sehr, trotzdem in Zukunft noch einiges von Dir zu lesen. Habe Deine Seite der Blogroll hinzugefügt, so verpasse ich jetzt keine Artikel mehr ? Liebe Grüße Katja

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